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Et. «u: >r. 3000 << 24,000 0 dcsgl. onienstr »2. ff n der Bahn t completr» tl. PflanM» rgunaen sn nkunft gegen > Werten unter latte» erb. brikeu. ver- ZUM Proceß Osenheim. * Noch liegen bi« jetzt keine Urtheile der deut- scken Tagespresse über den Ausgang des fast zwei Monate lang in 36 schweren Sitzungen durchge führten ProcesseS der Staatsgewalt Oesterreichs gegen einen der glänzendsten Sterne am Himmel de» Gründerthums vor; wohl aber darf man schon jetzt mit fast unbedingter Sicherheit voraus sagen, wie jene« Urtheil ausfallen wird. Wir werden in den nächsten Tagen die Stimme deut- fchen RechtsgesühlS ertönen hören im leuchtenden Gegensatz zu dem banausischen Triumphgeheul, welche- eine ganze Reihe von Wiener Blät tern unter Führung ihres edlen Doyen, der Neuen freien Presse, schon jetzt anzustimmen sich nicht entblödet, — Blätter freilich, welche er wiesener Maaßen mit den schmählichsten Sünden unv Auswüchsen des Gründerschwindels leider so innig verwachsen waren und sind, daß eine wür- vigere Haltung ihrerseits gar nickt erwartet werden konnte. Es erfüllt mit tiefem, aber gerechten! Unwillen, wenn man jetzt sehen muß, wie die genannte Zeitung ihrem Wonnegefühl über Ofenheim'S Freisprechung in begeisterten Dithyramben AuS- truck giebt und den Wahrsprnch der Wiener Ge sbworenen als ein GotteSurtheil preist. „Das Bolksgericht, sagt die „N. Fr. Pr.", hat gesprochen, wie eS von unabhängigen Männern zu gewärtigen war. Sie haben einen verfolgten Mitbürger, gegen welchen mit allen dem Arsenal der Gesetze und dem Machtbesitze entnommenen Mitteln eine schwerwiegende Anklage erhoben wurde, mannhaft gegen dieselbe geschützt; sie haben einen kühn an gelegten, geistig hochbegabten Unternehmer, der aich einer glänzenden Lebensstellung m Unter, suchung, in» Gesängniß, aus die Anklagebank ge führt 'wurde, seiner Familie, feinem Wirken wiedergegeben; sie haben durch ihren Spruch ge zeigt, daß dem Volksgerichte die Macht gleich gültig ist, daß es nicht beirrt wird durch die imponirende Gewalt einer von Rcgierungs wegen unternommenen Anklage, daß die Un abhängiqkeit der Rechtspflege in ihm einen sicheren Hort findet; sie haben durch ihren Spruck Oesterreich davor bewahrt, daß es zurückgeschleu dert werde aus den im großen Style mit Muth, Eaergie. geistiger Kraft geführten schöpferischen Unternehmungen in die Epoche muthloser, stumpfer Resignation; sie haben dem Gewissen der Wahr heit, der Rechtssicherheit eine breite Gasse er öffnet und dadurch für die Ethik, für die Ge rechtigkeit, für den Rechtsstaat das Höchste ge leistet. Wenn jemals, hat sich in diesem Falle die Institution deS Voltsgerichtes bewährt, in einem Falle, in welchem c« durch daS fast er drückende Jneinandergreisen aller Machtfactoren furchtbar schwierig wurde, die volle Unabhängig keil zu behaupten, und eine fast übermenschliche Ausgabe an die Charakterstärke des vom Staate ernannten Richters herangctreten wäre, wenn ihm der Spruch über Schuld oder Nichtfchulo abge legen hätte." Rollen wir dieser frechen Beschönigung uner hörten Schwindels gegenüber ein andere» Bild aus, wie eS ein deutscher Berichterstatter eines deutschen Blattes schon vor fast einer Woche im Hinblick auf die damals bevorstehende Fällung des Urtel» zu entwerfen sich gedrungen fühlte. Die in BreSlau erscheinende „Schlesische Presse" ver öffentlichte vor einigen Tagen den neuesten ihrer interessanten „Wiener Briese", der vom 24. Febr. datirt, also in der Pause, welche durch die Er Irankung des Gerichtsvorsitzenden