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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187411277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18741127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18741127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-27
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1874
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H420 Lin fürstliches „bemoostes Haupt" -er Universität Leipzig. Lm 14. November 1824 — also vor einem halben Jahrhundert — inscribirte der damalige Rsctor ^u^mücnL der Leipziger Hochschule, der seit dem Gallustage (16. Oktober) in- Amt ge treten war, einen Prinzen von Geblüt, Carl Mlhem Ludwig, Prinzen von Hessen und bei Rhein au- Darmstadt. Der junge Fürst, geboren den 23. April 1809, war damals noch nicht volle 16 Jahre alt. Mit ihm befand sich gleichfalls behufs Erlangung aka demischer Bildung sein zwei Jahre älterer Äruder Prinz Ludwig, »er jetzige regierende Großherzog von Heften hier und Neide wohnten im Hotel de Prüfte, woselbst auch ihr gemeinschaftlicher Lehrer Hosrath August Feder und deS älteren Prmzeu Hofmeister Major und Kammerherr Senarclens de Grancy sich eingemiethet hatten. (Das Leipziger Adreßbuch von »uuo 25 giebt diese Einzelnheiten an die Hand.) Rector blo^msious war damals ein Angehöriger — und zwar der Senior — der polnischen Ra tion, der ordentliche Professor deS römischen Rechts, k. sächs. OberhofgerichtSrath, Facultäts- Aftefsor rc. vr. Johann Gottfried Müller. Die Universität erneuerte am 14. d. jene Inscription durch Ausstellung eines neuen Di ploms beim Abschluß des 100. Semesters nach jener Immatrikulation. Dieses Semisäcular-Diplom ging in elegantest- solidester Form und prächtiger Äusstattuug auS der Officin von Alexander Edelmann hervor. Der Wortlaut bezeugt die Thatsache der In scription vor 50 Jahren und beglückwünscht den Prinzen, der diesen seltenen Tag erlebt hatte, indem noch daS Zeugniß beigesügt wird, der Prinz habe seit jenem Beginne ferner Studien zeit immerdar ernsten Bestrebungen gehulvigt — rocke ah eo tempore noa 8olam rpse inagnam otri guo fruebLtur partem litterarum et 8eieo- tiurrrm 8tocküs maltiplicidu8 ckieuvit 8eck strum Llrorum 8tuckia guoguomocko potuit kovrt ac promovit. Prinz Carl von Heften-Darmstadt ist nicht nur selbst großherzoglich hessischer General der Infanterie, sondern auch ferne drei Söhne sind hochgestellte Militairs, der älteste preußischer Generallieutenant und Divisionair, der zweite preußischer Generalmajor und Brigadier (oer 14. Cavalleriebrigade), der dritte Obcrstlieutenant und Regimentsinhaber. vr. Wh. Neues Theater. Leipzig, 25. November. Am heutigen Abende eröffnele Herr Hosopernsänger Stolzenberg von CarlSruhe, den wir nun hoffentlich bald den Unsrigen nennen, einen GastsprelcycluS und zwar mit „Lucia von Lammermoor", ziemlich der einzigen Oper Donizetti's, welche sich wegen einiger anziehender Nummern, unter denen das wirklich schöne Sextett die hervorstechendste, neben der „Regimentstochrer" noch zu behaupten vermag. So wenig gehaltvoll auch solche das Füllhorn reizvoller Melodien mit echt südlicher Leichtlebig keit und Wahllosigkeit über „gerechte und unge rechte" Situationen auSschüttende Musik unserem seit den letzten Decennien ganz wesentlich vorge schrittenem Geschmacke erscheinen mag, besonders bei etwa« zu deutscher Darstellung, so ist eS doch billig, einem Gaste möglichst günstige und viel seitige Einführung zu gestatten, m der bestimmten Erwartung, daß wir uns nicht mit ähnlichem bei solchen Gelegenheiten mit Vorliebe hervorgezogenen Aushülfegut begnügen müssen, sondern daß dem heutigen EntrlLe einige gehaltvollere Aufgaben folgen. Gleichwie