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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187403054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-05
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1874
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Erke Beilage ;»m Leipiiger Tageblatt und Anzeiger. M «1. Donnerstag den März. 1874. Kr). zlielr Deutscher Deichslag. Sitzung am 4. März: - »t§ », r L. an in u »L. »» heut KL. Bet dichtbesetztem Hause und überstellten Tri- biinev fand die Reichstagssitzung statt, welche sich mm zweiten Wale mit einem Anträge der elsatz. lothringischen Abgeordneten zu beschäs. ttgcn hatte. Dieselbe verlies so ziemlich ruhig, wenn auch necht zur Besrtedigung der reich», ländischen Depatirt«. Der Abb? Gerber begründete den von ihm und Winter er gestellten Antrag wegen Auf hebung deS § 10 de» Gesetze», welches die Ver waltung von Elsaß.Lothringen regelt, der „Die- tatur" de» „Belagerungszustandes". Er beklagt » die maßlose Macht in den Händen de» Ober, IMMW Präsidenten zu Straßburg. Da» wüste zu Un- ^1» gerechtigkeiten führen, selbst beim besten Willen A»MA de- diese Gewalt Ausübenden; denn die Eigen» schasten der Allwissenheit, der Allgegenwart und Bferdeg der Allgütigkeit habe eben kein Sterblicher, so«. E»f««E »ern Gott allein. 3m Elsaß sei die persön liche Freiheit, die VereinSsreiheit und die Frei heit der Presse völlig unterdrückt. Da» er werbe nicht Liebe, sondern Haß. Man habe sich auf die in Deutschland herrschende ver eint fret- hett bei der Annexion gefreut, da dieselbe in Frankreich nicht bestehe — nun sei man darum betrogen. Protestantisch« Lehrer würden in katho- ^ lisch« Schulen geschickt, viele katholische Schulen lbl gänzlich unterdrückt. Im Elsaß extstirt« 70 Blätter, der katholische Elsaß aber habe kein einzige»; auch die auswärtigen Blätter, sowohl die deutschen wie auch jetzt die katholischen würden untersagt. Der AltkatholtciSmuS hat keinen einzigen Bekenner m Lande, aber 50 Zeitungen (LauteS Gelächter.) Nit allen diesen Maßregeln habe man aber gar Nicht- gewonnen, vielmehr sind die Sympathien für Frankreich jetzt stärker al» je. Redner schließt, indem er anerkennt, daß da» Hau» ihn mit Geduld angehört habe'; er verspreche sich daher auch einen guten Erfolg seine» Anträge». RegierungScommistar Herzog spricht sich im Name« der Regierung gegen den Antrag au» und bittet da» Hau», denselben abzulehnen. Er lobt die Verwaltung de» Oberpräsidenten Möller, zu dem man volle» vertrauen habe; die Ausnahmezustände im RetchSlande bedingten auch Ausnahmemaßregeln. Die Regierung habe die Ueberzeugung, daß durch ihre Strenge gerade sehr viel Unherl verhütet worden sei. Eine nüchterne Betrachtung der Dinge müsse zugeben, daß die Regierung die Mittel nicht aus den Händen liefern dürfe, die ihr gestatte», Ruhe und Frieden im Lande zu erhalten, trotz der «ov Herren von der französischen Protestpartet, die, 1! 14 wie Deutsch und Genossen ja neulich osten be ll II kündet, den Frieden gar nicht anerkennten. 