veranlaßt wor Aber da kam eine Rüge nach der anderen, bald mündlich, bald schriftlich, bald beiläufig in der Conversation und bald in kategoriscker Form, bald von der höchsten Iustizstelle des Reiche» und bald von dem unmittelbaren Vorgesetzten. Heute hakte er zu viel Nachsicht gegen den Angeklagten, morgen zu viel Schroffheit wider den Staats anwalt entwickelt. Da ward eS dem vielgevlagten Manne schwül um die Seele und er suchte durch Chinin seine Aufregung zu meistern. In feiner hochgespannten Einbildung sah er sich bereits in unfreiwilligen Ruhestand versetzt. „Dein Gatte ist kein OberlandcSgerichtSrath mehr, sondern blos noch ein Adjunct", soll er wiederholt zu sei ner Gattin gesagt haben. In solcher Gemülhsverfassung kam er am ver flossenen Freitag in den GerichtSfaal, um sein Resumä zu halten. Er hatte in den vorange gangenen zwei Tagen das horrende Quantum von hundert Gran Chinin zu sich genommen. Aber ehe er noch feinen Platz einnahm, ward ihm ein Schreiben des OberlandeSgericktS-Präsi- venten Hein, feines Vorgesetzten, übergeben, welcher ihm in barschester Weise über die Art seiner Proceßlcitung Vorhaltungen machte Dies stieß dem Fasse den Boden ein. Baron Wittmann lallte die Hälfte feines ResumL mehr al» er sie sprach; es war al» ob ein Asthmatischer nach Luft ringe; dann sank er zusammen und ward leblos hinwcggetragen. Seitdem ruht der Proceß, der kranke Präsident erholt sich allmälig von den psychischen Irri tationen, welche an ihm anfänglich zur Erscheinung kamen und eine Störung seiner geistigen Kräfte befürchten ließen, und der Angeklagte liegt, ohne sein Verschulden, weitere ackt Tage auf der Fol ter: er ist, um mit den Wienern zu reden, ge hängt worden, aber der Strick zerriß während der Procedur. Der Briesschreiber kommt nun auf die Folgen zu sprechen, welche der Proceß Ofenheim in jedem Falle für da« Ministerium, welches ihn angestrengt, mit sich führen müsse. Das ohnehin schon etwa« durchlöcherte Ansehen deS CabinetS werde, meint er, durch diesen Proceß vollständig vernichtet werden. Der Handelsminister sei unmöglich ge- werden (er hat sich ja auch bereits „aus Gesund heitsrücksichten" nach dem Süden begeben), der Justizminister vr. Glaser und sein Freund von der Preßleitung (Minister ohne Portefeuille l)r. Unger) feien trostlos blamirt. Politisch seien die Consequenzen diese» unterbrochenen Opferfestcs nahezu unabsehbar, und der gewöhnliche Anstands begriff müsse den Staatsmännern, welche gegen wärtig Oesterreich lenken, unbedingt verbieten, noch länger das Ruder in ihren Händen zu halten Dann fährt er also fort: Allein eS drängt mich, den Wiener Pharisäern die Schmähungen heimzuzahlen, welche 'sie vor wenigen Monaten über die preußischeIuftiz- pslege häuften, als Graf Arnim in Nassenheide verhaftet worden war. Man sprach an der Donau von „CabinetSjustiz" und schaute zur Spree hinüber, al» ob man sagen wollte: Wir danken Gott, daß wir nicht sind wie diese! Und nun? Ist eine Intervention wie diejenige, welche der Präsident Baron Hein durch feinen Brief verübte, in Preußen denkbar? Giebt eS dort Richter, welche so sehr ihre Autorität und ihren Beruf verkennen, daß sie eine durch ihre übergeordnete Stellung wirksame Pression auf einen in der Rechtsübung begriffenen Col legen auSzuübcn wagen? Ich sage: Nein! — und ganz Wien sagt es in diesem Augenblicke eben falls. Darum wurde auch gestern dem Abgeord- den, geschrieben ist, und dieser Brief enthält eine I neten Fux, einem mannhaften mährischen Mit so würdig gehaltene und doch dabei pikante Dar I gliede der äußersten