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Zweite Seilage M Lchzign Tageblatt and Anzeiger. m. Montag den 13. April. 1874. Im r«ze Berlin, tt. April. Wie von genau in- sormtrter Sette «itgetheilt wird, ist in dem LabtnetSrath unter de» Vorsitz de» Kaiser» al» unerläßlich für da» Znstaudekommen de» Septennat-Compromtsse» (d. h. der Ver einbarung über eine Feststellung der Prüsenz auf 7 Jahre) die eine Bedingung aufgestellt worden, daß an» dem ReichSmilctcurgesetz diejenige Be stimmung der Mtlttaircommisfion de« Reichstag» entfernt werde, «ach welcher da» Osfictercorp» und die Müttairpersonen überhaupt der Lom- munalsteuer-Befreiung ntchr weiter thetl- hastig bleiben sollen. Im CabinetSrath wurde gefordert, e» müsse bet den bi»hertgen vesti«. mungeu fein Bewevdev behalten. Man will nun im Reichstage auch dlesem verlangen Nachkommen und Vorschlägen, daß der betreffende Paragraph de» amendtrteu Milttairgefetzeprwurf» gestrichen werde und daß die Rrtchsregreruna aufzufordern fei. über diesen Gegenstand dem Reichstage de» Baldigsten eine Vorlage zur gesetzlichen Regelung zugehen zu lasten. Der Antrag, den § 1 de« Militairgefetze» so zu fasten, daß 4ol,0VO Mann auf sieden Jahr« bewilligt werden, ist von de« Abg von Bennigsen gestellt und von fämmtlichen Rattonalliberalen unterstützt, von der Fort schritt-Partei haben den Antrag mit unterzeichnet die Abgg. Groß und Zinn von Bayern. SPtel- berg (Halle). Schmidt (Stettin), Heine (Leipziger Landkreis), Baumgarten (Rastatt) und Kreutz (Iserlohn), vull-tcht tritt dem Compromiß auch noch Er Hardt (Nürnberg) von der Fortschrittspartei bet; er war bi» hem« noch nicht hteher zurückgekehrt. Da» Centrum hält morgen Mittag 12 Uhr, die Fortschritt». Partei um 7 Uhr Abend» die letzte vertrau- ltch» FractionSberathung. ES heißt, von letzterer Partei werden noch mehr Mitglieder al» die oben angeführten für da» Siplenvat stimmen. Tagesgeschichüiche Ueberficht. Die Kunde von der «verwarteten Wendung, welche die Militairsrage genommen hat, wird sicher in weiten Kreisen überraschen. Durch die wiederholten bestimmten Erklärungen te» KriUSminister» v. Kameke in der Mllttaircom- mifston wie durch die damit überemsttmmevdev Versicherungen osficiöser Blätter war e» al» uu- widerruflicher Entschluß der Militairverwaltung erschienen, unter keinen Umständen mehr aus eine zeitlich beschränkte FriedeuSpräsenzstärke ewzu- gehe», sondern «ine von »len parlamentarischen Zufälligkeiten und Beschlüssen »vubhävgige Minimal,,ffer zu verlangen. Nur unter dieser Voraussetzung und unter dem Eindruck obiger Erklärungen verzichtete die Militaireommtssioa auf Erledigung de» tz. 1 de» Milttairgesetzr«; nur dadurch wurde dw Angelegenheit zu einer alle Factoreu de» Reich» und alle Kreise der Bevölkerung ergreifenden und verwirrenden ge macht, so daß schließlich der Zerfall der reich»- treuen liberalen Mehrheit in sich und theilwet» mit ihren Wählern unabwendbar schien. Da in der zwölften Stunde macht sich auch bei -er Re. gieruug, außer dem bi-her auSschlteßltch domtnt- revdm militairtschen Gesichtspunkte, der politische gelten». Mau erkennt, daß die Erlangung einer festen Mintmal-FriedenS-Präsenzflärke durch die Zerrüttung der liberalen Parteien, auf deren Mitwirkung und Unterstützung doch die ganze ferner« innere und äußere Politik der Reich», regieruvg angewiesen ist, zu thruer erkauft wäre, und entschließt sich, wie e» scheint und