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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187402184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-18
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1874
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orzilg nü ^t. »e, be. h -»t st viel «Ser» Ir« levbaas °n- . «e, Kirche) ««»ttz ». neuen hat za . 48. II. ketsrs- IUS80 1. ^aläpark ;u V Ulen l grosser esst ckia- llllll äio »ävii. äerg 18. W! rdt, t» »Irend, Auzah- Gelbst. KÜtkII, r A' halt, befe Lage S ck. Woan» cgcrückten 5,00V «P selbst. Laser zu s^IIS >S tträig r, kvtsrs- strass« 1. bst em Jahre r und der ah«) ch«ftltch r» heiz, m A««» e»ä«de« taug ver- ! sich vor« ^ werden. » die »«« Ha»»« csdorf und 500 Ttzlr. ! im Pntz« Erste Seilagt M Leidiger Tageblatt und Anzeiger. ' W 19. Mittwoch den 18. Februar. 1874. Deutscher Neichstag. Nr. 55." Die Sitzung am Montag war von sämmtlichen Abgeordneten au» Elsaß und Lothringen besucht. Kurz vor halb 12 Uhr traten die fünfzehn Herren in da» Plenum ein, die beiden Bischöfe von Metz und Straßburg, Dupoat de» Loge» und Näß, erschienen i« bischöflicher AmlOtracht, über dem Talar die goldene Kette, über den Handschuhe» in vtoletfarbe den Bischosöriug. Die Handschuhe zogen sie nicht au», auch die Kopfbedeckung, ein MÜtzchen in violet, «ahmen sie nicht ab. Sie durchschritten den Saal, um auf der äußersten Rechten, unmittelbar unter den Plätzen der BnndeScommissare, sich niederzulassen. Um sie herum sitzen sämmtliche Elsaß-Lothringer. Du. pont de» Loge» ist ein alter Herr mit scharf ge» schnittenem Gesicht und klugem Aussehen; er erinnert flüchtig an Iultu» Stahl. Räß ist ein behäbiger Herr mit beinah« gutmtttyig zu vennendem Aussehen; und doch, wenn man ihn genauer fixtrt, findet man auf seinen Zügen etwa» Lauernde». Mau war gespannt darauf, ob und in welcher Weise die Vertreter de» Reich» lande» ihre vielbesprochene Demonstration tu» Werk setzen würden; sie waren aber klug genug, von einem Proteste ganz abzusehea, sie beschränkten sich vielmehr daraus, im wettern verfolge der Sitzung folgenden Antrag eiuzubringen: „Der Reichstag wolle beschließen zu erkläre», daß dir Bevölkerung von Elsaß-Lothringen, welche, ohne darüber befragt zu sein, dem deutschen Reiche durch den Friedensschluß von Frankfurt etnverleibt worden ist, sich speciell über diese Ein. verletbunz auSzusprrche« berufen werde." Am Mittwoch wird der Reichstag diesen Antrag d.« cutiren; sein Schicksal kann keinen Augenblick lang zweifelhaft sein. Der Hauptgegevstand der Tagesordnung war da» Reichs-Militairgesetz. Der Krieg» minister v. Kameke leitete die Vorlage im Sinne der ihr deigesügten Motive mit einer kurzen, einfach schlichten Ansprache ein, welche allgemein einen günstigen Eindruck machte; am Schluffe appelltrte er au den Patriotismus de» Hause», der allezeit bereit sein werde, für die Macht und Ehre Deutschland» einzustehen. Abg. Richter (Hagen) fand, daß de, Minister die Empfindungen de» Parlament» richtig verstehe, wenn er dasselbe für bereit erachte, vor Allem für de» vaterlanre» Sicherheit etnzustehen. Allein der Patriotismus gebiete sorgfältige Prüfung aller Momente und e« frage sich, ob der Paragraph 1, welcher 400,800 Mann em für ale Mal ver langt, ohne Weitere» von der Volksvertretung genehmigt werden könne. Für da» Jahr 1875 find 20 Millionen auszubringen. ohne daß wir wissen, woher sie genommen «erden sollen. Die KrtegScovtrtbution ist weg gegeben, die Eiuvah machen Rückschritte, e» geht