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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187403119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-11
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1874
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. W 7V. Mittwoch den 11. März. 1874 Zur Situation. Berlin, 9. März. Nach wie vor concen- trirt sich da» allgemeine Intereffe aller politischen Kreise um da»Schicksal des Militatrgesetze». Ln dem Zustandekommen desielben wird heute weniger gezweiselt al» ror einer Woche; allein die Commission de» Reichstage», welche den Ent. Wurf vorberathet, steht erst bei Paragraph 52, und die wichtigsten Bestimmungen der Borlage harren noch der Entscheidung. Schwerlich kommt da» Plenum de» Parlament» schon vor Ostern dazu, auch nur in die erste Lesung de» Gesetze» einzutreten; di« Reichstagssession wird weit über diesen Zritpunct binau» fortdauern wüsten, sall» der BundeSrath Werth daraus legt, seine wichtigste Borlage noch in dieser Session Gesetz werden zu lasten. Ueber da- Schicksal de» Preßgesetzent- «urs», wie derselbe au» der Commnsion hervor- gegangen ist, wagt man in parlamentarischen -reisen kein bestimmte» Urtheil; indrß allzu lange wird «an aus die Entschließungen de» Vundc» rath» nicht «ehr zu warten brauchen, weil sich hier da- gegenwärtige Ministerium al» „Mini gefährlichen Umtrieben gewißbraucht wird. — Die Regierung kann nicht gestatten, daß die Diener Gotte» zu Trägern der staatsrechtlichen Opposition werden. Die Ausgabe der Regierung und der Volksvertretung ist nicht, mit der Kirche Krieg zu führen, sondern deren Verhältnisse so zu ordnen, daß sie frei walten und schalten könne in ihrem heiligen Berufe, daß st« aber auch in da» für sie unantastbare Recht de» Staate» nicht übergreife. Ich empfehle dem Hause, die Bor- läge anzunehmen. Im weiteren verlaufe der Debatte erklärte der Ministerpräsident, Fürst Auersperg — gegenüber der Bemerkung de» Grasen Hohenwart, die Regierung habe Etwa» au» den Staat« grundgesrtzen unterschlagen —, daß der Regierung Die» nie eingefallen sei, noch je einsallen werde: ,.E» siebt ein Wort, weiche- unter den Völkern Oesterreich» immer «ehr An- klang findet — da» Wort heißt Verfassung. Diese» Wort wird die jetzige Regierung nicht unter drücken und daher wird e« auch nicht nothwendtg sein, daß die Verfassung von unseren dereiustiaen Nach folgern im Amte wiederhergestellt wird. E» wurde in der Luft, die Bewegungen der carlisttschen Infanterie werden dagegen al» mit Präcifion und Schnelligkeit auSgesührt geschildert. Nach Nachrichten au» Atchin haben die At- chineseu mehrere Fort» im Innern de» Lande» stark befestigt und mit den au» dem Kraton hin- weggesührteu Geschützen sowie mit Kriegsmaterial ausgerüstet. E« heißt, die Atchinesen beabsichtigen, den Kampf hinzuziehen, bi» die Cholera und andere Krankheiten die holländischen Streilkräste drei» mirten, und dächten nicht im Entferntesten daran, sich zu unterwerfen. Dieselben bleiben dabei, daß drr angeblich 1857 zwischen dem Sultan von Atchin und den Holländern abgeschloffene Vertrag aus reiner Erfindung beruhe, und fordern den Brwci» der Existenz eine» solchen Vertrag- Eng land, erklären die Aichinesen, habe treulos an ihnen gehandelt. CeSpede», der ehemalige Präsident der Auf ständischen auf Cuba, ist in Folge