wie wir hoffen, zur Beseitigung de» einzigen Hindernisse», welche» einer sofortigen friedlichen Lösung der Mtlitairgesctzsrage im Wege stand. So erfreulich diese Nachricht an und für sich ist, so können wir doch nicht umhin, unser tiefe» Be dauern darüber auszusprechen, daß die Militair- verwaltung e» so weit hat kommen lasten. Unsere Minister sollen nicht blo» Techniker sein, sondern wie Fürst BiSmarck, einem on «iit zufolge, noch kürzlich einem der Herren rund heran» sagte, auch Politiker. Leider scheint dieser Anforderung immer noch der Reichskanzler allein zu ent sprechen, und ihm danken wir deshalb, außer der Weisheit de» Kaiser», welch« die Waage zu Gunsten der politischen Erwägunge» sinken ließ, por Allem die befriedigende Lösung der Frage, welche eine Aeitlaug zur Frist»« aller Feind« de» Deutschen Reich» dasselbe in seine« Funda mente zu erschüttern drohte. Die „Sperr. Ztg." schreibt: Der Eousltet ist gelöst, der ganz« Hergang folgender: Die nationalltberale Partei hatte am Donnerstag Abend FraetiouSsitzung. St« ist 152 Mitglieder stark. ES fehlten davon nur wentge. Die Mtlrtairsrage stand aus der Tagesordnung. Die Anhänger und die Gegner de« tz 1 platzten heftig auf einander. Die Ar Hänger hakte» die Majorität in der Fracttou, all,,n sie mußte« »ugebeu, daß st« eine solche im Hause selbst schwerlich erringen würde«. Alle Anhänger wie Gegner waren über drei P«»et« einig. Ersten»: die deutsch« wehr- kraft darf nicht geschädigt »ud der Bestand der Armee muß fichergestrllt werden. Zweiten«: Da» ReichSmtlttairgrsetz muß vor Pfingsten zu Staude gebracht werde». Dritten«: ES darf keine Krisi» uud kein Eoufltet stattfiudeu. Auf dieser Grundlage beschloß »au: Frirdevspräfenz- Ziffer von 4tz1,»»G Mann auf siebe» Jahre. Für den Fall, daß die ReichSregieruug Die» acceptire, verpflichtete» sich fämmtltche Mit glieder der Partei, hierfür zu stimmen, wodurch, mit Zuzädlmig der Eonsrrvativen »ud der Deutschen RetchSpartei (freteouservativ), die Ma jorität gesichert ist. von diesem Beschluß wurde dem Reichskanzler Mitthetluug gemacht, welcher, obgleich noch sehr leidend, von seinem Kranken bette au» der Krage die größte Sorgfalt »ud Aufmerksamkeit widmet. Am Freitag war um Seine Majestät den Kaiser zuerst da» Conseil der militairtschen Vertrauensmänner versammelt, um die «uuehmbarkeit de» Vorschlag» zu begutachten. Der Kaiser behielt sich seine Entschließung vor. Dann verhandelte er mit dem KrtegSmmister v. Kameke und durch Letzteren mit dem Reichs kanzler. Am späten Nachmittag wurde der Ent schluß gefaßt, den Vorschlag zu genehmigen. Da tauchte eine neue Schwierigkeit aus. Ueber die B:steuerung»srage war ein Einvernehmen nicht zu erzielen. Man beseitigte diese Schwierigkeit durch da» Uebereiukommen, e» in diesem Puvcte bet dem bestehenden Zustand zu belassen, die betref fenden Vorschriften au» dem Mtlitatrgcsetzeut wu'se zu streichen und die »eitere Regelung der Gpecialgesetzgebung zu überlasten. Damlt war der Eomprom,ß vollendet. Die Nachricht von demselben gelangte am Abend an die Abgeord- neten. Alle reichstreuen Parteien waren glück- ltch, eine Krtst» vermieden zu sehen, deren ver laus und Ende im voran» nicht zu berechnen war. ä» war un» Allen ein Stein von dem Herzen Wir hoffen, daß sich au» der Majorität, welche sür dm Com promiß stimmt, eine große Partei bildet, welch« unbeschadet sonstiger Meinung»- Differenzen, in allen Fragen der großen