also nicht, tz 1 de» Gesetze» pars zu genehmigen. Meine Herren, meine Partei (Fortschritt) will die Größe dc« Vaterlandes, aber sie hält dafür, e» sei gerade jetzt unmöglich, de« MMairetat zu erhöhen Stellen wir uns nach außen hin nicht schwächer, «1» wir sind! Die dem Land« zuaemutheten finanziellen Anstrengungen sind nicht röthig 2m Kriege vermögen wir 1,700,800 Mann in» Feld za stellen; weshalb die übergroße Frie denspräseuzstärke? Ist je eine« Parlament von Europa zugemuthet worden, e» solle 400,000 Manu dauernd der Fried««»Präsenzstärke zuweiseu? Meine Herren! Ordnen wir jede» Äahr die Prä seuz durch da» Budget! so gehört sich». Treuneu wir nie da» deutsche Heer vom deutsche» Paria« ment; beide find Grundpfeiler der deutschen Ein heit! (Lebhafter Beifall) Meine Herren, wir wollen da» Militairgesetz gewissenhaft discuttren, allein wir gehen nicht ein aus den Anhalt de» tz. 1 Wir proponiren: tz. 1 und tz 8 mögen im Ple num, die übrigen Paragraphen in einer Com Mission vorberathen werden. Unter gespanntester Aosmerksamkeit de» Hauses betrat nun Gras Moltke die Rednertühn« Er ging aus die einzelnen Behauptungen bei Vorredner» nicht ein, sondern forderte au» all gemeinen militairischen und politischen Gründen die volle Gutheißung de» vorgrlegten Entwurf» Wir haben zwar, sagte er, an Achtung in der Welt ungemein gewonnen, nirgend» an Liebe. Was wir tu eine« halben Jahre ermöglichten, nämlich die Einigung Deutschland» und die Ge- wtnnung von Elsaß-Lothringen, müssen wir ein halbe» Jahrhundert laug zu vertheidtgeu wisse» Gras Moltke beleuchtete ausführlich die Reorga »tsatiou der französischen Armee, um nachzu weisen, daß Deutschland so gerüstet bleiben müsse, wie da» Gesetz e» vorsehe. Riemaud wisse, ob wir in den nächsten zwölf Jahren Frieden be halten oder Krieg bekommen werden. Die po litische Lage im Allgemeinen verlang« den bewass. urteu Frieden. Da» Hau» folgte de« Moltkr'schen Aussüh rungen mit größter Aufmerksamkeit und hatte ketu Ohr »ehr stir die Red« dl» Socialdewo krateu Hasenelever, die hinter de» Erwar tuugen Aller zurückblieb. Redner will einjährige Dienstzeit, em Milizheer und Abrüstung. Weil Deutschland »ur Zeit die stärkste Macht Eoattueut» ist, s» soll dasselbe mit der Abrüstung beginne«. Lasler näherte sich de» Richter'sche« Vor schlag auf Rtchtbewilltguug der 400,000 Manu durch da» Gssetz» »ogege» Gneist für di« vor lag» eintest. Da» Hau» beschloß Uebcrweisuvg de» Gesetze» j an eine Eommission von 28 Mitgliedern. La-ksgeschichtliche tlederficht. Nach den letzten bei der kaiserlichen Ad miralität ein-etroffenen Meldungen verließ die Eorvette „Nymphe" am 18. November 1873 Mazatlau, ankerte am 22. Decrmber auf der Rhede von Callao und beabsichtigte am 27. nach Valparaiso in See zu gehen. — Die Brigg „Rover" verließ am 2». Decewbrr Ktngstown auf St. Vincent, ankerte am 81. nu Hasen von Port Epatn aus Trinidad und beabsichtigte am 10. Januar nach Lharlottotown aus Dominica zu segeln. — Die Eorvette „Ancona" ist am 30. December von Rio de Janeiro nach den Mac-Donald- Inseln in See gegangen. — Da« Kanonenboot „Meteor" ist am 28. Januar von Tanger nach Gibraltar in See gegangen. — Der„Frted,tch Karl"unddie „Elisabeth" stad am 4. Februar in Luni» angekommeu. lieber die Wahlagitation de» katho lischeu Klerus tu Preuße« gehen fort und fort die interessantesten Berichte ein. Eine be« zeichnende Thatsache, welche vom Rhein berichtet wird, ist folgende: In einem durchau» klerikalen Kreise im Regierungsbezirk