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Erscheint täglich früh 6>/i Uhr. Lkdactiia nnd Erprbiliou JohanniSgaste 33. Verantwortlicher Rcdacteur Fr. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redaction Bvrmiilag« ro» 11—12 Udr Rachm»i»g« von 4 —L Uhr. Annahme der für dir uächst- folarnde Nummer bestimmlcn Anserate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags, an ?oi>n- und Festtagen früh dis '/,9 Uhr. z» b»o/ilialrn für Tns.^nnalimr: Otto Klemm. UmvcrsüatSstr. 22, LouiS Lösche. Hainftr. 21, park, nur bis V»3 Uhr. Anzeiger. Lr««t M WM, Socalgtfchichtt, Haudcks- M GettäMaW. Auflage 13,600. ^l,onnrmrnt»prrl» viertelj. incl. Bringcrlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbctördcrung 30 Mk. mit Postbesvrdcrilng Mk. ^»srrale Igesp. Bourgeoisz. 20 Pk «'lrostere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. — Tabcllariscdcr Satz nach böberem Tarif. Ueelnmr» »„Irr »rin ttc-nclilmsstrich die Spaltzcile -10 Pf. Inserate sind stets an d. Erpr-ilio» zu sende». — Rabatt wird nul t gegeben. Zahlung praenuinoranOo oder durch Postvorschuß. 311. Mittwoch den 10 November. 187S. Verdingung dcS Pvstfuhrwcsens der Station zu Leipzig. Da- Postsuhrw>sen der Station zu Leipzig soll vom 1. August 1876 ab einem geeigneten sickern Unternehmer Übertragen und darüber ein Vertrag aus mindesten- 6 3ahre abgeschlossen werden Da- Geschäft besteht m der theil- ein-, theil- zweifpännigen Besörderung der ankommenden, sowie der ab- und durchgehenden Postsendungen aller Art im Verkehre zwischen den Bahnhöfen und den einzelnen Postanstalten in Leipzig »nd dessen Vororten, ferner in der Beförderung von Packet- und Briesposten nach und von umliegenden Orten, den Fahrten zur Bestellung von Packereien im Orte und endlich in der Beförderung von Extraposten, Kurieren und Stafetten. Zu diesem F»hrbetriebe find ungefähr 85 Pferde und 56 Postillone erforderlich Die Gepäck- und Bnesbesvrderung-wagen werden dem Unternehmer zum größten Theile für Rechnung der Postcasse gestellt »nd aus deren Rechnung unterhalten. Ebenso werden die Stallungen, Wagenschuppen, Futterböden rc von der Passbehörde überwiesen und unterhalten. Der Unternehmer hat aber für diese Räume eine zu ver einbarende Miethe zu entrichten. Eine schriftliche Zusammenstellung der näheren Bedingungen der Uebernahme liegt bei der Kaiserlichen Ober-Post-Direktion hierselbst während der Geschäftsstunden zur Einsicht au-. Weitere Ausfertigungen der Zusammenstellung werden aus Verlangen gegen Erstattung der Schreibgebühren zuaesandt. Geeignete Bewerber wollen ihre schriftlichen Anerbietungen mit der Aufschrift „ Ueber- uayme der Posthalterei in Leipzig betreffend" versehen frankirt bi- zum 10. December d-. ÄS. an die Unterzeichnete Stelle unter versiegeltem Umschläge einreichen. Leipzig, den 8. November 1875. Kaiserliche Ob«r-P»stlvireetto». Bekanntmachung. Die Downer-tagS 6k»»w»«»iorr in der Tho«aSktrche wird laut Beschlüsse- de« Kirchen- vorstandr-, welcher ÄnspectionSwegen genehmigt worden ist, t» der Winterszeit anstatt Morgens 7 Uhr erst n« 8 Uhr beginnen und zwar zum ersten Male DonnerSteg den 11 ds Mts Leipzig, den 3. November 1875. Die Kirchen-Inspektion. Der Superintendent. Der Rath der Stadt Hetpzig o. Lechler. vr^Koch. Cerutti. Bekanntmachung. Mittwoch den 10. d. Mon. Abend» 6 Uhr wird die Fenerrneldestelle im LazaruS'schen Grundstücke, Gerberstraße Nr. 67, ausgehoben und statt deren eine solche Meldestelle tm Seth- Hanse, Eingang an der Ostsette, gegenüber dem eisernen Schuppen, i» Betrieb gesetzt. Leipzig, den 9. November 1875. Der Rath Atz» Stadt Heipzia. vr. Koch Cerutli ItaliemjHe Rrisedriefe. Sine Fahrt dnrch die Apenntnen in den Golf von Genua. Genua, Hotel de France (Jsotta), 1. Nov. Sonnabend früh unternahm ich einen An-flug gen Ligurien. Der Scdnellzug (ohne erhöhte Preise, wie hübsch!) 