im verflossenen Sommer gewann sich Herr Stolzenberg die allgemeinen Gvmpathien durch die sowohl gesanglich wie dramatisch ebenso an regende wie gewandte Beherrschung seiner Aufgabe im Verein mit vorzüglicher Schule, und steht er in Be» treff der für fein ziemlich vorgerücktes ManneSalter ungewöhnlich juge nd frischen Ansprache de- Or gan- zur Seit unter den Tenoristen neben Wachtel wohl fast einzig da. Zuerst schien der geschätzte Gast mit einiger Anstrengung zu kämpfen, vom Sextett an aber entfaltete sich fern schönes Organ immer freier. Sein Eingreifen in jene Scene war ein echt dramatisches, von ergreifender Schilderung des höch sten Schmerzes getragenes, der Höhepunkt seiner Lei stungen aber unstreitig die Sterbearie, die er im Verein mit glänzender Verwendung der Stimme zu einer wahrhaft erschütternden Schilderung er hob und zugleich deren gesanglich nicht unbedenk lichen Schluß durch durchdachte Aktion erheblich der Wahrscheinlichkeit näherte. Wahrhaft glän zend stand ihm Frau Pefchka nicht nur gesang lich, sondern auch mit so echt dramatisch hin reißender mimischer Darstellung zur Seite, daß sie besonder« nach der Wahnsinnsscene durch drei maligen höchst stürmischen Hervorruf ausgezeichnet wurde. In italienischen Opern versteht diese seltene Meisterin der Technik in ungewöhnlich be stechender Weise ihrer Stimme weichen südlichen Schmelz zu verleihen. Für solche Musik ist ihre leichte Behandlung der Stimme so manchen anderen Sängern zu empfehlen. U. A. könnten sich die HH. Liß mann und Reß derartige Auf gaben durch geringeren Tonaufwand wesentlich erleichtern. Beide leisteten übrigens sehr Tüchtiges und wurde Herr Reß nach seiner Arie durch lebhaften Beifall ausgezeichnet. Auch Hr. Pielke und Frl. Dähne wurden ihren kleineren Auf gaben lobcnswerth gerecht. — Dem letzten Res. ist hinzuzusügen, daß in den MÜhldorfer wiederhergestellt ist. — vr. Hrm. Zopfs. Drittes Lrtterpeeoucerl. sechzig. der „Eut 25. Novembor. Was die Eoncerte terpe" vor denen vieler anderer Concert- institute, auch de« hiesigen Gewandhauses, vor- theilhaft auSzeichnet, lst der künstlerische Geschmack und die Umsicht in der Zu sammenstellung ihrer Programme. Wäh rend man anderswo, ähnlich wie bei einem Diner, häufig gezwungen ist, gewisse Gänge vorüber- gchen zu lasten, um sich an andere zu halten, oder sogar manchmal auf Master und Brod ge setzt wird, enthalten in der „Euterpe" die ein zelnen Nummern des Programm- fast ausnahms los werthvolle Musik, und besonders da« gestrige Programm wird da- Concert schon vor seinem Anfang für Viele zu einem genußreichen gemacht haben. Dasselbe bestand au- mehreren schon vom vorigen oder vorvorigen Jahre her durch ihre Aufführung in den Äuterpeconcerten bekannten Stücken, sämmtlich außerordentlich werthvollen und daS Interesse eine- Concertpublicum« wesent lich fördernden Gaben neuerer Tonkünstler: der Ouvertüre: „Zu einem Trauerspiel" von W. Bargiel; der vmoll - Sinfonie von Albert Dietrich; deS zweiten Satzes aus der dramatischen Sinfonie „Romeo und Julie" von Hector Berlioz und eines ConcertstückS für Pianosorte von Rob. Volkmann, — letzteres für uns neu. Was dagegen die Euterpe - Concerte nicht aus gleicher Linie mit den ersten mancher anderen Städte, und auch der unserigen, bestehen läßt, ist etwas Formelles: Die Virtuosität in der Ausführung durch da« Orchester. Als etwas lediglich Formelles erschien eS uns gestern, wo der Vollgenuß des Gebotenen so wenig da durch beeinträchtigt wurde, daß wir gern etwaige Mängel als nicht vorhanden betrachten. Um so mehr, als wiederum die künstlerische Leitung des Herrn Dirigenten ein ganz eigenthümlich frisches Leben und ein im Sinne des betreffenden Werks sich gebendes