Trier, dicht lothringischen Grenze, befindet sich eine Ge reiche vet der ultramontaneu Agitation gradezu vergessen war, well sic in ein benachbarte» lothringische» Dorf eingepsarrt ist und der dor tige Pfarrer vermuthlich keine Weisung hatte, wie er in dieser Gemeinde im Trierschen zu operiren habe. Die Wahlberechtigten, durchweg gute und eifrige Katholiken, waren ihrer eigenen freien Entschließung überlassen und haben stimmt lich, ohne alle Ausnahme, für den von der gouver nrmrntaleu Partei ausgestellten Minister Falk gestimmt; — aus deu klerikalen Caudidaten, für welchen von der Trierschen Geistlichkeit ringsum mit allen Mitteln agittrt wurde, fiel io dem von der Agitation vergessenen Dorf auch nicht eine Stimme. Betreff» der braunschweiger Regent schaft-frage sollen die Stände in geheimer Sitzung sich dafür ausgesprochen haben, die Sache di» aus Weitere» ruhen zu lasten Auch da» „Braunschw. Tagebl." hatte sich dahiu geäußert, indem e» am Schluffe eine, längeren Ausführung »sagt hatte: Wir und gewiß die Mehrheit de» anve» leben nun der Hoffnung, daß die Lande» Versammlung, nachdem da» RegkutschaftSgesetz durch die kaiserliche Ablehnung iu de, Hauptsache hinfällig geworden ist, und sich überdre» schwer lich ein deutscher Prinz finden wird, ohne Zu stimmung de» Kaiser» dre Regentschaft zu üver nehmen, von der ihr vom Ministerium gestellten Mteruative dahiu Gebrauch machen werde, „die Tu»>ührung de» vereinbart«« Gesetze» für j«tzi ruheu zu lassen". Daß unser Herzogthu« nicht so ohne Weitere» in Anarchie geraihe, wie man von gewtffer Seite befürchtet, dafür wird seiner Zeit schon Karser und Reich auch ohne Regent Ichastsgesetz zu sorgen wissen! Ja der Montag». Sitzung de» mecklen dargischev Landtage» wurde von 01 bürger lichru Mitgliedern der Ritterschaft der Antrag eingebracht, mit Rücksicht daraus, daß die beiden voa den riNerschastttche« Mitgliedern de» Eo- milö» abgegebene» Vota mit der landelherrlicheu Vorlage 1« Widerspruch stehen, nicht deu Bericht dis Lomittt, sondern die landesherrlichen ver faffungsvorlageu bei den Be, Handlungen im Plenum sz» Grunde zu lege«. Die Abstimmung Über diesen Antrag wurde Vorbehalten. Au« Holland kommt die Kunde, daß die Kirche »ou Utrecht fett einigen Tagen wiederum einen Erzbischof hat Am L. Februar, neun Monate leitdcm die Erzdivcese verwaist ist, versammelte sich zu Rotterdam, am Sitze de» Bischos» Hey kamp von Deveuter, da» Utrechter Metropolitan eopitel und erwählte, rote wir de» „Deutschen Merkur" entnehmen, den hoch». Cornelius Diepen- daal zum Oberhaupt« der altkatholischrn Kirche Holland». Derselbe ist geboreu zu Egmond in Nordholland am 26. Ocioder 1828, »am Priester geweiht am 7. März 1857. Seit 1860 wirkte er als Pastor zu Helder, »eiche Pfarrei zum v «tham Haarlem gehört. Em Bruder de» Er «ählleu, Gerhard Dtepeudaal, ist Pfarrer zu Amsterdam. Somit ist die bischöfliche Trias m Holland wieder hergestellt. Seit der Abreise de» Kaiser» Franz Joseph au» Wien «acht sich bet einem Theil der au» »Lrttgen Presse, uameutltch bei deu srauzö st scheu und denjeutaeu Blättern, welche außer halb Frankreich» besten Interesse vertrete», ein ungewöhnlich lebhafte» Frieden»- und Ent» » asf» aug » bedürsniß bemerkbar. Der Pariser „Eonstitutwnuel" z. B. betont da» allgemeine FriedeusbedRrsniß und sagt: da» Ziel, welche» b,e europäischen Nationen (?) verfdlgen, ist nicht eine Angriff-ltga gegen Deutschland, sondern em Kriedeusdüudniß, welche» bestimmt ist, die allge- mein« Entwaffnung zu fordern, ohne