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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187408028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-08
- Tag 1874-08-02
-
Monat
1874-08
-
Jahr
1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1874
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ws r>4. Sonntag den 2. August. Zur Lage. »*» Berlin, 31. Juli. Die von der deutschen Negierung den spanischen Zuständen gegenüber zunächst ins Auge gefaßten GesichtSpuncte, nämlich strenge Ueberwachung der völkerrechtswidrigen Beziehungen der Carlisten zu der französischen Grenzbevölkerung und An er- kennung der Madrider Regierung sind, soweit eS in der so kurzen Zeit möglich war, von den meisten Staaten im Princip als richtig an erkannt worden. Zur Ueberwachung der franzö- sisch-carlistischen Beziehungen sendet die deutsche Regierung em Geschwader in die spanischen Ge mäßer, welches freilich nur zu Master die Car listen von ihren Verbindungen mit Frankreich ab zuschneiden vermag. Dagegen wird die festlän dische Grenze zwischen Frankreich und Spanien nach wie vor ohne jede energische Ueberwachung bleiben, bis durch die officielle Anerkennung der Madrider Regierung seitens aller europäischen Mächte die französische Regierung sich gezwungen sieht, jede Communication der französischen Grenz bevölkerung mit Spanien auf's Strengste zu ver bieten. Was die Anerkennung anlangt, so ist man hier vor Allem Oesterreichs ziem ich sicher. Schon der freundliche Empfang des spanischen Bertreters durch den Grasen Andrasiy deutet darauf hin. Ebenso verlautet aus England und Italien, daß die Regierungen diesem Gegenstände mit günstiger Meinung entgegenkommen, auch kann man als sicher annehmen, daß Rußland die et waigen legitimistischen Velleitäten, von denen es noch besangen ist. den wahren Interesten Spa niens und Europas nachsetzen werde. Es würde sich also nur noch um Frankreich handeln, welches durch eine entgegengesetzte Politik sich ebenso iso- liren würde, wie im Jahre 1841 während des türkisch-egyptischen Conflicts. Nach neuesten An deutungen scheint aber Frankreich sich den anderen Mächten in Bezug auf die Anerkennung der Madrider Regierung anschließen zu wollen. Unter diesen Verhältnissen dürfte eine gemeinsame In tervention sämmtlicher europäischer Großmächte in Spanien eintreten, welche auch dadurch das Gehässige, welches der Intervention einer einzel nen europäischen Macht anhaftet, verlieren würde. Die Frage dürfte damit ganz in dem Sinne der deutschen Regierung entschieden werden, ohne die Ehre und die Interessen irgend einer Macht zu verletzen — ein Resultat, mit dem man sich wohl allenthalben einverstanden erklären kann. Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht heute eine Anzahl Obertribunalsentscheidungen, welche sich mit dem politischen Vereinswesen beschäf tigen und eine Reihe von streitigen Punkten durch Iudicate endgültig normiren. Von wesentlicher Bedeutung ist unter Anderem die Obertribunals entscheidung vom 30. März 1874, nach welcher eine Mehrheit von Personen, welche nach einem Uebereinkommen für längere oder kürzere Zeit zur Einwirkungaus öffentliche Angelegenheiten sich vereinigt haben, ein po Mischer Verein sei. Zur Beurtheilung dieses Thatbcstandes seien nicht nur die Statuten des Vereins, sondern vor Allem die constatirte Thätigkeit desselben zu berücksichtigen. Diese Ausführungen im „Staatsanreiger" sind offenbar durch die jüngst in der Presse erhobenen Bedenken gegen die Berechtigung der Anwendung des tz. 8 des Vereinsgesetzes vom 11. März