7 Uhr 34 Minuten Vor mittag- brachte mich in wenig mehr denn fünf Stunden nach Genua. Die zurückgelegte Weg- strecke mißt 168 Kilometer, sodaß über 34 Kilo meter auf die Stunde Fahrzeit kommen, immer hin bei der Schwierigkeit de- TerrarnS im letzten Abschnitte eine anständige Geschwindigkeit. — Die Fahrt ist im Anfang uninteressant, man sieht eine endlose Ebene und ebenso endlose von Ackerland unterbrochene und von Maulbeerbäumen durchsetzte Reisfelder mit ihren Wassergräben Der Zug hält nur bei Abbiate grasso, dann zu Biaevano (a wird kurz gesprochen) jenseits de- Tessin, dann in Mortara. Der letztere Name erinnert au die Kämpfe »vvo 49, an Marschall Radetzky, an den Sturm vom 21. März jene- Jahres.... Man sieht von den Orten blut wenig. der Zug hält nur auf Augenblicke. Ehe man es sich ve> sieht, ertönt da- Eommando de- Zugführers: „kurtsvr»!" (Adfahren!) und Wetter geht es mit dem hier übliche« heftigen Anziehen der Locomotive. Ausnahmsweise verschnaufte sich der Zug auch aus Station Sartirara. Au Dorre-Berettt, wo die Bahn von Pavia ein- mündet, vorüber eilend, geht es der in der Ferne »iukrnden langen Kette der Apenntnen zu. Jetzt kommen wir an den Po. Donnernd passtet der Zug die Brücke von 2l Bogen und gräbt sich de« Auge des außen stehenden Beschauer- schein bar in rebevbepflinzten Sandhügel ein. „Station (»turion«) Balenza!" wird gerufen. Wen'- an geht, der steigt hier au». Niemand kümmert sich auf italienischen Bahnen um den Reisenden, er muß für sich selber sorgen. — Nun geht es unter die Erde, ein Tunnel von über zwei Kilometer Länge nimmt un» in sein complete» Dunkel aus, dann fliegen wir an Val Madonna vorbei, «nd an den rechts auf den Anhöhen liegenden hübschen Städtchen. Der Tanaro (a kurz) fließt hier in unserer Bahn, hurrah! Alexandria. Hier kann der Reisende ein halbe« Stündchen au-ruhen und sich verpflegen Die BahnhosSrestauration ist sehr groß, hübscb decorirt und, wa» die Haupt sache ist, äußerst solid in Preis und Waare. Die Krühstücksstation Riesa wird durch da- hier Gebotene in jeder Beziehung weit übertroffen E« ist jedem Reisenden daher im Grunde recht lieb, daß die schwer zu bändigenden Lombarden daS feste Städtchen vor nunmehr siebenhundert Jahren gegen unfern Kaiser Barbarossa angelegt haben. Warum der nach Papst Alexander III. benannte Ort aber den Beinamen ^<i«I1» paglia" siie Strvhsiadt) erhalten hat, ist schwer zu ver stehen. Gestärkt durch eine gute „Collazione" (so heißt m Italien die erste Mahlzeit, di« nach deutschen ffen beinah« unser« Mittagessen entsprechend sut stanzicll hergerichtet ist) gehen wir mit Sturme-- eile weiter — auf da» Schlachtfeld von Marengo. Man zeigt da- kleine Dorf Marengo in der Ebene zwischen der Bormida, die bei Alestandria mit dem Tanaro sich vereinigt, und der Scrivia, dir un» den Weg durch die Apenninen zeigen soll. Der 14. Äur.i 1800 und der aufgrhende Stern de« ersten Napoleon treten un- vor die Seele. Da- SiegeSgeschrei der Franzosen hallte in unfern Ohren und vereinigte sich wenige Minuten später anachronistisch genug m,t dem Triuwphruf der Oesterreicher und dem jubelnden Hurrah der Russen, die hier — wir sind zu Novt angelangt — kaum zehn Monate vor der zwölfstündigen Schlacht an der Bormida ihrerseits den Sieg Uber die Franzosen errungen hatten. Suwarow war ihr Führer an jenem 15. August gewesen. Da- die Eisenbahn auf beiden Selten de» Bahn körper- umgebende hohe Gebüsch verhindert die Aussicht. Äetzt aber giebt e» Berge, die sich durch diese» Grün nicht verdecken lasten. Wir sind bei Station Frrravalle. Gebirgsbäche