82 Die Narrenunisorm des Ritters äs Irr Llanotia. die Gegner, die er suchte und die er auch zu bekämpfen sich einbildete, hinter ihm standen, unerkannt und ungestört ihre Arbeit fortsetzend, focht er nur gegen alte „Gespenster der Vergangenheit" und rannte in's endlose Blaue der Unwirklichkeit hinaus. Nun er sich etwas ernüchtert hat, sieht er zu seinem großen Schrecken seine Uniform über einer solchen alten „Windmühle" hängen. Da hängt sie noch! Mag er sie sich da herunterholen, wenn er sie nächstens wieder sollte gebrauchen wollen. Dieser peinliche Jrrthum des verehrten Herrn Doctors dürfte übrigens ohne alle nachhaltigen Folgen sein, denn er hatte mit dem Ergreifen der alten Narrenuniform nur ein unzweckmäßiges Kampf mittel gewählt, und bekanntlich Luxorllun non noesnt, „Ueberflüssiges schadet nicht". Ihm soll offen und ehrlich Dank gezollt sein für seine vielseitige Erörterung derjenigen Bestrebungen vergangener Zeiten, welche mit den jetzigen Aufgaben der kommenden Generation Ver wandtschaft oder doch Aehnlichkeit haben, und welche alle mehr oder weniger ungeschickte Vorläufer unserer zukünftigen Leistungen sind. Wenn er auch das eigentliche Wesen der jetzigen auf solche Leistungen hinzielenden Absichten verkannte, so hat er doch richtig durchgefühlt, daß es sich hier nicht um kleinliche Zwecke und alltägliche Interessen irgend welcher Personen oder einzelner politischer Parteien handelt, sondern um den Versuch der Lösung einer wichtigen Lebensfrage unserer Nation. Und es ist dies nicht nur unsere wichtigste Lebens frage, sondern geradezu die Lebensfrage unserer Nationalität. Nach meiner obigen generellen Darstellung des einseitigen, sich der Zukunft ganz verschließenden Standpunktes des Herrn vr. Kapp könnte es nun fast unnöthig erscheinen, sich noch darauf einzulassen, seine einzelnen Behauptungen als nicht stichhaltig nachzuweisen. Indessen ist dies wohl nicht überflüssig, weil doch nur wenige seiner Behauptungen absolut unrichtig sind, und da es sich hier wesentlich um Anschauungen der Gegenwart handelt, deren relative Richtigkeit oder Irrigkeit wohl eingehende Erörterung fordern. Wo? Wi e? und durch Wen soll deutsche Colonisation geschehn? — das waren die Fragen, welche Herr vr. Kapp rathlos stellte und durch deren ungenügende Beantwortung er die Unmöglichkeit deutscher Colonisation darzuthun suchte. Die Legende, daß „die Welt weggegeben" gewesen sei, schon ehe die deutschen Idealisten als selbstständige Nation zum realen Leben erwachten, ist das Wiegenlied, mit welchem das jetzt alternde Geschlecht seine Ammendienste bei der kommenden Generation fleißig und Pflicht-