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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187603126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1876
-
Monat
1876-03
- Tag 1876-03-12
-
Monat
1876-03
-
Jahr
1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1876
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Echt Leilage M Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. rr. Sonntag den 12. März. 1876. vtarie» Tsgesgeschichtliche lieber licht. Die Benutzung d« Eisenbahnen zu Krieg-- Zecken bildet sich in Deutschland mehr und »ehr z» einem besondern Zweige der krieq». sihruvg und der krieg-wiffenschaslen au». Seit »e« letzten Kriege sind rach und nach Ver- rfleg»vg«stationen an geeigneten Eisenbahrpuvcten kvgrrichtet und dieselben in dem Umfange ange. legt Worten, raß für den k-ieg-faü eine au-« ,ncher.de Berdflequng der Militairzüge auch bei ter größten Ausdehnung derselben sicher gestellt A. Außerdem ist eine alljährlich vorzunebmende ZaspecNoa der Elsenbahuen iowohl hinsichtlich chrrS Materials wie der Bchnhöse, Lager räume ». s. w. durch höhere Oificiere deS General- slrde» angeordnet worden. Man hat jetzt sogar die Anlegung besonderer Milttairbahn- töse für einzelne große Städte in Aussicht ge- rammen. Lager HL len. »E ter. 7« r» verlauft, o die den» Heber den Inhalt der beim preußischen Ab- ctzt direct» zeorduetenheuse eingegangen-n Städteord- , i»ng verlautet, daß der Entwurf die gegen- Setfe», jeiligen Rechte und Pflichten der Gemeindebehörden, rr Einwohner und Bürger der Siadtgemeinden sowie den bestehenden Organismus der städtischen Kemeind,Verwaltung in allem Wesentlichen aus« «echt erhält. Bon den Bürgern der Sladtge- neinden wird nach wie vor die Gemeindevertretung >e«ählt, dabei soll an dem Dreiclastensystem estgrhalten, jedoch nach dem Borgange des Reich-, oahlgesrtze- statt der Stimmabgabe zu Protokoll >ie Stimmzrttelwahl eingeführt werden. Ebenso vird nach wie vor der Gemeindevorstand Magistrat) a»S der Wahl der Slabtverordreten- »ersammlung hervorgehcn. An dem BestätigungS- lecht deS Staats bezüglich der Bürgermeister rr.d Beigeordneten wird ebenfalls sestgehalteu, »agegen hinsichtlich der wesentlich nur mit com. irunalen Funclioneu betrauten MagiflratSfer- sncn auf dasselbe verzichtet. Als die Haupt- lusgabe der Städteordnung ist die Regelung der ürftigen Zuständigkeit der Bezirks, und Pro. »inzialräthe sowie der BerwaltungSgerichte zu be- rachteu Den letzteren werden die Streitsachen über, viesen, in Lencn e» sich hauptsächlich um angeblich «letzte, a«S den Bestimmungen der Städteordnung erzuleitrndc Rechte handelt. Unter AuSsonterung dieser Fälle wird in den verschiedenen Instanzen >:« Regierungspräsidenten, dem Oberpräsidente, »ad dem Minister de» Innern die Aufsicht über »i« v«waltung der städtischen Gemeindeange -genheitrn, namentlich auch der örtlichen Polizei idertragen. Dem BezirkSrathe ist hierbei eine «itwnkevde Betchlußsasiung insoweit eingeräumt, rlS eS sich darum handelt, die städtischen Bc- ^ örden innerhalb ihre- communalen Wirkungs kreise» zu beschränken. Gegen die Beschlüsse de» vezirk-rath- wird die Beschwerde an den Pro- »ir-zialralh eröffnet. Größere Städte mit mehr rl» 50,000 Einwohnern werdeu direct der Aus- s m- icht de» Oberpräsidenten resp. de» Provinzial- H, 'k -alh- »ntnstellt werden können. ».