mit leerem, aber sehr breitem Bette zeugen von dem Schrecken der Gewitter und Schneeschmelze im Hochgebirge. Die Gegend wird immer inter- effanter und behält auch diesen romantischen Charakter die anderthalb Stunden, welche wir noch bis Genna zu fahren haben. Arquata grüßen wir im Borbeifahren. kaum haben wir Zeit, die Trümmer eine- Schlosses auf einer An höhe zu entdecken, da nimmt uns schon der erste der elf Tunnel auf, welche die Fahrt gen Süden r« einer mebr unter« al» oberirdischen machen. Der letzte Tunnel ist eine halbe deutsche Meile lang, wir durchfahren diese Strecke in sieben dunklen und darum uns länger dünkcnden Minuten Die Bahn arbeitet sich durch kahle Felseuthäler durch, dahinlausend auf hohen gemauerten Dämmen, immer ist die Scrivia bald ans der rechten, bald aus der linken Seite. Die Landschaft ist sehr hübsch, abrr lange nicht so großartig wie die de- Brenncrüberganges. Der höchste Punct der Bahn ist Station Busalla (a lang). Wir befinden »ns 361 Meter über der Ostsee Do- will freilich nicht viel sagen gegen die 1367 M'ter, welche »ns die Station Brenner über den Meeresspiegel hmaushebt. WaS der Gegend an wilder Gebirgsschönhett fehlt, da- ersetzt sicb zu einem Theile wenigstens durch den lieblichenZauber italreniscder Natur, durch die Eigen artigkeit der Anvflanzungen und der Bebauung, durcd den südlichen Charakter der Berghäuser und Bergdörfer. Busalla scheidet die Gewässer »nd weist die einen dem adriatischen, die andern dem mittelländischen Meere zu. Äe näher wir dem glücklichen Küstenstriche de- letzteren kommen, desto reicher wird die Vege tation aus den Bergabhängen, man ringt den Bergen, Schritt für Scbritt möchte man sagen, jedes Fleckchen de« gesegneten Bodens für Korn und Wein ab. Immer belebter wird eS hier oben, bunte Landhäuser strecken sich stolz empor vnd geben Zeugviß von dem Wohlstand ihrer Be wohner während der Saison Hieher, zur Sommerfrische, begeben sich die reichen Genuesen, wenn es ihnen da unten zu heiß wird. Die letzte halbe Stunde der Fahrt bringt un- nach Ponte decimo, das nur noch 84 Meter Über der See liegt, also weit tiefer als Leipzig. Auf der Bergspitze recht» thront die „Madonna aus der Wacht", eine weißglänzende Kirche, die den ganzen Paß beherrscht. An volzareto, an Riva- rolo (da- vorletztes lang) geht e-obneAnhalten stolz vorüber. Wir kommen an den Gebirgsbach Pol» cevera. Auch sein Bett ist wasserarm, aber äußerst breit. Der Bach kann zu Zeiten sehr reißend werden , da- steht man an dem Stetngeriü in seinem Bette und an dessen Moränenrande, wenn man so sagen darf. Nun erheben sich bereits trotzige Fort- auf den Bergspitzen links, Thürme, welche weithin sichtbar sind »nd weithin schauen, ragen auf. Sie sind der Anfang, die Außenposten der Befestigungen der Hafenstadt, welche ein ganzes System bilden und dem Laien erstaunlichen Respect «„flößen Sampier d'Srena endlich ist die letzte Station vor Genua. Der Leuchtthurm von Genua und das Castell werden zur Rechten sichtbar, durch einen Tunnel fahren wir unter letzterem weg und — wir find in Genua! Aus Sta-t un- Lau-. * Leipzig, 9 November. Nach dem Etat der Reichspostverwaltung für 1876 wird eine beträchtliche Vermehrung der vorhandenen Arbeitskräfte beabsichtigt. Zur Befriedigung des Dienstbedürsniffes sollen neu angestellt werden ISO Postsecretaire, 80 Postunterbeamte und 4s0 Laudbrieftr äger, letztere zum Zweck der Erweiterung der Vestevemrichtungen für da- platte Land, namentlich auch behvfs Ausdehnung der regel mäßigen Packetbcflellung nach Laudorten. — Die diesmalige „Schillerfeicr", von dem Vorstände de- Schillerverein- »nd der Direction de» Theater- gemeinsam veranstaltet, wird von Neuem beweisen, daß