28 Der wirthschaftliche Optimismus und seine Auffassung vom Welthandel. wirtschaftlichen Kräfte; der Aufschwung selbst aber wird immer nur durch eine Hebung und Mehrung eben dieser zu dem Aufschwünge er forderlichen Culturkräfte erzielt. Handelsverträge nun haben ausge sprochener Maßen keinen anderen Zweck und auch thatsächlich keine andere Wirkung, als durch Befreiung und Erleichterung des Verkehrs die Möglichkeit des wirthschaftlichen Aufschwungs zu beschaffen, können und wollen aber nie einen direkten Einfluß auf die zu steigernden und zu stärkenden Culturkräfte der Nationen ausüben. Dieses ist sogar nach der Ansicht unserer älteren Wirthschaftspolitiker garnicht nöthig, ja nicht einmal möglich. Diese nämlich sind krasse Pessimisten nur in allen national-politischen Fragen; in Bezug auf wirthschaftliche Verhältnisse aber sind sie noch heute stets unverbesserliche Optimisten im Stile Bastiats. Sie glauben trotz aller Gegenbeweise, die ihnen jeder Helle Tag bringt, immer noch an jene schwärmerische Phantasie einer „selbstthätigen Harmonie aller egoistischen Interessen", — ein schöner Traum, aber leider nur ein Traum! In dieser kindlichen Vorstellung, daß alles in der Welt „von selbst" gehe, daß es zur Erzeugung irgend einer Wirkung nicht auf die richtige Zusammen setzung der Ursachen, sondern nur auf die Ebnung einer freien Bahn für beliebig vorhandene und zufällig zusammengewürfelte Ursachen ankomme, daß nicht Verbesserung der Organisation, sondern vielmehr Desorganisation die Aufgabe und das Endziel unserer Cultur- Entwicklung sei, liegt die Quintessenz aller wirthschaftlichen Uebel und Mängel, an denen die schwachwillige Periode unserer Raße seit der Mitte dieses Jahrhunderts gelitten hat. Eine Concentration der Kräfte sollte überflüssig sein, und vor allem war Hebung der Willens kräfte ein Factor der als über den Bereich des Faßlichen sowie des Möglichen hinausgehend angesehen wurde. Auch der Welthandel wird von diesen Schwärmern nicht als eine organische Function der civilisirten Menschheit aufgefaßt, die in erster Linie von den geistigen Kräften der Völker abhängt, sondern als eine internationale Maschine, in welcher Production und Konsumtion der Völker selbstthätig und unabhängig von der Willenskraft dieser Völker sich auf- und abspinnt. Der Kaufmann des Welthandels ist in der Vorstellung dieser Leute nicht ein Mensch, vor allem kein einseitiger Mensch, sondern ein ideales Abstractum. Dieser ideale Kaufmann nun „kauft und verkauft stets da, wo es für ihn am vortheilhaftesten ist". Es ist wirklich jammerschade, daß diese famose Theorie nicht Realität, sondern nur ein Hirngespinst, der Studirstube entsprossen, ist! Die Lehre entspricht freilich meist den Absichten jedes Kaufmanns, nicht aber der mehr