Erwerbungs- und Entwickelungsgeschichte, Landes- und Volkskunde und wirtschaftliche Bedeutung unserer Schutzgebiete; mit 8 Tafeln, 31 Abbildungen im Text und 6 Karten
wo anders als bei sich selbst etwas zu suchen habe, während andere Staaten sich bemühen, ihrem Handel neue Absatzgebiete zu eröffnen und uns die Thore zu sperren. Freilich fehlte dem Grossen Kurfürsten nichts weniger als Alles, um seine Ziele zu verwirklichen. Seine über ganz Norddeutschland zusam menhangslos zerstreuten Länder hatten keinen geeigneten Zugang zum Meere, die wenigen Handelsstädte waren klein und unbedeutend, und der ein kümmerliches Dasein fristende Kaufmannsstand verhielt sich den Neuerungen gegenüber gleichgiltig oder ablehnend. Trotzdem sicherte sich Friedrich Wilhelm in dem verabschiedeten holländischen Admiral Gijsels van Lier einen sachkundigen Berater und dachte schon 1647, also noch vor Beendigung des Dreissigjährigen Krieges, daran, eine Brandenburgisch-Ostindische Handelskompagnie ins Leben zu rufen. Die Dänen versprachen ihm hierbei weitgehende Vergünstigungen bei der Durchfahrt durch den Sund und boten ihm ihre Niederlassung Tranquebar in Vorderindien zum Verkauf an. Aus Mangel an Geld kam aber das Unternehmen nicht zu stände, und die 13 Jahre später von neuem versuchte Gründung einer Ostindischen Handelsgesellschaft im Bunde mit dem Kaiser, mit Bayern und Spanien (Vergl. S. 10) fiel demselben Schicksal anheim. Nunmehr verflossen 20 Jahre, während deren wichtigere politische Ereignisse die Aufmerksamkeit des Kurfürsten in Anspruch nahmen. Kaum aber hatte er sich in dem siegreichen Feldzuge gegen die Schweden unter Beihilfe eines neuen Ratgebers, des ebenfalls aus Holland stammenden Schiffsrheders Benjamin Raule, erst aus eroberten und gemieteten und später aus eigenen gekauften Fahr zeugen eine Kriegsflotte geschaffen, als er es wagte, seine Flagge auch ausserhalb der Ostsee zu zeigen. Nicht ohne Erfolg band er mit Spanien an, das ihm eine Schuld von 2 Millionen Thalern trotz wiederholter Mahnungen nicht bezahlen wollte und sich vor dem kleinen Marquis von Brandenburg völlig sicher glaubte. Nun endlich geschahen die ersten zum Ziele führenden Schritte überseeischer Erwerbungen; und wie der in Vorschlägen unermüdliche Raule der Schöpfer der brandenburgischen Kriegsmarine war, so ist er auch der Vater dieses letzten und bedeutendsten Kolonialunternehmens Kurbrandenburgs gewesen. 1680 schloss der Kapitän Blonck mit drei Negerhäuptlingen an der westafrikanischen Goldküste einen Vertrag ab, nach dem sie ihr Gebiet am Kap der drei Spitzen unter brandenburgischen Schutz stellten, die Anlage einer Befestigung gestatteten und bloss mit brandenburgischen