4»«-« Hierauf betritt Herr Winter er, ebenfalls ^ nn katholischer Geistlicher, die Tribüne. Er spricht weit heftiger al» Herr Gerber, bewegt sich auch in raschen Gestikulationen und spricht ein Deutsch mit leisem französischen Accente. Er malt da» Bild deS Elsaß unter der deutschen Verwaltung in sehr grellen Farben weiter au», beklagt besonder» die Unterdrückung der Schule, die „vorzeitige" Aushebung der Mannschaften zur Armee, die bei der Option gebrauchte „grausame" Ltrenae. Der Schmerzensschrei der Elsässer sei kein Lheatercoup. (Oestere Aufregung während der Rede im Hause.) v. Puttkammer-Fraustadt, der treffliche Kenner des Elsaß, widerlegt hierauf in ruhiger, sachgemäßer Rede die -lagen der Vorredner. Er »eist vor allen Dingen »ach, daß alle die Maßregeln, über die sich die Herren beklagt haben, aus zwei, drei Ausnahmen, nicht in Folge angegriffenen § 10, sondern ganz einfach auf d der im Elsaß noch bestehenden franzö- tschen Gesetzgebung getroffen wurden. Hierauf erhebt sich der Reichskanzler unter «meinem Stillschweigen de» Hause». Er er- t: vor allen Dingen fei e< viel Werth, daß ! Verhandlungen nicht in Versailles stattsänden; rt würden Abgeordnete von etwa anuecttrten sch« rheinischen Provinzen, wen« sie auch » >«r eine ähnliche Sprache führen wollten, nicht liloS auSgelacht, sondern tatsächlich verhindert LI« »»erden, und die Polizei würde Auftrag erhalte«, EV A». hie Sicherheit der Herren auf der öffentlichen aße Sorge zu tragen. (Murren im Eentrum unter den Elsässern.) „Der Mord der Deutschen :d ja von französischen Schwurgerichten nahezu etwa» Erlaubtes hingestellt, meine Herren, , , —Ihr Murre« gegen meine Aeußerunaen hat Berechtigung!" Wenn sie erst zweihundert wvLLvll h«i unS gelebt haben, so werden, davon ich überzeugt, die Elsässer dann sich selber daß sie im Ganzen doch bei »uS aageneh- elebt haben, als die zweihundert Jahre mit reich zusammen, zu dem sie ihre Anhäng- jetzt in einem so trefflichen Deutsch aus- cken verstehen. UebrigevS find jetzt ca. 30 zöstsche Departement» im Belagerungszustand, t wir Sie, meine Herren, jetzt an Frank- zurückgeben wollten, was Sie so sehr wün- so bin ich überzeugt, Sie würden sofort einen strengeren Belagerungszustand gera» als der ist. uuter dem St« jetzt leben. Sie denn übrigen» ganz unschuldig an de« e gegen Deutschland ? Hat nicht durch ungeo ein Jeder von Ihnen wenig- auch Millionstel Schuld daran, daß der frevelhaft« Krieg aufgeladev war? Hab« da» Elsaß nicht erobern wollen, sondern erobern müssen, und Sie tragen mitl die Schuld daran. Ich erkläre mich jetzt, da ich die Herren durch ihre Reden hier näher kennen: gelernt habe, aus da» Allereutschiedenste gegen) ihren Antrag, besten Zulassung ich nicht ver-! antworten könnte. Auch würde ich dagegen sein,' daß derselbe (nach v. Puttkammer'S Vorschlag) an ein« Commission zur Berathung verwiesen wird; denn so lange diese Tommtsfion arbeitet, würde Europa und daS Elsaß ganz besonder» noch in Zweifel sein können, ob der Reichstag mit der Verwaltung de» Hrn. v. Möller znfrieden ist oder nicht. ES sprachen noch v. Windthorst-Meppen Ger ber noch einmal und v. Puttkammer Lyk, dann wird abgesttmmt und der Antrag von Gerber und Winterer mit IS» gegen 136 Stimmen ver worfen. Lagergeschichtliche lleberkcht. Der Kronprinz von Deutschland hat be- kanntlich vor einiger Zeit sein in der großen Lande» löge von Deutschland bekleidete» Amt niedergelegt, und e» knüpften sich au dies« Schritt Gerüchte, welche die Motive für denselben in Rücksichten aus die RegierungSgeschäste fanden, denen sich der Thronfolger angeblich in neuerer Zeit mehr al» früher zugewendet haben sollte. Die Nachricht könnte leicht zu Mißverständnissen Anlaß geben. Wie au» guter Quelle verlautet, hat der Austritt de» Kronprinzen auS dem Be> amtendienft der Loge lediglich darin seinen Grund, daß eine schon seit Jahren vorbereitete Spaltung der Mitglieder derselben neuerdings tatsächlich zum Bollzuge gelangt ist und Verhältnisse ge schaffen hat, deren Klärung erst abgewartet werden mutz, ehe ein Mitglied de- Königlichen Hause- die höchsten Würden wieder übernehmen kann. diesjähn csammluv I und üb »er die D xShaltpla »Ickt, t der »») «u Anzahl »»1 'Nt werdet rrweiteruvl wlelt. ««. >wl knglisch ans Die „Nat.