« vH Ja der FrritagS-Sitzuvg de» preuß. Abge- »ulchafs n »rdnetenhause« führte die Bnathung deS übradluna ^latS de» EultuSministerium» wiederum ' ^ » ein« wahrhaften Tulturkampf-Debatte. Den « leigen «öffnete «bg. Windthorst (Meppen), * " « seinen alten Beschwerden durch einen senti- neutalen vergleich mit dem Mulhe und Gott- i «trauen der Königin Luise rin besondere» Relief » geben suchte. Nach seiner Ansicht können die Dinge, wie sie jetzt liegen, nicht so sortgehen. Die katholische Kirche müsse der Landeskirche ge genüber besondere Garantien beanspruchen. Um »iesen Latz zu beweisen, springt er auf die Gr» leralsynotalordvung zurück. Der darin sestge- tellte Eummepiskopat lasse da- Unfehlbarkeit-, ogma weit hinter sich zurück. Der CultuS« ninister vr Falk weist darauf nach, daß der Summepiskopat keine Aenterung «fahren, daß kber feine eigene Stellung durch da- kircherver- Vff«rgögesetz in der Art verändert sei, daß er in Beziehung auf die einschlagenden Diuge gewifler- »aßen Iustizminister werde. UebrigenS möge der 1 VOÜ kednrr au» seinen am Schluffe geäußerten Frie- enSwüvschen die Folgerung ziehen, daß e» Pflicht edeS LandeSkindeS iei, die Gesetze de» Staa- «S zu befolgen, denn nur dann, wenn Die- geschehe, werde Friede im Lande herrschen. Der Abg. Windthorst ließ sich ab« dadurch ncht irre machen. Er setzte seine Polemik fort md behauptete kühn, daß »ie Spitze de» Staate» >on der Lage der Dinge nicht unterrichtet sei. rur die Trennung von Staat und Kirche könne eoch zum Heile führen. De» hielt der EultuS- iriuister entgegen, daß dcs Ohr de» König- nicht Hern Jedem zugänglich sei, sondern daß auch der Kovarch auf verschiedenen amtlichen Wegen von llen Vorgängen unterrichtet wnde; die- sei eine sfiicht der Minister und Behörden. Die Abgeord- leten Wehrenpfevnig, Miquel «nvHänel raten den Ausführungen de- Abg. Windthorst eben- all- entgegen. Der Letztere führte in interessant« Leise au-, daß da- Verlangen de- Eentrum- ach einer besonderen katholischen Abtheiluvg im lultuS Ministerium ein »Vorrechte- sei. Er sagte, »env allrReltgiov-genofsevschasten ebenso eivOrqau rhalten sollten, um damit ihr Anliegen vor ha- Ohr e« Monarchen zu bringen, so würde daraus nur ein Lettkamps entstehen und d« «wartete Friede »möglich gemacht werden. UebrigenS wiederholte r feine alten Ansichten üb« den Summepiskopat »d wurde darin vom Abg. Virchow unterstützt. )a«it war die Haiptdebatte «ledtgt, da- Hau- » » »«kt. Uagr». Titel, welche durchgehend» unverändert angeuom- men wurden Einzelne T tel, wie z. B jene von den Bisthümnn und den SlaatSleistunaen an die Geistlichkeit, gaben zwar noch zu cllerhand Beschwerden Anlaß, doch verliefen dieselben ohne Resultat. Auch bei der Dotation für den alt- katholischen Bischof wurde ein Angriff de« Cen- trumS mit demselben Erfolge versucht Nachdem etwa die Hälfte de- Etat- ohne Abstrich geneh. migt, vertagte sich da- Hau- auf Montag, um die Berathur g fortzusitzen. Der preußische Gerichtshof für kirchliche An gelegenheiten entsetzte, wie bekannt, den Bischof von Münster seines Amte»; da im Laufe diese- Monat- noch der Erzbischof von Köln einem gleichen Verfahren unterworfen und all« Wahr scheinlichkeit nach ebenfalls sein« s Amte» entlasten werten wird, so ist der preußische Episkopat sehr gelichtet. Mit der Entfernung dieser beiden kirchensürsten bleiben von den zwölf preußischen Bischöfen nur noch fech- im Amte; gegen den Bischof von Trier ist übrigen» das Absetzungs- Verfahren ebenfalls eingeleitet, sodaß nur noch die Biscbossflühle von Eulm, Ermeland, Hildes- keim, Osnabrück und Limburg bcsrtzt bleiben. Gegen den verflossenen Bischof von Paderborn, der von Holland aus Excommunicaticnen über Diöcesan.Angehörige verhängt, soll bei der hol- ländischen Regierung die