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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187410235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18741023
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18741023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-10
- Tag 1874-10-23
-
Monat
1874-10
-
Jahr
1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1874
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otndoch. lls HauS- bei allen lassen, so >d Liter ngasse. e. raße, lch»Str., Straße. en und gemein r. 6. Ngr. S. -tz. « und feln, Se«. r sein feln, V«N' »lr. g im Erste Äeilage ;um Ltipstger Tageblatt and Anzeiger. M -!!«. Freitag den 23. October. Zur Lage. »*» Berlin, 2l Oktober. Wie nunmehr seststeht, wird der Reichstag am 29. October seine diesjährige ordentliche Session beginnen und von dem Kaiser in Person eröffnet werden. Die dadurch bedingte Feierlichkeit deS Actes wird unzweiselhast auch den Reichs kanzler zur persönlichen Theilnahme an demselben 1L W veranlassen. Auch die „Provinzialcorrcspondenz" > bedauert die Verzögerung der Einberufung, um so mehr, als dem Reichstage mit Rücksicht auf die verfassungsmäßige Landtagsdiät ein nur kur zer Zeitraum für seine Arbeiten zugemcssen sei. Man ist in Regierungskrcisen offenbar von dem Wunsche geleitet, die Thätigkeit des Landtags diesmal nicht durch die Rücksicht aus den Reichs tag einschränken und vielmehr die Session des letzteren nicht bis über den 15. Januar hinaus währen zu lasten. Von den zu erwartenden Vor lagen erwähnt daS halbministerielle Blatt nur den Militairetat, die großen Justizgesetze und das Bankaesetz. Es scheint demnach, als wenn be züglich des Reichtzcivilehegesetzes die Vorarbeiten noch nicht beendet und hinsichtlich des Ordens und Congregationsgesetzetz immer noch nicht ent schieden sei, ob dasselbe dem Reichstage oder dem Landtage vorgelegt werden soll. Jedenfalls wer den die beiden letztgedachtcn Vorlagen erst in zweiter Linie stehen, um eventuell einer späteren Session Vorbehalten zu bleiben. Für die Session des preußischen Landtages dagegen kündigt selbst die „Provinzialcorrespondcnz" eine längere Dauer an, die vorzugsweise mit den Reformen in der inneren Verwaltung (Provinzialordnung re) motivirt wird. Wie wir erfahren, ist man im Knegeminislerium auf Grund deS neuen LandsturmgcsetzeS augenblicklich damit beschäftigt, die Listen für daS Ossiciercorps dieses Aufgebots fcstzustellen und Rcrmativbeslimmungen für die Ergänzung desselben aus den beiden Aufgeboten der Land wehr zu entwerfen. Die betreffenden Arbeiten sollen so beschleunigt werden, daß der vollständige Organisationsplan bei Publikation des neuen Ge setzes nach erfolgter Genehmigung durch den Reichstag fertig gcsiellt ist. Unsere gestrige Meldung, daß zur Zeit die Mit- theilunaen über die Contrahirung einer spani schen Anleihe im Auslande höchst unwahrschein lich und ohne positiven Anhalt seien, finden wir heute in der osficivsen „Cvrrespondencia" bestätigt. DaS Madrider Blatt erklärt alle Nachrichten, welche mau über angebliche Conferenzen mit Ver tretern auswärtiger Ercditinstitute und über Ar rangements wegen demnächsliger Einlösung der Coupons verbreitet habe, für gänzlich unbegründet. Der einzige auswärtige Repräsentant, der sich in Finanzangclegenheiten m Madrid aushalte, sei Hr. Hamilton aus England; dieser habe indeß seil dem Monat Juli den Finanzminister nicht ein einziges Mal gesehen. Was aber die Verhand lungen in London betreffe, so berechtigen die darüber eingelausenen Berichte zu der Annahme, daß absolut Nichts abgeschlossen sei. Vermuthlich werde der englische