da« Angedenken de- Dichter in keiner andern deutschen Stadt so pietätvoll gefeiert wird. Da- Programm ist sehr reich haltig: drei große Schillertragövien im Theater unter Betheiligung eine- Künstler- von dem Ruse Friedrich Haase'S. welcher in „Don Carlo»" gestern zum ersten Male in Leipzig den König Philipp spielte »nd morgen in „Wallenstein'S Tod" den Butler spielen wird; Volk-feier in GohliS; die Abendseier an dem Hauptsestlage, dem 10. November. Die Anrede vor dem Schiller häuschen bei dem schönen Volk-feste in GohliS wird diesmal Herr Avvocat Or Erdmann halten. WaS die Abcndfeier betrifft, so hat sich der Vor stand de» Schillervereins, treu dem Princip, bei dieser Gelegenheit dem Leipziger P-dlicum nam hafte deutsche Schriftsteller al- Festredner vor zuführen, die-mal an Herrn vr. Paul Lindau in Berlin gewendet, welcher auch bereitwillig der Einladung nachkam »nd über „Schiller und die Iournalifiik 'sprechen wird. Durch die vetheiligung »es Thomanerchors, welcher diesmal in drei Nummern vertreten ist, durch die Mitwirkung von Frl. Ellmenreich, Frl. von Hartmann »nd Herrn Lißmann ist für den dectamatorischen «ud gesanglichen Theil der Feier in erfreulicher Weise gesorgt. So bietet auch der Festabend i« Schützenhause eine würdige Gedächtnißfeier Schiller'-. — Dem „Dr. I." zufvlge ist dem Nähmaschinen- Fabrikanten I. R Ktehle in Leipzig das Prä dikat eines k. Hoflieferanten verliehen worden. — Wie wir hören, «erden die so großes Auf sehen erregenden Gla gau'schen Artikel in der „Gartenlaube" über den Berliner Börsen- undGrüvdungs-Gchwindel. gesammelt »nd stark vermehrt, demnächst im Berlage von Paul Frohberg hier erscheinen Da-Vorwort, welches die Geschichte dieser Artikel, die Anfeindungen «nd Machinationen, die sie während ihrer Leröffent- lichung in der „Gartenlaube" erführe», erzählt, verspricht besonders interessant zu werden. * Dresden, 9. November. In den nächsten Tagen finden hier die Stadtverordneten- Ergänzung-wahlen statt. Die vereinigten Bezirk-Vereine haben die Agitation ruhig in die Hand genommen und Vorschlagslisten versendet Bei dem Einfluß, den diese Bezirk-Vereine ge- nirßen, kann man es als unzweifelhaft betrachten, daß deren Vorschläge, an denen nur die fort- schrittlicde „Dresdener Presse" und die „Dres dener Nachrichten" herum mäkeln, durchgehen »erden. Die beiden gedachten Blätter rechnen es den Bezirk-Vereinen als verbreche« an, daß sie eine Anzahl tüchtiger Bürger aus die Liste ge setzt, welche Mitglieder des hiesigen Reichsvereins sind und somit im Geruch des Nationallideralis- mus stehen. — Unter den hiesigen Gewerbetreiben den bemüht man sich, eine Aenderung des stabt- räthlichen Beschlusses herbeizusühren. nach welchem der Fortbildungs-Unterricht in den Stun den von 6—8 Ubr Abend« stattfindet. Die Ge werbetreibenden klagen namentlich darüber, daß ihnen die Lehrlinge schon um 6 Uhr Abend- ent zogen werden, also zu einer Zeit, wo Werkstätten »nd Läden noch nicht geschloffen sind. — In Schletta« bei Annaberg ist die Arzt- stclle, mit welcher da- Amt de» Stadt- und Armenärzte» verbunden ist. durch Wegzug de« seitherigen Inhaber» zur Erledigung gekommen. Da» dem früheren Arzte gewährte Fixum von 900 -ck wird auch aus dessen Nachfolger über tragen werden. ». Chemnitz, 8 November. Die seitherige neue St Johanni» kirche ist seit gestern in de« Besitz der neugebildeten St. Pauligemeinke übergegangen »ud führt von nun an den Namen St. Pauli« kirche. Die Petrigemeinde, welche noch keine Kirche besitzt, benutzt die Prullkirche einstweilen mit und e» werden in derselben die Frübprediaten abwechselnd von einem Pastor von St. Pauli und den Geistlichen der St. Petrigrmeinve, die Abendandachten ausschließlich