Ausweisung oder stren gere Intrrnirung beantragt worden sein. Die Klerikalen in München sind über ein Lorkommniß an der Universität, da- sie übrigen» selbst durch eine Tactlosigkeit sonder Gleichen provocnt haben, sehr erbittert. Die ultramontanen Professoren der theologischen Fakul tät hatten nämlich die Professoren v. Döllinger und Friedrich in einer Zuschrift gebeten, sie möch- ten bei dem PromotionSact eine- Doktoranden nicht erscheinen, wnl sonst zu besorgen stehe, der in Gegenwart von zwei exrommunicirten Facul- tätSmitgliedern ertheilte theologische Doctorgrad werde kirchlicherseit- nicht anerkannt und dem also Prcmovirten würden die Vorrechte nicht zug-standen werden, welche die Kirche an cen theologischen Doctorgrad geknüpft hat. In dieser Bitte erblickten die zwei genannten Herren mit Recht eine widerrechtliche Aus schließung vom PromotionSact, weshalb sie beim Universität». Rectorat Beschwerde «hoben. Letz teres erklärte dem Decanat. wenn nicht Alle», wa- Gesetz und Herkommen bezüglich der lheolo- '. gischen Promotionen verlange, erfüllt werde, so *önne der Rector al- Prokavzler der Universität de licsntj» prowoveväi nicht ertheilcn. Dazu ainc wollten sich die »ltramontanen FacultütS- mit^ieder nicht verstehen; daher trennte der FocLtätSdecan die DoctordiSputation von dem ProvvtiorSact, welcher nunmehr verschoben bleibt, bi- d, von den Professoren v. Döllinger und Fried»lh augeregte Rechtsfrage entschieden fein wird. Im englischen Unterhaus« hat Mr. Dikraelr besiätigt.daß die Königin Victoria den Titel einer Kaiferi von Indien avzunehmen und den selben denbtShrrigen T'teln der britischen Krone hivzuzusügn wünsche. Mr. Sladstone sprach sich gegen dieseLezeichnung au», welche jedoch schließ- lich dieselbe Mehrheit de- Hause» finden dürste, welche den bitrag, die Berat huvg über diesen Gegenstand z. vertagen, ablehntc. Die bezüglich Indien- kaiser'che Würde der britischen Krone ist bekanntlich s. ^ schon vom Wiener Congreß an- rrkannt worden Im Orien Entstehen immer neue Schwierig keiten. Die Zr.,rgenten in der Herzegowina weigern sich entsc-ven, auf die Resormvorschläge der Mächte hin , Waffen niederzulegen In Folge dessen ist r- Mission de» österreichischen General- «odlch a die Insurgenten vollständig gescheitert. Genna Rodtch hat von den Jnsur- gentenches» aus semeyorstellungen die Antwort «halten, sie würden dann die Waffen uieder- legen, wenn die Türke ang der Herzegowina ihre 40 Bataillone z«rückzi> oder den bewaffneten Insurgenten erlaube, m»enBegs zu unterhandeln, oder wenn Österreich od eme andere bewaffnete Macht emschreiten würd. Rodtch bezeichnet- die Aunahme dieser Forderung, al, unmöglich und fügte bei: Oesterreich wndrn stre « Neutralität und Be wachung der Grenze auf«' erhalten und Ende März aushvren, die Flüchte «»- der Herze gowina zu unterstützen. Be dieser Unterredung »ud bei ein« Zusammenkunft leiteuden Per sönlichkeiten unter den Flücht.gen gab General Rodtch die mit der Amnestie «erbundevea Zu geständnisse bekannt. Diese ums «n fünf Puncle: Straffreie Rückkehr; Sicherstes' Be- Heiligung seiten» der Beg- und - muhameta- Nischen Bevölkerung überha»Pt; Vvroviantirung sür einige Zeit; Siederausbau ihr. Wobnunaen aus Staatskosten; Nachlaß de-Zeh, ,nd rwei- jährige Steuerfreiheit. ^ Auf ta- lichte Sternenbanner de-rmerika- nischeu Union fallen so starke Stuer,, daß sie wie arge Schmutzflecken au-seben. , ist nicht etwa-, e» ist viel faul in der Union. ^ Unebr lichkeit, die Bestechlichkeit, d« Belr» ,^d die Unterschlagung sreffru in dem öffentlich Dienst drüben.wie