Linken, von allen Seiten zu legung der einfchlagenden Verhältnisse, daß er I gejubelt, al» er in scharf pointirtcr Interpellation nach jetzt noch verdient, wenigsten» im AuSzuge I von dem Justizminister vor versammeltem Reichs mitgetheilt zu werden. I rathe Aufklärung über diesen schreienden Miß- Das ganze gewaltige Gerichtsdrama, heißt es l brauch der Amtsgewalt forderte. Der Minister I dieser „mit seiner Kirche keine politische Herr dienzien deS neuesten CapitelS österreichischer Ge-1 schichte, da« sich charakteristisch genug in dem Gericht-saale abspielt. Gott besser'-! Tagesgeschichtlichr Uedersrchl. Gegenüber allen bisherigen Angaben wegen des Rücktritts deS FürstenBiSmarck verdient eine neuerdings auftauchende Version wegen der unterrichteten Quelle, aus der sie stammt, be sondere Beachtung. Danach würde der Fürst bis zum Herbst de» Jahre« zur Kräftigung feiner Gesundheit beurlaubt und eine Vertheilung seiner Arbeiten in der Weise geregelt werden, daß diese auf den StaatSsecretair von Bülow und den Teheimenrath v. Radowitz im Wesentlichen über gehen. Der Letztere würde al-bald von PeterS- bürg in das Auswärtige Amt zurückkehren. lieber da» Befinden des Abgeordneten LaSker wird vom Sonnabend gemeldet: In der ver gangenen Woche unterlag da» Fieber Schwankun gen, wie sie beim Typhu» häufig sind, ohne indeß je eine bedrohliche Höhe zu erreichen. Auch die Störungen des Bewußtseins waren weder unge wöhnlich intensiv, noch erstreckten sie sich über sehr große Zeitabschnitte hin. Wenn bei der voraus sichtlich noch langen Dauer der Krankheit schwere Gefahren keineswegs ausgeschlossen sind, so hat man doch Grund, mit dem bisherigen Verlause zufrieden zu fein. Im preußischen Staats-Ministerium schweben in diesem Augenblicke Verhandlungen über einen entschiedenen Schritt der Regierung gegenüber dem preußischen Episkopat bezüglich der letzten päpstlichen Encyklica. ES soll den Bischöfen eine unzweideutige Erklärung abgenöthigt werden, ob sie die Autorität des Staate» durch den be fohlenen Ungehorsam gegen die Gesetze geradezu verleugnen wollen. In diesem Falle will man dann nicht an der Hand der Maigesctze, sondern gestützt auf alle ältcrn Vorschriften mit voller Strenge gegen die Bischöfe Vorgehen. Ueber die Formen, die Mittel und Wege, welche man zur Verwirklichung dieser Absicht einschlagen will, schweben noch die Verhandlungen. Zehn katholische Mitglieder des preu ßischen Abgeordnetenhauses (Allnoch, Graf Arco, Bischofs, Braun (Waldenburg), Doms. Haucke, Moschner, Schramm, Stuschke, Werner) veröffentlichen folgende wichtige Erklärung: Wir bestreiten auf das Entschiedenste, daß dir kirchen- politischen Gesetze des deutschen Reiches und des preu ßischen Staates „die göttliche Verfassung der Ki cke vollständig Umstürzen und die unverletzlichen Gerecht same der Bischöfe gänzlich vernichten", und protestiren feierlichst: 1) gegen alle die Autorität, die Verfassung und die Existenz des Staate» gefährdenden, in dem päpstlichen Erlasse ausgesprochenen Principirn. ins besondere 2) gegen die Berechtigung des Papstes, auf verfassungsmäßige Weife zu Stande gekorn mene Staategesetze für ungültig zu erklären. Wir sind vielmehr der Ueberzeugung, daß die Lehre der katholischen Kirche jedem Katholiken ausdrücklich gebietet, auf verfassungsmäßige Weise zu Stande gekommene Staatsgesetze als vollgiltig und rechtsverbindlich anzu erkennen und ihnen Gehorsam zu leisten. Indem wir hiermit unsere Stellung zur päpstlichen Encyklika vom ä. Februar I87ä klarlegen und rückhaltlos die Tom- petenz des Staates züm Erlaß