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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187510319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18751031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18751031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-10
- Tag 1875-10-31
-
Monat
1875-10
-
Jahr
1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1875
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Erjie seillige zum lkeipziaer Tageblatt und Anzeiger. AU. Tormtag den 31. October. 1875. Drulscher Reichst«, 8 Sitzung am 29. October. In dieser Sitzung waren glücklicherweise so diele Mitglieder anwesend, daß die Beschlußfähigkeit, wenn auch nur knapp, hergrstelll war. Eigen tümlich ist etz, daß die Centrum-mitglieder sich noch verringert zu haben scheinen. Denn während gestern bei der Wahl de- ersten Liceprtisidcnten noch 3 t weiße Snmmzeltel abgegeben wurden, fanden sich heule in der Urne bei der Wahl de» zweiten Bicepräfidenten. welche wie in der vorigen Session aus den Abg Hänel siel, nur 27 weiße Settel vor. Daß da- Hau- auch in der nächsten Zeit roch manche Lücke zeigen wird, geht au- der großen Anzahl von Urlaubsgesuchen hervor, welche bewilligt werden mußten. Der dann vom Abg Miguel «bgestaltete Bericht über die Thätigkeit der Zwischenjustizcommission führte nur schon bekannte Tbalsachen an. Die Commission wurde unter Anerkennung ihrer aufopfernden Thätigkeit mit der Fortsetzung der Arbeiten für die Dauer der Session beauftragt. Die hierauf folgende Berathung der beiden kleinen aus Elsaß Lothringen bezüglichen Gesetzentwürfe beschränkte sich »uf die Art ihrer geschäftlichen Behandlung, ohne daß mau näher in die Materie selbst einging. Nächste Sitzung Dien-tag. Schon seit langer Zeit die Seele de- Cabinet-,, kanzleramt die Ansicht geltend, daß eine dauernde hat Koloman Ti-za jetzt auch äußerlich die Stel lung de- Leiter- übernommen. Man erwartet indeß noch weitere Veränderungen im Eabiaet. da Ti-za den Wunsch hegen soll, die Deakisten vollständig zu beseitigen und durch Männer seiner eigenen Parle,särbung zu ersetzen Der frühere Ministerpräsident Frhr v. Wenckheim ist nicht ganz ohne Esfcct zurückgetreten; am Tage seine- Abgänge- wurde eine von We> cköeim ge en- gezeichnete Entschließung de» Monarchen, durch welche die Aushebunß der Osener Festung -ecrr- tirl wird, veröffentlicht. Damit ist ei» Haupt» wünsch der Magyaren befriedigt, welche die Exi- flenz der Festung al- eine beständige Drohung betrachteten. Etwa» Wermuth in diesen Freuden becher fiel allerding- dadurch, daß die Cltadrlle auf dem Block-berg bei Ofen noch erhalten blieb. England ist während der letzten Woche von Abstellung de» erwähnten Uebelstande» nur durch eine Verschmelzung der Telegraphie mit der Pest in Bezug aus Verwaltung unv Betrieb zu er reichen sei. Da der ganze Or^amSmuS der Reich» Postverwaltung in seiner gegenwärtigen Ausbreitung und Verzweigung dazu bestimmt zu sein scheint, da- Telegrapbenwrsen, welche- wesentlich denselben Zweck dient, in sich auszunekmen. io kann natürlich eine solche Vereinigung nur mit Vorlbeilen, nicht blo» in finanzieller Beziehung, sondern auch für den öffentlichen Verkehr verknüpft lern. Wie die! dem Entwurf beigesiigte Denkschrift sich äußert. I »erde bei dieser organischen Vereinigung der beiden Anstalten eine Verminderung der A,S- gaben Herde,geführt werden, während an solchen größeren Orten, wo eine gänzliche Verschmelzung de- Telegraphendienste- mit dem Postbienste nicht zweckmäßig, vielmehr die Beibehaltung getrennter der vesorgniß vor einem