die jede» Budget vernichtet und da» Gedeihen ganz Europa» ausgehalten wird. Der „ Eovsntu tiounel" fügt hinzu: „die Idee »ou der Noth Wendigkeit der Entwaffnung bricht sich überall hin Bahn; wir find überzeugt, daß sie der Zweck der Reise de» Kaiser» von Oesterreich iß." Nach dieser Ldgtk wüßte «an glaub« »daß wiener Gäste tu Petersburg ledwltch damit uw I wenn auch »icht »ehr tzß, Eiusührung, s Au»fUhruug der allgemeinen Wehrpflicht in Ruß land zu hmhero. Auch da» „Memorial diplo matiqae" kommt bet einer Betrachtung über die Manchestr schule zu der Frace, ob c» nicht logischer wäre, wenn die großen Mächte unter sich die Kriegs- und Friedensstärke ihrer Staaten gemeinschaftlich festsetzte»? „Die stehende« Heere erzeugen den Krieg, statt ihn zu hindern. Zu allen Zeiten hat e» Völker gegeben, welcke nur vom Kriege gelebt haben, und diesen allein würde ver übertriebene Zustand in deu Rüstungen unserer Tage za statten kommen." Schlägt den Pariser Journalen vielleicht da» Gewiffen? Freilich hat e» zu allen Zette« „Völker gegeben, die nur vom Raube gell dt haben, und die Ge- schichte Frankreich» voa Mazarin und Richelieu bi» zu den Tagen de» Herzog» von Grammont rechtfertigt dllseu Ausspruch. Im klebrigen er scheinen die Eatwaffnungsanträge unter jetzigen Zeitverhältniffen denn doch ziemlich durchsichtiger Statur. Au» Petersburg, 18. Februar, wird gr meidet: Bet dem gestrigen Galadiner brachte Kaiser Al.xander die Gesundheit de» Kaiser» Franz Joseph au», indem rr zugleich hervorhod, baß die Bauve gegenseitiger Freundschaft, weiche seinen hoh:n Gast und ihn selbst mit dem Kaiser Wilhelm und der Königin von England verbänden, dte beste Bürgschaft de» europäischen Frieden» seien. Der Brrginius-Fall hat den vereinig ten Staaten 5 Millionen Dollar» gekostet. Der IustizauSschuß de» Repräsentantenhauses b« räth letzt eine vom General Butler etngrsührte Resolution, welche ihn beauftragt, zu untersuchen, ob unter den jetzt bestehenden Gesetzen die Ge richtshöse der Bereinigten Staaten genügende Unterlagen besitzen, de» ungesetzlichen Gebrauch der Flagge und der Nationalität der Bereinigten Staaten von Nordamerika aus hoher See oder in fremden Häfen zu verhüten und zu bestrafen Der Ausschuß soll ferner untersuchen, ob eine weitcre Gesetzgebung durch deu Eongrcß uöthig oder rathsam ist, um diejenige» zu bestrafen, welche Schiffen den Charakter amerikanischer Schiffe verleih«, erlangen oder benutzen, sowie solch« Regierungsbeamte«, welche nachlässiger ober betrügerischer Weise jene Papiere aussertigeu, za verfolgen. Schließlich wird der Ausschuß beaus tragt zu untersuchen und darüber zu berichten, ob un» was für ein Ges tz uvthiz sei, u« die Osficiere der Armee und Marine sowie Eousalar- beamte der vereinigten Staaten zu ermächtigen, ans hoher See un» in fremde» Häfen Schiffe, welch« fälschlich die amerikanische Nationalität arg-uommen haben, tu Beschlag zu nehmen und dieselben an einen c»w Petenten Gerichtshof der vereinigte« Staaten zur «eiteren Verhandlung der Sache zu überliefern. — Der „New York Herald" macht daraus aufmerksam, daß viele international« Zwistigkeiten und erbitterte diplo malische Corre,pondeuzen lediglich aus die Nach lässtgkeit ober dte Unredlichkeit einiger niederer Controlbramteu zurückzusühreu seien, und dringt daraus, daß der Friede und die Würde der Ler einigten Staaten nicht länger in den Händen unverantwortlicher Menschen gelaffen werde, welche bei einer Verletzung de» Scerecht» au» irgen» welchem Grund« ein Auge