der kirchenpolitischen Gesetze, sowie deren verfassungsmäßige Wirksamkeit an- erkennen, fordern wir alle gleichgesinnten patriotischen Katholiken auf. diesem unserem Proteste zuzustimmen, um dadurch die Gemeinsamkeit mit allen denjenigen Katholiken auszuschließen, welche den Eingriff der päpst- lichen Curie in das Gebiet der Staatsgewalt für berechtigt halten. Der altkatholische Bischof ReinkenS ver öffentlicht einen Hirtenbrief, dessen Inhalt stck gegen die letzte Encyklika de» Papste» richtet Anknüpfend an da» Stickwort: „Man muß Gott mehr gehorchen al« den Menschen", sucht ReinkenS durch zahlreiche Aussprüche Christi zu beweisen, K u. A, liegt heute wie ein unförmlicher Torso vor tem Blicke da. Eine Weile schien es, al« ob der Genius der Gerechtigkeit sich mit glänzenden Flügeln über den Dunstkreis emporschwingen wollte, in welchen wir durch da» Ringen diese« kühnen Abenteurers mit dem Sittengesetze gebannt such. Es war, al« der Staatsanwalt Gras Lamezan seine zerschmetternde Rede hielt und mit moralischer Ueber legenheit in die prunkenden Höhlen "de» Gründerthums hinunter leuchtete Athemlo« lauschten gelebrte und geschworne Richter, Varrcau und Publicum Vieser zorngeschwellten Im provisation, in welcher eine lüderliche Finanzpraxis vonderEthlk, die Rabulistik vonderMoral.dcrSchein de» Rechte- von dem Rechte selbst erbarmungslos niedergerungen wurde. Wie schrumpfte gegenüber dieser Unerschrockenheit de» StaatSprocurator» der Vertheidiger vr. Neuda in Nicht» zu sammen! — Nack Beendigung de» Vortrag» schien e» un zweifelhaft, daß die gute Dache glorreich zum Au-trage kommen müsse. wich aus; er verneinte Nichts und bejahte Nichts, sondern flüchtete sich hinter die wohlseile Au« rede, daß eine Auskunft sich verbiete, so lange vcr Proceß noch in der Schwebe fei. Mit diesem Winkelzuge hat vr. Glaser sich vor der öffent lichen Meinung sein moralisches TodeSurthcÜ selbst unterfertigt. Ich möchte wohl Denjenigen sehen, der jetzt noch darauf wettet, daß dieses Ministerium ein Vierteljahr iin Amte bleiben könne. So in den Staub gesunken, so bei leben digem Leibe verwittert, wie dieses mit Jubel be grüßte Ministerium Auersperg, ist gewiß nock niemal» eine Regierung. Und leider mit ihr auch eine Partei. Und der Proccß? . . WaS wird au» ihm werden?.. Welche» wird sein Ergebniß sein? Denken Sie, daß man so noch in Wien frägt?> O nein, e» ist, al» ob alle diese Fragen längst weit hinten lägen in grauer Vergangenheit Diejenigen, die ihn anstrengten, haben ihn sicher I schaft verbinden wollte, daß ihre Repräsentation durch die Oberen und ihre Leitung der Regie rungsweise der irdischen Königreiche gänzlich un ähnlich sein solle." Von einer Darstellung der göttlichen Majestät in sichtbaren Stellvertretern zur Entgegennahme von Huldigungen und zur Ertheilung von Herrscherbcsehlen sei bei Christus keine Rede. Wer die Sache der Kirche mit dem weltlichen Schwerte vertreten wolle, der richte sie zu Grunde. „ES ist eine Erdichtung ohne jeden Anhalt", sagt ReinkenS, „ja in grellem Wider spruch mit der Lehre der heiligen Schrift, daß der Bischof von Rom von Gott die souveraine Macht erhalten habe, die Grenzen der Souve- rainetät der Kaiser und Könige, des Staate- und seiner gesetzgebenden Körperschaften zu ziehen und unfehlbar zu bestimmen, mit allerhöchster Autori tät zu befehlen, welchen Gesetzen Gehorsam zu leisten sei, und welchen nicht, und au- „Amts pflicht" den Unterthanen eine» fernen Staate» „und dem ganzen katholischen Erdkreise" zu erklären setze sind ungültig!" ES ist verloren, und zwar deshalb, weil