ein Eist um sich und habe» dt,>ßchsiev Spitzen «griffen. Die Verbrecher »nd '^f«,. Helfer find eng verbunden, gleichsam z»ia,m Ring, wo sich alle Glied« an einander sch»«», weswegen man diese Sorte drübnr auch „Ring" nennt. Die freie Prrffe thut ihre Sch, digkett. fie v«schlei«t die Schäden nicht, fände. I „Gegenrinq" auf. Mußte doch sogar der Krieg»- minister Belknap wegen grob« Untersck leise in Untersuchung genommen und von dem Präsidenten Grant preisgegeben werden. Man sehe, wie ihm zur Rechten und Linken unehrliche Leute »nd Schurken sitzen, vabcock, der Piivatsecrrtair Grant-, ist allerdings von der Anklage, da» Haupt der „Brarntweinsteuer-Betrüger" gewesen zu sein, freigelprochen worden, vor der öffentlichen Meinung aber steht er verurtheilt da. Orville Grant, der Bruder de- Präsidenten, ließ, ohn» zu widersprechen, schon seit langer Zeit die Be schuldigung über sich ergehen, an den gegm die Indianer verübten Betrügereien stark betheiligt zu sein. Eascy. der Schwager de- Präsidenten, mußte wegen Unregelmäßigkeiten seine- Amle» entsetzt wer den, — er war Post meist« — und eben jetzt muß der amerikanische Gesandte in England, General Schenk, die Anklage Hb« sich ergeben lasten, an den argen Betrügereien bei der Emma-Mine beteiligt zu sein. Und daß diese Anklage nickt haltlos sein kann, gebt da raus hervor, daß General Schenk sich auf seine „Privilegien al» Gesandter" beruft, statt eine gründliche Untersuchung zu fordern. In Rtch- mond, Virginia, ist soeben eine große Sparbank für Neger sallirt, weil leichtsinniger Weise die rin- gezahlten Gelder an . hervorragende Leute" ohne S'.chcrheitauSzeliebeuwurdkn.diean'SZurückzahlcn nicht dachten. Unter ihnen figurirt obenan Ge neral Howard, derselbe Mann, welcher seiner Zeit sür die Regierung dem ganzen EmancipationS- werke der Reger Vorstand. In die WhiSkysteuer- Proceste in Milwauki, St. Louis. Chicago. In« dianopoli- sind die namtzc-ftesten Männer hineiu- gezogen, die neueste Betrugsanklage in dieser -Sache richtet sich gegen den Staatsanwalt in Chicago. In Bezug auf die Postverwaltung werden überall Klagen laut. Ein Dutzend Beamte mußten entlasten werden, weil sich herauSstcllte. daß sie bei der Vergebung von Contracten sich habrn brstechen lasten Interessant ist in diese« Departement die Lntdrckung, daß Postbeamte Tausende von guten »nd brauchbaren ledernen Postsäcken zerschnitten, nur um sie dann zur Re paratur schicken »nd eine Vergütung beanspruchen zu können. Selbst gegen den Kinanzsecretair Brlstow, welcher die Steuerbetrügereien im Westen so entschieden verfolgt, wird die Anklage erhoben, daß er mit den Brennern im Osten unter einer Dicke steckte und fie de-halb ungeschoren laste. Thatsache ist e» allerdings, daß die Steuer betrüger im Osten, auf deren Stimmen Bristow bei seiner Präsidentschaft--Eandidatur im Con vente der Republikaner rechnet, ganz unbehelligt geblieben sind. Kein verwaltung-zweig, kein BerwaltungSkörper bi- hinauf zu den höchsten Spitzen bleibt befreit von Viesen nicht dlo» in der Luft schwebenden, sondern greifbare Form annehmevdt» Anklagen Ab« nicht die Politiker allein treten in dieser Weise in den Vorder grund. Au- Boston ist einer der angesehensten Geistlichen, WinSIow, mit 70N.0S0 Dollar- ent flohen, die er sich durch Fälschungen «schwindelt, »nd in Brooklyn tritt plötzlich von Neuem die Klage gegen Len nrch immer im Amte befind, lichen Beccker auf, daß er Frau Tilton eine sehr beträchtliche Zahl Leidensgefährtinnen ge- gebe» habe. Die Ueberfälle von Eisenbahn zü gen »nd ihre Beraubung durch