Nachempsindung« - Vermögen dem Orchester zu eigen gemacht hatte, dieses Orchester selbst aber gestern' fast unausgesetzt beschäftigt war. Ausnahmslos vortrefflich gelang die Ouvertüre; vortrefflich auch das Andante aus der Sinfonie in seiner breiten Melodie voller Schwärmerei und Innigkeit. Auch das Scherzo (bis auf eine zu laste Handhabung des Rhyth mischen im zweiten Trio) und der Berlioz'sche Orchestcrsatz. Den beiden Hörnern sei für ihre Mühen um die Sinfonie noch besonders gedankt. Musikalisch werthvoll war ebenso da« Volk mann'sche Concertstück. Herr Capellmeister Treiber aus Graz spielte dasselbe in einer ebenso künstlerisch - verständnißvollen als technisch selten vorzüglichen Weile, und erntete damit, sowie durch den Vortrag eine- Andante (aus Op. 5) von Ioh. Brahms, einer Ballade von C. Rein ecke und (alS Zugabe) des Spinnerlieds von Wagner-Liszt den Dank Aller in reichstem Maße. So steht unS daS gestrige Euterpeconcert in der Reihe der übrigen äuS diesem und den vorigen Jahren als eins der schönsten und gelungensten da. Das Publicum hat unserm Urtheil vorge- ariffen, indem eS durch lebhaften Applaus seine Befriedigung kund gab. Die Neudnitzer Feuerwehr. Es muß anerkannt werden, daß das Feuer löschwesen neuerdings vielfach aus eme Höhe und Vollkommenheit gebracht wird, die für die dem Keuerwehrwesen ferner Stehenden geradezu über raschend ist. Dies zu beurtheilen hatten wir am vergangenen Sonntag in unserm Nachbarort Reudnitz eine neue Gelegenheit. Es fand daselbst, und zwar in den Depots der Leipziger Pferde Eisenbahn-Gesellschaft, ein Feuerwehrmanöver in größerem Maßstabe statt, zu welchem außer den Ortsbehörden auch die freiwillige Schutzmann- schast erschienen waren. Pünktlich */,11 Uhr Vormittags rückte die gesammte Feuerwehr und Schutzmanuschast vom Versammlungsplatz, dem Schulhofe, ab und marschirte, ausgerüstet mit sämmtlichen technischen Hülssmitteln, den an der Chauftcestraße belegenen Depots der Pferdebahn- gesellschast zu. Kürz vor den Thoren derselben wurde Halt gemacht, da es galt, nach einem zuvor entworfenen Operationsplan zu verfahren. Plötzlich erscholl daS Signal „Feuer auswärts" und im Nu setzte sich die Compagnie in Be wegung, um im Laufschritt, den getroffenen Ver fügungen gemäß, die Brandstätte zu erreichen. Während die Schutzmannschaft die Depots ab- schloß und Kette bildete, entwickelte sich die Turner feuerwehr in dem von den Wagenschuppen und Stallgebäuden umschlossenen Gebiete; rasch wurden die Spritzen, eine Karrenspritze und ein Zubringer, Requisitenwagcn und Schiebeleiter aufgefahren und al-bald begannen die Uebungen. Die im Pferdebahn-Depot vorhandenen Feuerlöschaeräthe wurden selbstverständlich ebenfalls in daS Bereich Sehr zu Statten kam hierbei befindliche Dampfmaschine, welche der Mannschaft einen Theil der Händearbeit abzunehmen ver mochte und einer Spritze den nölhigen Wasser- vorrath zuführte, während für den Zubringer das gefüllte Badebassin der Pferde benutzt wurde. Nachdem die Dächer mittelst Steigeleitern er klommen waren, begannen die Spritzenarbeiten, welche Thätizkeit bei der unangenehmen Witterung nicht gerade sonderliche Reize für die Mann schaften gelabt haben dürfte. Gleichzeitig kam hierbei ein Apparat in Anwendung, welcher unter den Feuerwehren selten existirt, es ist die- die sogenannte „Augsburger Schiebeleiter" nach dem System deS Prof. Kellerbauer in Chemnitz. Diese äußerst praktische Leiter erreicht eine Höhe von über fünf Stock und kann zu allen möglichen Zwecken, sowohl zu Spritzenarbeiten, all auch zur Rettung von Menschen u. s. w. verwandt werden. Durch diese Schiebeleiter wird bei Feuersgefahr in Hintergebäuden da« Legen der Schläuche durch dazwischen