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Bodenwirkungen. 401 natürlichen Bedingungen des Bodens besser bekannt sind. Ich will beispielsweise hier nur daran erinnern, dass es geologische Bodenconstitutionen giebt, die sich, um productiv zu sein, nur zum Waldbau eignen, und die dennoch als Feld benutzt werden, während anderwärts noch Holz auf sehr geeignetem Feldboden • gezogen wird; mindestens den ersteren Fall müsste jeder Na tionalökonom, der es vermag, zu beseitigen suchen. Ist es denn aber — abgesehen von der speciellen praktischen Bedeutung — nicht schon wichtig genug, den inneren Zusammenhang der Erscheinungen möglichst genau kennen zu lernen, auch die zartesten Wurzeln der socialen und moralischen Zustände bis zu ihren äussersten Enden zu verfolgen? Die wahren Ursachen eines Uebels zu kennen ist stets von hdhem Werth, selbst wenn man sie nicht zu beseitigen vermag; man kämpft dann mindestens nicht gegen falsche an. Aber es müsste sonderbar zugehen, wenn nicht eben so gut auf diesem Gebiet, wie in der Anthropologie, die wahre Physiologie zur wahren Heilkunde führte, ohne dass ich deshalb etwa der geologischen Grundlage diesen Werth für sich allein vindiciren möchte; er kommt viel mehr der Gesammtheit der Naturwissenschaften als Basis der Nationalökonomie zu. Die Kenntniss der Boden Wirkungen wird, wie gesagt, nie zu gewaltsamen Aenderungen des Bestehenden, nie zu einem gänzlichen Systemwechsel führen, wohl aber kann sie darauf leiten, von der Natur gegebene Richtungen zu fördern oder zu hemmen, jenachdem es der Staatszweck erheischt. Es ist diese Kenntniss, wie gesagt, eine der ursprünglichsten Grundlagen für das Gebäude der Nationalökonomie, und als solche ist sie in ihrer Allgemeinheit, meines Wissens, vor meinem Versuch noch nicht dargestellt worden. Kein Ethnograph, Nationalökonom oder Statistiker wird leugnen, dass ein solcher Einfluss überhaupt stattfinde. Wer möchte in Abrede stellen, dass der Silberreichthum Peru’s, der Goldreichthum Californiens oder eines Theils von Australien einen grossen Einfluss auf die politischen und socialen Zustände dieser Länder gehabt habe und noch ausübe? Wer möchte Cotta, Die Geologie der Gegenwart. 4. Aufl. 26