Deutsche Kolonisation „Colonien sind nur der Ausdruck und Widerhall heimischen Unternehmungsgeistes und Fleißes; nur ein bürgerlich blühendes und gesundes, nur ein empor strebendes Volk kann lebensfähige Töchterstaaten gründen; ein in sich zerrüttetes politisches Gemeinwesen dagegen vermag nicht mehr gestaltend in die Ansiedlung fremder Länder einzugreifen, noch hat es dort ein entscheidendes Wort mitzureden. Diesem Gesetze entsprechend colonisirte Deutschland zur Zeit seiner mittelalterlichen Blüthe seine Ostmarken und gründete an der Ostsee mächtige Städte und Staaten; nach dem dreißigjährigen Kriege aber, in der Periode seines tiefsten geistigen und materiellen Ver falls, verlor es auch alle Kraft politischer Initiative und sank zum ohnmächtigen Schleppträger des Auslandes herab. Erst ein volles Menschenalter nach dem west fälischen Frieden wagte das gedrückte Volk seine scheuen Blicke behufs Verbesserung seiner elenden Lage in die Ferne zu richten, und als 1683 die erste größere Aus wanderung unter Pastorius stattfand, war sie nicht der Ausdruck nationalen Könnens und Wollens, sondern demüthiger Unterordnung unter die englische Macht. Nicht tonangebend und auf Jahrhunderte hinaus be stimmend, wie sie es möglicher Weise noch unter Gustav Adolph gekonnt hätten, sondern duckend und bückend drückten sich- die deutschen Auswanderer in den Winkel, welchen ihnen die ihren eigenen Vortheil suchenden Eng länder überlassen hatten." Di-. Friedrich Kapp (Geschichte der deutschen Einwanderung in Amerika xuss. 31 f.).