Das Grundgesetz der Productivität. 67 geht derselbe dem Verfall entgegen*). In der Weltwirtschaft steigern sich Productivität und Wohlstand ebenfalls in demselben Grade, in welchem die Culturkräfte in den verschiedenen Ländern, welche an der Weltwirthschaft Theil nehmen, gehoben und zur Geltung gebracht werden; und unter den theilhabenden Ländern wird stets dasjenige das productivere und reichere sein, in welchem sich die stärkeren Cultur kräfte bethätigt finden. Solange es möglich ist die Culturkräfte mehr und schneller wachsen zu machen als die Naturkräfte, solange und in demselben Grade verringert sich die Gefahr der Uebervölkerung und der Ueberproduction. Ein gesundes Wirthschaftsleben bedarf zu seinem Gedeihn der beiden verschiedenen Arten der Culturkräfte so gut wie beider Elemente der Naturkräfte. **) Einseitige intensive Entwicklung der Production ist gerade so rathlos und unbeholfen, wie die Arbeitskräfte ohne Capital; unv ebenso wenig selbstständigen Werth haben Capital und Unternehmungsgeist ohne die Substrate der Arbeitskräfte uud des gediegenen Wissens und Könnens. Diese sind ohne jene fast so hills- los wie unmündige Kinder; ohne die nährende Kraft des Unter nehmungsgeistes aber ist auch die beste Erfindung für ihren Urheber nur ein todtgeborenes Kind. Kein Volk, kein Land kann bei einer einseitigen Cultur-Entwicklung allein gedeihen. Wir mögen noch so rationell produciren und noch so viele großartige Erfindungen machen, unser Land müßte doch dabei verarmen, wenn nicht unser Unternehmungsgeist und unser ideeller *) Roscher drückt dies in einem oft citirten Lehrsätze folgendermaßen aus: „Die freie Concurrenz entfesselt alle Kräfte der Volkswirthschaft, die guten wie die bösen. Sie beschleunigt daher, wo jene überwiegen, die Blüthezeit, wo diese bedeutender sind, den Verfall," (vergl. Wilhelm Roscher „Nationalökonomie" ? 97). Natürlich will Herr Professor Roscher nicht sagen, daß die einen Kräfte der Volks- wirthschaft prädestinirt gut, die andern prädestinirt schlecht seien. Mir scheint aber, daß die von mir angegebenen Bedingungen und Ursachen eines rentablen Wirth- schaftsbetriebes diejenigen sind, bei welchen die Kräfte desselben gut und gesund bleiben, ohne welche aber sie faulen und verkommen. **) Ein ähnliches Verhältniß, wie es zwischen den beiden Naturkräften besteht, ist auch zwischen den intensiven und extensiven Culturkräften der Production zu erkennen. In einem gesunden Wirthschastsbetriebe wächst das Capital in demselben Maße stärker als die Arbeitskräfte (Bevölkerung), wie die Culturkräfte stärker wachsen als die beiden Naturkräfte; und ebenso wächst in jeder aufwärts strebenden Ent wicklung die Willenskraft des Unternehmungsgeistes stärker als das Wissen und Können der Leistungsfähigkeit. Wie ferner das Capital auf den höheren Stufen der Cultur und des Wohlstandes mehr zur Geltung kommt als die Arbeitskräfte des Volkes, so ist alsdann auch der Unternehmungsgeist vorherrschend über die Erfindungsgabe.