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,50 Deutsche Zeitungen und Zeitschriften. Publikum stutzig und unsicher macht. Der Schriftsteller sei nerseits hat nur eine halbe That vollbracht; die bessere, kräf tigere Hälfte ist ihm in der Feder geblieben. Gesetzt aber, cs gelingt einem Blatte, all sein Holz aus einem und demselben Stücke zu schneiden, all seine Mitarbeiter aus einer und derselben Farbe zu gewinnen, so wird es doch noch immer gewaltig von einem französischen Blatte sich un terscheiden. Denn diese in West und Oft und Süd und Nord zerstreuten Mitarbeiter haben, wiewohl politisch gleich strebend, immer noch durch ihre Localbeziehungen, Religions verschiedenheit, durch provinciale, dynastische und wissenschaft liche Sympathien, mannigfache Nuancirungen; alle diese Kö pfe unter einen Hut zu bringen, ist eine unmögliche Auf gabe. Der große Vortheil einer mündlichen Besprechung des Redacteurs mit seinen Mitarbeitern, oder, was noch wichti ger ist, die Verständigung der Mitarbeiter unter einander fällt hier weg; bevor man einen Artikel erhält, ändert, zurückscn- det und wieder erhält, ist der rechte Zeitpunkt vorüber. Kein deutscher Schriftsteller von Bedeutung wird sich wesentliche Aenderungen in seinem Manuskripte ohne seine Einwilligung gefallen lassen. — Wie soll es da möglich sein, Einen Ton, Eine Richtung in allen Theilcn festzuhaltcn? Das ist es, was unsere Journale zu räthselhaften Erscheinungen im Auge des Auslandes macht. Der Nichtdeutsche kann es nicht begreifen, wie in unseren großen Journalen in einer und derselben Num mer, aus einer und derselben Stadt zwei ganz verschiedene Mei nungen oft über einen und denselben Gegenstand ausgesprochen werden. Der Nichtdeutsche? Nein, in Deutschland selbst giebt es Tausende, welche dieser von den äußern Umständen gebo tenen Nothwendigkeit nicht auf den Grund schauen können. Das ist die Ursache, weshalb ein deutsches Journal weit eher als jedes andere der Gefahr ausgesetzt ist, in seinen Ten denzen verkannt und mißverstanden zu werden. Hier ist aber wieder ein Punkt, wo die Revuen, Zeit schriften und Wochenschriften in einem großen Vortheil gegen