Verrath» in die Hände der Spanier gefallen und von denselben erschossen worden. der Commissionlbericht bereit» im Druck befindet und der Präsident de» Reichstage» im Stande ist, schon au einem der ersten Tage der nächsten Woche da» Plenum de» Hause» mit der An- zeligeuheit zu befassen. Die polnische Fraction de» Reich-- tage» wird demnächst mit einem selbst «iäudigen Anträge Vorgehen. Sie will für dci» Groß- herzogthum die Sicherstellung seiner Sonderrechte durchsetzen, und sie darf für die» Petitum auf den Beistand der Locialdemokraten rechnen, denen die polnischen Mitglieder de» Reichstage« den Gefallen erwiesen haben, einen Antrag auf! (Lebhafter Beifall ) Freilassung der Abgeordneten Bebel und Liebknecht a»S der Strafhast zu unterstützen. Heute hat die Militaircommisfion dc» Reichstage» nur einen einzigen Paragraphen, den 52., durchberathen. Paragraph 51 wurde zurückgesirllt, nachdem man zwei Stunden lang Über ihn verhandelt hatte. Beide Paragraphen handeln vom Beurlaubtenstande. Wie die Com fierium Lasier, genannt Auersperg * bezeichnet. Ich danke dem betreffenden Redner für diese Be zeichnung; er beweist mit derselben, daß ich die ftaat-mänwsche Klugheit besitze, mich dem Rathe eine- Manne» zu fügen, welcher eine lange Reihe von Jahren hindurch für da» Wohl de» Reiche- gewirkt hat und die Verhältnisse Oesterreich» kennt, wie Niemand, eine- Manne», dem ein treue» österreichische» Herz im Busen schlägt. Ich hatte nicht erst nothwrnvig, mir Rathgeber au» dem Auslande zu importiren, welche unS ein neu patentirte» Oesterreicherthum lehren sollen. Wa» die Worte de» Grafen Zur Sache -er Vorschule für -ie höhere Töchterschule. ES ist Nicht» dagegen einzuwenden, wenn ein Pädagog sein Heil in der Gründung einer Prt- valschule sucht und durch Reclame sich Zuzug verschafft. Verwerflich aber ist e», diese Reclame mit Sätzen stützen zu wollen, die den humanen Be strebungen der neuern Pädagogik stracks zuwider- laufen und gewisse Kreise in Vorurtheilen be- stärken oder zu Vorurtheilen zurückführen, die ; al» schädlich für die gesunde Entwickelung der dem Referenten Ernst ist um die Sache, über die er schreibt. Der Satz ist trotz den Au-sprücheu und Erfahrungen anerkannter Pädagogen, aus die er sich stützt, gewiß sehr naiv, indem er rund heraussagt: Die Gründläge ist die Grund lage. — Schließlich bemerken wir noch, daß wir durch Vorstehende» d-m Priucip der Gewerbefreiheit bezüglich der beabsichtigten Gründung durch«»» keinen Eintrag thun wollten. Der Leipziger Lehrerveretn. Neues Theater. Anvrassy angeht, daß Oesterreich eine gebundene' menschlichen Gesell'chast angesehen werden müssen. Marschroute habe, so kann ich erklären, daß, Bon einem derartigen Voruriheile wird die * Marschroute"kelne andere ist Sta«deSfch»l« getragen. Ihr wird in dem al» die Marschroute de» gesunden Menschenver- ,,t,kel: „«tue Borschule für die höher« standr», welche Oesterreich zu einem großen und s MrL'tzche»sch»le«" (Leipziger Tageblatt vom "Öligen Staate machen soll Wenn die Oppo-s 25. Februar, erste Beilage) in der unverblüm- sition damit droht, man werde dieses Gesetz nicht l testen Weise da« Wort geredet, wobei besonders werden lasten, so erkläre ich, daß; per, Müttern, welche ihre Töchter in die höhere Mission will, sind die Personen de» Beurlaubten-? A Regierung Energie genug besten