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84 Zeitweilig besiegt im Kampf ums Dasein unsrer Nationalität. Dort ist von Afrika die Rede, freilich nicht gerade von denjenigen Theilen des dunklen Continents, auf welche es am meisten ankommt, doch immerhin von Nord-, Süd- und Ost-Afrika, auch von Madagascar, dann von Süd-Amerika, Brasilien, Uruguay und Argentinien, von Inseln des Stillen Oceans, sowie von australischen Ländern, ferner von Hinter-Jndien, Anam, Cambodja und Siam, endlich auch von Borneo und Japan. Der mögliche Erwerb alles Dessen wird uns zwar in mehr oder weniger directer Weise abgesprochen; Wer aber da zwischen den Zeilen zu lesen versteht, wird wahrhaftig mit Leichtigkeit erkennen, auf wie schwachen Füßen dieses Märchen von dem „vollendeten Abschlüsse des Zeitalters der Colonisation" steht. Ja, das Streiten der physischen Mächte über den territorialen Besitz überseeischer Länder hat einstweilen aufgehört; aber der Kampf höherer Culturmächte um ihren Einfluß in solchen Ländern und um ihre kulturelle Macht auch über fremde Völker und Raßen, dieser Riesen kampf von unbegrenzter Tragweite hat kaum begonnen. Auch der »Lpkotutor« sieht sich genöthigt anzuerkennen, daß der bisherige Ab schluß nur ein partieller, ein scheinbarer sei. Wenn aber der Schreiber jenes Artikels, ebenso wie der von mir schon oben erwähnte brittische Staatssecretär, Sir Chs. Wentw. Dilke, und mit ihnen jeder andere Engländer, Amerikaner oder sonstige anglisirte Mensch, das schließliche Resultat dieses Weltkampfes der europäischen Culturtypen bereits siegestrunken dahin entschieden glaubt, „daß auch die Deutschen sogut wie die Franzosen, Italiener und alle anderen Volkscharaktere einst ohne Unterschied in der großen Masse des angelsächsischen Typus, des englisch redenden Teutonen, verschwinden werden", so rechnen eben diese „Angelsachsen" offenbar nur mit Deutschlands Vergangenheit, aber ohne ein Verständniß unserer Gegenwart und unserer werdenden Zukunft. Wie sollte auch ein „angelsächsischer Weltbürger", der ja an eine große Zukunft der deutschen Nation zu glauben noch keine besondere Veranlassung hat, unsere Nationalität wohl anders als mit höflichem Mitleiden betrachten?! Und doch basirt solcher Uebermuth nur auf einer sehr schwachen Berechtigung. Wenn nämlich Deutschland sich überseeische Besitzungen in derselben Weise erwerben wollte, wie England, Niederland und Frankreich sich die meisten der ihrigen verschafft haben, nämlich durch Waffengewalt, dann würden wenigstens diese Länder, wenn wir solche physische Macht gegen sie kehrten, vor dem Nichterstuhle der Welt geschichte keine Berechtigung haben, unter dem Drucke solcher Ueber- macht zu murren. Daß aber eine Eroberungspolitik Deutschlands