-Ztg." schreibt unter dem S. März: Eine neue, seit gestern erschienene „National- liberale Corresondenz" (RLE) theilt mit, daß sich Parteigenossen a»S verschiedenen Lander- therlen mit dem dringenden Ersuchen an da» Centralwahlcomite der nationalliberalen Partei in Berlin gewendet habe, zu einer energischen Thätigkett der Partei möglichst schnell die An. regung zu geben. DaS Centralwahlcomite be findet sich, wie daraus erwidert wird, mit diesen Parteigenoffen in voller Uebereinsttmwung, und e» soll die Frage über eine festere Organi sation der Partei, Bildung von politischen Vereinen, wie solche jetzt unter hervorragenden Männern am Rhein in» Leben gerufen werden, Herausgabe und Verbreitung von Flugblättern und BolkSschriftev, Veranstaltung von Versamm lungen in den einzelnen Kreisen rc. in nächster Zeit zuvörderst unter den hier anwesenden Abge ordneten zur Verhandlung kommen. E» ist wohl nicht zweifelhaft, daß die von dem Centralwahl comite entworfenen Anträge allgemeine Zustim mung finden und daß die Parteigenosten im Lande ernstlich Hand anlegen werden, sie durchzuführen. Die natiovalliberale Partei würde, wenn sie sich der Ausgabe, die ihr in diesem Augenblicke natur gemäß zusällt, nicht gewachsen zeigt, auf die ent scheidende Mitwirkung bei der Gesetzgebung und der gesammten zukünftigen Gestaltung unsere» StaatSwesrn» verzichten müssen. Die in vor. Nr. gemeldeten Vorgänge in Münster enthalten eine ernste Lehre, welche die Behörden hoffentlich anderswo bei etwa ähnlichen Aufgaben nicht unbenutzt lasten werden. Schon am 12. Februar war ein auf diesen Tag anbe» raumter gerichtlicher verkauf der dem Bischof ab- gepsäudeten Möbel vereitelt und die Möbel unter ansteckendem Hurrah der Zuschauer von tumult- lustig« Gymnasiasten in da» PalaiS de» Bischof» zurückgebracht worden. Die folgend« Tage war die Aufregung und Irreleitung der Gemüther durch organisirte feierliche Deputation« der ver schiedenen Stadttheile an d« Bischof und Berichte de» Merkur» über die salbungsvollen Antworten de» bischöflichen Märtyrer» noch gesteigert wor den. Und wa» that nun die betreffende Behörde, welcher die Auktion gesetzlich oblag? Sie benahm sich, al» ob sie selber Angst habe. Sie arrau- flirte eine Abholung der Möbel „bei Nacht und Nebel", wie der Merkur sagte, eben al» ob sie da» Gesetz gleichsam mit schlechtem Gewiss« zur Ausführung bringe! Mit vollstem Rechte tadelt die „Westfälische Provinzial - Zeitung" da» kopflose, einer Staatsbehörde wenig würdige und jedenfalls durch Steigerung de» Üebermuth» eine» gesetzlos« Iauhagel» immer höchst gefähr liche Verhalten. Dem Gesetze muß vor allem Volk Achtung verschafft, allem Volk am Hellen Tage gezeigt werden, daß es in Preuß« nur Eiue letzte Instanz giebt, der sich Alle zu beugen Hab«: da» Gesetz Hätte die Behörde von dem Vorgänge am 12 Februar Anlaß genommen, in ihrer neuen AuctwnS-Anberaumung jenen §. 