430 Einfluss des Erdbaues auf das Leben der Menschen. wie geistigen Entwickelung zuschreiben, als der physischen Ungleichheit der Länder. Kein Unbefangener wird verkennen, dass die Natur jedes Landes, sei es nun die äussere oder die innere, einen bestim menden Einfluss auf den Nationalcharakter der Menschen habe, die es bewohnen. Nur über die Grösse dieses Einflusses können die Ansichten verschieden sein. Ich meines Theils halte dafür, dass der Boden — d. h. seine äussere und innere Natur — in Verbindung mit der Lage des Landes die wichtigste Grundursache aller nationalen Verschiedenheiten bildet. Abstammung, — die immer wieder auf einen gewissen Boden zurückführt — Nach barschaft und ähnliche historische Elemente sind in meinen Augen nur Nebenursachen, die unter Umständen temporär vor herrschend sein können, in sehr langer Zeit aber mehr und mehr dem constanten Einfluss der Natur des Landes unterliegen. Dieselbe Ansicht hat im Grunde schon Karl Ritter, wenn auch nicht mit solcher Bestimmtheit, wiederholt ausgesprochen. Es ist ganz der Gesammtnatur und selbst dem geologischen Bau dieser Erdtheile entsprechend, dass die Bewohner Europas höher entwickelt sind als die Asiens, und diese höher als die Afrikas. Auf ähnliche Ursachen weisen im Grunde alle na tionalen Verschiedenheiten hin, nur dass sie nicht überall so deutlich hervortreten, weil die Völker theils ihre Wohnplätze gewechselt haben, theils in vielfachen ausgleichenden Verkehr mit einander getreten sind. Wir finden mit gewissen Modi- ficationen noch jetzt räumlich neben einander, was bei den entwickeltsten Völkerstämmen historisch hinter einander liegt. Die Ungunst des Landes und seiner Lage hat den Neuhollän der in der ersten Kindheit der Entwickelung zurückgehalten, während innerer Bau und Lage desselben den Europäer die höchste Stufe der Civilisation erklimmen liess. Der Neusee länder, auf weit günstigerem Boden, war trotz seiner noch isolirteren Lage ungleich weiter vorgeschritten als der Neu holländer. Wenn aber auch Specielles sich in diesem Falle nicht nachweisen lässt, so müssen wir doch jedenfalls die Natur des Landes als eine Hauptursache nationaler Verschiedenheit