78 Die Auferstehung Deutschlands und seine glorreiche Zukunft. sichern. Freilich „ernst ist der Anblick der Notwendigkeit" auch für uns; aber warum sollten wir die Köpfe hängen lasten, wenn doch vor noch nicht langer Zeit selbst unser Mann der älteren Generation*) seinen historisch bedeutendsten Gedankengang mit den begeisterten Worten schloß: „Mit den großen Ereignissen des Sommers 1866 ist endlich die breite, gesunde Grundlage für den Wiederaufbau des deutschen Staates gewonnen. Die Nation schickt sich an. wieder ein einiges Volk zu werden und die ihm gebührende Stellung unter den Welt mächten von neuem einzunehmen. Wenn das Herz von Europa erst wieder frei und ruhig schlägt, dann, aber nicht eher, wird eine neue Aera des Friedens und der Culturarbeit für die Menschheit anbrechen. Und der einzelne Deutsche wird stolz darauf sein, endlich wieder ein Vaterland zu haben; er wird das köstlichste Gut, welches das Schicksal zur Ausrüstung des Mannes zu verleihen vermag, nicht mehr so leicht sinnig von sich werfen und vor allem nicht mehr in der Zerfahrenheit und Zwecklosigkeit seines Einzeldaseins verkümmere; er wird an seinem Vaterlande, dem nationalen Staate, mit allen Fasern seines Herzens festgewachsen sein und da, wo die Wurzeln seiner Kraft sind, sich auch mannhaft bethätigen. „Noch ahnt die Nation erst diese glorreiche Zukunft, noch stehtz sie mitten im unnützen „Erinnern und vergeblichen Streit", noch zaudert sie, die durch die Kühnheit eines einzigen Mannes geglückte Revolution rücksichtslos im eigenen Interesse auszubeuten; aber glücklicher Weise sind die Dinge so angelegt, daß sie sich unvermeidlich zu ihren letzten Cvnsequenzen entwickeln müssen, und daß Deutschland, selbst wenn es wollte, gar nicht mehr auf halbem Wege stehen bleiben kann. Der Tag der Auferstehung ist nicht mehr zu bannen, und mit Faust mag jeder Deutsche, nicht verzagend, sondern froh und freudig in den jungen Ostermorgen seiner nationalen Wiedergeburt Hineinrufen: „Jn's hohe Meer ward ich hinausgcwiesen, Die Spiegelfluth erglänzt zu meinen Füßen, Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag!" *1 vr. Friedrich Kapp „Geschichte der deutschen Einwanderung in Amerika", Leipzig 1868, I znrx. 86!» f.