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bringen alle grösseren Kartenwerke: Mercator (1595), Hondius (1630), Blaeuw (1634), Sanson (1658), de Wit (1648—1666), Dapper (1676), Coronelli (1691) und de l’Isle (1700), der unmittelbare Vorgänger unserer Karte, den Kongo mehr oder weniger korrekt als Zaire eingetragen, und zwar lassen ihn die älteren Werke, bis auf de l’Isle, aus einem der centralafrikanischen Seen ent springen. Bekanntlich entspricht dies im Wesentlichen dem Thatbestand. Der eigentliche Oberlauf des Kongo, der Lualaba, mit dem Luapala, entströmt den Seen im Südwesten des Tanganyika (Bangweolo und Meru); einer seiner Zu flüsse, der Lukaga, aber dem Tanganyika selbst. So genau kannten die Alten den Sachverhalt natürlich nicht; es war ihnen eben nur bekannt, dass dieser Riesenfluss, wie der Nil, seinen Ursprung dem centralafrikanischen Seennetze verdankt, und dementsprechend stellten sie dar -— bis gegen 1700 hin. Erst de l’Isle lässt den Oberlauf des Kongo fort, weil er vermuthlich den alten Quellen mit ihrer Seen-Eintragung nicht mehr traut und infolgedessen die Seen selbst verwirft. Unsere Karte folgt ihm hierin, und dies ist bei uhserm Verfasser noch bemerkenswerther, als er nämlich auf p. 6 des sechsten Bandes auch die Karte von Afrika »nach den alten Quellen« (»selon les auteurs anciens«) giebt, auf welcher die Nilseen mit den Mondbergen (Unyamwesi) im Süden davon genau so eingezeichnet sind, wie bei Orteli'us, Mercator und all’ den Uebrigen. Hier ist die Absichtlichkeit des Abweichens von der hergebrachten Darstellungsart also offenkundig. Ich erkläre mir dieselbe folgendermaassen: Die Kunde von den mittelafrikanischen Seen, deren Niederschlag wir in der Einzeichnung der alten Karten finden, beruht auf ägyptisch-griechischen Quellen, während de l’Isle und unser Atlas ausgesprochenermaassen aus den »neuesten«, also aus portugiesischen und holländischen Quellen geschöpft haben. Nun hatten die Portugiesen, welche am Kongo oder am Sambesi o’der in Ost afrika wohnten, oder gar die Holländer am Kap, keine genaue Kenntniss von den Seen, sondern nur eine verlorene Kunde. Infolgedessen finden wir in unserm Werk über den Nyassa als See von Maurui oder Zambre nur eine sehr vage Beschreibung; der Nyansa aber ist, wie der Leser sich selbst überzeugen wird, als »grosser See,' eingetragen auf den Bericht der Neger hin«, eingezeichnet. Dies ist immerhin interessant und ein Beweis für die kritische Vorsicht unseres Verfassers. Er prüft seine Quellen, und wo er nicht von einer Mittheilung ge nügend überzeugt ist, bringt er dies in seiner Darstellung zum Ausdruck. Um so mehr Veranlassung haben wir, seinen positiven Angaben Vertrauen zu schenken. Solche bringt er mit ganz besonderer Bestimmtheit und in grosser Anzahl, Kenntniss vom mehr noch als beim Kongo, über das Sambesi-Gebiet. Dass er auch hier auf Sambesigebiet. dem festen Grunde authentischer Nachrichten zu stehen vermochte, ergiebt sich aus der Geschichte der portugiesischen Unternehmungen in diesen Ländern und unmittelbar aus den Angaben unseres Werkes selbst. Schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts waren die Portugiesen hier erobernd aufgetreten und hatten den ganzen Distrikt mit einem Nütz von Marktplätzen