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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187403274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-27
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1874
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»WWWMM Erste Btilagt M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. M M. Freitag den 27. März. 1874. Sagergrschkchtliche ArberM DerSeburt-tag de-Kaiser» Wilhelm giebt der „Time-" iu ihrem letzten Leitartikel Anlaß zu einer an-sührltchen Betrachtung der Leben»- schicksale und Verdienste des deutschen Kaisers. „De» Kaiser« Unterthaueu," so schreibt da- City, blatt, „können mit Befriedigung daranf blicken, daß kein Fürst Europas jemals ihren Souverain an Würde und Majestät übertroffen hat ... . Er mag nicht die Zukunst mit der prophetischen Gabe eine- Gtaat-manne- geahnt haben, er mag nicht fähig gewesen fein, gleiche Pläne auSru- arbeiten wie Fürst Bt-marck, aber er hat nicht als Letzter Hand an da- Werk gelegt, rn- dem er die Richtung seiner eigenen Absichten angab und sich mit dem Manne verband und unterstützte, der de« Muth und die Mittel zu solche« Unternehmen hatte." Bon Madrid bi- zu« Bo«p»ru- giebt e-, nach Ansicht deS eng. lisch«« Blatte», kerne politische Partei, deren Programm nicht durch die Ereignisse tu Deutsch, land eine Blenderung erfahren hat, weil Deutsch, lau» Frankreich« Waffen, Politik und Ueber» gewicht, da- so lange Jahre bestanden hatte, niederwars. Da» Alle» fei unter der Leitung eine» Manne- geschehen und man müsse zu- aebe«, daß Der, welcher Solche» gethan hat, sein Leben-Werk vollendet Hab«. Iu den in letzter Zeit neu hervorgetretene« Momenten fühlt die „Lime-" de» Einfluß jüngerer Kräfte und glaubt auuehmen zu können, daß bet derselben der Kai- ser Wilhelm dem Manne nachgegeben habe, dessen Loyalität er sicher war und drsseu weise- llrtheil sich durch die Erfolge bewährt hatte. Der große Letter der jetzigen Politik Deutschland- sei Fürst Vt-marck, über dessen Gesundheitszustand die täglichen ärztlichen Bulletin» von der ganzen Nation mit einer Leugstlichkett erwartet werden, al« wäre da» eigene Leben in Gefahr. Die deutsch« Politik der kommenden Jahre fei nicht an die Person de« Kaiser- Wilhelm geknüpft. In ei» er Sache aber werde der gegenwärtige Herr- scher immer seine eigene Stimme haben: die Arme« steh« unter seinem speciellen Schutz, und wenn ihre Effektivstärke bedroht werde, so er» greise er da- Wort. Der gegenwärtige Streit sei allerdings im vergleich zu dem Kampfe, den er al» König geführt habe, unbedeutend, aber schon der Anschein einer KnsiS reiche hin, daß der alt« Kaffer sich in» Mittel lege. ES stehe zu hoffen, daß seine Anrede an die Generale für Diejenigen einen Wink enthalte, welche da- Mi« litatrgesetz scheitern lasten wollen. Da» Handschreiben, welche- Kaiser Wilhelm an den König Victor Emanuel bei Gelegen, heit de- 25 jährigen Regierungsjubiläum» dessel ben gerichtet hat, ist in den freundschaftlichsten Ausdrücken abaefaßt. Nachdem der Kaiser seinen Verbündeten beglückwünscht hat, schreibt er: „Gott hat Eure Majestät dahin geführt, den vollständigen Triumph der Freiheit und Unab hängigkeit Italiens zu sehen. ES ist mein aus. richtiger Wunsch, daß der Allmächtige Eure Majestät und da- italienische Volk stet» in seinen Sckutz nehmen möge." — Der Kronprinz ve- Deutschen Reiche- hat dem Könige in einem besonder« Schreiben seine Glückwünsche abgestrttet. Die