den katholischen Vereinen gegenüber hervorgerusen. Uebrigens hat nach den neuesten Nachrichten die Rathskammer des hiesigen Stadtgerichts die vor läufige Schließung der hiesigen katholischen Ver eine genehmigt. Mit Spannung sah man seit einigen Tagen der Entscheidung des Obertribunals über die Frage entgegen, ob die Zahlung einer Geld strafe durch einen Dritten rechtsgültig statt haft sei; der Nachricht, daß der Oberstaatsanwalt wegen der Entscheidung des Paderborncr Appell- gerlchts beim Obcrtriounal Beschwerde erhoben habe, folgt die Entscheidung fast auf dem Fuße nach. Das Obertribunal hat unter Aufhebung der Beschlüste des Kreisgerichts und des Appell- aerichts zu Paderborn entschieden, daß Geld strafen nur durch eine seitens des Be straften geleistete Zahlung getilgt wer den. Damit sind auch alle jene Projekte von einer bezüglichen Vervollständigung der Gesetz gebung, wie sie vielfach in der Presse auftauchten, aci absarcknw geführt. Tageszeschichtliche Aebersicht. Aus Karlsruhe wird gemeldet: Am Morgen desselben Tages l28. d.), an welchem die groß herzoglichen Herrschaften Schloß Mainau verließen, hat dw Kaiserin Augusts von da in strengstem Inkognito eine kleine Reise in die Schweiz änge- treten. Sie fuhr früh ?>/, Uhr zu Wagen nach Märstätten an der Bahn Romanshorn-Zürich. Von diesem AuSfluge zurückgekehrt, wird die hohe Frau am 8. August in Potsdam eintreffen. Au- Kissingen wird geschrieben: Ueber die Verwundung deS Reichskanzlers ist das tele graphisch gemeldete Bulletin schon bekannt. DaS Baden in Soole bekommt dem Fürsten im Uebrigen gut, da- Gehen wird ihm so leicht, wie seit langer Zeit nicht, doch ist der Magen noch asficirt und em Halsübel (Verschleiqiung) belästigt ihn de- Abends vor dem Einschlafen. Voraussichtlich wird die Cur. obgleich die Frage ventilirt worden ist, ob da- Baden nicht in Rehme (Oeynhausen) ofrtzusetzen sei. hier (in etwa 10—14 Tagen) be- endet, werden. Die Mitteilung, daß Bi-marck einen Brief an Hanthaler geschrieben habe, ist durch und durch erfunden, und wenn der Wiener „VolkSfreund" schreibt, daß in dem Beileidschreiben an Hanthaler der katholische Klerus zum Com- plicen der Kullmann'schen 'That gestempelt werde, so ist dies eben so unwahr, als daß Bismarck von „dunklen Mächten" in seiner berühmten Balconrede vom 13. Juli gesprochen hat. Nicht seiner Person, sondern seinem Streben für des Vaterlandes Macht, Ehre und Glück gelte die That, das hat der Kanzler gesagt, und cs ist charakteristisch, daß sich dadurch jene „dunk len Mächte" und ein Theil des KleruS getroffen fühlen. Statt reumüthige Einkehr ob der bösen Geister, die geweckt wurden, zu offenbaren, schüren ultramontane Blätter, wie sie hier aus Oester reich, aus München und selbst vom Rhein ein- laufen, durch den Ton ihrer Artikel zur Wieder holung einer Frevelthat, wie sie vom deutschen Boden hoffentlich für immer verbannt bleibt. Aus Berlin wird gemeldet: Wohl selten haben während der heißen Jahreszeit unsere Ressort minister so viel Arbeit gehabt, wie in diesem Jahre. Während der Minister des Innern bald durch die noch auszubessernden Lücken der schon eingesührten Kreisordnung in Anspruch genommen ist, bald den Besorgnissen wegen übereilter Einführung des Civilstandsgesetzes, welches am ersten Okto ber ins Leben treten wird, durch allerlei Instruc tionen entgegenwirken muß und nebenbei noch die Polizeibehörden ermahnt, ein wachsames Auge aus ultramontane und socialdcmokratische Vereine zu haben, während der Iustizminister außer Sorge um seine großen Gesetzesvorlaaen ebenfalls den Staatsanwälten