den Handel schädigenden I Telegraphenanstalten erforderlich ist, die Belrieb» Mttische Wochenübersicht. Än Deutschland tritt jetzt die innere Politik wieder mehr in den Vordergrund, nachdem die Kaiserreise mit äußerst befriedigenden Ergebnissen, welche den engeren Anschluß Italien» an da» deutsche Ruch und die mit ihm verbündeten Kaiser reiche bekunden, beendet ist. Zwei in Berlin statt gefundene Feierlichkeiten treten bei der Betrach tung der jüngst vergangenen Ereignisse in den Vordergrund: die Enthüllung de- Steindenk mal- am 28. October und am folgenden Tage die Eröffnung de- Reich-tag-. Der Charakter de- großen Staat-waun- der Befreiungskriege und seine gewaltigen Thatev zur Reorganisation Preußen» müssen in jetziger Zeit um so mehr in» Licht treten, da gerade sie. an die Reform Stein- im Innern anknüpfend, den Versuch gemacht hat, die in Stein'» Städteordnung enthaltenen Zveen auch in der Gestaltung der provinzialen Ver Wallung« körper zur Geltung zu bringen. Im höchsten Grade zu bedauern ist e-, daß der Kaiser in Folge der Relsestrapazen nicht im Stande war, der Steivseier beizuwohnen und auch die Eröff uung de- Reich-tag- nicht in Person vornehmen konnte. Ebenso wird Fürst Bi-marck, der schon di« Mailänder Reise mitzumachen durch Krankheit verhindert war, noch immer durch rheumatische und nervöse Beschwerden in Barzin sestgehalten. Der Reich-tag wird hoffentlich bald Klarheit in die etwa» ungrmüthliche Lage bringen Wie immer nach einer langen Pause in der parlamen tarischen Thätigkeit, haben sich auch jetzt be unruhigende Gerüchte verbreitet von einer reactio- nairen Strömung in den Regierung«kreisen, sowohl in politischer wie «irtbschastlicher Hinsicht. Ähre Hauptnahrung haben sie durch die längst bekannt gewordenen Strafrecht-novellen erhallen, welche allerdings in der Thronrede nur sehr vorsichtig berührt werden. E« ist wohl zu hoffen, daß im Bunde-rathe eine Umänderung dieser Vorlagen unternommen wird und daß etwa zu weit gehende Forderungen im Reichstage entschiedenen Wider spruch finden werden. Die Besorgnisse vor einer wirthschaftlichen Reaction wurden schon durch den Inhalt der Thronrede beseitigt. In Bayern machte sich in dem kirchrnpoliti» schen Kampfe durch die Kammervertagung eine Pause bemerkbar. Hervorzuheben ist die sehr deutliche Antwort, welche der CultuSminister von Lutz dem Bischof Senestrey von Regen-burg auf seinen offenen Brief ertheilt hat. Man muß nun abwarten, ob der Bischof die Art und Weise de- Wahrheitsbeweise-, welchen der Minister für seine Behauptungen vorschlägt, annehmen Wird. Die Liberalen erließen überall Zustim «ung-adressen an den König, während die Ultra «ontanen sich vollkommen still verhalten. Viel leicht sind sie, gemäß dem Rathschlage der „Germania", damit beschäftigt, die Maschinisten und die Regie zu wechseln. Daß die Ultramontanen selbst in Belgien keine geschloffene Masse bilden, hat sich kürzlich durch ein innerhalb der Partei entstandene» Schi-ma ergeben. Da- ,.Journal de BruxelleS" und sogar da» Genter bischöfliche Organ dien publlo" hatten der Aufforderung de» Papste-, einen Krieg«z«g für Revision der belgischen Verfassung zu unternehmen, damit fürder die kirchliche Trauung den Vorrang vor der Civil trauung haben sollte, ein constitutionelle» „non xossvmao" entgegen gesetzt. Diese Haltung ver anlaßte den Grafen de Hemptiune, den Chef der Genter Ultramoutanen. sich in einem vom „Bien public" veröffentlichten Schreiben von diesem Blstt in aller Form loSzusaaen. Da- Blatt setzt zugleich Hinz», der Bischof von Gent habe seine Haltung gutgeheißen, da