der Reich»regier arg nahe stehenden par» lamenlarffchen Kreise erwarten von der demnächst beginnenden Parlamentspause, daß sie zur Klärnzrg der Lage wesentlich beitrage« «erde, weil genügend Zeit zur Verständigung über die wichtigsten Kragen de- Moment- gegeben sei. Erfahrung-mäßig, so argumentiren ältere parla« meutarffche Mitglieder, werden Towpromiste in de« Maße erschwert, al- eine Parlament», srsfion kürzere oder längere Zeit gewährt hat. Mit der längeren Dauer der Session hat sich ein« Politik de-Parlament« herauSaebtldet, die der Polttü der Regierung vollbewußt nicht sich zur Sette fiütt, sondern gewöhnlich ihr gegenüber steht. Die Beziehungen mildern sich und die Ge« gensätze laste» nach, sobald di« Verhandlungen zeitweilig unterbrochen werden. Die Abgeordne. te« kehre» in ihre Heduath zurück, wo sie mit ihre« Wahlkreise» t» unmittelbar« Berührung trete», und diese trägt nicht fetten dazu bei, etwa zu einseitige Ideen in heilsamster Weis« zu eor- ttairen. Die Milttairvorlage iu-besonder« befand sich zu laug« tu einer Commission, die streng ab» geschloffen berieth und deren Mitglieder nicht einmal ununterbroche» Weisungen von ihren Fractioven erhielten. WM die wichtigsten Para- graphen de« Gesetze-, die ersten vier, nicht sowohl milii airffch« technisch, al- fast au«schließltch staat»- rechtlich-politisch ausgesatzt werden mußten, so empfahl sich zu ihrer Erledigung ausschließlich die Beratung im Plenum: die Ereignisse haben hierin nachträglich dem Nbg. Eugen Richter Recht gegeben, der die ersten drei Paragraphen den Erwägungen der Commission entzogen wissen wollte. Nach Ostern wird der Reichstag an die Lösung der wichtigen Ausgabe mit voller Kraft und ganz gewiß unbefangener herantreten, al» er r» jetzt vermöchte, wenn er Zua um Zug zu de« Vorschlägen der Commission 3a oder Rein sagen sollte. Auch die Regierungen gewinnen bi» zum Wiederbeginn der Sesfio« Zeit, dem Par. lamrnt ihre «tntmalziffer anzugeben, denn vor. liiwpß ist nur die Maximalziffer bekannt, und diese ermäßige» zu wolle», hat der Krieg-minister underhohle« erklärt. Die Militatrverwaltuug steigt herunter und der Reichstag geht von >60.000 auswärt-; in der Mitte liegt da- Amendement schwören habe. Der Bischof von Paderborn j fand die Bedingung ganz angemessen, und e» j erschien daun unterm 2l. März 186t eine ver. ordnung der Regierung (e- wurde also nicht etwa ein Vertrag abgeschlossen), deren § 3 diese Bedingung enthält. Da nun seit dem bekannten AccesstonS - vertrage die Fürstenthümer Waldeck Bethusy-Huc, da» eine Zukunft hat: ES wird sehr wahrscheinlich die Basis für den §. 1 de- ReichSmilitairgesetzeS werden. Der Reichstag hat, sobald Fürst Hohenlohe» Schtlling-fürst nach Pari- überfiedelt, einen neuen ersten viceprästdenten zu wählen, eS ist L»A?«U^U "«d Pyrmont von Preußen regte'rtwerde«7 so b?« tritt der etgenthümliche Fall ein, daß der Bischof 8 Ma? da» A'rlaE Conrad Martin von Paderborn der preußischen ^ S-denkt da» Parlament mit allen femen Gierung da- in »aldeck-Pyrmont ganz ohne Bedenken gewährt, wa» er ihr im eigenen Lande (Preußen) verweigert. Da» österreichische Abgeordnetenhaus hat e» sich viel Schweiß und Mühe kosten lasten, um nach sechsstündiger Sitzung den Jefuiti-mu- in da- Ordinartum der österreichischen Monarchie eirnustellen. Denn so und uicht ander- ist der Beschluß vom Dten-tag zu verstehen, durch welchen die lediglich in den Hände« der Jesuiten befindliche katholisch - theologische Facultät zu Innsbruck, allerdings aus nachdrückliche» Ein- treten der Minister von Stremavr und Ungar, gegenüber allen auf Auflösung, Reorganisation oder Einstellung in da- Extraordinartum gerich teten Anträgen, deuuoch in da- Ordinartum de« Etat» ausgenommen worden ist. Al» eine deutsche BildungSanflalt im Sinne der preußischen Mai gesetze ist die theologisch. katholische Facultät in Innsbruck bekanntlich nicht zu betrachten, die dort gewährte Bildung begründet nicht die Anstellung-fähigkett innerhalb der preußische« Monarchie. Mit der Zustimmung, welche da» Abgeordnetenhaus den für Oesterreich so ver heißungsvollen confessionellen Gesetzentwürfen soeben erlhellt hat, mag für unsere Auffassung jener Beschluß etwa» schwer vereinbar erscheinen. Maßgebend dürsten für die Majorität wohl mehr Rücksichten aus Wiener Lerhältniffe (Kaiser und Hof) al» aus die Innsbrucker Facultät oder den Tiroler Landtag gewesen sein. Geschäften fertig zu sein. Die „Spen. Ztg." sagt: Die Rolle, welche ein Theil der Fortschrittspartei in dem Reichstag übernimmt, begreifen wir je länger je weniger, verflossenen Sonnabend fand man sie mit den Klerikalen vereinigt, um eine an und für sich nicht bedeutende Geldforderung für ein Botschaft-Hotel zu Fall zu bringen, obgleich der klerikale Widerspruch offenbar nur zum Zwecke geschah, der Regierung Etwa- am Zeuge zu flicken; iu der elsaß-lothringischen Angelegenheit geht sie Hand iu Hand mit den Elsässern ü. I» Gerber und den Klerikalen in der merkwürdigen Zuversicht, sie werde bei solchem Zusammen- gehen nicht ver^upirte Theil sein; die Fort- schrrttSpartei glaubt vielleicht damit der liberalen Sache zu dienen; wir möchten bitten, immer wieder von Neuem die Sache im Ganzen und Großen betrachten zu wollen Die Fortschritt«. Partei zweifelt gewiß so wenig wie wir daran: Alle», wonach das Herz einer Regierung gelüsten könnte, wäre von den Klerikalen zu haben, wenn s man nur in dem einen Puvct der Souveraivelät' der Kirche nachgeben wollte. Soldaten, so viel man begehrte. Geld zu Bauten und allen denkbaren Din gen, freisinnige oder einschränkende Gesetze, je nach Wahl, ülle» bieten die Klerikalen an, ihre Hand ist fortwährend dargeboten, e» gilt nur einzuschlagen. Und wenn da- Centrum die Regierung in die Minderheit sitzen kann, so denkt e» mit Recht, seine Waare damit im Preise zu steigern. Auf der anderen Seite haben wir eine Regierung, welche da» Reich gegründet hat, die das Programm der liberalen Partei — Bruch mit dem JesuitiSmu» — zu dem ihrigen gemacht hat, deren Schwierig keiten einzig und allein au» der Durchführung diese» Programm- entstehen; und diese Regierung ist jeden Augenblick in der Lage, sich in die Min- derheit gesetzt zu sehen durch den Theil der libe ralen Partei, welcher deren Grundsätze am schärfsten zu vertreten behauptet. Man täusche sich auf jener Sette nicht, jede Schwächung der Regierung im Augenblick ist eine Schwächung der liberalen Partei — einWechseliu der Regierungbedeutete da»Aufgeben der antiklerikaleuPolttik. Der Augenschein hat aufs Neue bewiesen, daß die Fortschrittspartei unberechenbar ist, daß sie augenblicklichen Impulsen ohne Rück- sicht auf die größten Interessen de- Reiche» folgt, daß keine Politik nachhaltig mit Sicherheit auf ie rechnen kann, daß, wenn Deutschland in dem zroßen Eulturkampfe unterliegen sollte, den eS ührt, eine Hauptschuld auf ein Verhalten ällt, welche» unsere gemeinschaftlichen Feinde be- jubeln