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Erscheint tSgttch früh 6l/, Uhr. Rrdacffo» aot Lrpedllloa JohamiiSgaffe 33. Lerartt«. Redatteur Fr. stültae» Sprechstunde d. Redaction Vvrmitta,» von tt—17 »hr nachmittag« von «—L Uhr. Annahme der für die nächst- 'olaenbr Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 4 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh btS^V.V Uhr. Ftttatr für Z»strate»au»at>mc: Otto Klemm. UniversitätSstr. 22, SoUiS Lösche. Hainstr. 21, pan. VciMgcr Ja-MV Anzeiger. Organ für Politik, Local-eschichtk, Handel-- und GtschäMnkthr. A»fl«ße 11,850 Ab»«>rmt»l»pret« cierteljLhrlich 1 Thlr. IS Ngr, incl. Bringerlohn 1 Thlr. 2V Ngr. Jede einzelne Stummer 2'/, Ngr. Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeförderung 11 Thlr. mit Postbefvrderung 14 Thlr. Inserate SgefpaltenrBourgoiSzeile 1'/,Ngr. Größere Schriften laut unserem PrriSverzeichniß. »eclamen unter d. Urdactioussirtch die Spaltzeile 3 Ngr. Inserate find stets an d. «rpedltl», zu senden. Bekanntmachung, die Ausloosung königlich sächsischer LtaatSpapiere betreffend. Die öffentliche Ausloosung der planmäßig am 1. April 1875 zur Rückzahlung gelangenden 3 o/o landschaftlichen Obligationen v. I. 1830, 40/0 Staatsschulden-Caffenfcheine v. I. 1847 und 3°/o Staatsschulden-Caffenfcheine v. I. 1855 soll den IS. September dieses Jahres «nd folgende Tage, Vormittags von 10 Uhr an, im hiesigen Landhause 1. Etage stattfinden. Die Auszahlung -der laut der Ziehungslisten vom 19. und 21. März dieses Jahres aus- gelvosten, am 1. Oktober dieses Jahres fälligen Capitalien der obgedachten landschaftlichen Obliga tionen und Staatsschuldencassenscheine. sowie der am gleichen Tage fällig werdenden, laut der Ziehungslisten vom 17. December 1873 und bez. 19. März 1874 ausgeloosten, aus den Staat über- nomnienen Alberts-Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen Int. 6. und 0., ingleichen der am 30. Sep tember resp. 1. Oktober dieses Jahres fälligen Zinsen der vorstehend bezeichnet»! landschaftlichen Obligationen und Staatsfchulden-Cassenscheine und der Alberts-Eiscnbahn-Prioritäts-Obligationen I.it. 6. und O. soll ebenfalls am IS. dieses Monats beginnen und können von diesem Tage an die fälligen Capitalien und Zinsen gegen Rückgabe der betreffenden Cäpitalscheine und Zinsdocumente bei der hiesigen StaatSschulden-Caye sowohl als auch bei der Lotterie-Darlehns-Caffe in Leipzig erhoben werden. Dresden, den 1. September 1874. Der Landtagsausschnsi zu Verwaltung der Staatsschulden. Pfotenhauer. bäum, Buchhändler Findel, Polizeidirector Rüder, Advocat Broda :c. Die festliche Stimmung wurde durch prächtig e Lieder noch mehr gesteigert und wir können uns nicht versagen, das folgende, nach der Melodie des Hcckerliedes gedichtete Lied zum Abdruck zu bringen: Leipzigs Sedanfeier. 11. * Leipzig, 3. September. Mit großer Be friedigung können wir auf den Verlaus der Sedan- scier in unserer Stadt zurückblicken! Sie war ein volkstbümliches Fest in des Wortes vollster Bedeutung und voraussichtlich bedarf es in Zu kunft nun nicht mehr besonderer Anstrengungen, um dein 2. September zu seinem Rechte zu ver helfen. Von früher Morgenstunde an durchwogte ein festtägliches Leben die Straßen und Alle freuten sich über den allgemeinen Charakter, den die Nationalscier der deutschen endlich sich errungen hatte. Die meisten Geschäftslocale blieben den ganzen Tag geschloffen, von Mittag an trat überall Geschäftsschluß ein. Der Himmel ließ dem Fest seine volle Gunst zu Theil werden, fast zu warm strahlte die Sonne auf den glänzenden Fahnenschmuck nieder, den die Stadt angelegt hatte. Die in diesem