398 Einfluss des Erdbaues auf das Leben der Menschen. breitet, so wird unter Anderem auch der Boden es sein, welcher sehr allmälig Ungleichheiten in der Bevölkerung, sowohl in ihrer Natur und Beschäftigung, als in ihrer Dichtigkeit hervor bringt. Denken wir uns aber einen kleinen Stamm irgendwo eingewandert und festgesetzt, so wird er sich den gegebenen Bodenverhältnissen anschmiegen, seine Sitten und seine In dustrie ihnen entsprechend entwickeln; wenn er sich nun mehr und mehr ausbreitet, so wird das womöglich vorzugsweise nach den Richtungen hin geschehen, wo die gewohnten, durch viele Generationen vertraut gewordenen Bodenverhältnisse am Aehn- lichsten sich vorfinden. Auf diese Weise entstanden besondere Yolksstämme in ge wissen natürlichen Abgrenzungen, und von diesen einfachen Normen erfolgten nur Ausnahmen durch äusseren oder inneren Drang — z. B. Krieg, Uebervölkerung — oder durch das Lockende benachbarter Landstriche, welche in irgend einer Beziehung ergiebiger waren. Das Alles ist nicht etwa lediglich Folge der äusseren Form Verhältnisse, die ohnehin stets von den inneren abhängen; der Einfluss jener herrscht freilich vor, aber auch der innere Bau, der geognostische, ist nicht ohne Wirkung. Wer gute geologische Karten vergleicht, der wird bald erkennen, dass gerade der geologisch bunteste Theil Deutschlands — zwischen dem Erzgebirge und dem Rhein — auch der in politischer und socialer Beziehung bunteste ist. Doch darf man sich dabei nicht durch die blosse Farbenmannigfaltigkeit der geologischen Karten allein leiten lassen; diese ist in gewissem Grade eine willkürliche, da leider ein Jeder beliebige Farben für beliebige Gesteinsabtheilungen zu wählen pflegt. In diesem Falle ist aber wirklich auch der Wechsel heterogener und auf Industrie und Bodengestaltung einflussreicher Gesteine sehr gross. Wie einförmig erscheinen dagegen geognostisch das alte Preussen, Bayern, Böhmen und das Erzherzogthum Oesterreich! Dieser sehr mannigfaltige Bau, der für die Einheit Deutschlands jedenfalls ungünstig war und noch ist, hat nicht wenig beigetragen zu der geistigen Durcharbeitung, Schmieg-