Gesandte, Herr Loyard, wenn dies noch nicht geschehen sei, binnen Kurzem von dem Comits der !m Auslande befindlichen Gläubiger beaustragt werten, bei der Regierung Protest zu erheben und die Einbalkung der bestehenden Eon vention zu verlangen. AuS Paris schreibt man unS heute, daß in dortigen politischen Kreisen die Nachricht von einer „Concentration deutscher Truppen zwischen Metz und Straßburg" lebhaft besprochen werde und große Unruhe erregt habe. Aus welche Quelle dieses unzweiselhast zu Sensationszweckcn bestimmte Gerücht zurückzusühren ist, vermögen wir nicht zu erkennen, in iedem Falle ist von einer ungewöhnlichen Truppenbewegung an der West grenze des Reiches in Deutschland bisher Nichts bekannt geworoen. D<» man in Frankreich die Beschwerden der fpanischcnNote nicht widerlegen kann, scheint man die Antwort in Gegenklagen geben zu wollen. Die officiöse ..Presse" behauptet, im Auslande bewundere man einstimmig die Haltung Frank reichs gegen Spanien Man erkenne allseitig an, daß eS fortfabre. die Pflichten eines guten Nach bars zu erfülle», vbne sich durch die Commentare gewisser Madrider Blätter zur Leideuschastlicbkeit hinrcißen zu lassen. Das Blatt schließt seine Sclbstapolvgik mit den Worten: „Wir könnten zur Bestätigung obiger Bebauptungen sehr charak teristische Äussprücke citiren, welche von gewissen Holen geäußert worden sind — sehr schmcichel- haste Worte für daS unglückliche Frankreich, da« entschlossen ist. sich einzig mit seiner Reorganisa- tion zu beschästigen. Wir setzen diesseits der Pyrenäen eme Ehre darin, mit Sorgfalt Alles zu vermeiden, was die Disbarmonie erböhen kann, wie man jenseits der Pyrcr.äcn ein Vergnügen daran zu baden scheint, den entgegengesetzten Weg einzuschlaoen." Leider citirt die „Presse" jene charakteristischen Aussprüche nicht, sondern theilt in derselben Nummer ebenfalls „charakteristisch" nur mit, daß der Präfecl Nadaillac auf seinem Posten verbleiben werde. Tagrsgeschichtliche Aeberlicht. Die „Prov. Corr." bemerkt zu der bevorflrbenden Eröffnung des Reichstages: Die Berufung des Reichstages ist um einige Wochen später er folgt, als nach allseitigrin Wunsche siüher in Aussicht genommen war. Der Aufschub ist durch die unvermeidliche Verzögerung der vorbereiten den Arbeiten innerhalb der Reichöbchörden und deS BundeSrathes veranlaßt worden. ES bedarf kaum der Versicherung, daß aus jener Seite selbst die Hinausschiebung der Session schmerzlich empfunden worden ist und daß man sich dazu nur in der Ueberzeugung entschlossen bat, daß eS für eine zweckmäßige und förderliche Vertheilung der parlamentarischen Arbeiten und somit für den Gesammtverlauf der Session von wesentlichem Vortheil ist, daß dem Reichstage die wichtigeren Vorlagen alsbald bei seiner Vereinigung über geben werden Können. Die neue Session wird für ihre Ausgaben allerdings aus einen vcrhält- nißmäßig kurzen Zeitraum bingewiesen sein, da der preußische Landtag verfassungsmäßig spätestens zum 15. Januar berufen werden muß, ein gleich zeitiges Tagen der beiden Parlamente aber im beiderseitigen Interesse zu vermeiden sein wird. Die Ausgaben aber, welche des Reichstags darren, sind auch diesmal manmchsach und von großer Bedeutung: einerseits die Feststellung deS Reichs haushalts-EtatS und dabei zum ersten Male seit der Errichtung deS Norddeutschen Bundes eine Berathung und Feststellung der einzelnen Ans gaben der Militairderwaltüng, also des bei Wei tem umfassendsten Vcrwaltungszweigcs des Reiches, andererseits die Berathung der großen Justizgc setze für das Deutsche Reich, so wie einer Reihe von anderen wichtigen Vorlagen, unter welchen der