Blatt vor einiger Zeit gegebene Anregung zur Erneuerung der Fahnen und Flaggen war vielfach beachtet worden, so daß nur noch wenige unsaubere Exemplare zu sehen waren. An manchen Häusern befanden sich auch prächtige Dekorationen und sinnige, patrio tische Transparents; großer Anerkennung erfreute sich eine Fenstcrausstattpng im Thom'aszäßchen mit folgender Jnfchistft:,^ , Grad' weil eL- KettSlee ckbbesiellt, W-.rd lei«:' S1rFcki«lttKe.Mcbt erhellt! O blieb' er- r>öa>> flitz all,:Hille In Deutschland s»tS wie heut so Helle! Heut kämpfet Deutschlands Genius Erfolgreich gegen Finsternuß; Macht's aucb den Schwarzen viel Verdruß, Für uns ist daS ein Hochgenuß! Um 8 Uhr Vormittags begannen in sämmtlichen Schulen die Festacte und um 9 Uhr in den Kirchen der FestgottcSdienst. Uebcr diesen Theil der Feier wird an anderer Stelle Bericht erstattet werden. Um 11 Uhr ertönte vom Balcon des RathhauseS und von der Terrasse deS Museums herab Fest musik. Aus letzterer hatte sich auch eine größere Sängerschaar ausgestellt, welche unter Leitung des Herrn Capellmeisters Greifs die Lieder „Eine feste Burg ist unser Gott" und „Richte Dich auf, Germania" sangen. Diese Gesangsvorträge ver setzten die Tausende von Zuhörern auf dem Augustusplatz in stürmisch-patriotische Stimmung, und als einer der Sänger zu einem Hoch aus das deutsche Vaterland auffordcrte, da stimmte das ganze Publicum jubelnd ein. Von 12 Uhr an fand aus sämmtlichen Kirchthürmen halbstündiges Festläuten statt. Am Nachmittag rückte die Schuljugend unter Führung ihrer Lehrer und in Begleitung vieler ihrer Angehörigen nach der Umgebung von Leipzig aus, um sich fröhlichem Spiel hinzugeben. Die beiden Gymnasien erstreckten ihre Ausflüge bis nach Grimma und Frohburg. Die Bürger der Stadt aber fanden fick' in den verschiedensten Localen zu zwanglosen Festmahlen zusammen und feierten hierbei das Andenken an den glorreichen Tag von Sedan. Einen besonders lebhaften Charakter trug das sehr opulent ausgestattete Festessen der Insulaner - Riege im Kaiscrsaal der Centralballe, welches etwa hundert Theil nehmer zählte. In seiner bekannten glänzenden Weise brachte hierbei .Herr vr. Han-Blum einen Trinkspruck aus das Deutsche Reich au-, der begeisterte Zustimmung fand. Der Redner schilderte mit beredten Worten den EntwickelunaS- gang de- französischen und de- deutschen Volke-, welcher schließlich zu dem Tage von Sedan habe führen müssen. Die weiteren Redner bei diesem Festmahl waren die Herren Uhlemann, vr. Fried rich Hofmann, Luther, Sparig, Prof. vr. Birn- Es weht ein Banner stolz und prächtig, All' hochgeehrt wie nie zuvor, Sein Lob und Preis erschalle mächtig Bon jedem deutschen MLimerchor. Schwarz, weiß und roth weht uns voran Das deutsche Banner, — stoßet an! Wohl denken wir vergangner -seiten, Ans alte Jugend-Ideal; Doch ziemt es nicht mehr, jetzt zu streiten, — Nein, Männer, freut Euch allzumal Und folgt mit Lieb' und Treu fortan Dem neuen Banner, — stoßet an! Mög' es in alle Lande tragen Den Geist, der in den Farben ruht: In guten wie in bösen Sage» „Durch Nacht zum Licht mit Gut und Blut" Fürs Deutsche Reich! — ein Wort ein Mann Getreu dem Banner, — stoßet an! Wir lassen nimmer uns bethören Durch falscher Freiheit Truggebild; Das Vaterland, dem wir gehören, Bleibt aller Deutschen Schirm und Schild! Bon Ocean zu Ocean Ein Herz, ein Banner, — stoßet an! Wenn schon zum Kampfe, dann zum Siege! Und eher sei es nicht genuc Bis alle Finsterniß und Lüge, Philisterthum und Pfaffentrug Vernichtet in ihr Nichts zerrann Durchs deutsche Banner, — stoßet an! ^ Auf ewig haltet, deutsch« Brüder Das Banner hoch in Süd und Nord! Stet- gelten