214 Ehrlich währt am längsten. Müßiggänger war, soll jetzt ein Heidengeld in Bier und Schnaps verthun." „Oho!" lachte der Vater aufstehend und einen langen Zug aus der Schnapsflasche thuend. Seine Frau hatte diese nämlich zur Hälfte für ihn fül len lassen und sie, wie gewöhnlich, versteckt, um ihm ihren Inhalt allmählich in kleinen Quantitäten zuzutheilen. Er hatte sie aber diesmal heimlich zu entwenden gewußt und sie im Laufe des Nachmittags ganz ausgetrunken. „Mein Gott, Barthels!" rief die Mutter. „Ist das der Dank für meine Gutmüthigkeit?" ' „Was Gutmüthigkeit?" cntgcgnete cr mit schwerer Zunge. „Was Siegler kann, das kommt mir auch zu. Was sagt Psalm acht und siebzig? Er gebot der Wolke droben und that auf die Thür des Himmels und ließ das Man auf sie regnen, zu essen, und gab ihnen Himmelsbrot. Sie aßen Engelbrot, er sandte ihnen Speise die Fülle." „Du bist betrunken, Mann!" ächzte die Frau. „Pfui, du solltest dich schämen!" „Schämen? Ihr müßt euch schämen, daß ihr nicht begreifet was für ein Geist in mir steckt. Ein hoher Geist, sag' ich euch, der zu etwas Besserem geboren ist! Geht in euch und bekehrt euch. Ihr seid meine Stricke und Kette und Fußeisen. Wenn ich mich nicht verheirathet hätte, könnt' ich in Freude leben und ein großer Mann sein, anstatt daß ich jetzt am Hungcrtuche nage." „Du wirst dich versündigen!" sprach die Mutter schwach, den Kopf in die Hand sinken lassend. Mine weinte bitterlich und tröstete die Mutter, so gut sie konnte. Indessen waren auch zwei Knaben aus der Ar mcnschulc hcimgekommen. Wie sie sahen, daß der Vater wieder den „Schuß" hatte und die Mutter übel behandelte, hielten sic sich nicht und traten ihm mit Vorwürfen entgegen. „Wir müßten verhungern, wenn die Mutter nicht so