Politik fest der RetchSregierung zur Seite steht. Lin Gewinn, der nicht hoch genug zu schätzen wäre! Wie sich die Fortschritt-Partei gegenüber dem Compromißvorschlag verhalten wird, weiß ich nicht. Man fürchtet, sie stimmt, abgesehen von etwa einem halben Dutzend Mitglieder, da- ge ge». Also mit den Schwarzen, Soctalisten, den Polen ». s. ». Hier kann man auch sagen: E» thut mir laug' schon weh, Daß ich Dich in der Gesellschaft seh'. Die FortschrittSsraction hat da» Sep- tennat «bgelehut »ud vorgefchlagen, die 401,000 Mann jährltch zu bewilligen. MehrereMitalteder der Fortschrittspartei Unterzeichneten deu iAatrag Bennigsen» aus da» Septennat, davon zogen vier »hre Unterschriften zurück. (Die Majorität ist dem 7 jährigen Provisorium natürlich trotzdem gesichert) Mit dem ReichSgesetz über die Civil- staudSführuag wir«» vorerst noch seine guten Lege habe». Bayern hat bereit» den Entschluß gefaßt, seinem Landtage ein eigene» Gesetz vor zulegen. E» ist »»fraglich, daß die» nicht durch geht; die Klerttalen stimmen dagegen, »te Libe ralen müssen e» auch thun, um keine bayerische Flickarbeit zu bekommen, sonder« da» Reichsgesetz Man wird also ohne Zweifel die Abstimmung im BundeSrath aosschtebm, bi» über da» Schick- sal de» bayerischen Entwurf» die Würfel gefallen sind. Bi» dahin ist der Entwurf höchst wahr- Ichetnlich dem bayerische« Ministerium recht, well die vorauSzuseheude Nichtanerkennung de» Bischof» Reinkeu« die allkatholische Frage m Bayern tu einem solchen Grade zuspttzeu wird, daß er sür gut finden dürste, sich an alle Mittel zu halten, o«e Schwierigkeiten zu lösen. Da» Reich hat seiner Zrit den Kauzeiparagraphen gemacht, weil ihn Lutz sür unerläßlich erklärte. Jetzt hat der selbe die Gelegenheit, sein« oft ausgesprochene Geneigtheit, den Altkatholiken zu Hülfe zu kommen, zu bewähre«. Der „Agence Hava»" wird au» Rom ge meldet, daß die Verhandlungen der französischen Regierung mit dem vattcau in Betreff der Re- gulirung der Diöcesavgreuzen der an der llsässtsch-lothringischeu Grenze belegenen deutschen uu» französischen BtSthümer ihrem Abschlüsse nahe find und daß die betreffenden Bullen vom Papste demnächst werden «lasten werden. Der Streit Zwischen den Pächter» uud den ländlichen Arbeitern in den östlichen Gras- schäften England» nimmt eine beunruhigende Wendung au. Auf beiden Seite« scheint man entschlossen, nicht uachzagebe«, und die zur Mä ßigung mahnende« Rathschläge der Presse bleiben »u beiden Lagern unbeachtet. Der natürliche Er- folg dieser forl-iuerud.-u Stock««« der Arbeit und der sich daran knüpfenden Unzufriedenheit jeder Art besteht in einer Beschleunigung der Auswan derung, die nachgerade sür die Zukunft jener Laudestheile bedenkliche Verhältnisse auuimmt. So hatte kürzlich ein für dt« Auswanderung nach Neu-Seelaud wirkender Agent eine Massenver sammlung nach New-Market ausgeschrieben. Zwei- dt» dreitausend Arbeiter durchzogen ruhig die Stadt, hörten de« Redner, der ihnen «tt be redten Worten den Unterschied zwischen dem eug- ltschen ArbettSmaun «ud dem Landbebauer in den Lolouie» darlegte, mit Andacht zu, und ent schieden sich zum großen Thetl sür dt« Auswan derung Zu derselben Stunde hielten die Pächter der dortigen Gegend eine Versammlung ab, in welcher beschlosten wurde, von de» seitherigen Verhalten nicht abzugehen. Kür di« Pächter spitzt sich die Kroge zunächst dahin zu, ob r» möglich sei« wird »rt au Zahl geringeren