116 de» Strafgesetze» in Erinnerung zu bring«, welchen der Ober-Bürgermeister am Sonntag anschlage» ließ, dann würden wahr scheinlich die Ruhestörungen am 28. Februar gänzlich unterblieben sein, jedenfalls fiele nicht der in aufgeregt« Zeit« so überau» gefährlich« Schein der Unsicherheit und Feigheit auf die Vertreter de» Gesetze», «»hin ein solcher Schein in aufgeregten Zeit« führt, da< haben 1848 zahlreiche Deutsche gesehen und zu bereuen ge habt! Nicht» erweist sich grausamer im ver laus, al» solche Mild« i« Anfang! AuS Kaiserslautern, 3. März, wird ge- gemeldet: In der Klagesache der Eheleute Marln gegen den Bischof von Speyer wegen ver leumderischer Beleidigung ist heute von dem hiesigen Zuchtpoltzeigerichte da» Uriheil erfolgt und der Bischof zu einer Geldstrafe von 25 Thlr. cvent. zu einer zehntägigen Gesävgrüßstrafe v:r- urtheilt worden. Der Regierung von Bern ist von der Regie rung de» EantonS Basel laud die MittheUung gemacht worden, daß den dahin geflüchteten Geist lichen au» dem Berner Jura der fernere Auf enthalt im Tanton Baselland untersagt worden ist. Die internationale Industrie- und Kunst ausstellung, welche im nächsten Jahre in Pari« stattfiuden soll, ist au» der Initiative von Privatleuten hervorgegangen. E« erscheint zwar al» gewiß, daß die französische Regierung unter den gegenwärtigen Verhältnissen dem Un ternehmen finanziell nicht zu Hülse zu kommen vermag, aber ebenso ist e» unzweifelhaft, daß sie da» Project mit großer Befriedigung ausge nommen hat, da dasselbe ei« Zeichen für die friedliche Lage Europa» ist und man in demselben eine HülfSquelle für den französischen Handel und ganz besonder» für den von Pari» erblickt. — Die nöthtgen Befehle find bereit» gegeb«, um den Industriepalast mit sein« verschiedenen Annexen zur Disposition der Organisatoren der AuSstelluugen zu fetzen Alle Gerüchte, welche da» AuSstellungSproject al» zweiselhaft htnstellen, werden von maßgebender Stelle als irrthümlich bezeichnet. AuS St. Petersburg, 28. Februar wird gemeldet: Den vielfachen Besprechungen und Com« binationen gegenüber, welche mit Rücksicht aus die „Orientalische Frage" an die Begegnung der beiden Kaiser von Rußland und Oester reich in St. Petersburg geknüpft worden sind, glauben wir mit Bestimmtheitmittheilen zu können, daß keinerlei Verhandlung oder ausführlichere« Eingehen auf den Gegenstand, oder gar Abmachungen stattgefunden haben. ES ist richtig und auch wohl ganz natürlich, daß sich Fürst Gortschakoff und Graf Andrasty auch über politische Fragen der Gegenwart und deren Bedeutung für künftige Entwicklungen unterhalten haben; aber immer baden diese Unterhaltungen sich nur auf ein« Ideenaustausch beschränkt und bei keiner Ge legenheit zu verpflichtenden Abmachungen geführt. Ander» ist eS uttt den stattgehabten Besprechungen über handelspolitische und Zolltarifinterrssen, wie sie schon vor Beginn der Reise de« Kaisers Franz Joseph als beabsichtigt und bevorstehend verkündigt wurden. Darauf bezügliche Be sprechungen haben in der That zwischen den beiden Ministern stattgefunden; aber auch diese sind in keiner Weise über die Behandlung von Vorfragen hinauSgegange«. Der eigentliche Zweck der Zu sammenkunft, die persönliche Annäherung und dadurch leichtere Verständigung sind vollkommen erreicht worden. Bon einer persönlichen Ver ständigung und grundsätzlichen llebereinstimmung in Fragen von größerer staatlicher Bedeutung bi- zu einer Entscheidung und auch geschäftlichen llebereinstimmung ist aber immer noch ein weiter Weg zurückzulegen, um so mehr, wenn auch andere Mächte dadurch berührt werden, und deren Ein gehen darauf ebenfalls nöthig ist. — Unsere öfter- reichischen Gäste werden sich überzeugt Hab«, daß sie ur« willkommene und gern gesehene Gäste waren, — daß Oesterreich keinerlei Angriffe unsererseits zu befürchten hat — daß