Gesetzentwurf über das Bankwesen von drin gender Bedeutung ist. ' Die „Nordd. Ällg. Zeit." schreibt: Tue „Wiener Tagesprcsse" vom 20. d. M. bringt eine Cor- respvndcnz auS Berlin, betreffend eine angebliche Unterredung deS dänischen Gesandten aus dem ReichSkanzler-Amt (sie) über die Ausweisung einiger dänischen Staatsangehörigen in Schleswig. Der Artikel klingt etwas anders, als ihn schon gestern der Telegraph durch die Welt getragen: richtig aber ist in beiden Versionen nur, daß der Herr Gesandte, wie immer, mit der ihm gebührenden entgegenkommenden Höf lichkeit aus dem Auswärtigen Amte empfangen worden ist und dort die Zusage erhielt, daß, wenn er weitere Mittheilungen und Erläute rungen über jene Maßnahmen zu machen habe, dieselben in der, den durchaus guten Beziehungen beider Regierungen entsprechenden Weise würden geprüft werden. Bon dem Zugeständr.. ..aß von den Localbchörden Fehler begangen, ist um so weniger die Rede gewesen, als die von den selben im Interesse der Ordnung und Ruhe jenes Landcstbcilö getroffenen polizeilich-administrativen Verfügungen bereits vor und nach jener angeb lichen Unterredung dem deutschen Gesandten in Kopenhagen als nothwendia und als durch die Ausgcwiesenen selbst hcrbeigesührt bezeichnet worden sind. Je mehr cs im Interesse und im Wunsch beider Regierungen liegt, socke Zwischenfälle im besten Einvernehmen zu erörtern und zu erledigen, um so mehr ist der Ucbereiser von Corrcspon- dcnzcn zu bedauern, welche diesem Interesse und diesem Wunsch nur Nachthcil bringen können. Weitere Mittheilungen deS königlich dänischen Gesandten sind übrigens in der Angelegenheit nick ^erfolgt. Die „Spcner'sche Zeitung" schreibt: „Die Ver dächtigungen der deutschen Politik neh men kein Ende. Jedenfalls werden dieselben metho disch und glanzvoll betrieben und müssen ein hübsches Stück Geld kosten. Der Hauptsache nach aber lausen sic immer daraus hinaus, die Ein tracht Deutschlands und Rußlands zu untergraben, sowie Deutschland von einem iibcrgrci senden, krieg suchenden Geiste erfüllt erscheinen zu lassen. Daß sich in England namentlich der „Standard" zu diesen Anschauungen bergiebt, haben wir schon wiederholt hcrvorgehoben. Auf der einen Seite ist das edle Blatt augenblicklich entzückt von der Geburt eines Prinzen durch die Herzogin von Edinburg (geb. Großfürstin von Rußland), in welcher cs Umstände halber, über die sich zu ver breiten kaum nothwcndig sei, ein Ercigniß von mehr als gewöhnlicher Wichtigkeit sieht. Aus der anderen Seite leiht es seine Spalten einem langen Artikel seines Pariser Corrcspondcnten, welcher behauptet, daß sich daS französische Cabincl mit rincr Denkschrift über die spanische Bc sckwerbe-Note an die europäischen Höfe wenden werde, um die Nichtigkeit der spanischen Be schwerten darzulegen, zugleich aber auch die Auf merksamkeit der Großmächte auf die wiederholten systematischen Versuche deS Berliner CabinetS, Frankreich zum Kriege zu treiben, zu lenkm. Der französische Minister werde zeigen, daß Deutschland keinen Grund zur Klage gegen Frankreich habe, daß Frankreich allen seinen Pflichten genüge, daß seine militairischen Vorbereitungen nur defensiver Natur seien. Er wird die Großmächte wahr scheinlich ersuchen, Preußen zu fragen, was eS will, was sein Ziel sei. Suche es m.t Frankreich anzubindcn, um zu einem Ausrottungskriege zu gelangen'? Habe eS begründete Beschwerden'? Wenn nicht, warum hetzt daS Berliner Cabinet Italien und Spanien gegen Frankreich? Augen blicklich kann Frankreich sich nur an die Devise ballen: „Lertheidigung und nickt Herausforderung." Aber es wird sich nicht so weit erniedrigen, seinen