Von Johannes Nordmann. Wer den Fuß gesetzt in's Leben, Hat ein Anrecht auf die Saaten, Die sich überall erheben Auf der reichen grünen Erde; Legst du wärmend deine Hände Über deines Heerdes Brände, Warum soll dein Nachbar eben Warm nicht stehn an seinem Heerde? Soll auf faulem Strohbund kauern, Wenn du träumst auf weichen Kiffen, Jener, und allimmer trauern? Kleidest dich in Gold und Seide, Schwelgst im Bunde wüster Zecher, Füllst zum Rande deinen Becher, Und die Armuth steht zerrissen Vor der Thür, mit schwerem Leide! Jeder möge schön gestalten Das ihm anvertraute Leben, Und die strengste Wache halten, Daß sein Kunstwerk Keiner schände, Daß daran ihm Keiner greife, Seine Blüthen ab ihm streife- Zornig muß er sich erheben Gegen frevelnd wilde Hände! Jeder soll sein Leben lieben Und gestalten schön und prächtig! Wer cs also nicht getrieben Und es feig sich ließ verderben, Hat am Felsblock sich vergangen, Den er weiß und rein empfangen, Daß er meißle d'ran bedächtig, Um die Schönheit zu erwerben. In dem eignen Leben wüthet Frevelnd ihr, im fremden Leben, Das ihr grausam frech entblüthct. Wenn den Frühling cs verkündigt: Magd der Lüge ist die Wahrheit, Vor dem Truglicht flieht die Klarheit, Wo es grün hervor will streben, Hat sich eure Hand versündigt!