zerdrücken. L-er, Herald" hofft deshalb, daß der Eongreß strenge Maßregeln ergreifen und dte Exccutiv gewalt dieselben mit Energie durchführen wird. dte a. ILtber Materialirruus, Darwinis mus, Atheismus uu- Locialismus reden die Allermeisten wie die Blinden von der Farbe. Sie mögen sich Folgende» sagen lasse». Der Darwinismus oder die Abstam mungslehre, welche »on fast allen Männer» scr Wiffeuschast anerkauul un» nur do« Denen als eine reine Fiction bezeichnet wird, welche Sticht» davon verstiheu, hat nachzewieseu, daß alle Organisme», welche jemals aus der Erde gelebt haben und noch jitzt leben, von einer einzigen oder von wenigen höchst einfachen Urformen ab- stammeu und daß sich au» »uoollkommnen Or ganismen (Thieren und Pflanzen) nach und nach immer vollkommuere hervorgebtldet haben, bi» endlich derWeasch als vollkommenster Orgautsmu» und oberste» Glied der Thierreihe «uftrat. — Düse Lehre tritt nun zwar der mosaischen chöpfang-geschichte entgegen, gerade so wie Ga- lllei's „uud sie bewegt sich doch" der biblischen Astronomie; aber bru Gläubigen ihren Schöpfer zu nehmen, Atheismus zu predigen, Da» thut sie nicht. Und sollte denn wirklich der Weisheit de» SLöpser» zu nahe getreleu werden, wenn «au »hm beim Schaffe» der Organisme» die daran- uistische und nicht dte mosaische Schöpsang«weise zuschreibt? — Zum Materialismus steht der Darwiatsmu» nur insofern in einiger Beziehung, als er mit der allmältgen Berbollkommaung der Thiere bis zum Menschen hinaus auch dte allmältg immer vollkommuer werdende Struktur uud Tä tigkeit de« Gehirn», also die svit und fort wach send« geistige Thältj-k-lt dii Thier und Mensch darthut. — Daß aber der Darwiui»«»» mit dem Socialismu» Nichi» z» thuu hat, zeigt- am deut lichsten D. Strauß, der, obschon Darwtntaaer, nicht» weniger als Socialist war. Der Materialismus scheint in seiner wah ren. d. h. wiffenschastlichea oder vaturpbilosophi- schm Form de» Meiste», auch sogar Solche», die darüber schimpfen, ^ar nicht bekannt zu sei« un wird stet» mit de« ganz verwerflichen ethischen oder fittltcken Materialismus verwechselt, welcher sich durch seine praktisch-material'sllschen Tenden zen, da» hastige Streben nach materiellen Glück»- gütern und nach rasfiuirtem Lebensgenuß kenn zeichnet. Der wahre Materialist, welcher da» Gehirn, urd zwar bei Thier uno Mensch, al» da» Organ ansteht, welchk» die geistigen Tätigkeiten (Denken, Fühlen, Wollen, Bewußtsein) vermittelt, ist der Ansicht, daß mit dem Untergange der Ma terie dc» Gehirn» (daher MaterialtSmu») auch dessen geistige Thätiskeit (»rr Geist, Spiritus) aushören muß. Damit läugnet er nun zwar eine persönliche Fortdauer de» Menschen nach dem Tode, durchau» aber noch nicht die Existenz eine» Schöpfer». Ein Materialist muß durqau» noch nicht «theiii sein. Ja er könnte sogar da» Aushörru de» Geist«» mit dem Untergänge de» Gehirn» für eine weise Einrichtung de» Schöpfer» halten, durch welche der Mensch zu setnrm Edel» uud Gutwerden nicht durch einen strafenden oder belohnenden Rick Irr nach dem Lode veranlaßt würde. Für den Ma- terialiüen existtrt demnach ein Ienseit» mit Him mel und Hölle, mit Belohnung und Bestrafung nicht. Für ihn schließt da» Diesseits schon da» Jenseits ein uud sein Streben ist deshalb daraus gerichtet, sich schon hier auf Erven seinen Himmel zu bereiten. Dir» hält er aber uur dann für möglich, wenn er sich dorch da« Priucip der Hu manität und sein Ehrgefühl, nicht aber durch die Bestrafung oder Belohnung tm Ienseit», in allen feinen