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Von Julius Haunnrr. -223 Mahnung des Himmels. Scheu um sich blickend wagte er sich wiederum in den Flur. „Wcnn's noch Zeit wäre, mein Verbrechen ungeschehen zu machen!" wiederholte er in sich. Thränen stürzten ihni in die Augen, heiße, brennende Thrä ncn. Die Verzweiflung trieb ihn zum plötzlichen Entschlüsse. ,,Es muß noch Zeit sein! Schütze mich, heiliger Gott des Er barmens — ich will das Sündengeld von mir werfen! Ich will!" Mit hastigen Sätzen, zwei, drei Stufen auf einmal neh mend, sprang er die Treppe hinauf und war, eh' er sichs versah, wieder oben vor dem Zimmer. Noch einmal tief aufathmend, öffnete er, ohne vorher zu klopfen, mit bebender Hand die Thür und trat ein. Ein Hausknecht kauerte vor dem Ofen und zündete Feuer an. Der fremde Herr lag noch immer auf dem Sopha, neben ihm stand sein Diener. „Ach, das ist ja der Mann!" sprach jener. Barthels schielte nach dem Stuhl, an welchem noch im mer die Schachteln standen. Auch seine Mütze lag daneben. „Ich bitte um Verzeihung, bester gnädigster Herr," sagt' er mit stockender Stimme — „ich hatte meine Mütze ver gessen." Bei diesen Worten bückte er sich nach ihr und ließ zu gleicher Zeit den Gegenstand seines Diebstahls geschickt auf den Boden gleiten. Gleich darauf bückte er sich jedoch aber mals und, einen Laut der Ucbcrraschung ausftoßend, nahm er die Brieftasche vom Boden auf und trat dann rasch auf den Fremden zu. „Herr," rief er, „es ist doch gut, daß ich zufällig noch einmal hercingekommen bin. Da unten auf den Dielen bei Ihrem Mantel lag dies hier! Wie leicht hätt' es nicht ver rissen werden können!" Glühend im Gesicht vor innerer Bewegung, legte er die geöffnete Brieftasche auf den Tisch, so daß das Packet Kassen anweisungen hcraussiel.