und mit ihrem Bravo begleiten, besten Würdigung aber der Nation überlasten bleiben mag. Mit einer Mehrheit von 45 Stimmen wurde der Terber'sche Antrag abgelehnt; die Deplacirnng von 23 Stimmen würde die Re- Reiche- mit diesem Reichstag un- Zeichen -er Zeit vor un« liegt „aus der k. k. Hof- und StaatSdruckeret" iu Wie« „Rede de» Reich», rath».Abgeordneten Herr» Prof. E. Sueß (be ll. Bezirke«, Wien, Leopoldstadt), gehalten in der Generaldebatte über den Gesetzentwurf zur Regelung der äußeren Rechtsverhältnisse der katholischen Kirche in der Sitzung de» Abgeord netenhauses am 6. März 1874." Diese außer- ordentlich schwerwiegende Rede wird in Masten durch ganz Oesterreich vertrieben, in Böhmen namentlich durch den unermüdlich für Aufklärung und Fortbildung wirkenden Deutschen Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kennt- nisse in Prag, ist aber auch für un» Deutsche im Reich« von höchstem Interesse, ja würde von den Katholiken im Reiche mit gutem Nutzen, wenn nur offenen Sinne», gelesen werden, von durchschlagender Wirkung ist e- gewesen, wie der Redner, um auf die Fortschritte hiuzuweffen, welche nicht sowohl die katholischen, al- vielmehr die papistischen Ideen in Oesterreich in letzter Zeit gemacht haben, daran erinnert, welcher maßen drei gut-katholische, fromme österreichisch« Herrscher Ferdinand I„ Joseph I. und zu Anfang de» Jahrhundert» Kaiser Franz päpstlichen Begehren und Anmaßungen gierung de» vcetkpeo mir meiem vrenporag un- ^ rntaeaenaetreten sind und damit praktisch illustrirten. °»»Uch --ch-?. Dich Ih-ch-ch- i, d» ^ A svnliche» Eigenschaften de« Papste«, Joseph I. über den van», uud Kaiser Franz Über dt« terri» toriale Macht de- Papste» dachten. Die Red« ist vom Anfang bi» zum Ende höchst beherzigen». Werth; ein erfreuliche« Zeichen der Zeit aber ist e» zu nennen, daß sie zur Massenverbreitung au« der Wiener k k. Hof- und StaatSdruckerei her vorging. - fichttgung wohl Werth, möchte die Fortschritts partei enÄtch zur Vernunft kommen und ihre« dilettantischen, ungesunde» Gebühren entsagen! Im neuesten Hefte der „Preußische« Jahrbücher" schließt Heinrich von Treitschke einen Aufsatz: „Da- Reich-militairgesetz" mit folgenden Sätzen: versteht die Regierung mit einigem Geschick da« Volk vor die einfache Frage zu stellen: „für oder Wider da- deutsche Heer?", so werden, nach aller Wahrscheinlichkeit, die con- servativen Kräfte de- Reich» in ungeahnter Stärke erwachen. Doch wir überlasten den Or gane« der Reactiou, diese trostlosen Bilder sich behaglich auSzumalen. Roch besteht kein Grund, an dem Patriotismus und der Klugheit der Mehrheit de- Reichstag» irgend zu zweifeln. Line Partei, Ne nach so langen ehrenvollen Kämpfen endlich dahin gelangt ist, die Geschicke eine» großen Reiche- zu bestimmen, kann doch heute, da sie regiert, uicht zur Sklavin un haltbarer Doetrinenwerden. Dieschwerste Machtsrage de- deuischeu Staat-recht- ver langt gebieterisch eine abschließende Entscheidung. Wenn der Ostermonat zu Lude geht — da- ist unsere Hoffnung — wird da» deutsche Heer end- ltch sein, wa» e» sein soll: eine dauernde, ge- srtzlich gesicherte Institution de» Reich»." In Bad Pyrmont besteht seit einer Reihe von Jahren eine kleine katholische Capelle, tu der früher et« Laplau von Lüzde Gottesdienst hielt. Im Jahre 1860 sprach der Bffchof von Paderborn den Wunsch au», daß die im Kürstenthum Pyrmont wohneuden Katholiken zu einer Gemeinde vereinigt und e» ihm gestattet