Namen an eine Lüge zu knüpfen, indem eS aner kennt, daß daS unverschämte (!) spanische Me morandum aus Thalsachen begründet ist. Wenn Europa sich fern hält, werden die Dinge ihren Gang gehen. Frankreich wird sich allein ver teidigen^ Möge der Krieg kommen. ES ist besser gerüstet, alS vor vier Jahren. Aber Auf klärung ist nöthig. Spanien soll der Katze nur die Kaüanicn aus dem Feuer holen. Wa« will Preußen? Hat eS die Absicht. Frankreich den > asus liolli zu stellen, wenn Frankreich sich weigern sollte, den bescheidenen Forderungen Spaniens zu willfahren'? Die Großmächte werden bald aus diese Fragen antworten müssen. Von ihrer Antwort längt der Weltfrieden ab. Wirsragen: wer ist der Äushetzer? Ist schon eme ähnliche Sprache von dem siegreichen Deutschland dem be siegten Frankreich gegenüber geführt worden'? Aber nickt genug. Auch Portugal wird augen blicklich wieder in den Bereich der Agitation ge zogen. So läßt sich die „Jnd. belge" von ihrem Lissaboner Correspondenten von einem befrem denden Schritte schreiben, den nack einer portu giesischen Zeitung der deutsche Gesandte bei König Ludwig gcthan haben soll Er hätte ihn ausgesordert, die Hand zur Errichtung eines iberischen Reiches zu bieten, welches, mit Wahrung der administrativen and politischen Selbstständig keit Portugals. Spanien die Vortheile einer monarchischen Organisation bieten würde, einer Verbindung nach Art Oesterreich-Ungarns oder Schweden-Norwegens. Aus die Weigerung deS Königs, sich aus einen solchen ehrgeizigen Plan cinznlassen, hätte der deutsche Diplomat die Un möglichkeit durchblicken lassen, daß eine andere Dunastie als die von Braganza-Coburg in Spa nien aufkomme. Deutschland würde also zur end gültigen Ausrichtung der spanischen Republik be- l'ülflich sein müssen. Das könne aber auch für die Zukunst der portugiesischen Monarchie vcr- häiignißvoll werden. Wir würden diese portu giesische Nackrickt gar nickt erwähnen, wenn nickt zugleich gemeldet würde, daß dieselbe in Lissabon das größte Aussehen gemacht habe. Sie muß also nickt so ungeschickt einacsävclt gewesen sein, uni sofort in ihrer wahren Bedeutung erkannt zu werden, AuS Allem aber geht nur zu deutlich hervor, daß man aujs äußerste bestrebt ist, Deutschland dem Scheine nach ins Unrecht zu setzen und die Mißstimmung gegen dasselbe für die erwartete Ausnutzung irgend eines ernsten Zwischen falls zu nähren. Wer aber sind die eigentlichen Anstifter dieses Unterfangens? Niemand wird zweifeln, daß den Kitt dieser Verschwörung gegen den europäischen Frieden die Ultramontanen ab aeben, welche die gegen Deutschland vorhandene Feindschaft oder neidische Eifersucht, wo immer sie nur zu finden ist, in ihre Pläne zu ziehen be müht sind." Die ultramontanen Blätter veröffentlichen ein Schreiben, welches der wegen Nebertretung der Maigesetze wiederholt bestrafte und dann auS dem Regierungsbezirk Trier ausgewiesenc Ca plan Schneiders in Trier an die dortige Regierung gerichtet hat. Herr Schneider« be gnügt sich nicht damit, der Regierung die Bereck- tigung zu dieser Maßregel zu bestreiten, sondern er fügt hinzu: „Der Aufforderung königlicher Regierung, von meinem künftigen Aufenthaltsorte Anzeige zu machen, kann ich um so weniger ent sprechen. als ich überhaupt einen solchen nicht in Aussicht genommen habe, sondern mich wieder auf Reisen begeben werde, jedenfalls aber wird in kurzer Zeit Trier wieder mein Aufenthaltsort sein." Es ist daS wohl eine der dreistesten Ver höhnungen der Gesetze und der Staatsbehörden, welche aus dem klerikalen Lager bisher bekannt geworden sind. Daß der Herr Caplan sich nicht cm dem Bewußtsein genug sein