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19 an Wärme werden durch das Klima nicht befriedigt. Nur dort, wo Uferböschungen Schutz gegen die im Sommer häufig wehenden kalten Nord-, Nordwest- und Westwinde gewähren, ziehen sich Waldungen an den Flüssen nach Norden. So fanden Dali und Whymper an der Mündung des Porcupine in den Jukon stattlichen Wald (unter 67° 10' N. B.) und bei Nulato (64° 40' N. B.), gleichfalls in Alaska gelegen, noch Bäume von 90 cm Durchmesser und 30 m Höhe. Dagegen wird ein grofser Teil besonders des kontinentalen arktischen Gebietes von der Tundra eingenommen. Sie zeigt, je nach der geringeren oder gröfseren Bodenfeuchtigkeit, eine verschiedene Vegetation. An den Stellen, wo das Schmelzwasser bald abfliefst, der Erdboden leicht trocknet und daher sich schnell erwärmt, entwickelt sich die Flechtentundra, schon von weitem kenntlich an ihrem braunen, grünen oder weifslichen Aussehen, je nachdem die verschiedenen Gattungen der Erd flechten wie Evernia, Cladonia, Cetraria und andere überwiegen. Dort aber, wo das Schmelzwasser infolge ungünstiger Bodengestaltung nicht abfliefsen kann und wegen der Nähe des Bodeneises eine niedere Temperatur auch im Sommer behält, wachsen fast nur Moose (Polytrichum, Sphag num). Diese Moostundren sind wahre Polarwüsten, unbewohnbar für Menschen und Tier. Das Gebiet südlich der arktischen Provinz bis zum Golf von Mexiko und östlich der Rocky Mountains. Der nördliche Teil dieses Gebietes bis zum 55° N. B. ist in wissenschaftlicher Beziehung sehr wenig erforscht; doch lassen selbst die spärlichen Beob achtungen auf ein extremes Landklima schliefsen. Während unter gleicher Breite in Ost-Sibirien die gebirgige Natur des Landes verhindert, dafs die durch starke Wärmestrahlung des schnee bedeckten Bodens erkalteten unteren Luftschichten nach Gebieten niederen Barometerstandes strömen, hat die Luft im Mackenziebecken genügenden Abflufs nach den im Winter bei Island liegenden Depressionsgebieten. Wir treffen daher in dieser Jahreszeit hier auch nicht auf so niedere Temperaturen wie dort. Da mit abnehmender Breite der Einflufs der arktischen Eis massen sich schnell verringert und den äquatorialen Winden Gebirge sich nicht in den Weg stellen, genügen Länge und Wärme des Sommers schon völlig den Bedingungen des Baumwuchses. Die Niederschlagsmengen dieser Gegenden sind zwar gering, weil mit zunehmender Breite wohl die relative Feuchtigkeit der Luft wächst, die absolute aber abnimmt, und hier nicht häufig Ver anlassung zum Überschreiten des Sättigungsgrades durch aufsteigende Luftschichten gegeben ist; doch genügt dem Baumwuchs die Wassermenge, da der Verdunstungsprozefs hier viel langsamer vor sich geht als in niederen Breiten, und die winterliche Schneedecke grofse Regenmengen zu ersetzen vermag. Während starke Regengüsse gröfstenteils oberflächlich abfliefsen, kommt die Feuchtigkeit des langsam schmelzenden Schnees fast ausschliefslich den Wurzeln zu statten. Wir finden daher, mit Ausnahme der durch eine kalte Strömung abgekühlten Südweslküste Alaskas, das Gebiet vom Beringsmeer bis Labrador mit zusammenhängenden Waldungen bedeckt. Sie werden von der weifsen Tanne gebildet und erreichen im Inneren des Kontinents eine Ausdehnung von 14 Breitengraden (68°—54°). Nur an den Flufsläufen sind sie von Laubhölzern unterbrochen. Ihre Südgrenze ist der Saskatchewan. Auch im Südosten, in Canada und den nördlichen Staaten der Union bis zum 37.° N. B. sind die Bestände der Koniferen nicht mehr rein, sondern mit grofsen Laubholzwaldungen vermischt. Das Vorkommen von Laubhölzern ist mit dem milderen Winter verknüpft, den dieser Teil des Gebiets dem Einflufs der ungeheuren Wasserfläche der canadischen Seen verdankt. Die mittleren Breiten des Gebiets sind im Westen durch meridionale Gebirge, im Osten 3*