aber bester be soldeten Kräfte« dtefelb« Prodnction wie bisher zu erzielen. eingetroffenen Nachrichten melde«, daß der An griff auf Sau Pedro de Abanto wieder begonnen hat. Sollte derselbe sich unwirksam erweisen, so muß Bilbao unzwriselhast in die Häude der Earlisten fallen. Ale seit Anfang der Belage rung etnaelauseneu Meldungen lasten auuehmen, daß die Leben-mittel der Stadt bald erschöpft find. Wen« die Armee abermal» keinen Erfolg haben sollte, so werden die ohnehin schon ent- muthigten Truppe« nicht in der Lage feto, Bilbao entsetzen zu könne«. Allerding» sind Verstärkun gen emgetroffen, aber da» find auch die letzten HülfSquelleu, auf die Serrano rechnen kann, denn schon diese sind au» Srenzwächter«, Gen»- darmeu rc. zusammengebracht. Da» Land ist von Sicherheit-beamtet» entblößt und dem Räuber wesen »st freier Spielraum gewährt. Es dürste nicht ohne Interest« sein, die Folgen de» Falle» von Btlbao schon jetzt in» Auge zu fasten. Be reit» in allen früheren Kriegen haben sich die vewohner der Stadt durch große Neigung zum LoustttuttonaltSmu» ausgezeichnet, find stet» Geg ner de» Don Carlo» gewesen und haben manche außerordeutltch erregt und sie wünschen das Land zu verlasse«, um denselben zu entgehen. Sie verkaufen ihr Etgeuthum zu den niedrigsten Preisen und geben es sogar umsonst fort, wenn stch »icht Käufer finden. Die GAstlta>keit er- «uthigt die Auswanderung und fordert die jungen Leute auf, nicht zu hetrathen, damit sie desto leichter ihre Heimath Verlusten können. Die Pe tersburger Regierung widmet dieser Bewegung und ihren ernsten Folge« eine ganz besondere Aufmerksamkeit uud fürchtet, daß die volkSwirth- schaftltchev Grundlagen dieser Provinzen ernstlich in Frage gestellt werden könnten. Nach einer au» Cape-Loast-Castle Angegangenen Nachricht vom 19. vor. Mt», hat der König der Aschantt de« vom General Wolseley ent worfenen Frieden-Vertrag nnterzeichnet und seine Abgesandte« haben denselben ratifictrt. Roch eso rt uud Genossen hatte« ihre Abreise nach Europa auf den 11. April festgesetzt. Die o;,.->h.. in^s M-Mrem-Me im H-lel de prasse. wüsten. Die jetzige Prüfung ist jedoch die här teste, die der Stabt aufgelegt ist. In dem sieben jährigen Kriege von 1883 —1840 glaubte man, daß die Einnahme von Bilbao die Anerkennung der Earlisten als kriegführend« Macht seilen der auswärtigen Mächte herbeisühren würde. Luch jetzt werde« von hochstehenden Persönlich ketten gleiche Hoffnungen gehegt. Doch die Zeiten haben sich geändert »ud die Earlisten haben viel au Sympathle eingebüßt. Die Einnahme von Bilbao wird ihnen nur wenig nützen, da sie e» schwerlich werden halten können. Sie werden möglichst viel Geld au» der Stadt zu ziehen suchen, otelleichtdteal» liberal bekannten Leute «altraitiren uud plündern, die nicht zerstörten Geschütze mit stch führen uno die junge Mannschaft zum Dienste Pressen. Ihr größte» Resultat wird der mora lische Erfolg sein, der ihnen vielleicht neue Truppen zuführt. Aber e» gab auch im siebenjährigen Kriege Zeiten, wo Don Carlo» drei- oder vier mal me,r Truppen al» der jetzige Prätendent hatte, und trotzdem konnte er über den Ebro hinaus keine Fortschritte machen. Trotz aller Wirrnisse iu Spanien haben die Larltstea nur in den balktschea Provinzen Erfolge aufzuweisen, da die Spanier jede andere Regierung eine« Prtesterregiment vorziehe«, da» unzweifelhaft mit de« Larltsten feinen Einzug halten würde. — Ein Hauptgrund, daß