434 Einfluss des Erdbaues auf das Leben der Menschen. die Abwesenheit des Granits oder Syenits in jenen Denkmälern beweist, obgleich die grössere Dauer der letzteren Gesteine den Aegyptern wohl bekannt war und sie sie für kleine Mo numente darum wählten. Sie glaubten diesen Fehler durch eine künstliche Bedeckung zu heben und haben sich doch theilweise verrechnet“. Sehr ausführlich hat Hausmann den Einfluss der Be schaffenheit der Gesteine auf die Architektur in den Schriften der Königlichen Societät zu Göttingen behandelt. Es versteht sich aber von selbst, dass durch die Vervollkommnung der Transportmittel dieser Einfluss mehr und mehr von seinem localen Charakter verloren hat. Bei so vielseitiger Einwirkung des äusseren und inneren Bodenbaues auf das Leben der Menschen, ist es bedauerlich, dass die Forscher welche das Studium seiner Entwickelung sich zur Aufgabe gemacht haben, bisher noch so wenig Notiz nahmen und nehmen konnten von dem Einfluss des geolo gischen Baues der Länder auf die Geschichte der Völker. Welche wichtige Rolle spielen Eisen und Kohlen in der Ge schichte Englands, edle Metalle in der Amerikas und Russlands, grosse Mannigfaltigkeit des inneren Baues in der Deutschlands. Freilich viele dieser geologischen Einwirkungen sind ganz ausserordentlich langsamer, und dadurch schwer nachweisbarer Natur. Sie werden oft jahrhundertelang Uberwogen und zu- rückgehalten durch die bereits erblich gewordenen Eigentüm lichkeiten der aus anderen Wohnsitzen eingewanderten Völker stämme, ganz ohne Wirkung kann aber ihr unermüdlicher Einfluss auf die' Dauer nicht bleiben. Ein solches Beispiel langen Verharrens in einmal erblich gewordener geistiger In dolenz zeigt uns der Stamm der Osmanen, die trotz ihrer Be sitznahme an den reichgegliederten Küsten des Marmara- und des Aegäisehen Meeres, noch immer die alte Scheu vor der Civilisation, der Arbeit, bewahrt haben. Diese Ausnahme kann aber nicht die Regel umstossen, um so weniger, da 400 Jahre unter solchen Umständen wie sie hier vorliegen, in der Ent wickelung des Völkerlebens doch nur eine kurze Spanne Zeit