maSkirle Banden wehren sich, und da- Vertrauen in die Ehrlich keit richterlicher Entscheidungen ist so wankend geworden, daß selbst in den dichtbesiedelten Staa ten Indiana und Illinois da- Volk Lynchjustiz zn üben ansüngt und nicht nur Mörder, sondern auch andere Verbrecher kurz und bündig aus- knüpft. Au- dem Süden ab« lauten nach wie vor die Mit! Heilungen hoffnung-loS. Da ist in groben Umrissen ein Bild, wie e» die ameri kanischen Zeitungen der jüngsten Zeit entrollen. Vergeblich hall! in daS Chao» schon seit langer Zeit die Stimme von Karl Gchurz an die besseren Elemente aller Parteien, sich zusammen- zuschaaren und eine Partei, die „Partei der ehrlichen Leute", zu gründen In d« Jagd nach dem Gewinn scheint ihn Niemand zu hören »nd die Eorruption unbeirrt ihren Fortgang zu nehmen. Musikalischer Lericht. Vkeunzehut«» Ge»aodha«-co»cert. Leipzig, 11. März, vorigen Donner-tag. im lS. Abonnement-Eovcert, fand die erste Auf führung de- Requiem von Guiseppe Verdi statt, —einer Novität, die beim deulschen Publicum viele Theilvahme gefunden hat und von der Kritik so lricht nicht adgethan ist. Die Aufführung wird sich am Montag wiederholen. Wir haben un» alle Mühe gegeben, die Partitur*) zu er- langen, u« eingehender über da- Requiem sprechen zu können, — denn wir besitzen nickt die Kühn» heit, über eia solche- Wnk nach bloßem Hören d« ersten Aufführung ein Urthril, welche- io mancher Hinsicht ein absprechevde» sein würde, zu veröfflntlichen. Leid« ist diese Mühe für den Augenblick vergeblich gewesen. Glücklicher scheint Saul Hartmann gewesen zu sein, welcher dem Requiem gelegentlich d« Dre«dner Ausführungen eine au-sührlich« Be sprechung in der Nationalzeitung wismet. Der Artikel ist lesen-werth Die. welche sich sür da- Wnk tateresfirev, finden darin die Ansicht eine» Fachmannes au-gesprochev, mit d« Ubrigeu» lganv die Berathuuz der einzelne» Lapitel »»d > enthüllt fie »ad r»st alle ehrliche» Le»te z. *) Die einzige dürste in d«, Häudeu der G«»a«d. hauS-Lirrction sei». s unser vorläufiger Eindruck von d« Compofitwrr »n- in den wesentlichen Punkten in Ucbereinstim- »unz setzt. ES ist un» immerhin lieber, in diesem Fall die motivirte Ansicht eine» Andern zu geben, al» unsere eigene auf so schwachen Grundlagen, und wir lasten daher statt unsere- Bericht» den au» der „N-Z " — wörtlich und im Wesent lichen unverkürzt — folgen, »n- jeder Ergänzung oder Widerlegung enthaltend, ta eine solche nur auf Grund der Partitur erfolgen kann. Leider ist der Abdruck diese- Bericht- im Tage blatt erst in einer späteren Nummer möglich »nd wir beschränken un- für heute nur auf die kurze Notiz über den glücklichen Verlauf de» DonnerS- tag-Concert». Die Ausführung war eine mit strengster Gewissenhaftigkeit vorbereitete, daher auch strengsten Anforderungen genügende, unt« den musikalischen Ereignissen unsrer Stadt auf höchster Lluie stehende. Wie da- Orchester »nd der Chorvcrein de- Gewandhause-, unter Eapell- meister Neinecke'S Leitung, so trugen namentlich auch die vier Solisten -udi« sem schönen Gelingen der Auf führung bei. An die Namen der Frau vr Pe-chka- Leutner und de- Herrn Pielke knüpft sich für un« Leipzig« von vornherein die Idee einer styl- vvllen, technisch vollkommenen und durch ihre Klangschönheit sür sich einnehmenden Leistung. An die Namen der beiden DrcSdner Gäste, veS Fräulein Nanitz (Alt) »nd de- Herrn Köhler, beide von der königl. Hose per, knüpfen wir im Andenken ihrer neulichen Mitwirkung für die Zu kunft dieselbe Id«. Da un» die vorzüglichen Kräfte auch für die MontagSaussührung gewonnen