wird, dem - Mädchenschule schicken, ein gewiß sehr Zweifel- stände» während der Beurlaubung den zur Au»- f Gesetze Ächtung zu verschaffen. (Stürmischer und hafte» und zweideutige» Lob zu Theil wird, Übung der mtlttairischen Controle erforderlichen ' andauernder Beifall) Der Gesetzentwurf wird , indem e» der Verfasser de» angeführten Artikel« Auorduungen unterworfen. Sie haben den ihnen ! Darauf bei namentlicher Abstimmung in der : al» eine anerkannte Thatsache hinstellt, daß vou ihren Vorgesetzten in dienstlichen Angelegen- Generaldebatte mit 224 gegen 71 Stimmen an-; diese Mütter „ihre kleinen Töchter, welche einst heften ertheilten „rechtmäßigen" Befehlen Folge zu leisten und bet eigener Verantwortlichkeit Vor rehrungen zu treffen, daß dergleichen Befehle und namentlich EinberufungSordre- ihnen jeder- genommen. , eine höhere Mädchenschule besuchen sollen, nicht Die Nachricht, daß Fürst Metternich, ehe-- gern in eine große, vielfach gemischte maliger österreichischer Botschafter zu Pari», vor ' Llementarclafle schicken." Mit andern Worten: Kurzem zur Disposition gestellt worden, ist von s bg. Richter (Hagen) sollen über die Berpflich tungen zu Urbungen, Controlversammlungen und zur Meldung gesetzliche Normen festgestellt werden. Tagesgeschichtliche tlederfichi Fürst BtSmarck ist von seinem alten Leiden ergriffen worden, und wir werden ihn vielleicht aus Wochen entbehren wüsten. Die ReichStagS- dtät ist damit von ihrer Höhe gestürzt, noch vor der Erreichung ihre» CulminattonSpuncte». Simson ist dafür gesund geworden und wollte am Montage wieder im Reichstage eintreffen, doch nicht um die Zügel der Regierung von Neuem zu ergreifen. Dazu bedarf er noch zu sehr der Schonung. Ohne Zweifel werden wir ihn aber öfter» al» simplen Abgeordneten ohne die Würde de» Präsidentenamtes sprechen hören, wie vor 1888 im preußischen Abgeordneten haus«. Der brave Graf Renard ist todt. Selbst die occupirten Franzosen hatten ihren deutschen Präsecten „von der Meurthe" liebge wonnen Der Verstorbene war ein Mann von nobler Gesinnung, ein guter Patriot» eine Zierde der freiconservativen Partei und de» Land- und Reichstage». Da er seit der letzten Wahlcam- pagve von der politischen Bühue sich zurückge zogen, wird da» Parlament nicht die Gelegenheit habe, ihm. feierlich die Ehre zu erweisen, die ver storbenen Mitgliedern nach alter Gewohnheit zu- kommt. BiSmarck verliert in Traf Renard einen ferner »ärmsten Verehrer »nter den Katholiken Schlesien». Er ist nur 45 Jahre alt geworden. In Trier sind die Gebäude de» Priester- sem inar» am Montag polizeilich geschlossen worden. Imösterretchischen Abgeordnetenhause wurde a»Montag unter lebhaftem Andrange de» Publi cum» die Verhandlung über da» ktrchenpolt- tischeSesetz fortgesetzt. Lin Antrag von Smolka, die Generaldebatte wieder aufzunehmen, um dre Vorlage «tt der Weisung wieder an den Aus schuß gelangen zu lasten, ei» vou freiheitlichem Geiste getragene» Elaborat vorzulegen, wurde abgelehut. Kür den Antrag stimmte die Rechte. Nachdem daraus im Fortgange der Debatte Wo» vavelli al» Hauptredner der Rechten und Kopp al» Hauptredner der verfassung-treuen Partei, sowie der Berichterstatter der Commission ge- sprochen, ergriff der CultuSmtnister v. Stre mahr da» Wort und erklärte: Die Vorlage ist da» Eraebniß einer ruhigen, vorurthetlSfreien Behaqdbung und