Die Beschreibung der Kongolesen, ihrer politischen Einrichtungen und Sitten kann ich mir hier ersparen. Meine Leser werden schon aus den an geführten Sätzen zu erkennen vermögen, welche zutreffende und verhältniss- mässig genaue Kenntniss man 160 Jahre vor Stanley’s Reise in Europa vom mittleren und unteren Kongo hatte. Die Westküste zwischen Kongomündung und Kap ist, trotzdem die fransenartige Ausfetzung willkürlich ist, ihrem allgemeinen Verlaufe nach im Wesentlichen richtig eingezeichnet. Unser Kartograph ist überall bemüht, Wissen und Vermuthung kritisch zu sichten. Die Cunenemündung, sagt er, kennt man noch nicht; aber den oberen und mittleren Cunene markirt er in bestimmten Linien. Dies lässt darauf schliessen, dass der obere und mittlere Lauf dieses Flusses bereits erforscht waren, bevor man sich seiner Identität mit der auf unserer Karte als R. d’Angra Fria am Kap Frio eingezeichneten Mün dung bewusst war. Das Land südlich der Cunenemündung interessirt uns heute doppelt als unsere südwestafrikanische Kolonie. Auf unserer Karte sehen wir, dass schon vor 1719 die Namaquas dort wohnten.*) Oestlich von den Namaquas werden von Norden nach Süden die »Cobonas (Kanibalen), die Hamcumquas und die Heusaquas« aufgeführt. Das deutsch-südwestafrikanische Gebiet trug damals in seinen mittleren Theilen (um Walfisch-Bucht) den Namen S. Thomas-Land. Dort, wo heute Ovambo-Land liegt, ist auf unserer Karte Mataman-Land ver merkt. Angra-Pequena ist ziemlich genau in seiner geographischen Breite, 26° 27' südlich eingetragen. Nach Goldminen in unseren südwestlichen Be sitzungen sehen wir uns auf unserer Karte leider vergeblich um. Bei Kapland ist die Einzeichnung der verschiedenen Hottentottenstämme von ethnographischem und auch geschichtlichem Interesse. Wir erkennen, dass Hottentotten die Gebiete südlich des Oranjeflusses noch zum überwiegenden Theile ausfüllen. Die Kosas, die südlichsten der Kaffernstämme an der Ost küste Südafrikas, deren Stamm schon im Jahre 1688 erwähnt wird, sind unserem Karthographen noch nicht bekannt. Auch an der Süd-Ostküste sind Hotten totten verzeichnet; Griquas sitzen unweit Port Natal. Hottentotten wohnen ebenso in der unmittelbaren Nähe von Kapstadt. Zwischen East London und Port Elizabeth, an der Südostecke des Erdtheiles, sind Sonquas, d. h. Busch männer vermerkt. Auf die verschiedenen in unserer Karte genannten Stammes namen der Hottentotten des Näheren einzugehen, würde mich über den Zweck dieser Darstellung hinausführen. Ich bin überzeugt, dass der Spezialforscher afri kanischer Völkerkunde manchen bemerkenswerthen Fingerzeig zur Geschichte der Hottentottenbewegung aus dieser Karte entnehmen kann. ®) Damit fällt dann die auch bei Ratzel (Völkerkunde, S. 88) aufgenommene Ansicht, dass »die Namaqua, als ein mit Mischlingen versehener Hottentottenstamm, Ende vorigen Jahr hunderts von ünder Bokkeveld und Hantam auszogen und, in nördlicher Richtung wandernd, den unteren Oranje überschritten«. Südwestküstc. Dcutsch-S'ud- westafrika. Kapland.