Das Volk der „Privatmenschen" fühlt sein klägliches Ende nahen. 49 auf die Zukunft gerechtfertigt ist. Leider hat Herr vr. Kapp darin vollkommen Recht, daß seine geistige Generation zu national-politisch unselbstständigen „Privatmenschen" herabgesunken ist, und es mag bis vor Kurzem noch wohl Manchem zweifelhaft erschienen sein, ob es je gelingen könnte, in den deutschen „Privatmenschen" wieder die That- kraft national-politischer Initiative zu wecken. Die jüngere Generation aber will eben mehr als blos musterhafte „Privatmenschen" sein, und seitdem wir als Nation wiedergeboren sind, ist auch thatsächlich jeder von uns ein Pionier dieser Nation daheim und draußen in der weiten Welt. Wir überlasten es den Vätern, ihre wenig beneidens- werthe Rolle des „Diogenes" bis an ihr Lebensende fort zu spielen; gerne gönnen wir ihnen das zweifelhafte Glück ihrer rein „privat menschlichen" Existenz, und wünschen ihnen um so bessere Erfolge als private Geschäftsleute, je mehr sie sich außer Stande fühlen, an den Staatsgeschäften national-politischer Initiative Theil zu nehmen. Mit dem Wollen allein freilich ist es nicht gethan, und auch darin hat Herr vr. Kapp vollkommen Recht »Ein Proceß, der Jahr hunderte gebraucht hat, um sich im Leben unseres Volkes zu voll ziehen, kann nicht im Handumdrehen durch den guten Willen des Einzelnen umgestoßen oder gar ungeschehen gemacht werden" (MZ. 129). Es wäre handgreiflich unwahr, wollte Jemand behaupten, unsere Nationalität sei durch irgend welche bisherigen Leistungen bereits für alle Zukunft gesichert, und wir könnten unsere nationale Lebensexistenz schon als „außer Gefahr" betrachten. Mit nichten! Was der 30-jährige Krieg des 17. Jahrhunderts an uns verdorben hat, das haben allerdings unsere Franzosenkriege des 19. Jahrhunderts wieder gut gemacht. Jetzt aber bleibt uns noch, die Zeit der verlorenen zwei Jahrhunderte wieder einzuholen, und dann erst gilt es, uns die Zukunft zu erringen. Dazu bedarf es fernerhin erst recht aller An spannung unserer Kräfte, unseres Wissens und unseres Könnens, unserer Klugheit und unseres Gemeinsinnes. Gerade jetzt tritt an uns mehr als je die Frage heran: Was kann uns retten?