aber der Graf de Hemptinne, der orthodoxer al- der Bischof »st, mehr al« einen Gesinnungsgenossen in beiden Kammern zählt, so ist zu erwarten, daß früher »der später der eingetretene Riß auch im Schooße de» Parlament- sich bemerklich macht Da- wichtigste Ereigniß i« Oesterreich. Ungarn war in letzter Woche jedenfalls der Wechsel im ungarischen Mmistrrpräsidium, der sich so grräuschlo- wie möglich vollzogen hat. Kiiege mit China befreit worben, da die Regie rung de- Reiche» der Mitte sich nach langem Sträuben bereit erklärte, den Anforderungen England» wegen energischer Bestrafung der Mör der Mai gary'» »aebzugebcn. Ferner hat die eng. lische Regierung den Comwandante« de- in den chinesischen Gewässern stationirten Geschwader» mit der Untersuchung über die von de« englischen Sch ffe „Gordon Castle" nach China eingeschmug gelten Munition-vorräthe beauftragt. Man hatte auch in Erfahrung gebracht, daß noch verschiedene andere englische Dampfer mit Waffen und MuH- tion-ladungen zu derselben Bestimmung unter wegs seien. „Morniuz Post" hört, daß die Re- gierung gegen die betreffenden Rheder gerichtlich einschreiten werde. Die Lage der Tür ke i ist höchst trübselig. Wenn der Ausstand in Bo»nien auch keinen Erfolg haben wird, so zieht er sich doch bedeutend in die Länge. Auch in letzter Woche wurden bald für die Türken, bald für die Rajah günstige Gefechte geliefert. Im türkischen Diplomatenpersonal sind mehrere Veränderungen vorgenommen worden. Sadyk Pascha ist zum Botschafter in Pari-, Kabuli Pascha zu dem in St. Petersburg gemacht wor» dev Untrrdeß haben die Großmächte wieder einen Schritt zu Gunsten der christlichen Unterthanen der Pforte gethan Sie haben nach Kenutniß» nähme der Einzelheiten der in Aussicht gevom» menen Reformen in Konstantinopel erklären lasten, daß der Umsang derselben kaum Etwa- zu wün schen übrig laste. Gleichzeitig könnten sie jedoch nicht verhehlen, daß der Werth derselben lediglich nach dem Geist bemessen werden müsse, in welchem sie in- Leben geführt werden würden. Dagegen hat Frankreich bei seinem Versuche, die Mächte zu einer Gesammterklärung in Konstantinopel gegen die von der Pforte ergriffenen Fmanzmaß. regeln zu bewegen, abermals eine Niederlage erlitten. Die österreichische Regierung hat die darauf bezügliche Einladung bestimmt abgelehnt; dieser Schritt soll im engen Einvernehmen mit Rußland erfolgt sein. In Spanien halten sich Carlisten und Alson- sisten noch immer da» Gleichgewicht, obwohl Er- slere manche Verluste erlitten haben In liberalen spanischen Kreisen beschäftigt man sich besorguiß- voll mit der ausgesprochenen Absicht der Königin Isabella, zur Beglückung Spanien- und ihre- Sohne- in die Heimath zurückkehren zu wollen. Lagesgeschichtliche lleberjicht. In Folge de- durch die Strapazen der italie nischen Reise hervorgerufenen leichten Unwohl sein» hatte der Kaiser auch die beabsichtigte Reise nach Sagan und Ohlau hinau-schieben müssen. Dieselbe ist jetzt indeß aus den kommen den Mittwoch festgesetzt worden, so daß man auf die vollständige Wiederherstellung de» Monarchen iLr-kn»««. schließen darf. Der Kaiser wirb am geuannten Tage Nachmittag» nach Sagau abreisen, wo er der Einladung de- Herzog- gemäß im dortigen Schlosse Wohnung nehmen wird. Am folgenden Mittag, Dovner-tag den 4. November, gedenkt der Monarch sich nach BreSlau zu begeben, um an einem Diner de- dort garnisonireuden Leib- Cürasfierregiment- Theil zu nehmen und AbendS von dort nach Ohla« weiterzufahren. Am Fren tag Morgen wird dann in dessen Nähe die erste Treibjagd auf Rehe, Fasanen und