werde, für dieselbe einen Geistliche« zu berufen. Die damalige fürstlich waldccksche Regierung war bereit, den Wunsch de» Bischof» zu erfüllen, jedoch nur unter der Bedingung, daß ihr der Bischof den nach Pyrmont Dlrercyverger unv er zog sich ganz gi zu entsendenden Geistlichen jede-mal vorher an. Affaire, obgleich er sich in die feinere Komik, in zuzeigen und ihren etwaigen Einspruch gegen »ie s welcher die heitern Lichter mit Rühreffecten ab- bezeichnet« Person zu berücksichtigen, der Geistlich« ! wechseln, noch mehr hineinleben muß. Fräul. 'auch die Verfassung».Urkunde zu be» Haa« al-„Auguste" war viel zu matt und Altes Theater. LeipftS, 26 März. C. A. Sörner'« Lust spiel: „Ein geadelter Kansman»" wurde gestern zum Benefize de« Herr» Re-müller gegeben, welcher in dem bekannten Stück, einem »er beliebteste« uud abgespielteste» Reservestücke unsere- Repertoire», die Rolle de- Haeuselmeter durchführt«. Herr Ne-mMer Hatto nicht jene» trockenen und kaustischen Humor, mit welchem Herr von Leman seiner Zeit diese Rolle au-zu statte» pflegte; ab« er Melte den Haenselmeier mit einer »ohlthuende» Gemüth-wärme und t» der Hauptscene de- vierten Acte», tn welcher er dem reichen Schwager in« Hau- und auf den Leib rückt, mit einer Energie, welche de» leb haftesten Beifall- gewiß war. Der Humor de» Herrn Re-müller ist kein Louplethumor, er schöpft mehr au- dem vollen; er sucht Charaktere dar- zustelle«, bet denen ein tüchtiger Gemüth-s ud- de« Boden bildet, aus welchem die bunte Flora de» Humor-, der Laune, der mannichsachsten Varia tionen de- Komischen aufblüht. In solchen Rollen, nicht in verseblten Posten, wünschten wir Herr« Ne-müller auf dem Neuen Theater zu sehen. Die Besetzung ve- Stücke« war theilweffe eine neu«. Herrn Schlick sahen w.r da- erste Mal in einer über da- eigentliche Domestikengenre hivau-gehenden Charakterrolle al« Factotum Streichberger und er zog sich ganz gut au» der sarblo» und ersetzte ihre Vorgängerin bei Weitem nicht. Da» ist eine Rolle, welche einen derberen Karbenauftrag verträgt, ja verlangt. Mari anne Kampf entwickelte al- „Lehrling Fritz" kecken Soubrettenhumor. Fräul. Gott schall (Meta), Frl. Soldau (Jettchen), Frl. Ernest (Marie) gaben ihre Rollen al- weibliche Dutzend, waare; r« ist allerdings uicht viel au- ihnen zu machen; Frl. Zipfer dagegen spielte mit mun terer Frische. Den verschuldeten und speculiren- den Diplomaten Teheimrath von Bilsenhalm gab Herr Klein mit feiner Charakteristik, wäh rend dessen Sohn OScar von Herr» Otto wohl »och mit mehr aristokratischer Tournür« darge- stellt werden konnte. Im ersten Act sand sich da- Han-personal bei der Gratulation erst sehr allmältg uud verspätet zusammen. Bet einem so oft gespielten Stück sollte» derartige Verstöße nicht Vorkommen. Rudolf Gottschall. Die «eue massive Spießbrücke. t». Lehmig, 25. März. Die Pleiße amSchleu - ßtger Weg ist vierfach überbrückt, eine Privat- brücke ungerechnet. Die Mahlmavustraße führt auf die „Brandbrücke", die Lützowstraße auf die gleichnamige Brücke, die Braustraße aus die „Braubrücke", der Floßplatz endlich stößt südlich auf die hölzerne ,. SPießbrücke". Neben dieser wird jetzt äne steinerne Brücke gebaut iu gerader Fortsetzung der Floßplatzhäuserfront. Die dortige Gegend gewinnt dadurch ein stattlichere» Ansehen. Die Pleiße, deren Rücken nicht mehr mit Floß- Holz belastet und verbarricadirt ist, die nicht mehr an dieser Stelle durch Flöße gestaut wird, fließt „geruhig" einher, strömt