215 Von Julius Hammer. viel arbeitete, und wenn die Schwester Mine nicht manchmal was mitbrächte!" „Ja," siel der jüngere ein, „du willst keine Hand rüh ren; dein Singen und Beten Hilst zu gar nichts!" „Verfluchte Hallunken!" schrie Barthels ergrimmt und warf die Schnapsflasche nach den Knaben, die aber die Krau traf. „Jesus im Himmel!" stöhnte diese und wollte aufstelm, sank aber matt in den Schemel zurück. Die Knaben kreischten laut auf. Mine rang jammernd die Hände. Vom Hose herauf schallte rauhes Gelächter. Der Handarbeiter Siegler, der den Lärm hörte, stand unten und spottete! „So recht, Pech-Barthels! Karbatsche dein Pack nur! Gelt, sie lassen dir keine Ruhe, wenn du Bet stunde hältst? Möchtest auch endlich einmal gute Tage ha ben? Glaubs wohl! Aber an uns armem Volk ist Hopfe» und Malz verloren. Die reichen Leute fressen Alles weg." Der Flickschuster stand keuchend am Fenster. Nach einer Pause sprach er dumpf: „Euer Reichthum ist verfaulet, eure Kleider sind mottenfräßig geworden. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird euch zum Zeugniß sein, und wird euer Fleisch fressen wie ein Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt an den letzten Tagen. Siehe, der Arbei ter Lohn, die euer Land cingeerntet haben, und von euch ab gebrochen ist, das schreiet, und das Rufen der Ernter ist ge kommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth!" Die letzten Worte hatte er gedankcn- und fast tonlos gelallt. Nun schlug er sich Plötzlich vor die Stirn und raufte sich das Haar. „O ich bin ein niederträchtiger, elender, verworfener Sün der!" heulte er. „Ich bin nicht werth, daß mich das Licht des Tages beschcint. Ich habe euch Alle ins Unglück gebracht. Ich bin ein erbärmlicher Schächer. Wehe über mich!" „Vater!" bat die Mutter, ihre schwache Kraft zusam- mcnraffcnd. „Warum verzagst du? Der Herr läßt seine