Eure besten Lieder Dein freien Geist, dem freien Ädrt. Zum Teufel mit dem röm'schen Bann! Euch schützt das Banner, — stoßet an! Mein Banner wehe stolz und prächtig Hellleuchtend zu des Reiches Ehr! Ein Hort deS Friedens, groß und mächtig, Der Geistes Freiheit Sclmtz und Wehr! Erhebt Euch Alle, Mann für Mann, Und stoßt aus Deutschlands Banner an! Für einen alten braven Invaliden au- dem Feldzuge von 1813 wurde bei dem Festmahl der Insulaner-Riege eine beträchtliche Summe ge sammelt« Auch das Festmahl im „Hotel Sedan", welches sehr zahlreich besucht war, gestaltete sich ru einer prächtigen Erinnerungsfeier an die Ruhmesthaten des deutschen Heeres und die Wiederauferstehung des Deutschen Reiches. Der Wirth, Herr Schmidt, hatte in dekorativer und sonstiger Hinsicht Alles gethan, um die pa triotische Feststimmung der Theilnehmer anzu- regen. Treffliche Festlieder würzten mit ihrem Humor die Tafel und erheiterten durch den schlagenden Witz ihres Inhaltes. Unter den zahlreichen Trinksprüchen auf Fürst Bismarck, auf das deutsche Heer und seinen siegreichen Führer, aus die anwesenden FeldzugStheilnehmer:c. heben wir besonders den mit Feuer und Be geisterung ausgebrachtcn Toast des Herrn vr. pii. Wendt aus Kaiser Wilhelm und da- Deutsche Reich hervor. Der Redner schloß unter dem rauschenden Beifall der Festversammlung mit folgenden Worten: „Derselbe klare staatsmänniscbe Blick wird ruhig, aber energisch die Zügel de- Deutschen Reiche- auch im Frieden führen und Schlag aus Schlag auch den Widerstand einiger römischen Rebellen und mit Brandfackel und allgemeinem Güterraub drohenden Agitatoren brechen. In allen Straßen Leipzig- flattern heute die Fahnen als Zeichen der Macht und Größe des geeinigten Vaterlandes. Ihre Farben symbolisiren durch höchst interessante Fügung die gegenwärtige Schattirung der Reichs- bürger. Schwarz ist die Negation alles Lichts, voran im Kampfe gegen die Einheit des Reiches stehen die Schwarzen. ES leuchtet aber auch das Roth jener Socialdemokraten, welche so oft in der Wahl der Mittel zur Erreichung ihres Zweckes irren. Am hellsten und weitesten aber strahlt in unserem deutschen Reichspanier das Weiß, das Resultat des Zusammenfließens aller Farben, das, durch das Prisma der Objectivität betrachtet, sich wieder in die einzelnen zertheilt. Nun möge das Roth der Fortschrittspartei sammt dem Blau und Biolet der Nationalliberalen und daS Gelb der reichstreucn Conservativen sowie das Grün der Hoffnung Jener, welche sich keiner Partei streng anschlicßen, als Helles kräftiges weißes Licht die Rose Deutschlands blühen lassen." Am späteren Nachmittag war selbstverständlich das große Gartenfest und Concert, welche- der Albert-Zweigverein Möckern-Leipzig in sämmtlichen Räumen deS Schützen Hauses veranstaltete, der Mittelpunkt der Festlichkeiten. Die Säle waren vom Publicum, welches in glänzender Festklcidung erschienen war, dicht ge füllt und das Auge konnte sich namentlich an den» reichen und anmuthigen Damenflor erfreuen. Die Verwaltung de- Schützenhauses hatte in Bezug auf die künstlerische Ausschmückung der Räume ihren alten Ruf aufrecht erhalten. Eine außergewöhnliche Abwechselung erhielt dieser Schmuck durch die vom Vorstand des Albcrt- vereinL herbeigeschaffte Mitrailleuse, welche im vorder« Garten Aufstellung gesunden hatte. In den Gärten war das Publicum weniger zahlreich vertreten und man hätte hier den Besuch des Festes immerhin durch ein billigeres Eintrittsgeld vermehren können. Wir vermögen nicht daran zu glauben, daß es den Festuntcrnehmern darum zu thun gewesen sei, dem Fest einen etwas exclu siven Charakter zu geben, und halten die