auf der offenen Rhede vor dem Dorfe Nunamo Anker zu werfen. Aber auch hier trieben ausgedehnte, wenn auch dünne, zerfressene Eis felder und lange, aber schmale Eisbänder in so großen Massen an dem Fahrzeuge vorbei nach Süden, daß es nicht rathsam war, lange an der Stelle zu verweilen. Unser Aufenthalt daselbst beschrankte sich deshalb auf einige wenige Stunden. Im Laufe des Winters hatte Lieutenant Nordqvist versucht, von vorüberreisenden Tschuktschen möglichst vollständige Nachrichten über die Tschuktschen-Dörfer und -Zeltplätze einzusammeln, die sich längs der Küste zwischen der Tschaun-Bai und der Berings-Straße befin den. Seine Gewährsmänner schlossen ihr Verzeichniß stets mit dein gleich westlich von Cap Deschnew belegenen Dorfe Ertryn, indem sie erklärten, daß weiter nach Osten und Süden ein anderes Volk wohnte, mit dem sie zwar nicht in offener Feindschaft ständen, auf welches man sich aber nicht ganz verlassen könnte, und nach deren Dörfern sie sich weigerten irgendeinen von uns zu begleiten. * Diese Angabe stimmt auch, wie aus dem in einem frühern Kapitel Angedeuteten hervorgehen dürfte, mit den Angaben überein, die man gewöhnlich in Werken über die Ethnographie dieser Gegenden antrifft. Wäh rend wir in einem dichten Nebel vorsichtig in der Nähe von Cap Deschnew vorwärts dampften, kamen 20—30 Eingeborene in einem großen Boot aus Häuten an das Fahrzeug gerudert. Begierig, mit einem uns neuen Volksstamm Bekanntschaft zu machen, nahmen wir sie mit Freuden auf. Als sie aber an Bord geklettert waren, fanden wir, daß es reine Tschuktschen waren, zum Theil sogar alte Bekannte, welche während des Winters uns an Bord der Vega be- ' Diese Feindschaft schien jedoch ganz Passiver Natur zn sein und keineswegs auf einem Rassenhaß zu beruhen, sondern nur darauf, daß die Einwohner in dem weiter östlich gelegenen Dorfe durch ihr zänkisches Temperament bekannt sind und etwa denselben Ruf in Bezug auf Streitsucht haben, wie die Bauerburschen in einem oder dem andern Dorfe bei uns. Lieutenant Hooper, der während des Winters 1848—49 eine Reise in Hundeschlitten von Tschukotskojnos längs der Küste nach der Berings-Straße hin machte, erzählte nämlich, daß die Einwohner auf Cap Deschnew selbst genau denselben schlechten Ruf bei ihren Namollo-Nachbarn im Süden hätten wie bei den nach Westen hin wohnenden Tschuktschen. „Sie redeten eine andere Sprache." Möglicherweise waren es reine Eskimos.