Handlungen leiten läßt. Für den wahren Materialisten giebt e» daher nur eine Verpflich tung und zwar dte der menschlichen Gesellschaft nützlich zu sein, ihr Wohl sich noch mehr al» seiu eigene» angelegen sein zu lasten. Für ihn besteht seine Fortdauer «ack seinem Lode nur in dem Guten, was er feinen Mitmenschen und Nach kommen zugesügt hat. Daß da» Gehirn da» Organ für die geistige Thätigkeit ist, kann von Niemand, auch von den berühmtesten Physiologen nicht, bestritten werden» da die unwiderleglichfien Thatsachen dafür sprechen. Wenn Philosophen, die mit dem gesunden und kranken Gehirne ganz unbekannt find, dte Behaup tung ausstelle», daß, wenn man die Vorgänge beim geistigen Thätigsein de» Gehirn» nicht kenne, da» ganze Gebäude de» Materialismus zusammeu- salle und dte Ansicht über die Hiruthättgkeit eine alberne sei. so ist diese Behauptung für eine schlechte Arbeit de» Gehirn» dieser Herren zu er klären. E» müßte daun auch die magnetische uud elektrische Thätigkeit, bei welcher die Vorgänge auch nicht zu Tage liegen, ebenso wie die geistige betrachtet werden. Uud wenn die Wissenschaft auch niemals die Arbeitsweise de» Gehirn» uud da» Zustandekommen de» Bewußtsein» tu dem- sclbkt» ergründen sollte (was übrigen» selbst DuboiS Neymond nicht genau wissen kann), so werden un» doch di« Regeln, nach deueu da» Ge hirn arbeitet, immer bekannter und hoffentlich für» praktische Leben (dte Erziehung) brauchbarer. Den Socialismu» ziehen Manche, die von Darwinismus und Materialismus gar Nicht» verstehen, mit Haaren z« diesen beiden Lehren hm. Denn wie diese Jemanden veranlassen könnten aus Gleichheit aller Menschen in, durch uud vor der Materie zu schließen und daher da» Recht der Gleichheit in den materiellen Gütern und Gewiffen für All« abzulette«, Da» läßt sich schwer eivsehen. Diese» Recht könnte weit eher »ou Adam und Eva abgeleitet werden. Uebrigen» dürften den meisten Socialisteu Darwinismus und der wahre Materialismus böhmische Dörfer sein. Ginge e» deu Materialisten nach uud würde da» Gehirn von erster Jagend an durch paffende Erziehung so gewöhnt, daß e» über die Verhältnisse in der Natur uud menschlichen Ge sellschaft richtiger zu denken im Stande wäre, dann sähe e» um da» Thun und Treiben de« Volke» sicherlich besser au» als jetzt. Bock. verschirLerrrs- — Vor de« Kriege von 1870 »achten politisch- »Mainsche Flugschriften große» Aussehen, welche zu beweisen suchten, daß Deutschlaud tm Falle eine- Kriege» mit Frankreich durchau» nicht aus eigeueu Füßen stehen könne, sondern ohne Oester reich unterliegen müsse. Der Verfasser nannte sich Areolay und war der sächsische Artillerie- Lieutenant Gtreubrl Er ist dieser Tage in der Irrenanstalt Illevan gestorben. — von de« Tuchfabrik«»!«» Göhrcke (in Firma Göhrcke und Saggau) au» Branden burg a. H. der wegen Unterschlagung von Dowcassengelberv einerseits, avderersttt» wegen Wkchsrlsälschungeu verfolgt wird und eine sehr wohibekavute Person a»s der Zeit der wuchernden uud blühende» „Gründung« Periode" ist, find Briefe an dessen Gläubiger tu Berlin uud Bran denburg tingelausen, in denen er ihnen aus New-V»rk na herzliche» Lebewohl zürnst uud zwar mit der Bemerkung, daß er hoffe, „die Dummen blühen dort ebenso wie in Deutschland und werde« hoffentlich dort auch nicht alle wer- den". Er sagt darin ferner: „Ich geh« nach St. Francisco und werde ich hier reich und lacht mir da» Glück, so werde ich an «eine Gläubiger auch — nicht denken."
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