Stein-, Bronze- und Eisenperiode. 289 Während in Europa und in manchen anderen Gegenden der alten Welt längst das Eisenzeitalter eingetreten, d. h. dieses Metall sehr allgemein eingeführt und gleichsam zur Herrschaft gelangt war, kämpften die Völker Amerika’s noch Jahrhunderte mit Waffen von Kupfer, Bronze oder Stein. In manchem ent legenen Erdwinkel, auf mancher einsamen Insel findet man sogar noch jetzt die heimische Bevölkerung im Stein- oder Holzzeitalter, wie denn überhaupt die verschiedensten Entwicke lungsstufen der Menschen neben einander bestehen. Die Ent wickelungsgeschichte der Menschen ist keine allgemeine und in allen Erdgegenden zusammenhängend gleichmässig fort schreitende, sondern für jedes Land oder Volk eine besondere, mehr oder weniger begünstigt durch Weltlage, Klima und Bodenhau. In den Waffen und Geräthen drückt sich zugleich der geistige Entwickelungszustand aus; überall aber wo Eisen- Völker gegen solche vordrangen, denen dieses Metall noch nicht geläufig, da wurden sie deren Besieger und Herrscher, nicht nur durch das bessere Material ihrer Waffen, sondern auch weil sie überhaupt eine höhere Stufe der Cultur erklom men hatten. Sie führten nun plötzlich, oft unmittelbar nach dem Stein, das Eisen ein, und die Bronzezeit ward ganz überschritten. Auch in dieser Beziehung zeigt uns die Geologie eine grosse Uebereinstimmung mit der Geschichte. Auch in den Ablagerungen der Erde finden sich grosse locale Lücken, der gestalt, dass z. B. unmittelbar Uber den Gesteinen der Grau wackenperiode die der Kreideperiode liegen. Der Grund dieser geologischen Lücken ist allerdings ein etwas anderer, aber die Geschichte der Erde lässt sich, eben so wie die der Menschen, nur bis zu einem gewissen Grade, und nie in scharf abgegrenzte allgemeine Perioden eintheilen. Auch der Erdbau schritt local ungleich vor; von irgend einer allgemeinen geologischen Kata strophe, welche die gesammte Erdoberfläche gleichzeitig be troffen, ist noch nicht die geringste Spur aufgefunden worden, so sehr sich auch die Phantasie mancher Naturforscher damit Cotta, Die Geologie der Gegenwart. 4. Aufl. 19