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XII. GEOLOGIE UND PHILOSOPHIE. „Der Mensch ist nicht geboren die Probleme der Welt zu lösen, wohl aber zu suchen wo das Problem angeht.“ Goethe. Die Philosophie ist als Deutung des Weltinhaltcs der eigentlichen Naturforschung weit vorausgegangen; die rapiden Fortschritte der letzteren in unserem Jahrhundert mussten aber nothwendig einen sehr wesentlichen Einfluss auf die erstere ausüben. Die Philosophie sucht eine gemeinsame Theorie aller Wissenschaften, sie wird daher stets die Fortschritte der ein zelnen aufnehmen und verarbeiten müssen. Der Versuch einiger deutschen Philosophen, eine beson dere Naturphilosophie zu gründen, welche sich anmaasste, der Beobachtung vorzugreifen und alle Naturgesetze a priori aus Denkgesetzen abzuleiten, ist vollständig misslungen; eine Natur philosophie in diesem Sinne kann gegenwärtig nur noch Gegen stand des Scherzes sein. In England versteht man dagegen unter natural philosophy alles Forschen nach Erkenntniss und Wahrheit in dem Gebiete der Natur; jeder Naturforscher wird dort Naturphilosoph genannt, worunter nun freilich viele sein werden, denen man in Deutschland keineswegs ein solches Prädicat beilegen würde.