verschie denen Mängel desselben, die sich hauptsächlich auch bei den Vorführungen im Trianonsaal zeigten, unabsichtlichen Mißgriffen des Festcomite zu Gute. Gut wird cS immerhin sein, wenn in Zukunft solche Feste, die doch am Sedantag der Allgemein heit dienen sollen, nicht von dem Vorstand eines einzelnen Vereins, sondern von einem allgemeinen Bürgercomitö veranstaltet werden. Den Glanzpunct des Sedan-Festes im S ch ü tze n - iaus bildete das Concert im großen Saal. Man iatte die besten Namen zur Mitwirkung hcran- gczogen und in Folge besten ein Programm zu- 1 ammengcstellt, welches auch den größten Anfor derungen genügen mußte. Fräulein Haverland er öffnet«: den Abend mit dem Vortrage des der Feier des Tages gemidmeten Prologs von Rudolf Gottschall. Hieran schloffen sich drei Quartette von Mendels sohn und Reinccke. Wir halten cs für besonders verdienstvoll, daß man an die Vorführung von gemischten Quartetten gedacht hat; sie wurden zum großen Theil in einer zufriedenstellenden Weis? zu Gehör gebracht und würden gewiß von noch größerer Wirkung gewesen sein, wenn nicht durch Ueberfüllung des Saales, sowie durch den Ausbau der Bühne für die lebenden Bilder die Akustik gelitten hätte. Wir erinnern daran, daß gerade diese Quartette, alSsie vor einigen Jahren im Gewandhause aufgeführt wurden, von zauberhafter Wirkung waren. Die Solostücke, welche Herr Con- certmeister Röntgen vortrug, waren Andante und Fuge von G. F. Händel und Air von I. S. Bach. Herr Loncertmcister Röntgen ist seit langer Zeit als Solo-Geiger nicht vor die Oeffentlichkcit ge treten, um so mehr haben wir dem Künstler zu danken, daß er es bei dieser Gelegenheit gethan hat. Sympathischer Ton, tadellose Reinbelt, ele gantes und sauberes Spiel sind bedeutende Vor züge, welche uns die Kunstleistungen deS Herrn Röntgen als ganz besonders wcrthvoll erscheinen lasten. Hierauf folgte Herr Kammersänger Nach- baur. Derselbe sang das Liebeslied aus der Oper Walküre und Frühlingslied von Gounod. Herr Nachbaur steht von seinen Gastspielen her beim Leipziger Publicum in gutem Andenken, seine Mitwirkung übte besondere Anziehungskraft aus, und die Arie aus Templer und Jüdin von Marschner mit einem aus unfern König Albert bezüglichen untergelcgten Text fand enthusiastische Ausnahme, desgleichen das Reineck'scbc Melodram, welches Fräulein Haverland und Herr Capell- meister Reinccke meisterhaft vertrugen. Das spa nische Liederspiel von Robert Schumann bildete den Schluß deS ConccrtS. Wir haben diese reizende Schumann'sche Compvsition lange Zeit nicht so vollendet gehört, wie eS gestern Abend geschah^ Die Damen Frau Peschka-Lcutner und Frl. RedekA, die Herren Pielke, Gura und Jimenez bildeten' eine ausgezeichnete Besetzung. Die Zuhörer waren durch diese mustergültige Aufführung in eine gehobene Stimmung ver setzt und belohnten die Künstler dura» lang anhaltenden Hervorruf. E- ist unsere Pflicht, sämmtlichen Künstlern für diese uneigennützige Mitwirkung, durch welche allein solch em großes Unternehmen möglich geworden ist, zu danken, denn es ist nicht zu vergessen, daß aus schließlich die Künstler es sind, ivelche bei diesen Gelegenheiten die größten Opfer bringen. Selbst wenn die eine oder andere Leistung nicht immer den höchsten Anforderungen entsprochen hätte, so würde es undankbar und taktlos sein, die kritische Sonde anzulegen. Haben doch unsere besten" Kräfte leider in der letzten Zeit von einem Theil der ewig mäkelnden Kritik so viel zu leiden, daß ihnen ihr Beruf sauer genug gemacht und ihre öffentliche Thätigkeit fast verleidet wird. Wir knüpfen daran ganz absichtlich die beachtenswerthe Bemerkung, daß auf