die Pflicht des Einschreitens gegen staatsfeindliche Agitationen einschärft, hat der Ärl- tusminister die ganze Verantwortlichkeit für daS Unterrichtögesetz, welches der nächsten Session der preußischen Kammer die Signatur aufdrücken soll, auf seinen Schultern und muß zudem alle Sta dien des Kampfes mit der renitenten Geistlichkeit mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgen. Gutem Vernehmen der „Kieler Zeitung" zu folge sind vorläufig nur die beiden Kanonenboote „Nautilus" und „Albatroß" zum Kreuzen an der spanischen Nordküste bestimmt, womit am besten bewiese» würde, daß die vielberufene deutsche Intervention sich eben nur aus die nöthigsten Grenzen beschränken will. Wahrschein lich ist auch der erwähnte Umstand, das; auch andere Mächte Kriegsschiffe in die spanischen Gewässer entsenden wollen, Anlaß, die Mani festation Deutschlands auf das geringste zulässige Maße inzuschränken, und wenn sich die bereit- früher telegraphisch angekündigte - Nachricht be stätigen soll, daß auch das französische Cabinet nicht abgeneigt sei, sich unter diesen Umständen einer Anerkennung der spanischen Regierung, wenn die nordischen Großmächte sich über eine solche verständigen sollten, anzuschließen, dann möchte vielleicht jene Manifestation die damit beabsichtigte Wirkung schon durch ihre bloße Ankündigung erreicht haben. Unmöglich kann doch auch der französischen Regierung entgehen, daß, wenn sie sortfahren sollte, den carlistischen Aufstand gegen die spanische Regierung von Frank reich her unterstützen zu lassen, sie damit am Ende Repressalien gegen die französischen Uuter- thanen in Spanien Hervorrufen müßte, gegen über welchen sie bei der Disposition aller euro päischen Mächte gegen die Carlisten völlig macht los sein würde. Eben deshalb steckt, wie wir gestern schon bemerkten, in der carlistischen Sache und ihrer Begünstigung durch Frankreich ein ernstliches Element der europäischen Friedens störung, das sobald und so energisch als möglich zu beseitigen ein dringende- europäisches Inter esse ist. Der Entwurf des vom Bundesrathe festge stellten GerichtSverfassunaSgefetzeS wst die schwebende Frage wegen Besetzung der Han delsgerichte dahin, daß er sie au- drei Rich tern mit gleichem Stimmrechte zusammensetzen läßt, deren Vorsitzender aber ein rechtsgelehrter Richter sein muß. Somit ist den Wünschen deS rheinischen Handelsstandes, wie sie sich in den Anträgen der Handelskammern ausgesprochen, keine Rücksicht geschenkt, weil diese mit den ander weiten Interessen nicht füglich zu vereinbaren ge wesen. Die Handelsrichter verwalten ihr Amt als Ehrenamt, werden aus gutachtlichen Vorschlag der Organe des Handelsstandes auf drei Jahre ernannt, nach deren Ablauf sie wieder wählbar sind; sie werden durch den ersten Civilsenat de- Ober - Landesgericht- nach Anhörung de- Bethei ligten ihres Amte- enthoben, wenn der Handels richter eine der für die Ernennung erforderlichen Eigenschaften verliert. Zu diesen Eigenschaften gehört, daß er ein Deutscher, über 30 Jahre alt, als Kaufmann oder Vorstand einer Actien-Gesell- schaft in das Handelsregister eingetragen oder gewesen ist und in dem Handelsgerichtsbezirke wohnt, auch in Folge gerichtlicher Anordnung in der Vermögen-Verfügung nicht beschränkt ist. An Seeplätzen können Handelsrichter auch auS dem Kreise der Schiffer oder g-wesenen Schiffer er nannt werden. In Streitigreiten, welche sich ans da- Recht-verhältniß zwischen Rheder oder Schiffer und Schiffsmannschaft beziehen, kann die Ent scheidung durch einen recht-verständigen Richter allein enolaen. Die .