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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187411179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18741117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18741117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-17
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1874
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ahme, daß e Nr. 18 « n geneigte» ttk. lckic!» virck abgeknbreii. Echt Skilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. sich die >rch dol- zc Raim- entimU asanz dek cdrck w» imdvliü, soduN 8te». ialler ÄLN olz-, Ken, aren W 321 DienStag ven 17. Noveniber. «871. astLvte. I Sv, nen in allen it zu Dienst«. irr Beillq«. Lagesgeschichtliche llkberiicht. Ern von dem Bombardement betroffener Land« mann in Cartagena schreibt der Köln. Ztg. folgenden Klagebrief: „Wie die Angehörigen aller anderen Nationen, so haben auch die hier resi- oirenden Deutschen für die während der Cau- tanalregierung und dcö Bombardements erlittenen Schäden und Einbußen seiner Zeit durch da« diesige Consulat Reclamatron bei der spanischen Legierung erhoben. Da« einzige bicr etablirte xutsche HaudlungShau« de« Herrn W Ehlers hat durch Wegnahme von Kohlen und Mineralien und Zerstörung von Möbeln u. s. w. Uber >000 Thaler zu liquidircn gehabt, und andere Deutsche sind in ihrem Eigenthum mehr oder weniger empfindlich getroffen worden. Al« Ant wort aus diese Reklamation ist un« durch da« diesige Consulat von der Gesandtschaft in Madrid Ser Bescheid geworden, daß unsere Reklamationen von der spanischen Regierung denen der Spanier gleickmestellt werden, und da diese mit ibrcn An- iprtichen bereit« abaewiesen wurden, so wür den wir also gleichfalls auf irgendwelche BergUtung zu verzichten haben. Dagegen sind alle Ansprüche, N auf Wegnahme von Gütern von den seiner Zeit in Valencia gekaperten Dampfern begründet waren und die zum großen Theil sich gar nicht aus deutsche« Eigenthum bezogen, sondern Güter betrafen, die zufällig an Deutsche oder von Deut schen an Spanier avressirt, und spanische« Eigen tum waren, bezahlt worden und haben zu der mthümlichen Annahme Grund gegeben, al« ob die Ansprüche der Deutschen in Cartagena an erkannt und bezahlt worden seien. Die eng lischen Angehörigen haben für ihre Reklama tionen, die sich auf Schäden in Cartagena während and vor dem Bombardement bezogen, bereit« Anerkennung gesunden und werden pünktlich be zahlt werden, wäbrend wir Deutsche die unsrige abgewiesen sehen mußten. Ich zweifle nicht, daß, wenn der wahre Sachverhalt an geeigneter Stelle dckannt gegeben wird, Schritte zur Abhülse ge schehen werden. Spanien, da« Deutschland so siel schuldet, wrrd sicher nicht diese so gerechten Arffprücke abwcisen, während k« die Reklamationen anderer Ausländer, die ganz auf dieselbe Werse begründet sind, annimmt." Wenn dir Türkei mit Hartnäckigkeit an ihren Rechten gegenüber den Donau-Fürstentstü uern sesshaft, so ist sie offenbar in ihrem Wider stand in Konstantinopel durch England und, wie et scheu,t, auch durch Frankreich bestärkt worden klebrigen« sind auch Oesterreich, Deutschland und Rußland. welche sich da« Recht zusprechcn, Zoll Conventionen mit Rumänien und Serbien abzu Westen, nicht gewillt, die Fürftenthümer zu wei teren Ansprüchen zu ermuthigen. Diese sind bekannt lich nur zu geneigt, auch da« letzte schwache Band zu zerschneiden, da« sie zu ihrem Bortheil mit der Türkei noch verknüpft, ja, bei Gelegenheit zu den Waffen zu greifen