von den letzteren gehalten werden. Die Agitation für Erbauung der zukünftigen Pctrikircke aus dem Scbillerplatz ist noch im Gang, jedoch scheint e«, al- sei von Denjenigen, welche diese Krrche auf den Schiller platz bringen wollen, noch nicht» weiter erreicht worden. Jetzt plaidirt man dafür, die Kirche an dem Eingang de- GchillerplatzeS, mit dem Thurm nach dem Neustädter Markt zugekehrt, r» er richten, »nd verlangt für die Kirche eine Grundfläche von etwa 850 OM, also etwa den 450sten Theil de- Schiüerplatze». Um die Sache noch plausibler zu machen, ist in den Schau fenstern hiesiger Buchhandlungen ein Plan auS- gelegt worden, aus dem das Berhältniß deS KnchenplatzeS zum Schillerplc-tz «„gezeichnet ist. So «»schuldig die geringe Platzsor Zernag auch aussehen mag, macht doch der größere Theil der Bevölkerung Front gegen dieselbe. — Die Schrecken de- Winter- scheinen noch einmal weichen zu wollen. Nach einer längeren Reihe von kühlen Tagen »nd Nächten, in denen der Frost sehr empfindlich wurde, bat sich die Tem peratur gemildert und jetzt haben wir sonniges und heitere- Wetter Da- Laub von den Bäumen ist nun völlig herunter und diele zeigen nur noch die kahlen Aeste. Die Wintersaaten gehen meist vorzüglich auf «nd lasten Nicht- zu wünschen übrig. — Wie sehr unsere Gesetzgebung der Reform auch auf dem Gebiete deS Eide- bedarf, zeigt nachstehender Fall. Ein Handelsmann in der Lausitz (die Namen thun hier nicht- zur Sache) bestellte und erkaufte bei dem Reisenden einer Dre-bner Firma eine Quantität Cigarren. Der Letztere erklärte auf die bczügl. Anfrage, daß da- Geschäft nur unter der Bedingung perfect werden solle, dasern der Schwiegervater deS Käufer- sich für die entstehende Forderung ver bürgen würde. Der Reisende hatte sich denn auch zu dem Ersteren begeben, »nd von diesem war aus drücklich erklärt worden, daß er die Bürgschaft leiste, worauf der Käufer die Waare erhielt. Zu dem Vermöge« de- Letzteren brach später EoncurS auS, »nd die noch unbefriedigte Firma verklagte deshalb den Schwiegervater al- Bürgen für die Schuld. In dem hierauf anberaumten Termine kam eine Einigung zwischen den Parteien nicht zu Staude, der Beklagte stellte die Thatsache der Bürg schaft in Abrede, und e« wurde der Klägerin der Bewci» zuerkaunt. Derselbe gipfelte in der Ab hörung de- Reisenden al- Zeugen Dieser aber gab, wie nicht anders zu erwarten, an, der Be klagte habe ihm gegenüber ausdrücNicd die Bürg schaft für seinen Schwiegersohn bezüglich der Forderung für die Eigarren übernommen, unter der Bedingung, daß die Firma ihm, wenn die Schuld am Verfalltage etwa nicht sofort oder in ungetrennter Summe von dem Schwiegersohn bezahlt werde, nicht gleich Uber den Hals käme. Diese seine Aussage beschwor der Zeuge Nach dem da- Verfahren abgcsetzt worden, wurde ein zweiter Bescheid eröffnet, in welchem der Richter von der Ansicht au-ging, daß der Reifende nicht nur wegen deS Verluste» seiner Provision, sondern auch um de-willen, weil er bei dem hervortretenden Mangel einer Verbürgung in dem Au-gange de» ProcesseS ein unmittelbare- Interesse habe, nicht al» ein unverdächtiger klassischer Zeuge zu betrachten sei, und erkannte dem Beklagten den ReinigungSeid zu. Dieser lautete denn in der Hauptsache dahin, daß er, der Beklagte, die Bürgschaft in der gedachten Weise nicht über- nommen gehabt habe Die Appellation der Klägerin hatte keinen Erfolg, »nd der Beklagte leistete auch den Eid wirklich ab. ES ist sonach eine und dieselbe Thatsache von 2 Personen, dem Zeugen »nd dem Beklagten, be- beziehentlich abgeschworen worden. Daraus solgt, daß Einer von Beiden einen falschen Eid geleistet hat. Nun fragen wir: mußte dem Richter, welcher deu Zeugen, nachdem dieser