Rußland aufrichtig dm Fried« will, und alle« Mögliche thun wird, um ihn auch bei seinen Nachbarn aufrecht zu erhalten, und daß da» Gespenst de» PaullaviSmuS und best« Förderung durch die russische Regierung eigentlich nur in der Phan- taste gewisser Wiener Blätter exiflirt. lieber die Gründe der jetzt in Japan au»- gebrochenen Revolution wird gemeldet: daß me etngeführtev Reform« dem Staate unge heuer viel Geld kost«, dem Volke schwere Last« auflegen und dadurch große Unzufriedenheit im Lande verursach«. Dazu komm« Schwierig, ketten mit Korea. Die Koreaner weigert« sich, ihren pflichtschuldigen Tribut zu entrichten, uud al» zur Eintreibung desselben eine Gesandtschaft au sie geschickt wurde, beschimpften sie dieselbe und nannten die Japanesen feige Barbar«, weil sie europäische Gewohnheiten angenomm« hättm. Die Gesandtschaft ist zurückgekehrt, und nach Allem, wa» über ihre Resultate verlautet, muß die japanesische Regierung statt de» Tribut» den Schimpf einstecken oder Korea Krieg erklären. DaS Heer verlangt dev Krieg, aber die Regie- rung scheint sich zu fürchten, weil sie den Sa- mura» nicht traut, den alt« Vasall« de» Dai- «io» und de» Tatkuu, und well, wenn sie nicht siegreich au» dem Kriege mit Korea hervorgeht, die Revolution unvermeidlich uud selbstdieDynastic gefährdet ist. Andererseits ist die KriegSpartri sehr mächtig, und e» wurde bereit» ei» Attentat auf Iwakura gemacht, zum Glück wurde er aber nur leicht verwundet. Der Kriegsminister hat seine Entlastung eingereicht, viele Officiere folg« sei- uem Beispiel und die ganze Armee droht sich aufzulösen, wenn «an ihrem Wunsche nicht nach» giebt und Korea dm Krieg erklärt. Die An hänger Satfuma», EtouShu» und Loschiu», der mächtig« Männer, welche den Tatkuu gestürzt Hab«, stehen auf Seit« »er Unzufrieden« und lasten da» Schlimmste fürchten. Siegt die Krieg»- Partei, Io erobert Japan no glücklich« Falle ein arme», schwer zu regierende» Land, an» dem e» , die Kriegskosten nie herausschlagen kann, im un- ' glücklichen Falle droht aber eine Revolution auS- zubrech«, gegen welche die letztüberstandene nur Kinderspiel gewesen ist. Aber auch weun die Regierung den Krieg nicht erklärt, wird da» Land eine gefährliche Krtsi» zu bestehen Hab«. Ein Wort über Phrenologie. (Mit Hinweisung aus die Vorlesungen de- Unterzeichneten.) Die Phrenologie — Naturlehre de« Gsiste» — lehrt «nS die menschlichen Geisteskräfte (Talente, Neigungen Leidenschaften) und ihre Gehirnorgane kenn«. Sie ist der interessanteste Zweig der Naturwissenschaft, da dem Menschen nicht» Ande re« so nahe liegt al» er selbst. Wie verschieden sind die Charaktere der Menschen, wie verschieden ihre Kopsgestalten! Ein Mensch ist Gefühl»-, ein anderer Verstandesmensch, bet einem herrscht dies« Leidenschaft, diese» Talent vor, bei einem andern jene». Ebenso ist ein Gehirn (Kops) hoch, ein andere» niedrig, eine» breit, ein andere- schmal, bei einem sind die vorderen, bet einem andern die hinter« Thetle stärker entwickelt. Diese bei den großen Verschiedenheiten — die de» Geiste» und die de» Gehirn» — stehen in Beziehung zu einander, und die Phrenologie, welche diese Be- ziehung im Einzelnen nachwetst, lehrt un» dadurch ine Menschen in ihrer Charakter ver schied« heit ! kennen und verstehen und löst «n» auch die soge nannt« Räthsel und Widersprüche de» mensch lichen Herzen». Sie ist so al» die Lehre der Menschenkenvtniß praktisch wicdtifl für Jedermann. Für die allgemeine Verständlichkeit der Vorlesun gen darf ich mich theilS auf