liegende Häuser, durch Zimmer und Etagen gänzlich vermieden, da bei voller Be nutzung derselben, die Robrleitung über die Gebäude hinweggeführt und von oben herab der Wasserstrahl direct auf brennende Hosgebaulich- keiten gerichtet werden kann. Unwillkürlich er innerten wir unS hierbei des jüngsten entsetzlichen Brandunglücks in Berlin, da« nach dem Urtheil Sachverständiger unmöglich von derartig schreck lichen Folgen für Leib und Leben begleitet gewesen wäre, hätte der Berliner Feuerwehr ein Apparat wie die Schiebeleiter zur Verfügung gestanden. Die Gemeinde Reudnitz darf stolz sem, in dieser Beziehung andere Feuerwehren überlroffen zu haben. Die Uebungen nahmen inzwischen ihren Fort gang und es wurden alle Stadien einer FeuerS- gefahr durchgemacht. Dieselben währten nahezu N/, Stunden und nahmen das Interesse aller Anwesenden aufs Lebhafteste in Anspruch. Nach Beendigung derselben wurde den Feuerwehr mannschaften Gelegenheit geboten von den ge- sammten Depot-, der Bauart und inneren Ein richtung derselben eingehende Kenntniß zu nehmen, was im Interesse aller Betheiligten nur erwünscht sein konnte. Endlich erfolgte der Abmarsch, die in Thätigkeit gewesenen Requisiten wurden ihrem ständigen Aufbewahrungsort überwiesen und nun mehr fand, durch die Munisicenz der Pferdebahn Direktion, ein höchst lebendiges gesellige- Bei sammensein in den Lokalitäten der Restauration von Förste statt. Es sei uns gestattet, noch einige Worte über die Eintheilung der Feuerwehr zu sagen. Der Brigadeverband besteht zur Zeit aus 17 Com pagnien und zwar gehören hierzu die Feuerwehr corps von Reudnitz, Thonberg, Stötteritz, Liebert- wolkwitz, Dölitz, Groß- und Kleinzschocher, Plag witz, Lindenau, Gohlis, Möckern, Eutritzsch, Alt- und Neuschönefeld, Volkmarsdorf, Neuseüerhausen und Taucha. Die Reudnitzcr Feuerwehr ist gegen wärtig ungefähr 60 Mann stark, während zur Schutzmannschaft etwa 70 Mann gehören. Die stärkste Feuerwehr ist die Lindenauer, welche über 100 Mann zählt, und eS wäre zu wünschen, daß die Reudnitzcr Einwohnerschaft sich etwas lebhafter am Feuerwehrwesen betheiligte, als dies zeither der Fall war. Außer den zeitherigen Löschge- räthschaften hat die Gemeinde Reudnitz die An schaffung eines neuen Zubringers, einer Wasser tine und zweier Wasserwagen beschlossen, sämmtlich durch Pferde - Bespannung transportfähig. Die Feuermeldestellen sollen bis zur Errichtung einer Nachtwache durch Schilder angezeigt werden, welche beim Hauptmann. Vicehauptmann und beim Signalisten anzubringen sind. Den neuen Zu bringer liefert die wohlrenommirte Fabrik von G- A. Iauck in Leipzig. Hoffen wir, daß die Feuerwehr zum Schutz der Mitmenschen und zur Abwehr des entfesselten Elementes auch in Zu kunft recht blühe, wachse und gedeihe. Verschiedenes. — Ein recht erschütternder Fall von Selbst- entleibung ist am DienStag in Kösen vor gekommen. Der dasige Bahnhossinspector hat sich in der Nacht in seiner Wohnstube erdrosselt. Der Mann hinterläßt neun unversorgte Kinder. Schwere Sorgen und Verdrießlichkeiten im Amte, vor Allem aber der Gedanke, in seinem Ehrgefühl tief verletzt zu sein, sollen die Beweggründe de- verzweifelten Schrittes gewesen sein. Der Fall erregt um so mehr die Hcheilnahme, als der Un glückliche als ein rastlos thätiger Beamter bekannt war, der mit den Seinigen ein äußerst zurück gezogenes Leben führte. — Ein gegenwärtig sich in Berlin auf haltender englischer Techniker beabsichtigt daselbst eine neue Pferde-Eisenbahn nach einem bisher in Deutschland noch nicht zur Anwendung gelangten System zu erbauen. Dasselbe unter scheidet sich von den bisherigen Pserde-Eisenbahnen besonders dadurch, daß eS nur eine einzige Schiene hat, aus der sich die