56 Rückwirkung extensiver Culturpolitik auf das Volksleben. welches unsere Nationalität durch dieselben im ganzen Kreise der (Zivilisation gewinnt, werden unser Nationalgefühl und unfern Nationalstolz steigern, der Zuwachs an Capital und Kräften, den wir dadurch erlangen, wird nicht nur unsere Leistungsfähigkeit erhöhen, sondern uns auch um so mehr zu neuen, größeren Leistungen zwingen und drängen. Auf solche Weise allein sichern wir unserer Nationalität eine dauernde Lebensexistenz unter den hervorragenden Culturtypen des Menschengeschlechts. Jedoch nicht der Fortbestand unserer Nationalität allein fordert eine extensive Entwicklung unseres Culturlebens, sondern auch das innere, geistige und wirtschaftliche Gedeihn desselben. Wollten wir selbst die Zukunft unserer Sprache und unseres Volkstypus, das lebendige Fort wirken deutschen Geistes, deutscher Wissenschaft und deutscher Kunst preisgeben, so bedürfen doch unser Volksleben und unsere Volks- wirthschaft an und für sich schon eines kräftigen und dauernden Auf schwungs und eines frischen Lustzuges von außen. Welcher Art sich die, der eigenen Nationalität erworbenen, überseeischen Länder auch gestalten, der wirthschaftliche und geistige Zu- und Rückfluß zwischen diesen und ihrem Stammlande ist bei den heutigen Anforderungen der Civilisation für das kulturelle Gedeihen einer europäischen Bevölkerung geradezu unerläßlich geworden. Sehr treffend schildert Herr vr. Fabri diesen belebenden Einfluß in seiner bekannten Colonialschrift: „Wo ist in England ein größerer Familienkreis, der nicht irgendwo in den weltumspannenden brittischen Colonien manche seiner nächsten Angehörigen in den verschiedenartigsten Lebens-Stellungen hätte! Welche Fülle von Wirkungen auf den Geist der Nation liegt in dieser einen, nun seit Jahrhunderten wirkenden, Thatsache! Wie sie dem Jnteressenkreise den Blick erweitert, so stählt die Vertrautheit mit der See und die Nothwendigkeit, sich in den verschiedensten Lebenslagen zurechtzufinden, die Kraft des Charakters und verleiht unfern angelsächsischen Vettern jenen praktischen Blick und jene Sicherheit des Auftretens, durch welche sie sich so bestimmt von den Bewohnern unserer Continenlal-Staaten abheben. In einer durch Liebenswürdigkeit bestechenden Außenseite erscheint diese nationale Charakter-Eigenthümlichkeit freilich selten; aber wer näher in Art und Wesen derselben einzudringen Gelegenheit findet, entdeckt auch unter der oft knappen und abstoßenden Erscheinungsweise meist einen großen Fond von Tüchtigkeit, von Verlässigkeit und Kraft. Es ist beachtenswerth, daß in Deutschland nur in unfern Hansestädten, in