sie nicht im ge kommen müsse. Da stürzt mitten in I Namen der Gerechtigkeit und Ehre, sondern unter I „jene Gesetze sind ungültig!" ES ist Menschen arm Resum». da» er mit musterhafter Objectivität I dem Antriebe persönlichen Hasse« die Verfolgung I witz, welcher Gotte» Mazestät zu Rom auf die ellt hat, der Präsident de» Gericht»- ose», Baron Wittmann, leblo« vom Sessel, auf dem er wie ein Riefe durch sieben Wochen scheinbar unempfindlich ausgehalten hat; die Verhandlung muß ausgeschoben werden, und in der Pause driügen zuerst scheue Gerüchte, de» Angeklagten unternahmen. Ueber diesen Ban-j Han«, der wohl Syndikat»-, aber keinen Gründer gewinn einsteckte, wächst Ofenheim in der That I riefengroß empor, und Glaser wie Unger, die beiden großen Juristen, reißen in ihrem blinden . ! Eifer die ganze österreichische Justiz mit sich in ^ dann schmachvolle Gewißheiten an die Oeffent, I den Abgrund der Gehässigkeit nieder, lichkeit, welche die österreichische Justiz auf da»! Schwindel und Schienen und Schwellen. Cor» Schwerste comvromittiren. Baron Wittmann I ruption an allen Ecken und Enden, Unfähigkeit batte anfänglich dem Angeklagten den weitesten Iin den höchsten Stellen, kleine Menschen und Spielraum zu seiner Rechtfertigung überlassen. I noch kleinere Intentionen — da» sind die Ingre herabziehen will, um, wie im alten Bunde, rfcheinung der anbetungswürdigen Herrlichkeit Erde die Er' de» Herrn ausschließlich an einen Ort zu bannen, und c» ist heidnisch, sie in einem Menschen zu verkörpern". ReinkenS weist ferner nach, daß Jesu» die völlige Unabhängigkeit de» Staate» ae lehrt habe, wie denn auch die Apostel den Bischöfen nirgendwo gestatteten, nach politischer Macht zu streben. Selbst zu den Zeiten eine» Tiberiu» und Nero bezeichnet«! die Apostel die Obrigkeit al» Gotte» „unmittelbare Anordnung", eine von den Kirchen-Oberen unbedingt unabhängige Rechts ordnung. Eine Prüfung und Controle der Staat»- esetze nahmen die Apostel nicht in Anspruch. re Ermahnung zum Gehorsam gegen die Ge setze sei ohne jeden Vorbehalt geschehen. Die Christen seien allerdings Freie. Aver ihre Freiheit fei nur eine religiöse. ,.E» hieße die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit gebrauchen, wollte man aus Grund derselben die Unterthanenpflicht beschränken und sich über einen Theil der Gesetze stellen." Der katholische Pfarrer des zunächst Hohen schwangau gelegenen Dorfe» Waltenhofen weigert sich entschieden, die Gedenktafel für die im Kriege 1870—71 gefallenen Krieger in der dortigen Pfarrkirche zu enthüllen, weil diese in einem gegen die Katholiken unrechtmäßig geführten Streite kämpften (!). — Im Dorfe Hohenöllen (Pfalz) wurde kürzlich der Nachmittagsunterricht m der dortigen Communalschule dadurch gestört, daß der katholische Pfarrer von ReipoldSkirchen auf die Weigerung deS protestantischen Lehrer», die Schule wegen einer kirchlichen Verrichtung zu schließen, in die Schule kam und die Schülerinnen gewaltsam au» den Bänken riß, worüber die ganze Schule in Aufregung gerieth, so daß sich viele Schüler unter die Bänke verkrochen und endlich alle Schüler au» Furcht fortliescn. Von diesem Vorfälle machte der Lehrer sogleich feinem Localschulinspectvr Anzeige. — Recht erbauliche Stückchen aus katholischen Kirchen und Schulen Bayerns! In Betreff eines Besuchs, welchen jüngst der Bischof Ketteler von Mainz dem hessischen Ministerpräsidenten Hosmann abgestattet, be merkt die „Main-Zlq.": „Dieser Besuch wird vielfach besprochen. Man erwartet nicht» Gutes. Auf der einen Seite ein stolzer energischer Prie