bleiben, so sehen wir dieser mit Freuden entgegen al- einem selt samen musikalischen Ereigniß — in doppeltem Sinn. T. Piutti. Leipziger Verein sür Volksbildung. v». -rtemeyer - Do tra-e über persön liche G«s«»dheit-pfl-ge. 6 Leipzig, den 11. März. Der gestrige (16.) Vortrag de» Herrn vr. Niemeycr verbreitete sich wieder über eine solche Fülle praktischer Eiozel- sragen, daß rS d« knappen Berichterstattung versagt bleibt, den Inhalt vollständig wieder zu geben. Die Hauptfrage, daß »nd war»m Körperbewegung gesund sei, beleuchtete d« Vor tragende zunächst mit Verlesung einer in ihrer Art klassischen Erzählung von P Hebel „der geheilte Patient." Hierauf setzte er die heil kräftige Wirkung der Bewea»ngSc»r i« Ein zelnen auSetnander, um sie schließlich mied« dahin zusammenzusaffen, daß si: auf Ausbreitung de- „ErstickungS- und Ermüdung-blute-", da- sich bei sitzender Lebensweise avsammelt. hinau-laufe. An dem Beispiele von I. Kant, LH. Dicken», Glad- stone, Seume u A. zeigte «, daß hnvorragende Geister regelmäßig Leibe-übung getrieben baden »nd von dem Letztgenannten gab « da» Citat: „ES würde Alle» best« gehen, wenn »an mehr ginge". Al- Ersatz für Spazieren gehen wurde empfohlen: Z mmergymnastik nach Schreber »nd Hantelübungen aacy Klost. Billardspiel, kegeln u. dgl. würde» auch zu loben sein, wenn sie nicht mit Einathmung schlechter Luft verbunden wären rc. Hieran reihte sich eine Untersuchung de» Satze-: „Nach dem Esten sollst du stehen od« tausend Schritte gehen", doch ist der Vortragende kein absolut« Gegner eine» kurzen Nachmittag-schläfchen». Eine eingehende Betrachtung wurde schließlich dem Nebermaße der Bewegung, b, sonder- der Ueberanstrengung durch da» Tanzen gewidmet. Diese« Vergnügen muß schon deshalb schädlich genannt werdeu, weil «S in einem heißen, ver dorbenen Lvftraume und in aufwirdelndem Staute vorgenommen wird Bei den Damen kommt noch die feste, epge Schnürung hinzu, welche da» Vthmen so verhindert, daß kein Mann darin a»e- halten würde. Dazu kommt ab« dritten- noch da- Verbot deS Wusterlrinken-, mit welchem ge wisse Eltern, allem gesunden Menschenverstände zum Trotz, ihre tanzenden Töchter peinigen. Diesen drei Schädlichkeiten, nicht der erst nachher „ausgeklügelten" Erkältung, ist e- zuzuschreiben, daß die Tanzsaison so viele juuge Mädchen elerd oder brustkrank macht. Nach etu« Berechnung beträgt die Strecke Wege», welche Tanzende aii einem Ballabende, in gerader Linie gedacht, zu- rücklegen, drei deutsche Meilen, und d:eser Heber» anstrengunq unterziehen sich zarte Geschöpfe, die sonst höchsten- einmal um die Promenade wandeln! Aus da» kalte Trinken zurückkommend, verglich d« Vortragende die Wirkung de- Verbote- bei heftige« Durste mit der de- Hitzschlage», d« auf Märschen so viele starke Soldaten tödte. Sei zwar früh« auch hi« wastertriukeu ver boten gewesen, so habe die Militairbehörde sich jetzt zur besseren Einsicht bekehrt »ud in ein« Instruction an die Nerzte die Sorge für frisches Triokwafser bei Truppenübungen ausdrücklich av- arorduet. Referent gesteht, daß ihm diese Wider legung eine- bet un» tiefgewurzrlteu vorurthcilr», welche», wie d« Vortragende bemerkte, anderen Völkern unbekannt ist, vollkommen erleuchtete »nd wünschte nur, daß die Mahnung de- Herrn vr. Nieweyer in wertesten Kreisen offene- Ohr finden möge. Zu« Schluß »achte d« Vortragende daraus ausmerksa«, daß d« »Lchle Vortrag w.geu de« dazwischen fallenden Bußtage» üb« 14 Lag« statlfiuden »»d der Cursu» erst mit dem ZI. d. M. schließen »«de.
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