66 Die Naturkräfte und die Culturkräfte der Production. oder extensiv wachsen. Andern Falls wirkt die Fülle der Productions- kräfte nur schädlich; auf dem immer beengter werdenden Wirthschafts- gebiete steigert sich der Kampf um die Existenz zu solcher Stärke, daß die Kräfte anstatt zusammenzuarbeiten und einander zu stützen, sich vielmehr gegenseitig erdrücken; und das Wirtschaftsleben erstickt zuletzt an der Einengung seiner Vollblütigkeit, die nur in frischer, freier Luft sich gesund und normal auszuarbeiten vermag. Das Arbeitsfeld der Production eines Volkes (sein Wirtschafts gebiet, der Umfang seines Absatzes und die Möglichkeit seiner rentablen Production) kann sowohl intensiv als auch extensiv wachsen, und muß bald mehr in der einen, bald mehr in der andern Richtung zunehmen. Die bewegenden Kräfte seiner mehr intensiven Zunahme sind hauptsächlich Erfindungsgabe, vermehrtes Wissen und Können und specialisirtere Arbeitstheilung; die wesentlichsten Triebkräfte seiner mehr extensiven Zunahme dagegen sind Unternehmungsgeist, auswärts strebende Willenskraft und bas Wachsen des geistigen Gesichtskreises. Diese sämmtlichen geistigen Kräfte, welche den Absatz und die Rentabilität des Wirthschaftsbetriebes bedingen, kann man die Cullur- kräfte der Production nennen, im Gegensatz zu den Naturkräften der selben, der Arbeitskraft der Bevölkerung und ihrem Capital. Der Wohlstand und der Ltanäurci ok like einer Nation wird bestimmt durch die Productivität ihres Wirthschaftsbetriebes und das Grundgesetz dieser Productivität ist also, wie aus Obigem her vorgeht, kurzgefaßt folgendes: Die Productivität einer Wirtschaft nimmt zu oder ab in demselben Verhältnisse, wie die Zunahme der Culturkräfte dieser Wirtschaft (Erfindungsgabe, Unternehmungsgeist rc.) die Zu nahme ihrer Naturkräfte (Arbeitskraft und Capital) übersteigt oder hinter derselben zurückbleibt. Vorausgesetzt sind hierbei gleichbleibende Vorbedingungen der Natur umgebung. Verschlechtern sich die Chancen derselben, so wird die Productivität und der Wohlstand des Volkes in demselben Grade abnehmen, wenn nicht die Culturkräfte seine Wirtschaft, außer ihrer über die Naturkräfte überwiegenden Zunahme, auch noch in gleichem oder größerem Maße wachsen, als sich die Vortheile der Naturumgebung verringern. Dieses Gesetz gilt in gleicher Weise für jede Nationalwirthschaft wie für die Weltwirthschaft. Nur wenn die Culturkräfte eines Volkes, einer Raße oder der ganzen Menschheit stärker zunehmen als ihre Naturkräfte, nur dann gedeiht ihr Wirthschaftsbetrieb, andernfalls