157 Von H. H. Klemm. Übrigens bin ich kein gewöhnlicher Geheimerrath: wie sie der Wandrer findet in den Badern, ich bin vielmehr ein Geheimrath aller Geheimenräthe, ein deutscher General-Geheimrath, mit einem Worte, ein deut scher gemeinschaftlicher Geheimrath. Sämmtliche deutsche Bundesstaaten, alle regierende, mcdiatisirte, allodificirte und säcularisirtc Familien, unzählige Fürsten, Prälaten, Grafen, Ritter und Herren, nebst ihrer werthcn Familie, haben mich alle im Verein zu ihrem Geheimrath, zu ihrem einzigen und unthcilbarcn Gcheimrath gemacht, und somit in mir die schöne Idee von der Einheit Deutschlands wieder um einen Schritt näher zu ihrer Verwirklichung geführt. Mein Diplom wird alsbald an das Land geschafft und vor Ihnen aufgestellt zu werden die Ehre haben. Da das selbe mit den vollständigen Namen, Titeln und Successions- Ansprüchen aller meiner hohen Ernenncr unterzeichnet ist, so umfaßt es mehrere Foliobände, und ist als ein Werk über 20 Bogen auch jetzt schon in Deutschland zcnsurfrei. Ich bin also gewissermaßen zensurfrei erschaffen worden, was gar nicht nöthig gewesen wäre, da ich schon an sich nichts zensur widriges schreibe, rede oder denke, und mithin schon von selbst im Besitze der wirklichen und einzig wahren Preßfreiheit, der dialektisch erzielten und philosophisch hergestellten, mit einem Worte: der cchtdeutschcn Preßfreiheit bin. — Verzeihen Sic, werthgcschätzte Insulaner, diesen etwas ausschweifenden Ge dankengang, aber wir Deutsche werden stets von den aus schweifendsten Ideen ergriffen, wenn wir in Gedanken — bis zur Preßfreiheit kommen. Mein Diplom also wird vor Ihnen aufgestellt werden; es soll mich bei Ihnen legitimiren; denn was wäre ein Deut scher — selbst ein gemeinschaftlicher Geheimrath — ohne Le gitimation! Nur noch eine Bitte in dieser Beziehung; die Urkunde ist natürlich mit den sämmtlichen Wappen meiner Hohen Ernenncr untersiegclt: cs ist dadurch eine so bedeu tende Anhäufung von Siegelwachs entstanden, daß ich Sie !