Beurtheiluug der gegebenen Verhältnisse. Dieselbe enthält keine Vergewalti- gung der katholischen Kirche Der Regierung liegt Nicht» ferner, al» tu die geheiligte Domäne de» Gewissen» einzugreisen; aber keine Regierung, welche sich ihrer Pflicht bewußt ist, kann e» sich eit zugestellt werden können. Auf Antrag de» den Zeitungen vielfach besprochen und al» ein ^ Zeichen von Ungnade, in welche der Fürst durchs i gewisse Vorgänge bei Hofe gefallen sei, «»»gelegt - i worden. Diese Gerüchte werden dahin berichtigt,' > daß aus den Fürsten Metternich einfach ein Ber- j waltung-grundsatz angewandt worden, welcher ' bestimmt, daß jede» Mitglied de» österreichischen : diplomatischen Corp», welche» mehr al» zwei aufeinander folgende Jahre bet keiner Gesandt schaft thätig gewesen ist, zur vorläufigen DiSpo- sition gestellt wird, von wo «S zu jeder Zeit zur Uebernabme einer neuen Stellung berufen werden kann. E» lag kein Grund vor, mit dem Fürsten Metternich eine Ausnahme von der allgemeinen Regel zu machen. Die umlaufenden Gerüchte sind hiernach zu beurtheilen. Die Lage in Spanien scheint sich bis diesen Augenblick noch nicht verändert zu haben. Den Nachrichten französischer Blätter zufolge wäre Moriore» im rechten Momente krank geworden, um Serrano den Oberbefehl überlasten zu können. Alle» wa» irgend in Spanien an Truppen dis- E» wird von dem Verfasser jener Reclame al» anerkannte Thatsache htngestellt und somit gebilligt, daß gewisse Kreise mit ängstlicher Sorgfalt darüber wachen, daß ihre Töchter in keinem Falle, auch nicht in den ersten Schul jahren mit den Kindern vermeintlich geringerer, wenn auch ebenso anständiger und ehrlicher Leute ein Schulzimmer theilen und einen Unterricht genießen. Und indem der Verfasser diese That sache al» eine anerkannte constatirt, kommt bei ihm die Erkenntniß zum Durchbruch, daß eine derartige Vorschule für eine Stadt wie Leipzig geradezu Bedürfniß geworden sei. Dagegen fasten wir unsere Ansicht in Folgen dem zusammen: So lange man sich nicht scheut, nur die minder wohlhabende Claffe mit dem Namen „Volk" zu belegen, so lange die höhere Schule die Schule für die Vermögenden, die Volksschule aber die für die minder Begüterten ist, so lange überhaupt die naturwidrige Scheidung der Schulen auch für die ersten Schuljahre nach ponibel, und da» ist leider nicht viel, w.rd nach - BermögenSunterschieden dauert, Santander dirigirl; auch die schwache Colonne so lange wird »er Zerklüftung in der menfch de» General Loma ist von San Sebastian zu Master zur Nordarmee abgegangcu. Im Ganze« sollen die Verstärkungen die Höhe von 16,000 Mann erreichen und werden die beiderseitigen Streilkräste, welche sich bei Bilbao aus einer drei Stunden langen Linie gegenüber stehen, auf 85,00» Mann geschätzt. Nach den nunmehr vorliegenden ausführlicheren Nachrichten über die Kämpfe vom 24. und 25. Februar ist e» hauptsächlich der Mangel an Artillerie gewesen, der den Mißerfolg der Nord armee an lenen Tagen herheisührte. Die sieben Hinterlader (10-Centimeter-Kanonen), welche un brauchbar wurden, zersprangen, weil die vor schriftsmäßige Ladung um 20V—300 Gramm überschritten wurde; für die achtpfündigen Gaß stahlgeschütze waren nicht Granaten genug vor- Händen. So kam e», daß die Artillerie m dem Augenblicke versagte, al» die Larlisten zum An griff übergingen. Auch über