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141 Bon Ignaz Knranda. Summe der ins Ausland gehenden Exemplare gar nicht in An schlag bringen. Was soll man aber erst von den Zeitschriften sagen, die nur nach Hunderten zählen. Wie viele deutsche Zeit schriften haben tausend Abnehmer? Zweitausend ist gewiß eine unerhörte Zahl! Ich will Ihnen das Kompliment machen, die Wiener Thcatcrzeitung, die Didascalia und einige andere, mehr locale als deutsche Blätter nicht unter die Zahl der eigent lichen Zeitschriften zu rechnen. — Und was folgern Sic daraus? — Nichts Anderes, als daß es eines strebsamen Geistes unwürdig ist, seine Zeit, seine Kräfte an ein Institut zu ver geuden , das keine Gegenwart und noch viel weniger eine Zu kunft hat. Ich will zugestehcn, daß die politischen Journale allerdings mit jedem Tage in Deutschland an Terrain gewin nen und daß in dem Grade, als das politische Bewußtsein und die Theilnahme am öffentlichen Leben wächst, auch der Kreis der Zeitungspresse sich erweitert. Aber von dieser Er oberung sind die Zeitschriften völlig ausgeschlossen, ja von den wenigen Anhängern, welche sie noch zählen, wird der größte Thcil den Zeitungen sich zuwenden, Zeitschriften aber werden binnen Kurzem noch haltloser und verlassener dastehen, als bisher. Oder wollen Sie dies läugnen? — Vorerst müssen wir uns über den Begriff verständigen. Was nennen Sie Zeitschrift? — Ich verstehe unter Zeitschriften alle jene Blätter, die mehr der Zeit nachlaufcn, als sie hcranbilden; jene armen Achrcnlescr, welche die einzelnen Körner aufklauben, die der große Fruchtwagen der Zeit fallen ließ, um daraus ein Pfcnnig- brod zu backen; jene Blätter, die in wöchentlichen oder gar in noch länger» Zwischenräumen erscheinen, weil sie weder Material, noch Geist, noch Anziehungskraft haben, den Leser täglich zu fesseln; Blätter, bei denen die Journalform nur Nebensache ist, die eben so gut als Buch, als Broschüre er scheinen könnten, wenn nur ihr Inhalt compact, organisch und