KAPITEL IX. Das Klima. Cluver hat das fünfte Kapitel seines ausgezeichneten Werkes be titelt de natura coeli solique ltalici ac laudibus eins und darin die allge meinen Schilderungen aus dem Altertum gesammelt, in denen Fremde und Eingeborne um die Wette die Vorzüge des Landes preisen.*) Dionys von Halikarnafs schliefst mit der Erklärung: das allerschönste an Italien sei sein gemäfsigtes mit den Jahreszeiten in Einklang stehen des Klima, das weder durch übertriebenen Frost noch durch unge wöhnliche Hitze das Keimen der Frucht und die Vermehrung der Thier welt schädige. Der Zeitgenosse Strabo schränkt dies Lob mit gutem Grund etwas ein und hebt die außerordentliche Mannichfaltigkeit der Luft und Temperatur in dem langgestreckten Gebirgsland hervor, aber erklärt doch auch seinerseits den gröfseren Theil für woltemperirt. Nach Aelian waren die Völker der Urzeit aus demselben Grunde — dia ttjv tojv oiowv ev/.Qaatav — zur Einwanderung angelockt worden. Man begreift es dafs die Römer zur Verherrlichung ihrer Heimat leuch tendere Farben anwenden. Indem Vergil sie höher als die märchen hafte Pracht Indiens und Persiens schätzt, rühmt er ihr nach: hic ver adsiduum atquß alienis mensibus aestas, bis gravidae pecudes, bis pomis utilis arbos. Unter ihren Vergünstigungen nennt Plinius zuerst tanta ea vitalis ac perennis sahibritas, caeli temperies. Nirgends jedoch tritt der Stolz des Italieners auf seine sonnige Heimat, sein stilles Behagen dafs ein himmelhoher Bergwall die nordische Wüstenei absperrt, dafs er warm gebettet ist wie der Vogel im Nest, uns anschaulicher greifbarer ent gegen als in der Einleitung, welche der achtzigjährige Varro seinem 1) Dion. Hai. I 37 Strab. VI 286 Ael. var. hist. IX 16 Verg. Georg. II 149 Plin. III 41 XXXVII 201 (darnach Solin 2, 2) Varro RR. I 2.