da» Zeugniß meiner früheren verehrten Zuhörer und Zuhöreriun« hier in Leipzig, theil« aus einige Thalsachen be- : rufen. In Halle wurde ich von der Dtrectton de» Gymnasium» veranlaßt, einen besonder« CykluS in dieser Anstatt zu halten: in Hamburg, Magdeburg, Danzig re. hielt ichl Vorlesungen in kaufmännischen Verein«; in Frankfnrt, Zürich rc. nahmen sämmtltche junge Damen großer Erzie hungsanstalten an den Vorlesungen Theil. Die Herren Gelehrten werden in dem praktisch« Theil der Vorlesungen diejenigen Anschauungen gewinn«, welche Bücher allein von der Phreno logie, einer Naturwissenschaft, nicht geben stürm«. — Die Anzeige der Vorlesungen siehe in diesem Blatte. vr. Scheve. Verschiedenes — Der „Magdeb. Ztg." schreibt man au« Braunschweig, 2 März: Nachdem Herr Bracke ferne Sehnsucht in den Reichstag hier nicht hat stillen könnneu, ließ er sich, wie mit- gethetlt, an Stelle Jacoby'S im 13. sächsischen Wahlkreise als ReichStagScandidaten aufstellen. Am 28. Februar fand die Wahl statt und wir sucht« gestern vergeblich an den Anschlagsäulen ein Sieg verkündende« Placat. auch wurde unsere Hoffnung auf ein Siegesextrablatt de« „Ls." zu Schanden. DaS Alles ließ schon darauf schließen, daß Bracke auch vor den Augen der Sachsen keine Gnade gefunden habe. Nach heute hier privatim eingetroffenen Nachrichten wäre« denn auch im 13 Wahlkreise durchgefallen, und e« verbliebe ihm danach nur der Trost, daß sich möglicherweise in drei Jahren die Leute in Stadl und Land Braunschweig derart gebessert hätte», daß sie seine Verdienste um die Menschheit durch einen Sitz im Reichstage anerkännt«. — klebrigen» ist Herr Bracke seiner Partei ein „sehr theurer" ReichScandtdat gewesen. — Im CircuS SalomonSki in Berlin war der Ringkampf zweier Athleten i« dollen Gange, als ein stattlicher fein gekleideter Herr hereiutrat uud den Kämpfe« uod den Musikant« Ruhe gebot. Der Unbekannte sah sehr ernst au» und e» entstand eine Todteustllle. — „Ist dre Hebamme Hermann hier?" rief der Herr. — Schallende- Gelächter des Hause»; al» aber Ruhe eintrat, antwortete e« au- der Höhe: „Ja, da bin ich!" — „Dann kommen Sie sofort SarlSstraße Nr. 12!" Der Herr bat um Ent schuldigung für die Störung und schritt »ach allen Seiten grüßend hinaus. Au» einem In serat der Bossischen Zeitung sah man andern Tage», daß die Hebamme ihre Schuldigkeit ge- than hatte. Ernennungen, Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste Depwrteweewt de» Iuuer«. Angrstellt. beziehentlich befördert wurden: Wil helm Emil Lange, zeither DiLtist beim vahaamtr Zwickau. alS «u'seher au der LandeSanstalt Zwickau, Friedrich August Prasse, zetther Unterwachtmeistcr de» 2. Ulaneoregiment«, und Karl August Löschk«, zetther Feldwebel de« SchüyevrrgnnenlS Rr. 1<»8, als Aufseher an der LandeSaoftalt Wald beim; Johann Friedrich Ackermann, »either vezirr«arme»ha>ira,nseder, al» Allsteher bei der LandeSanstalt BrLnnSdorf; Anna Mari« Schn manu, zetther Hülslaufseherm an der LaudeS- anstalt Waldhri», als Aufseher,n bei der LandeSanstalt vriunSdorf; Anna Marie Schumann, zeither HülfS- aufseherm an der LandeSanstalt Waldhrim. al« Auf seherin an derselben Anstalt. Versetzt wurden. Julius Hermann Theodor Eyfrig, seither Lassen« xpedlent an der LaudeSaustalt Hubert»«- durg. in gleich«« Eigenschaft au dir LaudeSaustalt Zwickau; «ottlob Wilhelm Münzner, zeithrr Aufseher au der LandeSanstalt BräuuSdors, ia gleicher Ligeuschaft an die LandeSanstalt LroßheunerSdors.
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