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Von Julius Hammor. 221 wendete er sich zu ihm und sagte, auf ein paar Schachteln deutend, die zu seinem Gepäck gehörten, in etwas gebroche nem Deutsch: „He, ihr da, hurtig — mit helfen, Freund! Faßt an, das da auf mein Zimmer tragen!" „Zu Befehl, mein verchrtcstcr Herr!" stotterte Barthels etwas verdutzt mit einer tiefen Verbeugung und schickte sich sogleich an, den Auftrag zu erfüllen. Während er beschäftigt war, die Schachteln mit einem dabei liegenden Riemen zu umwinden, um sie leichter fort zu bringen, stieg der Fremde die Treppe hinan. Nach einer Weile folgte ihm Barthels, nachdem ihm ein Kellner IV«. 7. in der ersten Etage als die Wohnung des Angckommcncn bc- zeichnete. Mit einiger Mühe fand er sich zurecht und wollte eben an die Thür klopfen, als sie von dem Bedienten geöff net ward. Dieser wollte ihm die Bürde abnchmcn, aber der Herr, welcher ermüdet und, wie es schien, verstimmt auf dem Sopha ausgestreckt lag, rief ihm zu, er solle sich nicht auf halten und so schnell als möglich Heizung bestellen. Als nun Barthels die Schachteln in der Thür an einem Stuhle, auf dessen Lehne der Pelzüberwurf lag, nieder zustellen im Begriff war — da siel sein Blick auf etwas am Boden Liegendes. Er blickte genauer hin — es lief ihm heiß durch die Adern — wie gebannt hefteten sich seine Augen auf dieses verlockende Etwas; — aus einer offenen Brieftasche, die wahrscheinlich beim Abwerfen des Obcrkleides aus der Tasche hcrausgcfallen war, lugte ein starkes Packet Kassenan weisungen hervor! „Herr Gott, führ' mich nicht in Versuchung!" — Seine Kniee zitterten, als er die Schachteln zögernd übereinander- setztc und zusammcnrückte. — „Ist es Sünde, wenn ich" — er schauderte vor dem Gedanken, aber der Gedanke ließ ihn nicht los —„wenn ich dieses einzige Mal zum Diebe werde, um meine Familie zu retten? Er ist reich — er kanns ent behren, und sic darben!" Er griff nach der Brieftasche — seine Hand war wie