die Earlisten überhaupt so stark t« Norden werden konnten, liegt in der Abneigung der höheren Elasten, vorzüglich der Osfictere gegen die Republik. Diese haben die Vertreibung Isabella's bedauert, waren unzu frieden mit der Erhebung eine» fremde« Prinzen aus den spanischen Thron nnd verabscheuen die Republik Castelar'S. Ein großer Thetl der Mo »erado-Partri, Anhänger der Königin Isabella, haben sich bei der Wahl zwischen Radikalismus uud CarltSmu» für den letzteren entschieden Dagegen haben sich viele ehemalige Anhänger rer Earlisten gegen diese erklärt, und so »euten alle Umstände daraus hin, daß die Möglichkeit eine» Compromtste» zwischen den Earlisten »ud ven Alphonfifteu nicht ausgeschlossen ist und eine Lösung herbeisühren könnt« Zuverlässigen Nachrichten zufolge steht dem nächst der Besuch de» Fürsten Milan von Serbien bei dem Sultan iu Konstantinopel bevor. Der junge Fürst hatte seit feiner Thron destetgung stet» gezögert, feinem Souzeratn per sönlich seine Ergebenheit zu bezeugen, die Be ilehungen zwischen der Türket und Serbien haben jedoch in letzter Zeit einen freundlichen Charakter angenommen. Unter den Fragen, welche haupt sächlich Grund zu eine« kühlen Verhältntß »en beiden Staaten gaben, »ahmen der Anschluß »er Eisenbahnen an da» türkische Netz und dir Besatzung von Zworntk dt« erste Stelle ein Dre erster« der beiden Fragen ist soeben zur großen Befriedigung der Serbter und auch zum Vortheile der internationalen HandelSbeziehnngen sowohl dieser beiden Länder, al» auch Oesterreich Ungarn» und Europa» überhaupt abgeschlossen worden. Durch die Zustimmung der Pforte zur Herstellung einer Eisenbahn in dem Thale von Morawa werde« die Häfen de» Archipelagu» und de» Schwarzen Meere» direct die Product« au» dem Centru« Europa» »»geführt erhalten und eia reger Verkehr wird sich nach den Läu der» hin Anstelle«, die vonaal» durch ihre isolirte Läge von Aue« solche» ausgeschlossen waren. Für die» Entgegenkommen will nun der Fürst per,öultch feinen Dank in Konstautiuopel abstatte». I« Monat Juni gedenkt derselbe dann auch «ach Verl tu zu eine« kurzen B« such« zu kommen, um dem Kaiser Wilhelm seinen Besuch zu machen Die Einführung der allgemeinen Dienst- psltcht in Rußland scheint besonders bei den musel mantschen Uutertbanen de» Lande» auf Widerstand zu stoßen. So wird au» der KA« berichtet, daß unter den dortigen tartarische« Bewohnern eine große Erregung herrscht und daß die Auswan derung derselben Bedenken erregeude Dimensionen anntmmt Die Ursache dieser Entvölkerung wird darin gesucht, daß die jungen Leute die allge meine Wehrpflicht fürchten uud daß sie vor allen Dingen davor zurückschrecken, in der russische« Armee, entgegen den strengen Vorschriften ihrer Religion, Schweinefleisch essen zu müsse». Ihre Der den künstlerischen Pußtensöhuen voran,«- gaugeue Ruf hat nicht getrogen: unser musik- liebende» Publicum hat ein ganz vortreffliche» ungarische» LolkSorchester vor stch, wel che» die Meisterwerke deutscher, italienischer und französischer Tonsetzer mit größter Bravour aus wendig spielt, vor Allem aber die Nattoualweise« der Magyaren, jene klagenden, schwärmerischen Volksmelodien von unendlichem Zauber und be- aetsterudeu vaterlaud»lte»«r, jene Czarda» «ud stolzen Kriegermärsche 4 I» Ragoczy mit hin- reißendem Feuer uud intensivster Leidenschaft in jedem Tact ergreifend uud mächtig erklingen läßt. E» ist etwa» ganz Besondere», anziehend