und ein großserbische« und großrumä nifche« Reich zu errichten. Diese Bestrebungen kann Oesterreich unmöglich gutheißen, und eben so wenig ist man m Berlin geneigt, ihnen Vorschub zu leisten. So war denn schon in der Note der drei Mächte nicht ohne Absicht wiederholt der AusdruckVasallenstaaten" gebraucht, und auch in oa Antwortnote an die Türkei wird diese darüber beruhigt werden, daß die drei Mächte keine-wegS die Absicht haben, am gegenwärtigen Zustande im Orient rütteln zu lasten. Die gegen den Grascu Aru,m verfügte Airderverhaftung. die al-dann wegen seine« Gesundheitszustände« nicht ganz auSgcsührt wurde, oll durch die Art und Weise motivirt worden «.wie er einige der vermißten Papiere zurück- geschickt habe. Man hat Die« allgemein dahin verstanden, daß er bei der Uebersendnng der schriML« einen dem wichtigen Inhalt ent sprechenden Modu« der Geheimhaltung nicht bc obachtet hätte. Um ähnliche Mißbräuche zu der hindern, sei die Wicderverhastung beschlossen wor Sen. ES liegt aus der Hand, daß diese Angaben sowohl der Bestätigung al« nach manchen Sei te« hm der Aufklärung bedürfen, welche nur die -erhaudlung vor den, Gericht geben kann. Die 'meute Haussuchung, die vor Kurzem in dem Hause der Gräfin Nrnim-Boytzenbura stattsand, mb jetzt daraus zyrückgesührt, baß Arnim dein Gericht vntgetheilt Hab«, er würde vielleicht einige Sa vermißten uud verlegten Papiere in den se,t sauer Ankunft von Pari« noch nicht geöffneten Wen wiederfinden. Allgemein ist der Wunsch vorherrschend, daß der Proccß, dessen Eröffnung » etwa l» Togen bevorstchen soll. keine Bcr zibNRLg mehr erleiden und da« möglichst öfient- üqr verfahren den widersprechenden Gerüchten em GH, bereiten möge. Höbe, di, Beziehungen zwischen dem Patican und Epimer, wird der „Presse" au« Rom ge schnöbe»-. Der spanisch« Botschafter Lorenzana. ein höchst unterrichteter Diplomat, weiß nicht mehr, an welche» Heiligen er sich wenden soll. um dem Staatssekretär Cardinal Antonelli zu beweisen, daß e< feine Pflicht sei, die Regierung Serrano'S in Spa men anzuerkeunen. Der Cardwal nämlich ist der Meinung, daß die heutige Regierung Spa men« die den spanischen Königen bewilligten Pri vilegien (von Seiten de« beiligen Stuhle«) nicht beanspruchen könne, und bleibt bei dieser im Grunde unhaltbaren Ansicht Selbst Cardinäle geben sich Mühe, die vom Botschafter Lorenzaua geltend ge «achten Gründe zu unterstützen. Doch der Car- Smal-GtaatSsecretair verschanzt sich bisher hinter »noa pooonmu»" and sollt« er nicht znr Ein sicht gelangen, so dürste e« nicht lange wäbren, sich Spanien beim beiligen Stuhl durch einen einfachen Priester, statt durch einen Botschafter vertreten lassen wird. Die« aber ist c«, wa« Italiens Regierung wünscht. Denn wenn den, Botschafter Lorenzana der Faden der Geduld durch den Wider stand, ven er im Batican findet, durchschnitten wird, so packt er seine Koffer und geht dahin, woher er ge kommen, und Spanien wird vorerst beim heil. Stuyle durch keinen Diplomaten mehr vertreten. Dann aber ist da« Ei« gebrochen, und an Nachahmern de« Beispiel« wird e« nicht fehlen. Die Abberufung baldige Wiederabrelse de« General Laserna; der selbe wird sich zurück nach dem Ebro begeben. An die Verfolgung der Carlisten scheint Niemand zu denken. Dieselben stehen ungestört in ihren neuen Stellungen bei Vera, während die Repu blikaner sich erst langsam zum Vormarsch nach jener Richtung vorbcreiten sollen. Dennoch wird die Niederlage von Irun von den Carlisten in mehr al« einen, Sinn schmerzlich empfunden