^Badische LandeSzeitung" enthält die nach stehende Zuschrift, au- welcher hervorgeht, daß die Nachricht von der Ermordung de- vormalig badischen Officier- Brand ei- durch die Carlisten unrichtig ist: Neisse, 21. Juli. Bezugnehmend aus den in Nr. 163 d. Bl. enthaltenen Artikel „Aus Spanien", beehre ich mich, mit freudiger Genugthuung mitzutheilen, daß mein Bruder Hermann Brandei-, wie aus einem seiner Briese, datirt „Tafalla, 6. Juli", sich wohlbehalten bei seinem Truppentheile befindet. Brandeis, Lieute nant im schles. Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 6. Die Adresse australischer Protestanten an den deutschen Kaiser, wodurch dieselben nach dem Beispiel der englischen Protestanten ihre Zustimmung zu dem in Deutschland auf- genommencn Kampfe wider den Ultramontanis mus aussprechen, ist von der Großloge der Orangisten in Sidney ausgeaangen und lautet wie folgt: „Sr. kaiserlichen Majestät, dem deutschen Kaiser sendet die Loyale Orangisten-Institution von Neu-Süd-Wales Gruß. Sire, die edlen und freisinnigen Gefühle, welche durch den jüngsten Kampf gegen den Ultramontanismuö in Europa und vor Allem in Deutschland in Ihnen wach- gerusen worden sind, haben bei uns, obgleich wir so weit entfernt sind wie die Antipoden, einen Wiederhall gefunden und uns zu erheblicher Er- muthmung gereicht. Der dem Vaterland feind liche Geist, welcher vom Vatican auö eingeflößt wird, und welcher in Europa darnach strebt, da- bürgerliche Recht und die Freiheit von Königen und Völkern zu beschränken, hat auch in diesen süd lichen Colonien nicht verfehlt zu demselben Zwecke zu intriguiren, indem er die äußeren Forinen der Freiheit zur Untergrabung der Freiheit selbst miß brauchte und durch eine von ultramontanen Bischöfen geleitete Combination von widerwilliqen Regierungen Zugeständnisse zu erpressen suchte, welche aus Kosten des Gemeinwohles die päpstliche Macht zu vergrößern bestimmt sind. Gegen diese politischen Umtriebe sehen wir und genöthigt, ins Feld zu treten und wir bleiben ferner gerüstet. Als eine Bürgschaft für unsere römischen Mit- colonisten, daß wir gleich Ew. Majestät, für sie wie für uns selbst, vollständme Freiheit des Gottes dienstes und vollkommene Gleichheit vor dem Ge setze wünschen, haben wir uns unter dem glor reichen Namen und Andenken Wilhelms von Dra men vereinigt, aus den Ew. Majestät in einem Ihrer Briefe mit gerechter Bewunderung hinzu weisen geruhen und dem die Engländer, Prote stanten wie Katholiken, neben Gott ihre religiösen und bürgerlichen Rechte verdanken. Wir danken Ew. Majestät für Worte, welche unS einen neuen Anstoß gegeben haben. Wir glauben in Ihnen einen zweiten Wilhelm zu sehen,' der die alten Feinde des Rechtes in Schach hält; und während wir hier dieselben Schlachten in kleinem Maßstabe aussechten, werden wir nicht verfehlen, zu dem König der Könige zu flehen, daß er Ihren Arm mit Macht stärken, Ihr königliches Leben mit Glück segnen und auf Ihrem Throne viele Ge schlechter hindurch eine Reihe königlicher Fürsten erhalten möge, welche mit Kraft das Reckt wahren und das Unrecht Zurückschlagen. Das neue Ministerium Holland, welches durch Heemskerk gebildet, hat nach den Schilderungen der dortigen Presse zwar einen conservativen Charakter; allein die Verquickung mit ultramontanen Elementen, welche man an fänglich befürchtet hatte, ist glücklicherweise ver mieden worden. Auch die wichtigste Errungen schaft des niederländischen Volkes, die konfessions lose Schule, gegen die schon so mancher Sturmlauf gerichtet war, erscheint unter dem Cabinet