Hasen statt finden und zwar werden drei Waldtreiben vor und vier Waldtreiben nach dem Frühstück abge halten werden. Nachmittag- 5 Uhr kehrt der Kaiser zu Wagen nach Ohla» zurück. Der folgende Tag ist für eine Jagd bei dem Dorfe Linden bestimmt. Nachmittag- wird der Kaiser dann von Ohla« au- mit Extrazug Uber BreSlau und Sagan nach Berlin zurückkehren, wo er Abend» »0 Uhr auf dem Niederschlesischen Bahn h«f einzutrefsen gedenkt. Um die Tour möglichst wenig ermüdend zu machen, findet kein Empfang auf ihr statt; nur die Spitzen der Behörden wer den in BreSlau und Ohlau bei der Ankunst de- Kaiser» anwesend sein. E- ist dem Reichstag jetzt der Etat der zu ver- schmelzenden Reich--, Post» und Telegra phenverwaltung für da- Jahr 1876 vorge legt worden, so daß man einen Einblick in die zuküuftige Organisation der beiden wichtigen Ver kehr-anst-lten gewinne» kann. Schon wiederholt hatte bekanntlich da» finanzielle Ergebniß der Reich-telegraphenverwaltung bei der Berathung de- Etat- im Bunde-rathe und im Reich-tage zu Erörterungen Anlaß gegeben. Schließlich machte sich bei Erwägung de» Gegenstand«- im Reich» einrichtungen der Post für den Telegraphendienst mit nutzbar gemacht werden könnten Eine mit der Vereinigung der Telegraphie und der Post Hand in Hand gehende Vervollkommnunz der Telearapheneinrichtuogen würde keine Verstärkung der Beamtenkräfte zur Folge haben; dagegen werde sich dadurch eine Erhöhung deS Einkommen« der sonst nicht voll beschäftigt gewesenen Beamten gerade in den unbedeutenderen Dienststellen ermög lichen lassen. Zur Herstellung thunl'chster U.ber- einstimmuug in beiden Verkehrszweigen und zur Vereinfachung der Verwaltung sei eine gleich mäßige Eintheilung der Betneb-stellen und eiae gleichförmige Gestaltung der Beamtenverhältnisse, sowie die Heranbildung eine- für beide Dienst zweige gleich verwendbaren Personal» in- Auge gefaßt worden Die Regelung und Unterhaltung der Vertragsbeziehungen zum AuSlande solle lhun- lichst nach gleichen Grundsätzen erfolgen und werde dabei auf dem Gebiete der Telegraphie ein ähnliches Ziel angestrebt werden, wie eS durch die Errichtung de» allgemeinen PostoereinS ver wirklicht worden ist. Ebenso sollen die Tele- graphengebühren nach ähnlichen Grundsätzen der Vereinfachung und Einheitlchkeit geregelt werden, wie sie sich bei dem Taxwesen der Postver Wallung bewährt haben. Der unter Zu grundelegung eiue» au» solchen Ideen her- vorgegangeuen Organisation-plane- aufgestellte Etat der Reich-Post- und Telegraphenverwaltung für 1876 »erst einen Ueberschuß von t0,562 238 nach, während stch für beide Verwaltungen für da- Jahr 1875, nach Geaenrechnung de» für die Telegraphenverwaltung sich ergebenden Zuschusse» »on 3,353,996 nur ein Ueberschuß von 7,434,689 ergiebt. ES hat sonach für 1876 der Ueberschuß beider Verwaltungen aus 3.127,567 höher veranschlagt werden können. Die Denkschrift meint, e» dürfe mit Sicherheit angenommen werden, daß bei vollständiger Durch sührung der nur nach und nach zu ermöglichenden Verschmelzung de» Betriebe- der Telegrapbie und der Post da- finanzielle Ergebniß beider Verwal- tung-zweige zusammengenommen sich noch günsti ger gestalten und der von der Postverwaltung früher allein erzielte Ueberschuß bald wieder zum vollen Betrage der ReichScasse zufließen werde Die Nat-Ztg. schreibt in Besprechung der Thronrede: „Mit besonderer Genugthuung endlich dürfen die Freunde einer ruhigen und stetigen Entwickelung auch der wirthschaft lichen Verhältnisse unsere- Lande» die Stelle ausnehmen, welche kurz aber bestimmt alle An wuthungen zurückweist, von