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Von Julius Hammer. 22.'» Nun erhob er sich rasch und eilte die Treppe hinunter. An der Thür des Speisezimmers begegnete er dem Kellner, der ihm vorhin die Zimmernummer genannt, und konnte sich nicht enthalten, ihm in den Weg zu treten. „Ach, hören Sie," rief er ihm zu, „das ist ein reicher Herr oben und ein engelsguter Herr, und keine Seel' auf Erden weiß das besser als ich. Ich habe —" „Und ich habe Eile," unterbrach ihn der Kellner, indem er ihn lachend bei Seite schob und nach der Küche ging. Barthels hätt' es gern der ganzen Welt laut verkündigt, wie reich er an Geld und Glück sei. Die Straße kam ihm verändert vor, es war ihm, als hätt' er ein weit besseres Recht, als vorher, über sie zu wandeln. Durch die halbgc- thauten Schneehaufen springend, daß ihm das Wasser bis ins Gesicht sprützte, schluchzte er jubelnd: „Mein Weib! Meine Kinder! Kann ich nun doch Wort halten? Hab' ich nicht umsonst gesagt, es solle anders werden? Ja, ja, es wird, cs wird anders nun! Ich will arbeiten, daß es eine Lust ist! Arbeiten von früh bis zum späten Abend. Arbeit verscheucht die bösen Gedanken, Arbeit erhält ein reines Gewissen, Ar beit lehrt auf die rechte Weise beten! Du hast wahr gespro chen, Frau — es wird noch Alles gut. Wir habcu ein Ka pital, mit dem sich schon was anfangen läßt, und wer weiß, wenn mirs glückt, und wenn ich recht fleißig bin, kann ichs vielleicht noch einmal dahin bringen, daß ich mir eine Bude auf dem Markte miethe und einen kleinen Strumpfwaarcn- handel anfange." Ein wonniges Behagen durchströmte alle seine Glieder; er fühlte sich wie neugeboren. „Aber halt! halt!" fuhr er in seinem Selbstgespräche fort. „Erst das Nächste, das Nothwendigftc bedacht! Für Frau und Kinder gesorgt! Sie sollen noch heute einen guten Abend haben — ich weiß schon, was ich thue." Und bei diesen Worten ging er mit schlauem Lächeln auf den Fleischladen zu, wo er sich ohne lange Auswahl mit einer