zwischen säubern ziemlich hohen Üfermauern von Südwrsten her biS hart an die Brücke und «acht dort eine kühne vogeu- wenduug nach Nordwest, um tn fast gerader Rich tung ^en Norden an Schimmel'» Teich vorüber Die Brücke wird sich, sobald sie fertig ist, sehr hübsch präfenttren, wenn man vom Schleußiger Wege daher kommt. Da» Flußbett ist an dieser Stelle etwa« eingeengt, starke Landpseiler tragen die Brücke, die den Fluß in der Horizontale überschreitet. Auf der Nordfeite ist die Ufer mauer, die an dieser Stelle einen concaven Bogen beschreibt, durch Aussetzung einer Umfassung», mauer erhöht, tn der sich schießschartenartlge Oeffnungen befinden, schier al» ob man einen befestigten Brückenkopf, dazu bestimmt, dem Feinde den Uebergang zu wehren, vor sich hätte. Der Floßplatz hat schon längst durch Zusüllung de- „FloßgrabenS" bedeutend gewonnen, welcher letztere gerade an der Stelle der neuen massiven Spießbrücke, oder wie man sie nennen wird, au- der Pleiße abgeleitet wurde. Der alte vrandweg führte gerade aus die» Südende de» Floßgraben« zu. Eine alte Holzbrücke befand sich an der Stelle, um den Uebergang zu ermöglichen. Da keine Uferbarrieren dabei angebracht waren, so konnten nächtliche Wanderer, die gerad oder un» gerad au» dem WirthShau» her kamen, leicht den Weg verfehlend ein kalte» Flußbad finden. Ja wenn wir un« recht erinnern, kam an jener Stelle vor einigen Jahren ein Leipziger auf diese Weise um- Lebe«. Verschiedenes — Ei» Ehevertrag zwischen Königs- kindern. Englische Blätter veröffentlichen den zwischen der Königin von England und dem Kaiser von Rußland für die Heirath de» Her zog- von Edtnburg und der Großfürstin Marie Alexandrowna von Rußland »bge- schlösse«« Vertrag. Durch Art. 4 diese- ver. trage- weist der Kaffer von Rußland feiner Tochter die durch die Grundgesetze de- Kaiser reich» für kaiserliche Prinzessinnen festgesetzte Mitgift von einer Million Rubel zu. Da» Geld soll m Rußland bleiben und nur die Zinsen des selben (5 Proc.) sollen der Herzogin in halb jährlichen Raten zum alleinigen Nießbrauch au-gezahlt werden Durch Art. L gewährt der Kaffer Ihrer kaiserlichen Hoheit „als ein Merk- mal seiner besonderen Zuneigung, da» aber uicht al- ein Präcedeuzfall für die Zukunft angesehen werde« soll", ein Jahreseinkommen von 75,000 Rubel Al» ein Resultat derselben Gesinnungen weist der Kaffer seiner Tochter eine besondere Mitgift von einer Million Rubel zu, von der sie tudeß eteusall- nur die Zinse« für ihren au», schließlich«« Nießbrauch beziehen soll. Die Her zogin bleibt indeß i« Besitz ihre- Privatver» mögen». Diese» Capital, da- sich mit Ziuse«- zillseu c-ns 600.000 Rubel beläuft, soll zu ihrer gänzlichen Verfügung gestellt werden. Im Falle die Herzogin den Herzog überlebt, verpflichtet sich di« Königin, der ersteren eine lebenslängliche Juhre-pension von 60»0 Pfd. St. zu bewilligen. Sollte der Herzog die Herzogin Überleben, so willigt der Kaiser ein, dem Herzog vom Capital der Mitgift 230,000 Rubel zu überweisen. (Dem Herzog lällt bekanntlich später auch noch da« schöne Einkommen der Civillisten von Coburg und Gotha sowie der Nießbrauch de- sehr an ständigen Familien-Fidekcommisse» de» fürstliche» Hause» von Coburg-Gotha zu.) Ein weiterer Artikel de» vertrage« bestimmt, daß, fall« die Ehe de- herzoglichen Paare- mit Kindern ge segnet ist. dieselben im protestantischen Glauben erzogen werden sollen.
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