Wagen sortbcwegen. Ueber die eigenthümliche Einrichtung der zu diesem Pferde Elsenbahn-System gehörigen Wagen wird Folgendes mitgetheilt: Jeder Wagen hat vier Räder. Ein Rad ist vorn, ein anderes hinten angebracht; diese beiden bewegen sich allein auf dem einfachen Schienenstrange, während die beiden anderen an den Seiten des Wagens befindlichen Räder auf dem Straßenpflaster laufen. Die letzteren sind die Trieb-, die ersteren die Leit- und Steuerräder. Die Wagen sind so ein gerichtet, daß die Leiträder aus der Schiene, in der sie sich bei der Fahrt bewegen, durch einen einfachen Hebeldruck hcrauSgehoven werden und dann an jedem Platze eben so rasch wieder in dieselbe eingehoben werden können. Wenn sich dieses System bewährt und namentlich der bei Schneewetter argen Thierquälerei ein Ende macht, dürfte es sich wohl empfehlen. — Mit dem berühmten Wettritt de- Herrn Zubovits von Wien nach Pari« scheint namentlich in Süddeutschland das Signal zu allerhand Sport gegeben worden zu sein. So ist im obersränkischen Städtchen LichtenfelS eine Wette eingegangen worden, nach welcher der Eine der Wettenden den Weg von LichtenfelS nach Staffelstein (2^/, Weg stunden) innerhalb 2 Stunden aus einem Beine hüpfend zurücklegen muß. Der Weltpreis beträgt 100 Thlr., die Wette soll nach Eintritt günstiger Witterung ausgesührt werden. — Zur Illustrrrung directer Büraer- meisterwahlen als „wahre Willensausdruck der Gemeinden" erzählt die „N. Franks. Presse" folgendes drollige Geschichtchen: In dem rhein hessischen Dorfe L hatte sich bei der Neuwahl dem bisherigen Bürgermeister gegenüber ein Gegen- candidat aufgestellt. Die beiden Parteien waren so gleich, daß, nachdem jeder der Bürgermeister- candidaten bei der Wahl sich selbst seine Stimme gegeben hatte, ein Jeder eben so viel Stimmen wie der Andere hatte, Himmel, wie war die Noth roß! Nur Einer konnte hier helfen. Ein alte« )andelSjüdchen hatte sich von der Urne entfernt gehalten, um eS mit keiner der Parteien zu ver derben; das mußte jetzt herbeigeschifft werden. Ja Voraussicht, was da kommen könnte, bat unser Handelsmann das Hasenpanier ergriffen und den Weg zum nächsten Dorfe 2). eingeschlagen, von wo er ruhig den Ausgang der Wahlschlacbt abwarten wollte. Allein so ruhig sollte er nicht davon kommen. Kaum brachte der bisherige Bürgermeister diese Thatsache in Erfahrung, als sofort ein Leiterwagen mit zwei raschen Pferden bespannt und von dem Bürgermeister mit etwa einem Dutzend seiner Anhänger bestiegen wurde. Jetzt ging es in sausendem Galopp nach Z. Aus dem halben Wege holten sie ihr Opfer ein. AlS dies sah, daß es auf dem geraden Wege seinen Freunden nicht mehr entgehen konnte, fing eS an, querfeldein zu laufen. Sogleich hielt auch der Wagen, die Insassen stiegen ab und jetzt begann die Jagd im raschesten Sturmeslauf, der Bürger meister voran und seine Getreuen hinterdrein, bis man fast außer Athem, im Schweiße triefend, so glücklich war, den unpatriotischen Bürger einzu fangen. Nach einigem Sträuben ließ sich dieser in Unterhandlungen ein, und als man ihm 80 Gulden für seine Stimme bot, sagte er willig seine Stimme dem bisherigen Beherrscher der Ge meinde zu. Beide Theile bestiegen jetzt den Wagen und fuhren vergnügt zurück. Zur Feier dieses großen Sieges wurde von dem glücklich wieder- gewählten Bürgermeister ein gemästeter Ochse ge kauft, geschlachtet und ein SiegeSmahl gehalten, dem alle seine Parteigenossen beiwohnten; den Schluß bildete ein Balli Sämmtliche Glieder der Gegenpartei waren natürlich von diesen Festivi täten ausgeschlossen. — In einer Landpfarre der Umgegend von Macon (Departement Saone-et-Loirc) erkrankte jüngst der Vorsänger der Dorfkirche und bat seinen Freund, einen