ließ, der Regie rung »n dieser Weise die Meinung gesagt zu haben, sondern daß das Schreiben in der öffent lichen Presse colportirt wird, beweist nur aufs Neue, mit welchem Eifer von der ultram ontancn Agitation die systematische Untergrabungdcr StaatS- autorität betrieben wird. Freilich wird das die Führer des Centrums nicht hindern, in den par lamentarischen Körperschaften die feierliche Ver sicherung zu wiederholen, daß die katholische Kirche sich auch durch .die härteste „Verfolgung" nicht stören lassen werde, ihre Angehörigen unablässig zum Gehorsam gegen die von Gott gewollte Obrigkeit zu ermahnen. — Zu welcher Verwil derung der Gcmüthcr die klerikale Verhetzung de» VolkcS führt, haben soeben die Verurtyeilungen wegen der Vorgänge in ZkionS gezeigt. Sogar ein Dienstmädchen hat zu acht Tagen Gefängniß vcrurthcilt werden müssen, weil cS den Probst Kubcczak auf offener Straße aus die gemeinste Weise knsultirt und ihm sogar mit Steinigung gedroht hatte. Freilich, sobald sich der Fanatis mus in gemeinen Vergehen und Verbrechen Lust macht, lieben es die Leiter der Bewegung, jede Verantwortung mit Entrüstung von sich zu wei sen Kein Urtheilssähiger wird sich aber dadurch täuschen lassen und alle Welt wird in ihnen stets die eigentlich Schuldigen erblicken. Die „Germania" reproducirt die Nachricht ver schiedener Blätter, nach welcher gegen die Theil- nchmer der Gnadauer Conferenz die Dis- ciplinaruntersuchung eingeleirct werden soll, und fügt ihrer Meldung folgende Worte hinzu: „Jetzt wird eS sich zeigen müssen, ob die evange lischen Geistlichen denselben Math und dieselbe Charakterfestigkeit haben, wie die katholischen Prie ster, welche um ihre- Gewissens willen weder Ver treibung noch Gefängniß scheuen. Allerdings bleibt zu beachten, daß die evangelischen Geistlichen fast ausnahmslos Familienväter sind, und daß sie im Volke wenig oder gar keine Unterstützung finden, während gerade daS katholische Volk und seine Geistlichkeit sich wechselweise erbauen, stützen und mit Opsersreudizkeit auShelsen " Es scheint, daß das ultramontane Blatt die Concurrenz fürchtet, die dem „Martyrium" der Seinigen durch ein wahlverwandtes „Martyrium" lutherischer Ortho doxer entstehen könnte. Bei der Reichstags - Wahl ist der Minister l>n. Friedenthal in Langensalza einstimmig mit 333 Stimmen gewählt. Eine Stimme war ungültig. AuS Würzburg wird gemeldet: Für den Proceß Kullmann sind zwei Tage, der 29. und 30. October, zur Verhandlung angesetzt und cs werden hierbei gegen 30 Zeugen und Sach verständige zur Vorladung gelangen. Die Ge- schmornenrolle ist bereits bekannt gegeben, cs be finden sich unter denselben zehn Oekonomen, und 20 sind dem Kaufmanns, Fabrikanten- und Ge- wcrbestandc angehörig, einer ist Rechtsanwalt, einer praktischer Arzt. Aus diesen wird die Ge- schworncnbank zusammengesetzt werden. Diese Schwurgerichtssaison wird außer dem Kullmann'- schen Fall noch über den nltramontanen Redak teur Rittler wegen Aufreizung zur Allgemeinen Judenhetze zu verhandeln haven. Zur Aull- mann'schen Verhandlung ist die Anfrage um Zu- lassungSkarten bereits so bedeutend, daß kaum allen Bitten wird Berücksichtigung zu Theil werden können. AuS Flensburg wird vom 21. October ge meldet: Bei der heutigen Neuwahl für daS Ab geordnetenhaus im 2. schlcswig'schen Wahlbezirk ist der dänische Candidat Ahlmann wieder- gcwählt worden. Die deutschen Stimmen sielen auf den Regierungspräsidenten Bitter. AuS HaderSleben wird der „Flensburger Norddeutschen Zeitung" gemeldet, daß auch im 1. schreswigschcn Wahlbezirke der frühere Abgeordnete Krüger wicdcrgewählt wurde. In der Stadt HaderS- lebcn