338 Kälteperioden und Gletscherwirkungen. 4. Ganz neuerlich hat Escher v. d. Linth, und in seinem Namen Desor, in der Allgemeinen Zeitung, Beil. Nr. 9 u. 10, 1865, die Abschmelzung der einst grösseren Alpengletscher durch Umwandlung der Sahara aus einem Seehecken in eine Wüste, zu erklären versucht. Die Umwandlung der Sahara ist durch darin aufgefundene Muschelreste lebender Species nachgewiesen, und wirklich muss dadurch der Charakter ge wisser europäischer Südwinde wesentlich verändert worden sein. Als die Sahara ein Meeresbecken war, kamen diese nach Escher v. d. L i n t h als sehr feuchte Luftströmungen an, die ihren Wassergehalt als Schnee und Regen auf den Alpen ab lagerten; jetzt bilden sie den warmen, trockenen, schnee fressenden Föhn. Die Erklärung ist an sich gut, reicht aber wesentlich nur für ein beschränktes Gebiet aus, welches sogar, wie Dove meint, etwas östlicher liegen würde als die Alpen kette. Das Saharabecken kann indessen grösser gewesen sein, und dann kann dessen Trockenlegung vielleicht zur Erklärung für die Alpen genügen, nicht aber zugleich für die Vogesen, für Schottland, Skandinavien und Nordamerika. 5. Um bedeutende klimatische Aenderungen grosser Erd räume der nördlichen oder der südlichen -Hemisphäre hervor zubringen, genügt überhaupt jede durchgreifende Aenderung in der Verkeilung von Wasser und Land, wodurch nothwendig zugleich die Richtungen und Zustände der Meeres- und Luft strömungen wesentlich verändert werden. Die niedrigere Mitteltemperatur und das feuchtere, aber gleichmässigere Klima der südlichen Hemisphäre ist wesentlich bedingt durch die gegenwärtige, ganz ungleiche Verkeilung von Wasser und Land in beiden Hemisphären. Wenn auch auf die niedrigere Mitteltemperatur der süd lichen Hemisphäre ihr etwas kürzerer Sommer während der Sonnennähe, wie wir später sehen werden, einen kleinen Ein fluss ausübt, so ist die Hauptursache doch in den ganz über wiegenden Meeresflächen zu finden. Factisch ist das Klima der Sudspitze Amerikas der Art, dass an den Küsten von Süd-Chile in den gleichen Breitengraden, unter denen in der