Bodenwirkungen. 415 Raum, Mangel an Wasser, zu grosse Höhe, gänzlicher Mangel an Baumaterial, grosse Unfruchtbarkeit, Schwierigkeit des Ver kehrs. Aber es können, wie gesagt, diese positiv ungünstigen Zustände theilweise durch Kunst besiegt werden; sie bieten darum meist keine absoluten Hindernisse dar. Wenn wir bedenken, dass alle Ansiedelungen das natür liche Bestreben möglichst gleichförmiger Vertheilung über die gegebene Oberfläche haben, so werden wir bei genauer Unter suchung finden, dass fast jede Abweichung von diesem ersten ' und natürlichsten Grundgesetz durch die Vertheilung solcher Bedingungen veranlasst ist, denn nur ganz ausnahmsweise haben auch besondere Laune, sociale, religiöse oder politische Zufälligkeiten dauernde Ansiedelungen ins Leben gerufen, ohne irgend eine natürliche Bedingung zu berücksichtigen. J. G. Kohl hat in seinem, zu wenig beachteten Werke: „Ueber den Verkehr“ die Gesetze der Ansiedelung wie der Bewegung so gründlich untersucht, dass über ihre Beziehung zu den äusseren Formen des Erdkörpers kaum noch Etwas zu sagen übrig bleibt. Aber seine Arbeit bezieht sich lediglich auf die Oberflächenformen, nicht auf den inneren Bau, während doch dieser nicht nur jene bedingt, sondern auch unmittelbar als anziehend oder abstossend wirkende Ursache eingreift. In seiner neuesten Schrift: „Die Hauptstädte Europas“ hat aber Kohl auch den geologischen Bau möglichst berücksichtigt. In meinem Buche habe ich ferner nachgewiesen, dass auch die Form der Wohnorte — ob geschlossen, langgedehnt oder zerstreut — und die Bauart der Häuser einigermaassen ab hängig sind vom geologischen Bau. Ludwig Pfau sagt in letzterer Beziehung: „Die Bau entwickelung in der Verschiedenheit ihrer Bildungen beruht natürlich auf der Verschiedenheit der Culturentwickelung, die sich in den Bauwerken widerspiegelt. Wenn aber schon die eigenthümliche Cultur eines Volkes von klimatischen Bedin gungen abhängig ist, so wirken diese auch unmittelbar auf die Baukunst ein, welche unwillkürlich der umgebenden Erdbildung sich anpasst, bedachtsam den herrschenden Witterungsverhält-