Heemskerk gesichert, da einer der wärmsten Vertheidiger dieser geläuterten Culturinstitution ein Portefeuille er halten hat. Uebrigens wird die Lage des Ministeriums als ziemlich schwierig geschildert und es als sehr fraglich hingestellt, ob sich für sein Programm eine Majorität in der zweiten Kammer finden werde. Die holländische Regierung sucht unter verlockenden Bedingungen deutsche Aerzte ür Indien. Sie bietet den in ihren Dienst Eintretenden den Rang eines Oberlieutenants mit jährlichem Gehalt von 2520 Gulden, vor der Abreise eine Extravergütung von 4000 Gulden und freie Reise nach Indien als Passagiere I. Cl. Dafür erwartet sie aber, daß die sich meldenden jungen Mediciner nicht Über 35 Jahre alt und der deutschen und holländischen Sprache schriftlich und mündlich mächtig sind. Sie müssen sich zu wenigstens 5 jährigem Dienst in der holländisch ostindischen Armee verpflichten, körperlich dienst tauglich sein und über Sittenreinheit und untadel hafte Führunawährend der in ihrem Vaterlande abgeleisteten Militairpflicht amtliche Zeugnisse vorlegen. Außerdem haben sie noch in den Nie derlanden eine Prüfung über ihre wissenschaftliche Befähigung zu bestehen. Angesichts deS Körper und Geist aufreibenden Dienstes in einen« für deutsche Naturen höckst gefährlichen Klima mögen sich Alle, welche Lust haben sollten, die Sache reiflich und zweimal überlegen. Der Bürgerkrieg in Spanien neigt sich noch immer keiner Entscheidung zu. Die car listischen Horden, welche unter dem Banner de- Iesuitismus rauben und morden, scheinen zwar im Momente keine weiteren Fortschritte zu machen, aber auch die RegieruuaStruvpcn zeigen sich noch immer machtlos, diesem Treiben ein Ziel zu setzen. Bevor die neue Massen-Aus hebung den gelichteten Reihen der Letzteren die nöthige Verstärkung gebracht hat und bevor nicht ein energischer Führer an die Spitze derselben tritt, werden die Chancen de- Kampfe- hin und her schwanken und nur da- tief gebeugte Land von frischem Blute überschwemmt, von neuen Greuelthaten heimgesucht werden. Wie schlimm es mit wirklichen Fortschritten auf dem Kriegs schauplatz bestellt ist, wird schon durch die officielle Hervorhebung jedes kleinen Gefechtes und durch die vorsichtige Umschreibung seines AuSganges bewiesen. Uebrigens darf die Regierung in Madrid, welche wahrlich auf Dornen gebettet ist, wenigstens mit Genugthung darauf Hinweisen, daß ihre letzten dictatorischen Maßregeln, so schwer sie auch die Einzelnen treffen mögen, doch von der großen Majorität, der Nation gebilligt werden, die um jeden Preis von der carlistischen Pest erlöst sein will. Um die Schwierigkeit des Gouvernements auf daS Höchste zu steigern, kommt noch die vollständige Deroxtc der Finanzen hinzu. Durch dieselbe erscheint Spanien ge zwungen, mit seinen StaatSgläubigcrn um ein förmliches Moratorium zu unterhandeln, da cs außer Lage ist, gegenwärtig die an seine öffent liche Schuld geknüpften Verpflichtungen einzu halten. Um so mehr stellt sich die Nothwendig- keit für die neutralen Mächte heraus, inbesondere für jene, welche spanische Gläubiger zu ihren Landesangehörigen zählen, der Negierung zur Wiederherstellung der bürgerlichen Ordnung und deS öffentlichen Credits die Wege zu ebnen, was nur dadurch geschehen kann, daß die Unterstützung des carlistischen Räuberunwesens von Seite Frankreichs verhindert wird. Der „Nationalzeitung" schreibt man: Bekannt lich geht der Bicekönig von Egypten damit um, in Cairv einen internationalen Ge richtshof zu errichten, für welchen eine Anzahl Mitglieder aus den verschiedenen europäischen