Volkswirthschaftliche Wirkungen extensiver Culturpolitik. 69 geistes nicht nur zur Erhaltung ihrer Nationalität, sondern auch zur Steigerung ihrer Produktivität, zur Förderung ihres Wohlstandes und ihres Volkslebens unerläßlich. Wir müssen in der Ferne suchen, was die Amerikaner in Fülle und in bester Qualität im eigenen Lande findeil. Die Britten haben dies bisher in großartigster Weise und mit großartigstem Erfolge gethan; wir Deutschen nicht, und wir leiden deshalb auch auf das Empfindlichste an dem Raummangel unseres Wirthschaftslebens. Je ärmer und je beschränkter das Stammland einer Nation ist, desto reichere und ausgedehntere Wirthschaftsgebiete bedarf sie außerhalb ihrer eigenen Grenzen. Und nur überseeische Länder können uns diese Vortheile in ausreichendem Maße gewähren. Auch für unsere Erfindungsgabe und alle Kräfte der intensiven Cultur-Entwicklung bieten überseeische Länder unserm Volke ein er giebiges Feld der Bethätigung. In der reichen tropischen Natur wird sich unsere Intelligenz noch ganz anders erproben, als in der ärmlichen Naturumgebung unseres europäischen Landes. Eine große Zahl werth- voller industrieller Erfindungen und Entdeckungen wurden von unfern Nachbarvölkern an Produkten überseeischer Länder gemacht und für sich selbst in besonderem Maße ausgebeutet. Welche Schätze mag nicht auch die Intelligenz unseres Volkes einst dort heben?! Viel wichtiger aber ist für den Wohlstand unserer Nation jedenfalls die Hebung und wachsende Bethätigung ihres Unternehmungsgeistes, welche durch ihre auf solche überseeische Länder gerichtete Culturpolitik er zielt werden. Hinsichtlich der wirthschaftspolitischen Wirkungen überseeischer Politik für europäische Nationen und speciell des Werthes überseeischer Besitzungen sowohl als Absatzgebiete für ihre heimische Production, wie auch als Arbeitsfeld für ihre überschüssigen Kräfte, muß ich hier auf die ausführlichen Berechnungen und statistischen Belege Hinweisen, welche ich dafür in meiner Schrift „Ueberseeische Politik"*) gegeben habe. Ich kann mich hier nur darauf beschränken, die wichtigsten Thatsachen kurz zusammenzufassen: Die überseeischen Wirthschaftsgebiete einer Nation sind in jeder Hinsicht (quantitativ und qualitativ) die besten Kunden ihrer Industrie. Wo ein culturkräftiges Volk eine Colonie gründet, da schafft es sich ein Absatzgebiet für seine Production. *'*) *) „Ueberseeische Politik, eine culturwissenschaftliche Studie mit Zahlen bildern." Hamburg, L. Friederichsen L Co. 1881. '**1 Dieses ist übrigens schon seit langer Zeit ein unbestrittener Satz der Colonial-