Bodenwirkungen. 431 betrachten. In der Natur des Landes ist aber, neben Lage und Klima, der Bau des Bodens eine wesentliche Ursache der Ungleichheit. Jede Schwierigkeit welche der Bodenbau dem Leben dar bietet, regt an zu ihrer Besiegung, jeder Vortheil zu seiner Ausnutzung, — das Alles übt und stärkt den Geist. Je mannig faltiger diese Hemmnisse und andererseits die nutzbaren Boden quellen sind, um so mannigfaltiger ist die geistige Anregung. Sie sind aber vorzugsweise mannigfaltig in den geologisch complicirt gebauten Gegenden. Einförmige Ebenen bieten wenig Stoff für geistige Anregung, und wirklich finden wir unter übrigens gleichen Umständen durchschnittlich eine höhere gei stige Entwickelung in den geologisch mannigfaltigen als in geologisch einförmigen Gegenden. Dieser Satz liesse sich leicht durch zahlreiche Beispiele bestätigen. Sehr hohe Gebirge schlagen dagegen wieder leicht in ein Extrem um, und nähern sich in ihren Wirkungen den Ebenen oder den sterilen Küstenländern. Das ist selbst rücksichtlich der Flora und Fauna in gewissem Grade der Fall, aber mehr noch rücksichtlich gewisser socialer Zustände der menschlichen Bewohner. Es war mir eine grosse Freude, zu finden, dass Riehl, obwohl er sich nur durch die social-politischen Zu stände leiten lässt, dennoch fast gleichzeitig mit mir zu einer ähnlichen Dreitheilung Deutschlands gelangte, wie ich durch die geologischen. Vielleicht am geringsten ist der Einfluss des Bodenbaues auf die Entwickelung der Sprachen, wenn man davon als unwesentlich: Ausdrücke für besondere Bodenformen, oder technische Bezeichnungen, wie die der Bergleute, ausnimmt. In Wilhelm von Humboldt’s berühmtem Werk Uber die Kawisprache finde ich nur eine Stelle, welche sich in ge wissem Grade auf ein solches Verhältniss bezieht, indem er S. 50 sagt: „Der Dialekt entspringt aus der Verschiedenheit des Wohnorts oder der Abstammung“. Auf die gemüthliche Entwickelung wirken mehr noch die äusseren Formen der Länder als unmittelbar ihr innerer