den Sanitätsdienst und die mangelhafte Verpflegung wird in einem Spezialbericht, sehr geklagt, die Zuversicht und DiSciplin der Armee jedoch al» durchaus intakt be zeichnet. von Selten der Truppen wurdrn 560,000 Remington-Patronen und 800Larto«chen verfeuert. Da ungefähr 11,000 Mann im Feuer gewesen find, so ließe sich au» jenem Munitionsverbrauch auf die Hes igkeit de» Feuer-Gefecht- schließen. Bilbao ist noch auf 6 Wochen mit Mehl, mit anderu Lebensmitteln auf lange Zeit versehen. Die car istische Belagerung«.Artillerie fügt der Stadt keinen bedeutenden Schaden zu und der Lommandant hat einer Aufforderung zur Heber» gäbe, welch« Don Carlo» am 26 Februar an »ha richtete, kurz zurückgewiesen. Auch die Feld- arttllerie der Earltsten taugt nicht viel, die mei- * —v* *********** *^** ^*****s**»» ^** ***** Religion zu staat»-' sten ihrer Granaten platzen ohne jede Wirkung lichen Gesellschaft Borichub geleistet werden und da» wahre Bedürfniß der Gegenwart aus dem Gebiete de« Schulwesen» ungedeckt bleiben. Und dazu hilft an feinem Thetle auch da» Project einer Vorschule für höhere Mädchen schulen. E» giebt für die gesammte höhere Schulbildung nur «t«e Bast»: die allgemein« Volks schule. (Vergl. Rhein. Blätter, 1»70, IV.) Da» führt «r» zu den weiteren Ausführungen jene- Artikel», von denen nur zwei Sätze kurz zu beleuchten sind. Referent sagt: „ES steht fest, daß die Bedeu tung, die Art und Weise de» Elemeutar- unterrichl» für Schüler, welche einmal eine höhere Schulanstalt besuchen, eine ganz andere sein muß und sein kann, al» bei Llemeutarschülern, welche ihre Bildung in der Volksschule abschließe»." Dieser AuSspruch richtet sich in den Augen Sachverständiger von selbst. Denn e» steht fest, daß der Elementarunterricht auch für solche Kinder, welche einmal eine höhere Schule besuchen wollen, nach seiner „Bedeutung, Art und Weise" Set« «»derer fein kann al- bet Elemen- tarschülern, welche ihreBtldung in der Volksschule abschlteßcn. HerrLout» Singe wald soll feinen Plan, den vr. Nöldeke und andere hiesige Pädagogen geprüft haben, veröffentlichen. Da wird man ja sehen, für welche der beiden Behauptungen der Beweis erbracht ist. Bei dem Satze: „Die Grundlage de» gesamm- ten höher« Unterricht» ist. nach Au-sprüchen und Erfahrungen anerkannter Pädagogen, in derjenigen Bildung zu suchen, welch« du Schüler in die unterste Claffe der höher« Schule mitbringen" — bei diesem Satze möchte man irre werden, ob e» Leipzig. 10 März. Die jüngste Bereicherung unsere« Repertoire, die gestern zum ersten Male aufgeführte große Posse: „Der Registrator auf Reisen" von Adolf L'Arronge und G- von Moser wurde unter dem lebhaftesten Ausdruck de» Mißfallen» von Seiten de» Publi cum» zu Grabe getragen. Der Grundgedanke ist nicht Übel, auch nimmt die erste Abthetluvg gegen den Schluß hin einen Anlauf mit jener Frische und burle-keu Munterkeit, wie siebte Posse verlangt, aber die beiden folgenden Abheilungen sind so langweilig trivial, so bodenlos seicht, der Dialog ist so roh» wie mit der Holzaxt zu gehauen, daß man in der Thal nicht begreift, welchen Antheil ein sonst so eleganter Lustspiel dichter wie G von Moser an diesem Machwerk haben kann. Wa» die Couplet» betrifft, so ge wann zwar Fräulein Rae der (Marie Lincke) mit einer pikant durchgeführten Schlußstrophe den Beifall de- Publicum«. Derselbe