Staat-wegen übel verstandene Heilkünste für die augenblickliche Stag Nation iu Handel und Verkehr zu versuchen. Die Aufnahme einer ausdrücklichen Erklärung dieser Art, mit welcher im Eingänge der Thronrede die Schilderung der bisherigen Durchführung der in beschlossenen wirthschaft lichen Gesetze im Einklang steht, ist ohnehin die beste Widerlegung der am Vorabende der Session offenbar von den Gegnern de- bi-herigen Gange» der Gesetzgebung auf diesem Gebiete au», gestreuten Gerüchte von einem Personenwechsel in der Leitung derselben, welcher einer Einlenkung in entgegengesetzte Richtungen gleichkommen würde. Die Anschauungen und Grundsätze, von welchen geleitet, bewährte Kräfte allem anmaßlichen Tadel »nd aller rücksichtslosen Anfeindung zum Trotz »nbeirrt ihren Weg gegangen sind, haben im allerhöchsten Namen eine neue und wie un» scheint unzweideutige Bestätigung erhalten E» soll kaum noch einem Zweifel unterliegen, daß die gegen den Grafen Arnim erkannte, jetzt recht-kräftig gewordene achtmonatliche Grsäng nißstrafe in eine Geldbuße umgewandelt wird Ein Antrag de- Grafen hieraus liegt allerdings nicht vor, doch hat, wie e» heißt, da- Kammer gericht, gestützt auf eine alte Bestimmung der Criminalordnung, von AmtSwegen eine Unter suchung über den Gesundheitszustand de- Grasen angestellt, um sich über die Frage nach der Voll streckbarkeit der erkannten Gefängnißhast Gewißheit zu verschaffen. Da- Urtbeil de- gerichtlichen Physiku» steht zur Zeit noch au«; wenn dasselbe, wie zu erwarten, gegen die Vollstreckung der Freiheitsstrafe au-sällt, wird die Umwandlung derselben in eine Geldbuße vom Minister ver anlaßt »nd dem Berurtheilten überlassen werden, hiergegen eventuell RecurS beim Obertribunal zu ergreifen. Gegenüber mehrfachen Zeitung-angaben erklärt der „Bayerische Eourirr", daß seine (die nftramontane) Parte, an eine Steuerver- Weigerung nicht denke. Er schreibt: „Wir baden lediglich an da- freie Wahlrecht de- Volke» gedacht, von welchem diese- eventuell, d h im Falle einer Kammerauslösung Gebrauch macken wird und zwar nickt im liberalen Sinne Kommt > ö zu einer Auslösung nickt, so werden unsere Vertreter wissen, w.lcke von der Verfassung gebotenen Wege sie einzuscklagen haben Daß sic dabei um ke>ne» HaareS Breite Uber ihr gcs tzlicyrS Reckt hinauS- greisen werden, kann keinem Zweifel unterliegen." Oem geg enüber darf man freilich neugierig daraus sein, wa- die Herren denn eigentlich wollen? Unterließ plaudert ein Correspondent der „Köln. VockSztg" die weiteren Pläne der klerikalen Kammermehrh it au-. Danach wurde am Abend de« 2l dS. MtS im Club zunäckst die sofortige massenhafte Mandatßniederlegung berathen, von diesem Sckrille aber dann „au- mehrfachen Grün den" Abstand genommen. Der Correspondent wirst aus diesen negativen Beschluß eine Art trauernden Seitenblicke» und erzählt dann weiter, daß man sich hieraus gegenseitig aus Ehrenwort ver pflichtete, „diesem Ministerium gegenüber unter allen Umständen und sllr alle Fälle fest und unbeug sam zu bleiben". Dann heißt e» weiter: „Zu gleich würde au- der Zahl der hier (in München) dorwcilirten Abgeordneten ein permanenter Aus schuß g.bilset, welcher für besondere Fälle mit allen Clubgenossen in Correspondenz zu treten und d«e geeignet scheinenden Vorschläge an jeden Einzelnen zu übermitteln hat. Kommt die Kam mer wieder in Thätigkeir, so wird man den Herren am grünen Tische die Budget- derart beschneiden, daß e» einer Budgetverweigerung gleichkommt unv dadurch die Fortführung de» Staat«Haushalte» unmöglich gemacht wird, wo rauf alSöann die