ehemaligen Vorsänger, der gegenwärtig als Schaffner bei der Parrs-Lyon- Mittelmeerbahn angestellt ist, ihn am Sonntag im Hochamte zu vertreten. Der Freund willigte ein und nahm am Sonntag im Chorpulte Platz. Aber während der Predigt schlief er ein. Beim Geräusche der gerückten Kirchenstühle, das am Ende der Predigt, wie gewöhnlich entstand, fuhr der Mann plötzlich aus dem Schlafe auf und, ffch auf seinem Bahnhofe glaubend, in den gerade ein Zug eingelausen sei, rief er mit Stentorstimme: „Nach Chalons, Dijon, Paris einsteigen!" Trotz der Heiligkeit deS Ortes brach ein lauteS Gelächter, in das selbst der Pfarrer emstimmte, los, und um die Andacht war es für diesmal geschehen. Literatur. Wem, der sich irgend um unsere neuere deutsche Dick- tung kümmert, wäre die fast bis zur Vollständigkeit reiche, musterhaft gehaltene Goethe-Bibliothek des Buchhändlers vr. S. Hirzel in Leipzig unbekannt ge- blieben, der sich allen näheren Goethe-Freunden durch di« Bereitwilligkeit, mit welcher er zu jeder Auskunft und Aushülfe zu Diensten steht, und so manche kleinere Spenden, die der 28. August „zur.Festandacht" oder andere Feiertage der „Goethe-Gemeinde" bringen, zu Dank verpflichtet hat. Besonderen Werth haben die mit sauberster Genauigkeit ausgezeichneten, so handlichen Be richte über seine gesammelten Schätze, die er als „Der- zeichniß einer Goethe-Bibliothek" den Freunden mittheilt. Die erste Ausgabe, die im Sturmjahre 1848 erschien, schloß mit Goethe's Todesjahre ab und umfaßte nur 72 Seiten; vierzehn Jahre später folgte die zweite, bis zum Jahre 1861 fortgesetzte, 131 Seiten stark, und eben liegt die dritte vor uns, die zu 238 Seiten an- gewachsen ist. Diese beträchtliche Vermehrung um mehr als hundert Seiten kommt aber nicht allein von dem mittlerweile gewonnenen Ertrage, sondern Hirzel hat es mit Recht für zeitgemäß gehalten, auch seine handschrift lichen Schätze zu verzeichnen. Hier finden wir denn so manche höchst werthvolle Briefe von und an Koetye nebst sonstigen Briefen und Berichten, die Goethe und mit ihm in nächster Verbindung stehende Personen be treffen, auS denen, wenn sie noch ungedruckt sind, ein zelne bedeutende Stellen abgedruckt sind, welche dem Verzeichnisse für jeden Goethe-Forscher einen noch viel höheren Werth geben. Wir können aus die Reichhaltig- keit dieser handschriftlichen Sammlung hier nicht näher eingehen, bemerken nur, daß in Hlrzel's Sammlung auch vr. Heinrich Kruse'S „Aufzeichnungen von seinem Aufenthalt iu Sesenheim im Herbst 1833" nebst den von ihm aenommenen Abschriften von Goethe's Liedern, die mehrfach von den gangbaren ungenauen Drucke» ab- weichrn, eine ehrenvolle Stätte gefunden. Zum Lob« der für den Goethe-Freund unschätzbaren Gabe wäre irdes Wort vergeblich. Wenn der Verfasser selbst sagt: „An Ungenanigkeiten nad Lücken fehlt es dem Verzeichn,ß. wie ich schon jetzt weiß, auch diesmal keineswegs, so daß ich hoffen darf, dem „fehlt bei Hirzel" und „falsch bei Hirzel" auch ferner zu begegnen", so hat er damit l«d«r kleinlichen Mäkelei, wenn dies« hrerbe, m eines Menschen Hirn kommen könnte, humoristisch ohne Absicht die Spitze abgebrochen. Jeder, der ein Hirzel entgangenes Stück besitzt oder kennt, wird sich em Verdienst um die Sache erwerben wenn er es diesem so glücklichen wie allwärts umherspä'benden Goethe-Sammler zuwendet. DaS ist der Dank, der den leidenschaftlich liebevollen Sammler allgemein lohnen sollte.(Köln. Ztg.1 Aaell to1«8r»ptr1»el»«a Vopaavbsi» »uabsrUa iu»«l aactoru Sae1utol»tm» kotrnx äto 1'swparatiw n» 0 vär Horzi», »w 24.llor. 6. — 30 — 4.0 — 44 — 3.5 — 2.5 — 22 — 1« - 1.7 1» »io24.klt>v. l 6. zlswal .... — 1.7 vresckeu . . . 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