werden. Unterrichtete wollen wissen, die Carlisten hätten eine« Erfolge« dringend bedurft, theil« um eine von ihnen projectirte Anleihe zu versuchen, theil« desosfieiösenAgentenGroßbritannienS. Herrn l uud besonder«, weil die finanziellen Unterstützungen Iervoife, ist oynedie« eine Thatsache. Der Ge sandte der Republik San Salvador, Marchese de Lorenzana, überreichte am 3. d. M. im Batican seine Abberusung-schreiben. Dieselben sind sehr kalt abgefaßt. Der Präsident sagt: „Seine Re gierung habe keine politischen Angelegenheiten mehr niit dem beiligen Vater zu verhandeln, und zu- glkia» danke er für die woblwollendc Ausnahme, welche der Gesandte der Republik beim Papste gesunden." Der in England rcsidrrende Gelaudte von Guatemala erhielt vou seiner Regierung den Auftrag, mit Lern heiligen Stuhle mehrere kirchliche Angelegenheiten zu ordnen. Er kam nach Rom. sah aber bald, daß er Nicht« auSrich- ten werde, und kehrte scbr mißvergnügt über die Schwierigkeiten, die er bei dem Cardinal Anlo- nelli fand, nach London zurück. Es ist eigenes Mißgeschick, daß der StaatSsecretalr de« Papste« e« so gut versteht, seinen Herrn und Gebieter zu isoliren. Denn Alle«, was inan seit der Ernen nung de« Cardinal« zum Staatssecretair in dessen politischer Führung der Angelegenheiten gesehen hat. kann glauben machen, daß die Isolirung Pin- IX. dessen Hauptstreben und Ziel fei. Der französische KriegSnrinisler betreibt mit größtem Elser die neuen Festungsbau ten. Derselbe hat Befehl gegeben, den Bau de« be, Dijon zu errichtenden Fort« de la Mottegiron sofort in Angriff zu nehmen und mehrere Hänscr anzukausen, die zwischen Belfert und den Fort« der Iustice und der Miotle liegen. Der Zuschlag der neuen Fort« um Lyon herum sinder gegen wärtig statt. Sie sollen au« der zweiten Stadt Frannrich« eine Festung ersten Ranges machen und werden die Vereinigung der Rhone und der Saone, diesen Schlüssel de« Süden« Frankreich«, in den wirksamsten BertheidigungSskand setzen. Auf den Anhöben von Brou werden Bastionen er richtet werden, deren Feuer die ganze Rhone Ebene oberhalb und unterhalb s'yons bestreicht. Die Arbeiten an dem Lyoner Fort Bancia, welche« die Thäler der Rhone und Saone beherrscht und Lyon auf der Seite de« Plateau« Breffe beschützt, sind vom Genie bereit« begonnen worden. Aus den, höchsten Gipfel de« Mont d'Or, aus der Spitze, welche den Namen Mont Bcrdun führt, wird später eine gewaltige Citadellc errichtet werden, deren Kanonen das ganze Thal der Scwne bi« nach Billafranche, da« Plateau Breffe und die Fort«, die in da« Thal Larerque, aus dem Gebirgspaß Limonct. sowie die Eisenbahnen von Mont Brion und Pari« beherrschen sollen. Was die Pariser Festungsarbeiten anbelangt, so hat Marschall Mac Mahon Befehl ertsteilt, den Grund und Boden für den Bau de« Fort« Chatillon anzukausen. In w,e weit die oft gehörte Behauptung, daß die Ausbreitung de« AatholiciSmu« in England eine ungeheure und solide sei, Recht hat, läßt sich nicht leicht ermitteln, da dort zu Lande Niemand in die EensuSliste seine Religion einrutragen brarubk Ab und zu aber hört man doch von Convertiruuaen nn Großen. Vor Kurzem erst sollen zwe, angucanische klösterliche Frauen institute sammt und sonder« zum katholischen Glauben übergetreten sein, und mancher au« Deutschland vertriebene Jesuit mag auf englischem Boden bereit« ein ersprießliche« Feld für seine Thätigkeit gefunden haben. Hierzu mag noch bemerkt sein, daß der Eintritt de« Herzog« von Norfolk in da« Kloster der Oratorianer zu Brompton