diese Weise unsere sonst so ausgezeichneten Kunstverhältniffe nach und nach ruinirt werden. Im Trianonsaal hatte man ebenfalls ein kleines Concert arrangirt. Herr Jimenez spielte daö große Liszt'sche 8 ckur-Concert, Herr Landgraf Phantasie-Stücke von Schumann, Frl. Rosenfeld, Redeker und Herr Pielke fangen Lieder von Liszt, Mendelssohn und Seydel. Die 6 lebenden Bilder im großen Saal waren von den Herren Schieferdecker (die ersten drei) und Effenbcrger (die letzten drei) sehr sinnig arrangirt und gefielen ungemein. Die meisten Bilder mußten aus Verlangen des Publi kums mehrere Mal vorgesührt werden. Dagegen wurde das Publicum außerordentlich enttäuscht durch die Ausführungen im Trianonsaal. Es war Denjenigen, die sich mit Billets hierzu versehen hatten, ein vollständiges Concert in Aussicht gestellt und namentlich waren auch Vor träge der Herren Nachbaur und Gura auf das Programm gesetzt worden; beide Sänger erschienen aber nicht, und die etwa- ungeduldig gewordenen Zuhörer erfuhren über den Grund dieses unliebsamen Zwischenfalles Nichts. Durch das übrige Dargebotene konnte das Publicum nicht hinreichend entschädigt werden, insbesondere auch nicht durch die Schatten bilder, Dichtung von Otto Moser, Aus führung von G. Sund blad. Das Auditorium selbst gab durch die unzweideutigsten Aeußerungen seiner Unzufriedenheit zu erkennen, wie sehr es sich durch die hierbei in mehr als einer Beziehung be gangenen Taktlosigkeiten unangenehm berührt und resp. gelangweilt fühle; und cs ist schwer zu begreifen, wie daS mit der Leitung des Ganzen betraute Comit6 nicht für geboten erachtete, den Tag von Sedan mit etwas Besserem als z. B. mit einer mehr al/ trivialen Behandlung der längst ver alteten „Amtsblattfrage" zu feiern. Im Trianongarten war durch das vor treffliche Spiel der beiden Capellen der Infan terie-Regimenter Nr. 106 und 107 ein guter musika lischer Genuß geboten, während im vorderen Garten von V» 10 Uhr ab bis zum Schluß de- Festes die bewährte Büchner'sche Capelle concertirte. In demselben Garten hatten bei Beginn de- Festes bis >/,7 Uhr die gesammten anwesenden musikalischen Kräfte unter Leitung deS Herrn Musikdirectors Baum eine Anzahl patriotischer Stücke vorgeführt und damit »ne ausgezeichnete Wirkung erzielt. In finanzieller Hinsicht mag das Fest für seine Unternehmer recht ergiebig ge wesen sein. Am Abend legten die meisten der größeren städtischen Gebäude feurigen Schmuck an und hauptsächlich war es wieder das altehrwürdiac RathhauS, welches mit seiner glänzenden Beleuch tung einen prächtigen Effect hervorbrachte. Auf dem Marktplatz und in den anstoßenden Straßen wogte bis zu den späteren Abendstunden eine freudig erregte Menschenmenge; auch viele Privat häuser hatten sich der Illumination angeschloffen und noch mehr würden cs sicher gethan haben, wenn vorher von geeigneter Stelle eine Aufforde rung dazu ergangen wäre. In den öffentlichen Localen herrschte vis tief in die Nacht hinein an dauernde Feststimmung, welche, soweit unsere Nachrichten reichen, nirgends durch eine Ausschrei tung gestört worden ist. Ernennungen, Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Postverwaltnng sind ernannt worden: F. Th. Feil, zeither Postsecretäir, als Oberpostsccretair; der Bahnhossinspector in Fischbach, G. A. Mohr, als Postexpeditrur daselbst: der Gastwirtb A. H. Rosen feld in Remse, als Postagent daselbst; dcr Eisenbahn- stationSvorstand in Großschirma bei Irnberg H. Heise, als Postagrnt daselbst: L. O. Stelzer. zeither Post, expediteur in Niederwiesa, als Poflexpeditenr in Flvha; G. A. Mehnert. zeitbrr Piivatlandl'riesträacr, als Postagent in Frantenstei».