wurde aber den Couplet», welche unser Gast Herr Ne»- müller in der Titelrolle al» Regtstorater Cäsar Wichtig saug, nicht zu Theil und wir können zu unser« Bedauern nur aussprechen, daß sich Herr NeSmüller, der seine Rolle sonst mit charak teristischer Komik durchführte, bei dem Bortrage so ordinairer und dabei witzloser Coupletverse vollkommen darüber täuscht, welche» Publicum er im Leipziger Stadttheater vor sich hat. Auch Herr Tietz wußte mit seinem „Zander" keine komische Wirkung zu erzielen. Wir wünschen, daß un» nicht öfter» im Neuen Theater eine solche „Sommrrtheaterluft" oder vielmehr eiue solcher „Rauchbühnendunst" ent gegenwehen möge wie gestern. Rudolf Gottschall. drrschittr««- — Zn Bayern erregt große» Aussehen di« kürzlich in München erfolgte Freisprechung de» katholischen Caplan» Wimmer. Er war der Beleidigung de» LanvcSherrn angeklagt. Früher Cooperator in Niederbayern, versandte er im Februar v. I. eine von chm verfaßte Broschürein mehreren Exemplaren an daS Eabinct de» Königs sowie an seine Freunde. Ja dieser „Deutscher Schwur" betitelten und mit einem „Epilog an König Ludwig II. von Bayern" ver sehenen Drucksckrlst bekennt sich der junge Caplan al» einen glübevdrn Verehrer der Einheit Deutsch lands, begrüßt dieselbe mit den wärmsten Worten und strllt dabei oie Zumuthung, daß König Ludwig seine Krone zu Gunsten de» Deutschen Kaisers nieverlegen solle, welche Krone ja doch nur au» den Händen Napoleon'» I. stamme. DaS Ganze charakterisirt sich al- ein etwa» zu ideal gehaltener deutscher ZukunstStrau«. Wimmer tadelt, daß Bayern seine KönigSkrone dem fortgesetzten Ungehorsam gegen da» Reich verdanke, nennt diese Krone eine Schmach aus dem Haupte Ludwig'» de» Deutschen und ver gleicht die kletnstaailichen Fürsten mit Thoren, die eine trügerische Unabhängigkeit der Einheit de» deutschen Vaterlandes vorzieheu. Infolge dieser „unerhörten Schwärmerei" wurde der junge Geistliche vom Bischof von Paffau feine» Amte» enthoben und irrt seit einem Jahre brotlo» um her. Die Geschworenen sprachen ihn augenblick lich frei, welche» Verbiet vom Publicum mit Bravo begrüßt wurde. — Au- Gotha wird berichtet: Die Unter schlagungen de» Oberstlieuteuant» v. Engel in Meiningen haben zu einer Anschuldigung gegen einen unserer ersten Staatsbeamte» wegen angeblicher Beleidigung de» Herzog» von Meiningen geführt. Während der letzten Tagung de» gemeinschaftlichen Landtag» in Coburg unter hielten sich nämlich einige Mitglieder unsere» Ministerium» und de» Landtags an der Mittags tafel eine» dortigen Gasthos» über die juristischen Seiten der dem Herrn v. Engel zur Last gelegten Handlungen; ein junger adeliger Gutsbesitzer an» dem Meintngischen, der mit an der Tafel saß, hörte dem vertraulichen Gespräche von fern zu und glaubte au» dem Munde eine» hiesigen Ge heimen Regierung»- und Miutsterialrath» un günstige Aeußerungen über seinen Landesherr» zu vernehmen, die er denn auch in local-patrio- tischer Entrüstung schleunigst in dessen Residenz stadt an die rechte Stelle trug. Da» meiningische Ministerium beantragte darauf freuudnachbarlich gegen den gotharschen Ministertalrath eine Lri» minal-Untersuchung wegen MajestätSbeleidtguna, wurde jedoch nach Vernehmung der Zeugen mit seinem Anträge von d-r Staatsanwaltschaft zu rückgewiesen.
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