zwar ein bloße« Gerücht war, daß e« jedoch Niemanden überraschen sollte, wenn er sich früher oder später zu einem solchen Schritte entschlösse. Der erst 28 Jahre alte Herzog ist ein Schwärmer, oder doch jedenfalls ein sehr frommer Herr, der schon bedeutend« Summen zu katholischen Zwecken verausgabt hat. Seine älteste Schwester ist Carmeuterin in Pari«, feine jüngere ist barm herzige Schwester; d,e Neigung zum Klosterleben I theilzunehmen. scheint somit in dem jetzigen Hause der Norfolk I HA. Deutsche gewaltig vorzu Kerrschen ^ ^ " Bei der Eröffnung der medicinischen Kacullät der »Ni gegründeten katholischen (d. h. ultra- montanen i Universität in Dublin fand eine ebenso lärmende wie mißliebige Kundgebung von studentischer Seite statt Al« Vr Heyde seine Anrede ablcsen wollte, brachten die Studenten ein laute« Hurrah aus die königliche confessionSlose Universität von Dublin als Rivalin jener au«. Und al« dann später Jemand rief: „Me. die glauben, daß dir katholische Universität ein Scbwin del sei, mögen Ja! rufen", erfolgte ein fast all gemeine« Ja an« Tausenden von Kehlen Dieser Beweis der allgemeinen Abneigung der Studenten gegen tue Wissenschaft von Papste« Gnaden hat in ganz Irland große« Aussehen nnd unter der klerikalen Partei nicht geringe Bestürzung der voraerusen. Da« Obercommando der republikanischen Armee befand sich am Freitag. 13. Novembcr, noch i» Irun. Man erwartete iudeß an jenem Tage die aus französischen legitimiftischen Kreisen zu stocken anfingcn Irun ist bekanntlich nicht« weniger al« eine Festung ersten Range«. Ziemlich epponirt und überdies unweit der französischen Grenze ge» legen, hätte ihre Einnahme der Sache der Car listen ein scheinbare« Relief verliehen, welche« diese aller Orten nach ihrer Art auSgcbeutet haben würden. Damit ist e« nun vorbei. Die Anleihe wird ein Project bleiben und die französischen Legitimisten werden eine verlorene Sache zu unter stützen bald noch müder werden, al« sie e« schon seit einiger Zeit zu werden schienen. politische Monatschrouik 1874. X. Mowat Oktober Fortsetzung «u» Nr. SOS. 17. Griechenland: Entlastung de« Finanz« minister« PapamichalopuloS. — Nord ameri kanische Union: Kämpfe zwischen Weißen und Schwarzen bei Gelegenbelt der Wahlen zu Jackson (Louisiana) 18. Argentinische Confvderation: Schluß de« Congrcste«. 18 Deutsche« Reich: Wicverabreise de« Kaiser« Wilhelm l. von Baden-Baden, um nach Berlin rurückzutehren (stehe den 28. September). — Oesterreich: Eröffnung einer kroatischen La»de«universität zu Agram. — Türkei: Blut bad zu Podyoricza (Bosnien); Türken überfallen dort sich aushaltendc Montenegriner: 17 derselben werden dabei getödtet. 28 Deu tsche« Relch: Ankunft de« Kaisers Wilhelm l. in Perlin (siehe den 19.). — Oester reich: Wiedereröffnung de« Reich-ratb« (stehe den 7. Mai). — Italien: Note de« Minister« de« Aeußern. Visconti Benosta an den italienischen Gesandten in London, verspricht energische« Ein schreiten gegen da« immer mehr überhaudnehmende Briganlenwesen aus der Insel Sicilien (über welche« die cnglisclze Regierung ernste Beschwerde geführt, da dadurch englische Handelsinteresten aus Sicilien mehrfach geschädigt wurden) — Belgien: König!. Erlaß theilt da« ganze Land in zwci große Militairbezirke 21. Türkei: Der österreichische Botschafter, Graf Zichy in Konftaniinopel, notificirte der türki schen Regierung, daß Oesterreich gesonnen sn, mit Rumänien direct einen Handelsvertrag abzu- schlicßen. wozu Ruinänien berechtigt sei (die Ge sandten Deutschland« und Rußland« unterstützen Oesterreich dabei in dieser Ansicht). — Ostindien: Zu Givalion wird ein Indier verhaftet, der sich für den au« dem großen indischen Aufstande im Jahre »853 dn berüchtigten Rena Sahib (die Hyäne von Kaupur) avsgicbt. 