Origi nelle», wa» hier von den tiefgebräuuten Magyaren in ihrer nationalen Gala geboten wird, deren Orchester vorzugsweise au» Streich - Instrumen ten, Clarivetteu und dem Nattonalmstrument, der ungarischen Lymbal („OAmdalom" genannt) besteht. An der Spitze steht Aue überaus recken hafte Männergestalt, der al» Coucertmetster mit der Teige da» Ganze leitet, der Veteran Rätz PLl. die Brust »tt einer ganzen Reihe von FeldzugSwedaillen au» seiner österreichische« viel- jährigen Dienstzeit geschmückt, ihm zur Seit« ein jüngerer Sohn, der ebenfalls Getgenvtrtuo» ist. I« Orchester bemerkte Referent noch Aue» alten wacker« Bekannten, den trefflichen Seiger SLr- köszy, welcher vor einem Dutzend Jahren Leipzig mit einer ähnlichen Künstlergesellschaft auf der Heimreife besuchte uud z. B vor dem Profeffo- reuvereine „aus dem Kuhthurme" ein Louctrt gab. — Der Eymbalvtrtuo» ist al» einer der besten Vertreter diese» Instrumente» in seiner Heimath bekannt. Da» Instrument ist sehr charakteristisch für die ungarische Musik: e» hat einen entfernt «audo- lineaähnlicheu Ton und läßt ganz vergesse«, daß mau in ihm «ine vervollkommnet« Art de» ur alten deutschen Hackebret» vor sich hat. Ebenso gewählt ist da» Künstlerpaar, da» die Llariuetten- Partien hat. Der Schalmeivirtuo» Herr Nagy ist Meister auf seinem Instrument und bestätigen seine Solovorträge da» Renommee, da» er sich vor Jahren in London erworben und immer mehr verdient hat. Eine Ausführung de» Orchester» vor einge- grladene» Hörern, meist der hiesigen Presse an gehörend, ließ den Referenten der Ueberzeuguag werden, daß da» Leipziger Kuustpubltcum an dieser ganz eigenthümlichen Natiooalmufik ebenso sein avsouderltche» Genügen finden und Freude haben werde, wie später da» Londoner Publicum, sür welche» diese Saison hindurch Mr. Mitchell engagtrt worden ist. vr. Dt« zuletzt von de« spanischen Kriegsschauplätze I Phantasie ist vor diesen angeblichen Gefahre« Aus Str-t nu- Land. * LAzyig, 12. April. Schon vor einigen Tagen waren uu» über Ave dunkle That, welche wenige Stunden von hier neuerding» ver- übt worden fei» follte, mündliche Mitthetlunge« gemacht worden, deren Einzelheiten aber so grauenhaft auSgemalt waren, daß von einer ver- öffeutlichung derselben ohne genügende Informa- ttou abgesehen werden mußte. Jetzt bringt da» Dresdner Journal folgende Correspondevz: In Zeh men bet Rötha macht An allerdings ganz desondere» Ereigniß wieder von sich reden. Am 8. v. M. ist nämlich aus dem daflgeu Rittergute die 23 Jahre alte Wtrthschastert», wie e» hieß, plötzlich erkrankt, au Krämpfeu gestorben und am 10. März beerdigt worden. Im Pu blicum war vielfach die Meinung verbreitet, daß di« verstorbene Abtreibung-Versuchen er legen sei. Aus Anordnung der köuigl. Staat»- anwaltschast zu Borna ist nun am 8. Oct. der Leichnam der Wtrthschasterin wieder au» ge graben worden, und e» hat sich An zur Hälfte zur Welt gekommene» Kind vorgrfuvde». So wenigsten» wird au» einer Quelle versichert, die wir für zuverlässig halten dürfen. Man war im Orte der Ansicht, daß die verstorbene nur Starrkrampf gehabt habe; glaubwürdige Per sonen versichern indessen, daß sie im Sarae nach der Ausgrabung in derselben Lage sich befunden, wie vor der veerdiguna. Die Untersuchung wird wohl da» Nähere ergeben. — Am Freitag Nachmittag in der fünfte» Stund« fuhr Au Mühlknecht au der Promenade mit seinem Geschirr so unvorsichtig gegen den