Das Nirvana der Jnternationalität. 21 dritten Ranges betrachten, und wird der Weltverkehr nicht demgemäß auch unsere Industrie und unsere Cultur immer noch annähernd so stiefmütterlich behandeln wie heute?! — Wenn aber auch diese Sach lage wohl den meisten Volkswirthen unserer älteren Generation klar sein wird: kann man den Schaden nicht ändern, so gilt es eben sich bestmöglichst über denselben zu trösten. Dies resignirte Sichzufriedengeben bei solcher vermeintlichen Un abänderlichkeit, dies pessimistische Verzweifeln an der Gleichwertigkeit unserer eigenen Nationalität mit dem angelsächsischen Typus, diese Stimmung ist für die Männer unserer älteren Generation naturgemäß. Sie sind durch Geschick und Gewohnheit gleichsam zu politischen Buddhisten geworden, als deren höchste culturelle Aufgabe es erscheint, ihren individuellen Typus möglichst schnell und vollständig in das Nirvana der „Jnternationalität" verschwinden zu lassen. Unser jüngeres Geschlecht aber will nichts wissen von solchem politischen: Pessimismus, von solcher nationalen Resignation. Es sind Männer der entschlossenen That, nicht angekränkelt von so kraftloser Gedankenblässe; sie sind Deutsche, sind nicht zufrieden damit, Deutsche gewesen zu sein, und streben nicht darnach, sich und ihre Nachkommen „internationale Privatmenschen" werden zu lassen; sie wollen jetzt ganz und voll Deutsche sein und wollen zukünftig erst recht Deutsche werden und bleiben. Aehnlich diesen Unterschieden der bei dem Worte „Nationalität" gedachten Begriffe ist ferner die verschiedene Vorstellung von den Kräften, welche in der Cultur-Entwicklung der Menschheit wirken. Als solche menschlichen „Cultnrkräfte" erkennt die ältere Generation h nur das Wissen und Können an. Außer diesen Culturelementen giebt es für sie in der Welt nur noch Naturkräfte, mit welchen diese Cultnrkräfte ringen, und Naturgesetze, denen sie sich willenlos unter werfen müssen. Die jüngere Generation dagegen kennt und fühlt in sich noch eine andere Cultnrkraft, das Wollen. Diese Qualität des Menschengeistes war dem älteren Geschlechts durch theoretisches Grübeln abhanden gekommen und auch praktisch durch den Druck äußerer Verhältnisse erstickt worden; sogar im politischen Leben unserer inneren nationalen Entwicklung zeigte sich zuletzt der lähmende Einfluß dieser Willensschwäche. Die kommende Generation aber ist nicht mehr das zerfahrene, schwachwillige Volk des deutschen Bundes; riesenhaft regt sich vielmehr jetzt im verjüngten Deutschland jener Titanensinn, dessen Willensfähigkeit nicht hinter seinem Wissen und Können zurückbleibt,