22. Deutschland: Eröffnung de« 6. deut schen Handelslager zu Berlin. 23. Türkei: Note Aarifi Pascha«. Minister de« Aeußern an die türkischen Gesandten zu Wien, Berlin und Petersburg ; derselbe bestreitet die An sicht dieser 3 Großmächte, daß Rumänien selbst ständig befugt sei, HaudelSverträgc abzuschließen is. den 21.), al« dem Pariser Vertrag zuwider lausend; Rumänien könne die« nur nach vorheriger Anfrage bei der Pforte, die indeß in solchem Falle die Erlaubmß jederzeit gern ertheilen würde (siehe den 2t. d. Mt«.). 24. Deutschland: Schluß de« V. deutschen HaudelStage« zu Berlin (siehe den 22. d. M.j. Oesterreich: Wiedereröffnung de« ungarischen Reichstage«. 23. Deutsche« Reich: Born Bunde«rath die Gesetzvorlage über die Bildung de« Landsturm« in Kriegsfällen angenommen. 27. Deutsche« Reich: Der ReichSkanzlev Fürst Bismarck kehrt von Barzin nach Berlin zurück, um an den Verhandlungen de- Reichstage« « Reich: Gras Harry Arnim wird krankheitshalber, und gegen Stellung einer hohen Caution vorläufig seiner Hast wieder ent lasten, da« gerichtliche Verfahren aber natürlich fortaeführt (stehe den 4. d. Mt«.). 28. Deutsche« Reich: Eröffnung de« Reick« tage« , unter den ersten Vorlagen der Regierum befindet sich da« Landsturmaesetz (siehe den 25. v M. die neuen Iusttzgesctze (Reich« - Civilgesetz), da Budget u. a — Erlaß de« Kaiser- Wilhelm l bestehlt für Elsaß-Lothringen die Errichtung eine« LandesauSsckusie« mit beratbender Stimme, au« Mitgliedern der Bezirkstage zusammengesetzt, Vellen Sitzungen indeß nickt öffentlich sein sollen 3V. Deutsche« Reick: Der Böttckeraeselle K»llmann wegen Mordversuch« auf ven Reichs kanzler Fürsten BiSmarck (stehe den 13. Juli) vom Schwurgericht zu Würzburg zu >4 Jahren Zuckthau« und lS Jahren Ehrverlust verurtheilt. 31. Deutsche« Reich: Vom Reichstag Bürgermeister v. Forckenbcck mit allen gegen nur 4 Grimmen wieder zum Präsidenten, Freiherr v. Stauffenberg und vr. Hähne! zu Bieeprästdeaten gewählt. — Der Bankgesetzentwurs vom Bunde«, rath angenommen. — Insurrectio» in der Argentinischen Conföderation: Gefecht an der Mündung de« Salado; die Insurgenten von den Regierungstruppen geschlagen. — Por tugal: Königliche« Decret hebt in allen portu giesischen Colonien die Sklaverei vollständig aus. Osftan. Leipzig, 15. November. Ja den Abendstunden de« gestrigen Tage« veranstaltete der Gesangvereul Ossian" im großen Saale de« Schützend«,Fe em Concert, dem dann Souper und Ball folgten Der musikalische Theil diese« Bereinsabend« ge äugte zu einer den Verhältnissen de« Verein« angemessenen Ausführung, um welche sichin erster Linie der Drrector, Herr Richard Müller, und sein Chor, diesmal durch Lrionen und audere dem Verein nahestehende Sänger verstärkt, ver dient machte. Der erste Theil au« dem Orato rium: „Die Jahreszeiten" von Jos. Haydn, .Der Frühling" betitelt, eröffnet? da- Concert, Die Lootsen". ein Cyklu« von Gesängen, mit verbindendem Gedicht von Kloberg (gesprochen von Herrn vr G. Hübner), compomrt vom Ber- einSdirigenten, beschloß dasselbe. In Beiden luUte ich der Verein der Mitwirkung mehrerer Solisten zu erfreuen. Herr Zehrfeld saug mit sympa thischer Stimme und in gewohnter, musikalisch restlicher Weise die Partie de« Simon in den Jahreszeiten: Herr Singer die de« Luka« und