Staaten ausgewählt werden sollen. Die Bedin gungen sind, außer der juristischen Befähigung, Kenntniß der italienischen und französischen Sprache, in welchen beiden Zungen die Verhandlungen ge führt werden sollen. Ein jährliches Gehalt von 30,000 Fr. und eine Summe von 25,000 Fr. für UebersiedclungSkosten soll die Bedenken beschwich tigen, welche gegen die Uebernahme eines sochen Amtes vorhanden sein mögen. Wie unS niitge- theilt wird, soll dem reichsländischen Richterstande die Ehre zu Theil werden, das deutsche Mitglied für diesen Gerichtshof abzugeben. Der Graf Marogna, ein geborner Bayer, welcher die gefor derten Eigenschaften in sich vereinigt, und außer dem noch die Manieren eines vollendeten Welt mannes besitzt, wird schon im Laufe dieses Jahre- seine Stellung als Kammerpräsident bei dem Land gericht in Mülhausen aufgeben, und nach dem Lande der Pharaonen wandern. Die Wahl wird allgemein als eine sehr glückliche bezeichnet. lieber die Ueberschwemmungen inPenn- sylvanien meldet ein Kabeltelegramm der „Times" ck. ck. Philadelphia, 28. Juli: „Zwei- bundert Personen sind in Folge der Fluth in Pittsburg ertrunken. Der LebenSvcrlust in Pltts- burg und Alleghany ereignete sich hauptsächlich längs den Butchers, Saw-mill und Springaarden RunS. Durch diese Städte laufend, leiten sie das Wafser von den benachbarten Hügeln durch tiefe mit Häusern gefüllte Thäler. In einigen Fällen stehen die Häuser gerade über den Wasserleitungen und die gewölbten Mauern bilden die Grundlagen der Gebäude. In Butchers Run variirt da- Thal des Alleghany von 150—500 Fuß Breite und in dasselbe ergoß sich der Strom. Am Sonn tag Abend um 10 Uhr war er 20 Fuß tief, riß über 60 Gebäude mit sich, deren Insassen er tranken. Saw-mill und Springqarden Runs waren in einer ähnlichen Lage. Ueber 80 Häuser wurden demolirt. Die Fluth entstand durch hef. tige Regengüsse zwischen 8 und 10 Uhr. Sämmt- liche Straßen wurden in reißende Ströme ver wandelt, die Gewölbe bersteten, das Gas wurde ausgelöscht und die Eisenbahnen überfluthet; da- Union Depot stand 4 Fuß lies im Wasser, da-, als es sich verlief, eine 1 Fuß tiefe Schlammpfütze zurückließ, durch welche eine Durchfahrt für die Züge gegraben werden mußte. Die Fluth ließ den Oyiofluß über 5 Fuß während der Nacht steigen. 120 Leichen wurden geborgen." Ein in der Nacht aufgeqebenes telegraphisches Postscriptum meldet: „In HittSburg h^hen 21S Personen ihr Leben verloren. Der Eigenthumsverlust beläuft sich auf 3,000,000 Dollars. Ein Hülss-Meeting wurde heute abgehalten, an welchem reichliche Subscriptionen zur Unterstützung der Nothlei- denden stattfanden. Die Miliz ist für den Nacht dienst einberufen worden." Leipzig rm- -as 1000 jährige Jubi läum a» den Grenzen -es nörd lichen Polarkreises. Den I. August werden hoch im Norden die Kirchenglocken evangelischer Gotteshäuser ein 1000jährige« Jubelfest einläuten, in welchen frommen Klang füglich die gesammte germanische Welt mit einstimmtn kann, da da- Fest einer der ältesten insularen Besiedelung-- und Pflanzstätten stammverwandter, skandinavischer, Cultur gilt, einer an den Grenzen der Neuen Welt liegenden Insel, aus der sich in ebenso fernabliegender Zeit germanische Volk-Poesie in wunderbarer Blüthe entfaltete und mitten im Eise, abgeschnitteu von den Cultureinflüssen anderer Nationen, die herr lichsten Früchte für die Weltliteratur zeitigte. In der Hauptkirche der Insel I-land, im Dom zu Reykjavik, wird in Gegenwart de« Don der weit unten im Südosten liegenden Insel Seeland
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