stimmte die Mehrheit der Wahlmänner für den Regierungspräsidenten Bitter. Aus Metz wird vom 18. October geschrieben: Bei der gestern und heute stattgehabten Wahl in den Bezirkstag ging Herr Billotte mit 538 Stimmen (im Ganzen wurden 706 Stimmen abgegeben) auS der Urne hervor. Diese Wahl ist um so bedeutungsvoller, als Herr Billotte folgenden öffentlichen Ausruf erließ: „Ich stelle meinc Candidatur aus, ummitdemSystemder Protestation und Enthaltung, welches den Selbstmord unserer lothringischen Nationaliät bedeutet, zu brechen. Wenn ein Volksstamm gegen den Kleinmuth ankämpsen muß, so sind eS die Nachkommen jener Lothringer, welche inmitten der Feudalherrschaft vergangener Zeiten mit Standhaftigkeit ihr Bürgerrecht zu gründen und ihre Unabhängigkeit zu bewahren wußten. Mehr als jemals gehört das Wort den, Volke, seine Stimme ist daS Princip der Nationalität geworden. Begreifen wir die Conscqucnzen der Autonomie, weiche die Verträge uns gewährleistet haben. Sie wird unS Alles geben, waS wir ihr abzugewinnen verstehen werden. Vereinigen wir unS in dem Gefühle der Anhänglichkeit an unser Land, in dem Glauben an seine Zukunft. Die vollständige Niederlage der Protestpartei (Ik. Abel erhielt 24 Stimmen) ist eine empfindliche, da die eings- mandertcn Deutschen sich vollständig der Wahl enthielten, da- Wahlresultat also vollständig auf Rechnung der einheimi chen Wähler zu setzen ist. AuS Paris wird geschrieben: Die Wahlkrisis nimmt kein Ende; kaum sind die Generalraths wahlen beendigt, so setzen die Nachwahlen für die Nationalversammlung wieder ganz Frankreich in Bewegung In der That sind auch diese Wahlen ein treffliche- Spiegelbild für die augenblickliche Stimmung des so wandelbaren VoffeS. DaS Septennat verliert ersichtlich an Anhängern, die Republikaner und Bonapartisten gewinnen täglich an Terrain. Von Seiten der RegierunaSpreffe wendet man. um die Niederlage zu verbergen, den Kunstgriff an, alle nichtrepuvlikanischen Caa- didatcn konservativ zu nennen. Sogar den Herzog von Padua bezeichnet man mit diesem Beiworte, den ausgesprochensten Bonapartisten, der von der Negierung noch in den letzten Tagen entschiede» desavouirt werden mußte. In der That hat bei sämmtlichen Nachwahlen kein Septennalist und nur Ein Conservativer Stimmen erhalten. Dieser Letztere aber muß mit feinem republikanischen Gegner noch einer Stichwahl unterworfen werden. Im Departement Seine-et-Oise ist der Repu blikaner Senard vefinitiv gewählt, in dem der Seealpcn haben zwei Repuvlikaner die Mehrheit erhalten, während die übrigen Stimmen aus Separatisten fielen; und im Departement Pas- de Calais findet die oben erwähnte Stichwahl statt. — Die Frage wegen Abberufung der Prä» fetten der BaffeS-PyrenLes und der Alpe» maritime» Nadaillac und Billeneuve steht immernoch aus der Tagesordnung. Wa- Herrn von Na daillac anlangt, so hat nach Ansicht der Offi- ciösen da« spanische Memorandum noch auf längere Zeit seine Versetzung unmöglich gemacht. Jude« die französisch« Regierung den „OrSnoque" abbnrief, habe sie bewiesen, daß sie gegründeten Klagen nach- zugebcn versteht; fie könne aber dasselbe Verfahre« nicht gegenüber einem Präfetten beobachten, welcher nach ihrer Ansicht keinen der Vorwürfe verdient, die man ibm gemacht hat. Es wird also wohl noch gröberes Geschütz aufgesahren werden müssen. — Die Territorialarmee macht dem Kriegs- Ministerium augenblicklich viel Arbeit, in den letzten Tagcn hat man die Zahl der Mannfchasten zu« saminengcstcllt, welche zur Territorialarmee und ihren Reserven gehören; es sind nicht wemger als WMWWWW»
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