pätcr noch drei Lieder von Fr. Schubert (Mvraengruß). Baumgarten und Kalliwoda — u allgemeiner Freude, uxi« seinen Bortrag mlangt, zur Ermüdung Vieler, wa« d»e beiden letzteren Lieder anlangt, in denen da« Ver gnügen, sich musikalisch zu unterhalten, doch allzu wohlfeil erkauft wird Frl. Brosi, welche er» Recitativ mit Arie au« der Oper: „Haus He,» ing" von Marschner, und nn Oratorium di» Partie der Hanne sang, trat »n diesem Coacert, wie un« mitgetbeilt wurde, zum ersten Mal aus. Wir gratuliren der Sängerin zu der musikalische» Sicherheit uud der schulgercchteu Haltung, die ihr -ereil« jetzt eigen. Eine gewisse Schärfe der Stimme )ürfte sich später noch verlieren und ihre Auffas- 'ung an Wärme und charakteristischer Eiaenart gewinnen Sowobl sie. al« die beiden Herren waren auch in der MUller'schcn Compositio» be- äftigt, deren Männcrchöre eine ursprüngliche Frische an sich tragen; der Chor zeigte sich in allen Stücken als höchst gewissenhaft vorbereitet Möge er die vor einen, Jahre so erfolgreich be wiesene Vorliebe für a-eapvllL-Gesang aber doch nicht ausgebcn - in diesen! Concert wagte er sich lediglich mit Clavierbegleitung ia'S Feuer! Al« ein künstlerischer Genuß zu b^eichuen kfi der Vortrag der Variationen (Op. 3) von Rob Schumann durch Herrn Johann Iessery au« Plvmo«tb, welcher auch wiederholt im Concert der Clavierbegleitung sich unterzogen hatte Kein musikalisch und technisch durchgebitdet war der junge Künstler im Stande, so hoch ge artete Tongebilde, wie diese Variationen e« zu entsprechendem Ausdruck zu bringen. Rur etwa« mehr Lebendigkeit in den Höhepunkten de« Finale, und e« wäre eine Leistung okne Tadel gewesen -n <krttäru«g. Al- sich der Leipziger Lehrerverein in ordentlicher Sitzung (also nicht blo« einzelne Mit- glieder desselben) dafür entschied, allen vier Local vereinen unserer Skadt in Sachen der Stadtver- orvnctenwahl seine Bereitwilligkeit zum Anschluß zu erkennen zu geben, ging derselbe yqn^-er Voraussetzung au«. daß die Bildung neutt Eoa Mionen mit neuen Wahllisten sicher in Aussicht he, daß diesen gegenüber eine Verstärkung der alten Vereine durch den Hinzutritt neuer wünschens wertst sei, uud daß da« von verschiedenen Seiten in Aussicht genommene Zusammengehen der alten Vereine sicher zu Stande komme» würde. Daß sich unter solchen Umstände» der Lehrrrverem nicht blo« an einen, sondern an alle vier Vereine wendete, war ein Act der Courtoifie. der eigentlich nicht mißverstanden werden konnte Der Grund, warum in der Zuschrift an die Vereine d«»us bingewiesen wurde, da« die Berücksichtigung vrr Eandldaten Le« Lestrerverrin« für seine Mitglieder maßgebend (nicht bindend) sein würde, stk auch nicht sehr weit zu suchen. Die allermeisten Wähler Leipzig« werden, wenn sie mit irgend einer Partei wählen, kaum mebr al- den 3., 4 oder tz. Theil der aufgestellten Eandidaten kennen. Jeder wen der sich nicht durch eine strenge Parteidisciplin gebunden fühlt, wird derjenigen Liste den Vorzug geben, welche die Männer enthält, welche er vor allem gewählt zu seben wünscht, während er d« Übrigen Eandidaten mit in Laus nimmt Indem nun der Lehrervere,n die Berücksichtigung seiner Eandidaten empfahl, wollte er da« Mutet an d,e Hand geben, wie eine nicht unerhebliche Anzahl von Wählern zu gewinnen sei. E« ist nicht recht zu begreifen, wie ein solche» ehrliche« und wohl- gemeinte« Entgegenkommen zu Mißdeutungen hat führen können. Me Varktzmden tze» Lrhrer»ern»s Beeger. Lehmann Kreyer.
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