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257 Von Gustav Kühne. Ulrike (rückwärts ,u d-n Wächtern gewendet!. Im Rainen dessen der hier herrscht im Lande, Im Namen König Wladislaw'ß, gebt Raum! Wlaska (für sich,. Die Stimme kenn' ich. Waffnc dich, mein Herz! (Ulrike tritt ein mit Gefolge und Fackelträgern, die an der Thür stehen bleiben. — Wlaska fleht ruhig da. Ulrike tritt mit Pausen, in denen sic jene scharf beobachtet, in den Vordergrund. Max bleibt im Hintergründe verborgen.) Ulrike (für sich). Daß trotz'ge Böhmcnhcrz, ich will cs breche»! (Pause.) Ihr glaubt Euch hier in kaiserlichem Schutz? Wlaska. Ich bin's. Ulrike. Dem König seid Ihr unterthan. Der Kaiser ist nur Gast im Lande Böhmen, Die Majestät gebührt ihm, wo er herrscht. Wlaska. Rechtet mit ihm, ich bin in seinem Schutz. Ulrike. Gefängniß heißt der kaiserliche Schutz, Die Mauer schirmt Euch, Ihr seid Sklavin hier! Wlaska (ruhig). Würd' ich in Euern Händen sichrer sein? (Ulrike schweigt betroffen.) Za sichrer freilich! Doch was soll das mir? Ich habe abgeschlossen mit der Welt. Theilt Euch in ird'sche Rechte wie Ihr wollt, Mein ewiger Besitz bleibt unversehrt. Ulrike. Was wollt Ihr thun? Wollt Ihr ins Kloster gehn? Wlaska. Abthun, was irdisch ist, — es wird mir leicht, Da Ihr mit gier'gen Händen danach trachtet, >— Mich lösen von der Welt und ihren Wünschen, Mit ihm allein sein, den ein großes Herz Weit über das Gewühl der Menschen stellt. — Das Kloster ist zu weltlich noch für mich. Der guten Schwestern fromme Eitelkeit Ist zu geräuschvoll für mein einsam Sinnen. Auch würde man für Götzendienst verschreien, Wenn mein Gebet nur meinem Helden gilt. Ihn denken, fühlen, ganz nur ihm gehören, Das macht mich einsam mitten in der Welt. Ihm geistig treu sein, ganz versenkt in ihn, Derweil er frei die Bahn des Lebens mißt Und ungebunden seinem Volk gehört, — Ist das Gebet, so bin ich schon im Kloster. (Mit erhobenen Händen.) Max, Max! Ulrike. Allmächt'ger Gott! sie liebt ihn! Und ich? — Helft, Engel Gottes mir! 17