Kammeraustösuug dennoch er folgen muß". Der württembergtsche „Staat-anzeiger" meldet, der Minister von Mittnacht habe wenige Tage vor seiner Abreise von Berlin einen Ver trag zwischen der württembergischen Eisenbahn- Verwaltung und der Reichsmilitcurdchörde wegen Einführung der Brenz-Bahn in die Festung U l m unterzeichnet. Der ,. Staat-anzeiger " fügt hinzu, daß ver preußische Krieg-minister bei den bezüglichen Verhandlungen dem württembergischen Minister in der danken«werthesten Weise entgegen gekommen sei. — Die evangelische Lande-synode hat mit 42 gegen 10 Stimmen da-Trau» ng»- sormular, wonach anch nach Einführung de- Civilehegesktze» die Ehen vom Geistlichen nickt bl»S eingesegnet, sondern auch bestätigt werden, genehmigt. Dieser Beschluß entspricht dem Ent würfe, wie er von dem württemvergischen Con- sistorium aufgestellt worden war. Der „Regierungsanzeiger" von Petersburg enthält in seinem amtlichen Theile folgende Kund gebung Die wichliaen Ereignisse aus der Bal kanhalbinsel hätten nicht bloS Rußland, sondern auch die beiden mit ihm verbundenen Staaten bereit gesunden, ohne alle politischen und egoistischen Hintergedanken und Nebenabsichten nur die Erhaltung deS europäischen Frieven» im Auge zu behalten und e« stehe allen Mächte», die die Erhaltung deS Frieden- aufrichtig wünschten, der Beitritt zu diesem Bunde jeder Zeit frei Rußland habe jedoch die Sympathie, die eS für die slavischen Christen gehegt, diesem Bunde nicht zum Opfer gebracht. Die Opfer, welche die russi'che Nation der unterdrückten slavischen Bevölkerung der Türkei dargebracht habe, seien so groß, daß Rußland be rechtigt sei, mit feinen Sympathien vor ganz Europa zu treten Rußland habe in Erkennung der Gefahr, welche der Kamps durch Hinein- ziehung Serbien- und Montenegro- sowohl für diese beiden Länver, wie für die TÜi kei selbst her- beisühren würde, zuerst seine Stimme zum Schutz der unglücklichen Herzegowiner erhoben, die durch übermäßige Steuerlasten und Unterdrückungen zum Aeußersten gezwungen worden seien und habe in Uebereinstimmung mit der deutschen und öster reichisch-ungarischen Regierung, um einer allen- sallsizen Intervention in der Türkei vorzu- deugen, die Türkei ausgefordert, sich mit den Aufständischen zu vergleichen. Frankreich, Ita lien und England hätten diese- Verlangen unterstützt. Die Türkei habe auch versprochen, ernstliche Reformen für die slavischen Christen einzusühren und der Sultan habe ein Irade erlassen, in welchem nicht nur große Er leichterungen versprochen würden, sondern auch die Gleichberechtigung der Christen und der Muhamedaner zugrsagt werde. Da jedoch ähn liche Entschließungen und Beschlüsse, welche schon siüher dem Su'tan von den Garantlemächten abgenölhigt worden seien, sich für die Dauer niemal» al- eingehalten erwiesen hätten und da da» vertrauen darauf somit verloren gegangen sei, so sei e» jetzt die Pflicht der Mächte, da» Ihrige dazu zu thun, damit düs-» Vertrauen, ohne da» die Türkei eine ernstlich beabsichtigte Reform nicht durchführen könne, befestigt werde. Aus alle Fälle müsse diese traurige Lage der christlichen Bevölkerung in der Türkei ein Ende nehmen. Wie au- den neuesten Zeitungen au» China klar und deullich ersichtlich ist. beruhten alle seit sich» Wochen an die englischen Zeitungen ge sandten Depeschen aus bloßen Vermuthungen und Wünschen. Der englische Gesandte. Herr Wade, beobachtete ein so tiefe- Geheimniß über seine Verhandlungen mit der Regierung in London und seine Schritte bei der chinesischen Regentschaft,
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