ster, welcher die Süßigkeiten einer geistlichen Ne benregierung viel zu lange gekostet hat, um sich ohne Gewalt absetzen zu lassen, aus der anderen Seite der Vertreter eines Ministerium», daS bi« jetzt zwar viel guten Willen, aber wenig Kraft und Entschiedenheit gezeigt hat — diese Parallele beunruhigt. Herr Hosmann kann zwar dem Bischof die Audienz nicht versagen, welche er in wichtigen Fällen, dem geringsten Unterthanen schuldet, allein wenn sich die Unterredung über eine kirchenrechtlichc Disputation hinaus erstreckt hat, so wäre Dies auf das Tiefste zu beklagen, nicht an» wenigsten im Interesse des Ministeriums, dessen unsichere» und tastende» Auftreten gegen den Mainzer Bischof schon längst im Lande miß fällig bemerkt wurde. Eine baldige beruhigende Mlttheilung wäre sehr erwünscht." Der Herzog von Nassau ist daS Opfer einer französischen Windbeutelei geworden. Ein Corresponvent der Republique sran?aise (Organ Gambetta'S) schreibt derselben aus Athen, Fürst Bismarck wolle den Herzog Adolf von Nassau zum König von Griechenland machen. Die Agence Hava« Reuter telegraphirt diese Sckiffernachricht an alle Welt, und im Orient entsteht darüber große Beunruhigung. Für Jeden, der die Per sonen und die Dinge kennt, kann nicht der ge ringste Zweifel darüber obwalten, daß das Ganze eine freche, französische Tendenzlüge ist. Der Fürst von Bismarck und der Herzog von Nassau haben nicht daS Geringste mit einander zu schaffen. Der Herzog von Nassau hat von Preußen eine Entschädigung von 8'/, Millionen Thalern er halten, die mehr werlh sind al» die Krone von Griechenland. Ec lebt in Italien, wo er mit den österreichischen Magnaten in Luxus wett eifert, sein Marstall ist schöner als der de» Kaiser» von Oesterreich. Er hat in Nassau ge lernt, daß das Regieren nicht für Jeden ein Vergnügen ist; und außerdem ist jedenfalls Grie chenland weit schwerer zu regieren als Nassau. Endlich ist bekanntlich vcr Herzog von Nassau auch durchaus nicht gut auf Preußen und Bis marck zu sprechen. Er hat zwar keine Legionen in Frankreich geworben, wie der König Georg; auch hat er keine brandstisterischen Denkschriften an ausländische Höfe geschickt, wie der Kurfürst von Hessen; wohl aber ist er sehr weit entfernt, sich mit dem Schicksal der Depossedirung durchaus zu versöhnen. Sein Erstgeborener war sächsischer Cadet, al» im Juli 1870 der Krieg auSbrach. Er hätte al» Lieutenant mitgehen können. Allein sein Vater zog ihn zurück. Dermalen dienen die beiden Söhne de« Herzog» von Nassau in der österreichischen Armee; sie liegen in mährischen Garnisonen. WaS unter solchen Umständen Deutschland oder Preußen für ein Interesse darau haben soll, den Herzog von Nassau auf den ohne dies ja auch gar nicht vacanten Thron von Grie chenland zu fetzen, möchten wir gern von Gam- betta erfahren. Die dritte französische Republik ist nun also vollzogene Thatsache. Nach mehr al» vier jährigem Ringen zwischen Parteien und Präten denten ist endlich ein Zustand geschaffen worden, der wenigstens für einige Zeit hinau» Ruhe ver spricht, wenn auch wohl Niemand verbürgen möchte, daß da» neue Definitivum trotz feiner gesetzlichen Garantien auch nur da» überstandene Provisorium an Lebensdauer erreichen wird. Au« der Form der jetzigen Verfassung lassen sich frei lich keine Schlüsse auf die Zukunft ziehen, allein der Charakter der Franzosen und die geschichtliche Erfahrung stellen der neuen Charte kein allzu günstige» Prognostikon. Noch hat sich in diesem Lande de- Umschlag» die republikanische Staat»- form immer nur al» Nothbehelf und gleichzeitig